17.10.2017

“Watscheneinfach”: Wie die ÖBB Wiener auf den Geschmack der S-Bahn bringen wollen

Die S-Bahn: Pendler nutzen sie täglich, Wiener und Touristen waren bei ihr bislang sehr vorsichtig. Die ÖBB ändern dies nun, ohne die Fahrpläne anzurühren.
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(c) ÖBB/Max Wegschneider: Gero Löwe vor dem neuen S-Bahn-Plan
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Eine Durchsage am Wiener Hauptbahnhof: “Bahnsteig 2. S-Bahn nach Gänserndorf fährt ein. Bitte Vorsicht!” Ein Fahrgast, der die Durchsage hört, nimmt die Rolltreppe und geht zur U1. Er fährt mit ihr bis zum Schwedenplatz, steigt dort in die U4 um, wechselt bei Spittelau in die U6 und ist nach über 25 Minuten in Floridsdorf. Man ahnt es wohl schon: Hätte er die S-Bahn Richtung Gänserndorf genommen, hätte er nicht 2-mal umsteigen müssen und wäre nach 19 Minuten dort gewesen. Das Wiener Linien-Ticket gilt auch da. Und hätte er jenen Zug Richtung Gänserndorf nicht erwischt, wäre am selben Bahnsteig nach drei bis fünf Minuten der nächste Zug angekommen, der 19 Minuten nach Floridsdorf braucht, etwa die S2 nach Laa an der Thaya, die S3 nach Hollabrunn oder auch der Regionalzug nach Znojmo. Aber wer weiß das schon?

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“Man hat das S-Bahn-System studieren müssen”

Tatsächlich ist es so: Jeder Zug, der auf Bahnsteig 2 des Wiener Hauptbahnhofs hält, fährt nach Floridsdorf, braucht dafür 19 Minuten und kann mit dem Wiener Linien-Ticket genutzt werden. “Auf unseren alten Plänen hat man auf dieser Strecke Striche in fünf verschiedenen Farben gesehen, die letztendlich bis zu zwölf verschiedene Endpunkte hatten”, sagt Gero Löwe, Projektverantwortlicher und begeisterter ÖBB Open Innovation Lab User. „Man hat das S-Bahn-System in Wien studieren müssen, um es wirklich zu verstehen“, sagt er scherzhaft. Die Folge: Während Pendler die Wiener S-Bahnen und Regionalzüge täglich nutzen, nehmen Wiener und Touristen tendenziell davon Abstand. Und das, obwohl sie in Wien zwei praktische Querverbindungen bieten, die in Frequenz und Geschwindigkeit der U-Bahn gleichen – und deren Züge üblicherweise nicht so überfüllt sind.

“Das U-Bahn-System ist ‘watscheneinfach’.”

Eine Lösung in Hellgrün und Altrosa

Für die ÖBB gab es daher ein erklärtes Ziel: Einen “Relaunch” der Wiener S-Bahn, mit dem Wiener und Touristen als Fahrgäste gewonnen werden. Und dieser Relaunch ist nun umgesetzt. Vielen dürfte es schon aufgefallen sein: Auf den Wiener U-Bahn-Plänen gibt es jetzt zwei weitere dicke Linien in Hellgrün (Die S45 von Handelskai nach Hütteldorf) und Altrosa (alle Verbindungen zwischen Meidling und Floridsdorf). Die Wände der Bahnsteige dieser Linien haben nun Querstreifen in Hellgrün und Altrosa.

Und auf den Bahnhöfen und Haltestellen gibt es Hinweisschilder in beiden Farben. “Es gibt nun nur mehr zwei Linien in jeweils einer Farbe mit jeweils zwei Endpunkten, die dann auch auf den Anzeigetafeln und in der Wegeleitung zu finden sind”, erklärt Löwe. Man habe sich im Design den Wiener Linien angepasst. “Mit der U-Bahn kennt sich jeder aus. Das System ist ‘watscheneinfach’. U-Bahn-Pläne sehen auf der ganzen Welt gleich aus. Man sieht auf einen Blick, wie man wo hinkommt, und das war unser Ziel”, sagt er.

(c) ÖBB/Max Wegschneider: Das neue S-Bahn-Branding ist am Hauptbahnhof nicht zu übersehen.

Gesellschaften-übergreifender historischer Erfolg

Für den Relaunch wurden keine Fahrzeiten, Linienführungen oder Stationen geändert, sondern eben Pläne vereinfacht und Farben angebracht. “Für dieses Projekt haben wir intern und Gesellschaften-übergreifend mit den Wiener Linien, dem VOR und der Stadt Wien zusammengearbeitet”, sagt Löwe. Die Umsetzung des Projekts sei für ihn unter diesen Umständen ein historischer Erfolg. Yvonne Pirkner, Leiterin des Open Innovation Labs & Service Design Centers ergänzt: “Dank radikaler Kundenfokussierung wurde der Relaunch auch von internen Skeptikern als richtige Lösung bestätigt. Die Endentscheidung obliegt immer dem Kunden. Aus diesem Grund gibt es in Wien jetzt auch nur noch ein einheitliches Design für den U-Bahn-Plan, den Wiener Schnellverbindungsplan sowie den Nahverkehrsplan für den Großraum Wien. Dies hilft enorm bei der schnellen Orientierung und erleichtert das Umsteigen um möglichst rasch ans Ziel zu kommen.”

