27.06.2018

Outfittery: Diese österreichische Gründerin kleidet Männer ein

Umkleidekabinen, lange Schlangen an den Kassen und viele Tüten tragen – (nicht nur) für viele Männer ist Shopping der blanke Horror. Wer aber dennoch gut angezogen sein will, greift auf so genannte Curated Shopping Dienste zurück. Einer der größten Anbieter im deutschsprachigen Raum ist das Berliner Unternehmen Outfittery. Eine der Gründerinnen stammt aus Österreich. Sie verrät, warum die deutsche Hauptstadt der richtige Ort für den Start ihres Startups war.
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Outfittery
(c) Outfittery. Ein "Business Casual" Outfit, von Outfittery zusammengestellt.

Ob schick, ob sportlich oder leger: Keiner weiß vermutlich besser, was der Mann von heute gerne trägt als Anna Alex und Julia Bösch. Die beiden Gründerinnen haben vor sechs Jahren Outfittery gegründet. “Tatsächlich gibt es länderspezifische Unterschiede”, sagt Julia Bösch, “Schweizer und Österreicher mögen es schick und klassisch mit Sakko und Lederschnüren aus Wildleder, die Schweden und Dänen mögen auch mal flippige Kombinationen.” Und die Deutschen? Vermutlich liegen die irgendwo in der modischen Mitte. Um das genau zu wissen, beschäftigt Outfittery für jede Region länderspezifische Stylisten, die nah am Geschmack der Zielgruppe sind und die modischen Vorlieben genau kennen. Zeitgleich werden die Stylisten zusätzlich von Algorithmen, die die Effizienz steigern sollen, unterstützt. Im November 2017 erreichte Outfittery erstmals den Break-Even – auf Monatsbasis. Eine große Rolle beim Sprung in die schwarzen Zahlen spielte laut Unternehmen “der zunehmende Fokus auf den Bereich Data und Technologie.” Das Unternehmen verkündet, dass es 2017 alle Ziele erreicht und teils sogar übertroffen habe. “Mit 2018 sind wir bisher sehr zufrieden”, heißt es aus dem Unternehmen.

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Outfittery überzeugte Investoren

In Berlin gehört das Unternehmen zu einem der Vorzeige-Startups: Knapp 60 Millionen US-Dollar Wagniskapital hat das Berliner Männermode-Startup bisher von Investoren wie Northzone und Holtzbrinck Ventures erhalten. Outfittery war eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das das Thema Curated Shopping zu seinem Business-Modell gemacht hat, heißt neudeutsch: individuelle Stilberatung. Mithilfe von Algorithmen und Stilberatern können sich modemuffelige oder shoppingunlustige Männer per Online-Kauf Hosen, Hemden und Schuhe aussuchen lassen, die ihren persönlichen Stil treffen sollen. Eine Datenbank soll mehr Auswahl auswerfen, die zum Geschmack eines bestimmten Kunden passt. “Machine Learning macht die Personalisierung skalierbar”, so Bösch.

Curated Shopping auch international ein großer Trend

Die Entscheidung für Personalisierung ist im Modebereich mittlerweile ein großer Trend! Die Mitbewerber aus den USA machen es vor. Einer der ganz großen Curated Shopping Dienste, Stitch Fix beispielsweise, wagte im vergangenen Jahr gar den Schritt an die Börse. Der aktuelle Wert des US-Marktteilnehmers liegt derzeit bei etwa 1,5 Milliarden Dollar. Das Startup erweiterte kündigte unlängst an, sein Angebot auch auf Kinderkleidung auszuweiten.

Umsatzstärkster Markt ist Region DACH

Die Top 100 E-Commerce-Händler in Deutschland erzielten 2016 einen Umsatz von 27,4 Milliarden Euro. Dies sind drei Milliarden Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Ähnliche Zahlen kommen auch aus Österreich: So erwirtschafteten die 100 umsatzstärksten Onlineshops in Österreich im vergangenen Jahr 2,1 Milliarden Euro im Internet. Von diesen Wachstumszahlen profitieren auch die Berliner. Die Region DACH ist aktuell weiterhin der größte Markt. Doch Outfittery will weiter wachsen! Mittlerweile ist das Unternehmen in acht Ländern aktiv. Wie wichtig es bei einer Internationalisierung ist, den jeweiligen Zielmarkt zu kennen, weiß Bösch genau und rät anderen eCommerce-Unternehmen, ihren “Eintritt richtig zu planen!” Um potenzielle Kunden ideal anzusprechen zu können, ist “kulturelles Gespür und das Know-how über die Länder unerlässlich.” Dabei sei es immer ratsam, sich Leute hinzuzuholen, die das jeweilige Land gut kennen und einschätzen können.

 

Gründerin mit österreichischen Wurzeln

(c) Guido Castagnoli. Die Gründerinnen von Outfittery Anna Alex und Julia Bösch.

Kurzum: Für Julia Bösch mit österreichischen Wurzeln wäre es daher eigentlich naheliegend gewesen, auch hier zu gründen. Sie jedoch wählte einen anderen Weg und studierte in Deutschland, sammelte dort bereits Erfahrung im eCommerce und entschloss sich daher auch für den Unternehmensaufbau im Nachbarland. Zu den Gründen sagt sie: “Für uns war Deutschland der richtige Markt – wir kannten uns hier aus, hatten schließlich auch schon vorher im deutschen E-Commerce Umfeld gearbeitet. Curated Shopping war damals ein sehr neues Modell, und es hat natürlich etwas Erklärungsarbeit gebraucht – nicht nur den Konsumenten, sondern auch den Marken gegenüber.” Denn: Den Deutschen wird gerne nachgesagt, nicht besonders experimentierfreudig zu sein, gleichzeitig aber eilt ihnen ja der Ruf voraus, besonders zuverlässig und ordentlich zu sein. “Das sind sicher Werte, die für ein Unternehmen, das international expandiert, nicht vor Nachteil sind”, sagt Bösch, “und wenn man die Deutschen einmal überzeugt hat, sind sie sehr treue Kunden!”

Anna Alex kündigte nun unlängst ihren Ausstiegt aus dem Unternehmen an. Was heißt das für Outfittery? “Zunächst nur, dass ich künftig alleine die Führung des Unternehmens übernehme. Inhaltlich wird sich nichts ändern.” Die Erweiterung des Shopping-Dienstes um Damenmode “wäre ein logischer Schritt”, sagt Bösch. Konkreter wird sie jedoch nicht.

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Die Geschäftsführer der cycoders GmbH: CTO – DI (FH) Martin Guess, CEO – Thomas Mörth Bildrechte: cycoders GmbH
(c) cycoders GmbH - Die Geschäftsführer von cycoders Martin Guess und CEO Thomas Mörth.

Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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