06.03.2020

Open Data Meetup: “Auf den eigenen Daten zu sitzen, ist kein Geschäftsmodell”

Im Rahmen der Open Data Days der Stadt Wien veranstaltete der brutkasten am Donnerstagabend ein eigenes Open Data Meetup im Tribe.Space in Wien. Eine Expertenrunde diskutierte darüber, welchen Stellenwert Open Data in unserer Gesellschaft hat und wo es im internationalen Vergleich noch Aufholbedarf gibt.
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Open Data
der brutkasten Meetup #opendata2020 |  (c) Werner Streitfelder/ der brutkasten

Inwiefern sind Datenschutz und der technologische Fortschritt miteinander vereinbar? Welchen Auswirkungen haben europäische Gesetze auf die internationale Konkurrenzfähigkeit europäischer Unternehmen?

Diese beiden Fragen standen im Zentrum des Open Data Meetup, das der brutkasten am Donnerstagabend im Rahmen der Open Data Days der Stadt Wien veranstaltete. Die Veranstaltung wurde von Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke und dem Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien Gerhard Hirczi eröffnet.

Anschließend pitchten vier aufstrebende Startups, die intensiv mit Daten arbeiten, ihre innovativen Lösungen und Geschäftsmodelle. Unter ihnen waren MostlyAI, kompany, LeReTo und Artificial Researcher.

+++ Open Data in Österreich: Wie die Daten nutzbar wurden +++

Experten-Panel zu Open Data

Im Zentrum des Abends stand eine Podiumsdiskussion, in der Experten aus verschiedensten Bereichen das Thema Open Data und dessen Stellenwert in Gesellschaft und Wirtschaft diskutierten.

Als Experten waren Brigitte Lutz, Data Governance Koordinatorin der Stadt Wien, Mic Hirschbrich, CEO & Co-Founder von Updatemi, Russell E Perry, CEO & Founder von kompany, Astrid Woollard, Partner bei Scytale Ventures und Axel Polleres, Head of the Institute for Information Business der WU Wien, geladen.

Der brutkasten Meetup #opendata2020

Der brutkasten Meetup #opendata2020 im Rahmen der Open Data Days der Stadt Wien! Was könnte alles umgesetzt werden, hätte man Zugriff auf die entsprechenden Daten? Darüber diskutieren Brigitte Lutz, Data Governance Koordinatorin der Stadt Wien, Michael Hirschbrich,Gründer & CEO von Updatemi, Russel E Perry Gründer & CEO von kompany, Astrid Woollard, Partner bei Scytale Ventures, und Axel Polleres, Head of the Institute for Information Business an der WU (Wirtschaftsuniversität Wien). Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien – Vienna Business Agency und der Stadt Wien

Gepostet von DerBrutkasten am Donnerstag, 5. März 2020

Die falsche Sichtweise

Zu Beginn der Diskussion thematisierte Mic Hirschbrich, dass in Europa die meisten Menschen den Begriff “Daten” mit etwas Negativem assozieren, nämlich mit “Datenmissbrauch”. In den USA und insbesondere im Silicon Valley sei dies laut Hirschbrich völlig anders, da nicht die Ängste, sondern die Chancen im Zentrum stehen. “In Europa haben die Meinungseliten massiv versagt den Menschen das Thema neutral näher zu bringen und zu erklären, wie wir Daten im Sinne der europäischen Werte für uns nützen”, so Hirschbrich.

Der öffentliche Diskurs rund um die Nutzbarmachung von Daten sei laut Hirschbrich bezeichnend dafür, dass Europa im technologischen Fortschritt gegenüber den USA und China mittlerweile ins Hintertreffen geraten sei.

Europäische Technologieunternehmen müssen es laut Hirschbrich schaffen, wieder in die unteren Bereiche der Wertschöpfungskette zu gelangen. Hierfür bedürfe es allerdings einer europäischen Gesetzgebung, die technologische Innovationen nicht verhindert, sondern diese fördert. Dafür müssten jedoch zunächst Feindbilder in der Gesellschaft abgebaut und die nötige Grundlagenforschung innerhalb von Europa vorangetrieben werden.

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Die Herausgabe von Daten

Auch Russel E. Perry von kompany thematisierte den internationalen Standortwettbewerb. Sein Startup hat eine Plattform entwickelt, die Zugang zu weltweiten Handelsregistern in Echtzeit bietet und für KYC-Prozesse eingesetzt werden kann.

Perry verwies darauf, dass im internationalen Wettbewerb – insbesondere in Bezug auf die Herausgabe von Daten – unterschiedliche Voraussetzungen vorherrschen würden. “Die chinesische Regierung hat beispielsweise chinesischen Unternehmen ein explizites Exportverbot ihrer Daten auferlegt”, so Perry, der zugleich faire Handelsverträge einforderte.