“Komm, wir gehen zusammen hinunter und fragen drei Leute”

Es sind die Kunden, die das wollen

Um die Beteiligten zu überzeugen, hätte er sie an der Hand genommen, erzählt Löwe: “Ich habe ihnen gesagt: ‘Komm, wir gehen zusammen hinunter und fragen die Leute’. (Anm. Die ÖBB-Zentrale ist direkt neben dem Hauptbahnhof) Danach haben alle verstanden, dass es die Kunden sind, die das wollen”. Im Zuge des Projekts habe man rund 80 Ideen eingeholt, um das S-Bahn-Imageproblem zu lösen. 20 davon seien ausgewählt und umgesetzt worden.

(c) ÖBB – Eine der 20 umgesetzten Ideen: Lachende S-Bahn

“Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben”

Zwei Wermutstropfen gibt es aber leider trotzdem: Die S7 und die S80. Beide teilen sich Stationen mit der altrosa Linie, fahren aber nicht die gesamte Strecke, sondern biegen bei Rennweg südwärts (S7) sowie beim Matzleinsdorfer Platz nordwärts (S80) ab. Vor allem bei der Flughafen S-Bahn S7, die bei Rennweg die Strecke verlässt, gibt es ein gewisses Verwirrungspotenzial. “Natürlich ist das nicht optimal, aber zu Tode gefürchtet ist auch gestorben”, sagt Löwe. Deswegen arbeite man hier mit zusätzlichen Durchsagen, Anzeigen und erweiterter Kundeninformation. Löwe resümiert: “Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem System für die meisten Fahrgäste eine deutliche Vereinfachung geschafft haben, und das war bei der Schnellbahn in Wien auch dringend nötig”.

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Ivo Zekic, Gründer von Pplace (c) Pplace

Man könnte meinen, dieses junge Wiener Startup operiert unter dem Motto “Parken statt warten”. Mit seiner frisch gelaunchten App, die im Apple-App-Store erhältlich ist, möchte sich das Startup Pplace einem Problem widmen, das vor allem PKW-Fahrer:innen in urbanen Regionen betrifft: Die Parkplatz-Suche.

Parkplatz suchen, finden und weitergeben

Dafür hat Ivo Zekic, Gründer und Geschäftsführer, eine App entwickelt, die er als “legale Lösung zur Parkplatz-Weitergabe” kommuniziert. Gerade in urbanen Gebieten seien “öffentliche Parkplätze Mangelware” heißt es vom Gründer.

Um seinen Parkplatz “rechtlich sicher” per App weitergeben zu können, müssen sich PKW-Besitzer:innen zunächst in der Pplace-App registrieren. Anschließend kann man den Service der App nutzen, konkret: Die Plattform zeigt freie Stellplätze auf öffentlichen Verkehrsflächen in einem gewünschten Umkreis.

Nutzende können bei der virtuellen Parkplatz-Suche Filter verwenden – unter anderem nach Größe, optional nach Anrainer-, Längs- oder Querparkplätzen. Ist der optimale und freie Parkplatz gefunden, wird dieser ausgewählt.

Parkplatz-Tausch für fünf Euro

Umgekehrt sei es Nutzer:innen indes möglich, seinen eigenen Stellplatz zum Tausch anbieten zu können. Der “Parkplatz-Anbieter” sieht dabei seinen Tauschpartner “in der App über eine Straßenkarte in Echtzeit kommen”, heißt es weiter. Dabei sollen überdies alle wesentlichen Details der Fahrzeuge übermittelt werden. Sobald der Fahrzeuglenker vor Ort eintrifft, wird der Stellplatz für ihn freigegeben, erklärt Founder Zekic.

Sollte etwas nicht klappen, soll der Pplace-Administrator als Problemlöser verfügbar sein. Für den Tauschservice zahlt der Stellplatz-Suchende fünf Euro. Davon gehen vier Euro auf das App-Konto des Parkplatz-Anbieters. Ein Euro bleibt beim App-Betreiber. Etwaige Kurzparkgebühren sind selbstständig zu entrichten, heißt es vonseiten des Founders.

Die Plattform soll vorerst in Wien starten und in naher Zukunft auf ganz Österreich ausgeweitet werden, heißt es vonseiten des Founders. Zekic ist alleiniger Eigentümer der App. Pplace ist bislang ein Einzelunternehmen.

“Der Tausch ist erlaubt”

“Der Grundgedanke hinter dieser Plattform ist nicht, mit dem Inserieren von Parkplätzen viel Geld zu verdienen”, meint Pplace-Gründer Zekic. Daher sei das Anbieten von Abstellflächen auf drei Stück pro Tag begrenzt: “Im Idealfall sollte man mit dem aufgebauten Guthaben wieder Parkplätze für sich selbst eintauschen.” Die Idee zur App kam dem Wiener schon vor Jahren, als er selbst verzweifelt auf Parkplatzsuche war.

“Laut Straßenverkehrsordnung ist das Blockieren von Parkplätzen auf öffentlichen Verkehrsflächen mit Gegenständen oder mithilfe von Personen zwar verboten”, erklärt Ivo Zekic, gibt aber im selben Atemzug Entwarnung: “Der Tausch mit einem Fahrzeug, wenn das andere kommt, ist erlaubt.” Aktuell zählt die App schon registrierte Nutzer:innen.

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