27.09.2024
INSOLVENZ

OÖ-Startup wollte 25 Mio. User:innen erreichen – nun folgt die Sanierung

Mit Hilfe von Augmented Reality (AR) möchte arplace seinen User:innen die Möglichkeit bieten, digitale Objekte und Erlebnisse in die Realität einzublenden. Das Unternehmen verfolgte ambitionierte Ziele. Nun muss es saniert werden.
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(c) arplace

Im Jahr 2020 gründete Willem Brinkert das Startup arplace mit der Vision, die reale Welt zu einer virtuellen Spielwiese zu machen. Das in Mund­er­fing in Oberösterreich angesiedelte Startup ermöglicht es User:innen digitalen Content zu erstellen und ihn mittels Augmented Reality (AR) überall zu erleben (brutkasten berichtete).

arplace verfolgte ambitionierte Pläne

Das Unternehmen verfolgte ambitionierte Ziele. So sollte ein eigenes Social-Media-Netzwerk aufgebaut werden, das seinen User:innen die Möglichkeit bietet, digitale Objekte und Erlebnisse in die Realität einzublenden. Für März 2023 war ein Open-Beta-Launch für bis zu 10.000 User:innen geplant. Und man sparte nicht mit großen Ankündigungen. Innerhalb eines Jahres sollte das Netzwerk auf 25 Millionen Nutzer:innen anwachsen.

Für die Finanzierung konnte das Unternehmen laut eigenen Angaben eine Million Euro an Investorengeldern aufnehmen. Zu den Geldgebern zählt neben Freunden und der Familie Brinkerts auch ein Berliner Family Office. Zudem hieß es im Feber 2023, dass weitere Gespräche mit drei Unternehmen aus der IT-Branche geführt werden, die ebenfalls Interesse an einem Investment bekundet hätten.

Nach diesen großen Ankündigungen im Feber 2023 wurde es jedoch ruhig rund um das Unternehmen. Das letzte Posting auf der LinkedIn-Seite von arplace.io liegt bereits fünf Monate zurück. Damals verkündigte man 1.400 Follower. Auf der Instagram-Seite, die rund 100 Follower zählt, liegt das letzte Posting sogar 49 Wochen zurück.

Sanierung ohne Eigenverwaltung

Wie am Freitag über KSV1870 und AKV bekannt wurde, kann die arplace GmbH ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Landesgericht Ried im Innkreis wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Zur Höhe der Passiva wurden allerdings keine Angaben gemacht. Auch zu den Gründen der Insolvenz ist derzeit nichts bekannt. Für eine Stellungnahme gegenüber brutkasten war das Unternehmen vorerst nicht erreichbar.


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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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