17.08.2021

Pale Blue Dot: In diese Startups investiert der neue 87 Mio. Euro ClimateTech-VC aus Schweden

Pale Blue Dot ist ein im schwedischen Malmö angesiedelter VC-Fonds, der in ClimateTech-Startups aus ganz Europa und den USA investiert. Im Interview spricht General Partner Heidi Lindvall über den Investmentfokus von Pale Blue Dot und erläutert, warum es bei Startups oftmals schwer ist, ihren Impact zu messen.
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Pale Blue Dot
General Partner Heidi Lindvall | (c) Pale Blue Dot

Innerhalb von nur 18 Monaten konnten die drei Co-Founder von Pale Blue Dot Heidi Lindvall, Hampus Jakobsson und Joel Larsson rund 87 Millionen Euro für den neuen schwedischen ClimateTech-Fonds einsammeln – das Closing erfolgte im Frühling 2021.

Zu den Geldgebern zählen Saminvest, ein von der schwedischen Regierung unterstützter VC-Investor, das H&M Family Office Ramsbury Investment und die VC-Firma Atomico. Zudem haben sich auch die Gründer von Wise, Delivery Hero und das Investmentvehikel Prima Materia von Spotify-Gründer Daniel Ek beteiligt.

Im Interview mit dem Brutkasten Earth spricht General Partner Heidi Lindvall über den Investmentfokus des jungen VC-Players. Zudem erläutert sie, warum sie den Begriff “Impact-Startups” für nicht zielführend hält und spricht über die Herausforderungen von Impact-Messung bei Startups.

In welche Startups investiert Pale Blue Dot?

Unser VC-Fonds Pale Blue Dot ist mit 87 Millionen Euro ausgestattet, den wir in zwei Schritten geclosed haben. Das letzte Closing fand im vergangenen März statt. Als ClimateTech-VC investieren wir in ClimateTech-Startups aus ganz Europa und den USA. In der Regel investieren in der Seed- und Pre-Seed-Stage. Die Tickets dafür belaufen sich von 200.000 Euro bis zwei Millionen Euro. Primär investieren wir in skalierbare Tech-Firmen, die Lösungen für die Klimakrise entwickeln. Dabei beschränken wir uns nicht auf eine spezifische Branche, sondern haben einen breiten Investmentfokus, der Bereiche wie FinTech, Landwirtschaft, Mobilität oder die Bekleidungsindustrie umfasst. Dementsprechend beschränken wir uns nicht nur auf Lösungen, die im Bereich von CleenTech oder erneuerbare Energien beheimatet sind.

Wie verlief das Closing des Fonds

Uns gibt es nun seit mehr als einem Jahr und wir haben bereits mehr als zehn Investments getätigt. In den nächsten zwei bis drei Jahren wollen wir mehr als 20 weitere Investments tätigen. Wir haben Pale Blue Dot zu dritt als Partner gestartet und waren zuvor selbst Entrepreneure. Daher kennen wir beiden Seiten sehr gut. Zudem haben wir vorab schon Erfahrungen mit Acceleratoren und Micro-Fonds gesammelt.

Wir haben den Fonds für Pale Blue Dot sehr schnell geraised. Vom Start bis zum finalen Closing haben wir insgesamt 18 Monate gebraucht, wobei dies in zwei Schritten abgewickelt wurde. Das erste Closing dauerte rund neun Monate, wobei wir Kapital in der Höhe von 53 Millionen Euro aufstellen konnten. Der Rest hat dann nochmals neun Monate gedauert. Warum wir so schnell waren, lag sicherlich an einem unserer Corner-Stone-Investoren, der die ersten 23 Millionen Euro bereitstellte. Zudem sind wir zu einem günstigen Zeitpunkt gestartet, da es viele Investoren am Markt gab, die sich spezifisch nach ClimateTech-Investitionsmöglichkeiten umgeschaut haben.