Jedoch sei auch hierzulande in vielen Unternehmen das Bild vorherrschend, dass man lieber auf seinen eigenen Daten sitzt, was im Endeffekt niemanden nützen würde. “Auf den eigenen Daten zu sitzen, ist kein Geschäftsmodell”, so Perry. Allerdings bräuchte es auch Anreize der öffentlichen Hand, die eine Vorbildwirkung ausübe. Best Practice Beispiele aus der Vergangenheit gebe es hierfür genug, wie beispielsweise das Verfügbarmachen von GPS- oder Wetterdaten.

Daten der Stadt Wien

In diesem Zusammenhang verwies Brigitte Lutz, Data Governance Koordinatorin der Stadt Wien, dass die öffentliche Verwaltung und die Stadt Wien bereits zahlreiche Daten nach dem Open Data Ansatz für Unternehmen zugänglich gemacht hat

Unternehmen können beispielsweise über Open Government Data (OGD) auf Daten der Stadt Wien zugreifen. Mehrere hundert Datensätze geben detaillierte Auskunft über Echtzeitinformationen der Wiener Linien, historische Luftbildbildaufnahmen, Messdaten von Luftschadstoffen oder WLAN Standorten. 

Wie sie im Rahmen des Panels betonte, wurde umgekehrt – also von Seite der Unternehmen – noch wenig zu Open Data beigetragen. Hier müsse von öffentlicher Seite in Zukunft noch mehr in Öffentlichkeitsarbeit investiert werden, um auf die Vorteile hinzuweisen, die sich durch das Teilen von Daten zwischen Unternehmen ergeben.

Lösungsansätze

Auch Astrid Woollard, Partner bei Scytale Ventures, betonte die Vorteile, die sich für Unternehmen durch Data Pooling ergeben. Mittlerweile würde hierfür auch die nötigen Tools aus dem Bereich des Intellectual Property Management bereitstehen. So kann beispielsweise über die Blockchain-Technologie transparent nachgewiesen werden, welches Unternehmen wie viel beigetragen hat und und welcher Fair-Profit-Share sich daraus ergibt. In diesem Kontext könnten dezentrale Lösungen die nötige Transparenz und anschließend das nötige Vertrauen schaffen. 

Axel Polleres, Head of the Institute for Information Business an der WU Wien, verwies in Bezug auf die Datensicherheit ebenfalls auf dezentrale Lösungen. Demnach müssten sensitive Daten möglichst dezentral gespeichert werden.


Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Stadt Wien und Wirtschaftsagentur Wien umgesetzt.

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Memorandum of Understanding, Startup-Allianz, Innovation, Wien, Rio
(c) Stock.Adobe/mRGB/ IrynaV - Wien und Rio kooperieren künftig.

Mit der Unterzeichnung eines „Memorandum of Understanding“ zwischen den Startup- und Innovations-Ökosystemen aus Wien und Rio de Janeiro sollen eine wirtschaftliche Brückenbau-Funktion in Gang gesetzt und interkontinentale Perspektiven zwischen Europa und Südamerika ermöglicht werden.

Erstes “Memorandum of Understanding” außerhalb portugiesischsprachiger Welt

“Dies ist das erste von Rio de Janeiro unterfertigte ‘Memorandum of Understanding’ außerhalb der portugiesischsprachigen Welt. Wir öffnen damit eine wirtschaftliche Pforte in die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Eine Marktchance, von der die zahlreichen innovativen Wiener Startups und Technologieunternehmen in ihrem Wachstumsbestreben nur profitieren können”, erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

Die Idee zu dieser Allianz startete vor rund vier Wochen während eines Besuchs einer Expert:innendelegation der Wirtschaftsagentur Wien in Rio de Janeiro: “Wien und Rio de Janeiro verbindet nun offiziell der Wille, die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen und den Dialog zu vertiefen”, sagt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. “Ähnlich wie bei uns sind auch in Rio de Janeiro die Kreativwirtschaft und die Biotech-Branche von großer Bedeutung für den Standort und wir erwarten uns hier einen regen wirtschaftlichen Austausch.”

ViennaUp und WebSummit

Zu einem der künftigen Schwerpunkte zählt die Zusammenarbeit der internationalen Startup-Festivals der beiden Städte: Konkret geht es um die von der Wirtschaftsagentur Wien initiierte ViennaUP und um den WebSummit in Rio.

“Wir sehen auch hinsichtlich einer engeren Kooperation während unserer Festivals großes Potential. Diese Veranstaltungen bieten aufstrebenden Jung-Unternehmer:innen beider Städte die internationale Bühne, die sie für eine Weiterentwicklung ihrer Ideen und Produkte benötigen”, glaubt Hanke.

Das zwischen Wien und Rio de Janeiro abgeschlossene “Memorandum of Understanding” ist bereits die vierte Vereinbarung in den letzten zwölf Monaten, die die Hauptstadt getroffen hat. Ähnliche Übereinkommen wurden zuvor bereits mit Bangkok, Shanghai und Shenzhen vereinbart.

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