02.02.2018

Optioment: Bitcoin-Pyramidenspiel made in Austria?

Wie die Tageszeitung "Die Presse" berichtet, wurden die Betreiber der Plattform Optioment von der Finanzmarktaufsicht (FMA) bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigt. Die Österreicher stehen in Verdacht, damit ein Bitcoin-Pyramidenspiel betrieben zu haben.
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optioment

Die Plattform Optioment mit Sitz in Costa Rica warb über mehrere Monate hinweg intensiv in Krypto-Foren und auf Social Media. Potenziellen Kunden wurden riesige Renditen für Bitcoin-Einlagen versprochen, die über “Arbitrage-Trading” hereinkommen sollten. Zudem gab es großzügige Prämien für das Anwerben neuer Kunden. Zunächst erfolgten die versprochenen Auszahlungen (in Bitcoin). Seit etwa zwei Monaten wurde jedoch kein Geld mehr ausgezahlt, wie die Tageszeitung “Die Presse” unter Berufung auf die Finanzmarktaufsicht (FMA) berichtet. Nun hat FMA der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung übermittelt. Einiges deutet auf ein Pyramidenspiel-System hin – es gilt die Unschuldsvermutung.

+++ BCC: Bitconnect-Coin verzehnfacht sich trotz Pyramidenspiel-Skandals +++

Österreichische Optioment-Gründer traten in Pyramide Vösendorf auf

Optioment-Online-Add
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Grund für die Sachverhaltsdarstellung sei, dass es in den vergangenen Wochen zahlreiche Beschwerden gegeben hätte, sagt FMA-Sprecher Klaus Grubelnik gegenüber “Die Presse”. Der Großteil der Kunden von Optioment scheint aus dem deutschsprachigen Raum zu kommen. “Die Betreiber waren offenbar sehr breit aufgestellt bei der Akquisition von Kunden”, sagt Grubelnik, der keine genauen Angaben zur Zahl der Beschwerden macht. Laut “Die Presse” sind drei der Gründer der Plattform aus Österreich. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Optioment-Investor, der nicht namentlich genannt wird. Er habe die Gründer etwa bei einer Veranstaltung in der Pyramide Vösendorf – welch eine Ironie – live erlebt.

Spuren im Internet gelöscht

Sehr wohl namentlich genannt wird Bitcoin Austria-Präsident Johannes Grill, der sich dem Pyramidenspiel-Verdacht anschließt: “Wir vermuten, dass nie Trading stattgefunden hat, sondern die Nutzer mit dem Geld neuer Investoren ausbezahlt wurden wie bei solchen Systemen üblich.” Auffällig: Die Optioment-Website ist nicht erreichbar, also scheinbar offline genommen worden. Auch Videos und Foreneinträge der Plattform wurden laut “Die Presse” in den vergangenen Tagen großflächig gelöscht. Erst vor wenigen Wochen war mit Bitconnect ein riesiges mutmaßliches Krypto-Pyramidenspiel zusammengebrochen. Die Plattform badbitcoin.org listet rund 5000 Scam-Verdachtsfälle im Krypto-Bereich – darunter übrigens auch Optioment.

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Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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