Pale Blue Dot bezeichnet sich als ClimateTech-VC. Was umfasst der Begriff ClimateTech für euch und welche Rolle spielt er bei euren Investitionsentscheidungen?

Für uns umfasst ClimateTech ein skalierbares Geschäftsmodell, das unabhängig der Branche Technologie nützt, um einen positiven Einfluss auf das Klima zu haben. Im Prinzip schauen wir uns nach Unternehmen anhand von drei Kategorien um. Dies umfasst die Eindämmung als auch die Umkehrung der Klimakrise – angefangen von Technologien, die zur CO2-Reduktion beitragen sowie Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Unser dritter Investment-Fokus liegt auf Lösungen, die helfen, uns auf eine neue Welt vorzubereiten.

Zudem investieren wir nur in Lösungen, die sich auch an unserer zehnjährigen VC-Timeline orientieren. Daher lassen sich Investments in erneuerbare Energien für uns oftmals schwer umsetzen, da typischen Marktzyklen für derartige Lösungen oftmals länger als zehn Jahre in Anspruch nehmen. In Anbetracht der VC-Timeline, werden wir in den nächsten drei bis vier Jahren all unsere Investments tätigen und die restliche Zeit für die Skalierung nützen.

Welche Rolle spielt Impact-Messung bei euren Investments?

Das ist eine sehr gute und zugleich komplexe Frage, über die wir im Team auch sehr viel diskutieren. Impact nur an den CO2-Emissionen zu messen, ist oftmals zu kurz gedacht, da es so viele Methoden gibt, wie man Impact messen kann.

Dahingehend haben wir uns dazu entschieden, einen qualitativen Ansatz zu wählen. Mit jedem Startup, in das wir invertieren, erarbeiten wir gemeinsam individuelle KPIs, die in der jeweiligen Phase auch messbar sind. Unser Portfolio-Startup overstory, das sich auf satellitengestützte Beobachtung von Vegetation und Waldbrände spezialisiert hat, hat beispielsweise andere Zielsetzungen als das Portfolio-Startup Hack your Closet, das einen shared Rental-Service für Second-Hand-Bekleidung betreibt. Im ersten Fall geht es um die Anzahl der verhinderten Waldbrände, im zweiten Fall um die Anzahl an geschlossenen Kreisläufen. Es wird aber definitiv einen Zeitpunkt geben, an dem unsere Portfolio-Startups weiter wachsen und wir mehr Standardisierung in unsere Impact-Messung bringen. Aktuell verfolgen wir eben diesen qualitativen Ansatz.

In Österreich hat der Austrian Startup Monitor hervorgebracht, dass 50 Prozent von Green Impact Startups noch immer kein Umwelt-Reporting erstellen. Als europäischer VC habt ihr einen guten Überblick über die einzelnen Startup-Ökosysteme. Siehst du diese Problem auch in anderen Ländern?

Prinzipiell verwende ich den Begriff Impact-Startups sehr ungern, da meiner Meinung jedes Startup einen Impact hat. Anstatt sich auf die zehn Prozent der Impact-Startups zu fokussieren, um ein etwaiges Greenwashing aufzudecken, sollten wir unsere Augen auf jene Startups richten, die einen negativen Effekt auf die Umwelt haben und dabei auch noch von VCs unterstützt werden. VCs sollten in die Pflicht genommen werden, darüber zu berichten, ob ihre Portfolios einen negativen, positiven oder neutralen Impact auf das Klima, ihre Mitmenschen und den Planenten haben.

Habt ihr schon ein Investment in ein österreichischen Startup getätigt und wie sieht aktuell der Dealflow aus?

Bislang haben wir noch kein Investment in ein österreichischen Startup getätigt. Es gibt aber österreichische Gründerpersönlichkeiten in unseren Portfolio-Startups. In Bezug auf den Dealflow bekomme ich im Schnitt rund zehn Anfragen pro Woche und weitere zehn bis 15 über unsere Typeform. Zudem sind wir auch ständig mit Gründern über Accelteratoren und diverse Demo-Days in Kontakt.


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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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