17.06.2024
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Nussyy: Nüsschen statt Nahrungsergänzungsmittel

Die Zahlen von Carina Rahimi-Pirngrubers Startup Nussyy stehen für sich: Natur ist wieder in. Wie sinnvoll sind also Laborarbeit und Innovation im Bereich Ernährung überhaupt?
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Nussyy-Gründerin Carina Rahimi-Pirngruber. (c) Nussyy

*Dieser Artikel erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

Vom ersten Zahnfleisch-Bissen in die Banane bis hin zum letzten Löffel Suppe, durchs Gebiss geschlürft: Kaum etwas begleitet und beschäftigt die Menschen ihr Leben lang so wie ihre Ernährung. Kein Wunder, dass die Meinungen darüber, was gesundes Essen ist, je nach Kultur, Alter, Sozialisierung und sogar politischer Meinung auseinanderklaffen. Forschung und Foodtrends tragen auch dazu bei: Wurde vor nicht allzu langer Zeit noch das Fett zum Feind am Teller erklärt, so sind es heute die Kohlenhydrate – gewürzt wird mit Nahrungsergänzungsmitteln.

Wird man so wirklich am besten gesund alt? In den sogenannten Blue Zones leben die, die es am besten wissen müssten: Im japanischen Okinawa, auf Sardinien (Italien) oder auf der griechischen Insel Ikaria zum Beispiel wohnen überdurchschnittlich viele Hundertjährige mit überdurchschnittlich wenigen Krankheitsleiden. Unter anderem haben diese Orte eine pflanzenbasierte, naturnahe Ernährung gemein. All die innovativen Ernährungsformen, neuen Superfoods, Foodtechs und Laborarbeit – braucht es das alles vielleicht gar nicht, um Blue Zones auch in Österreich aufblühen zu lassen?

Auf „Kur” zur Oma

Eine, die dem Essen in den Blue Zones ziemlich nahekommt, ist Carina Rahimi-Pirngruber. Mit ihrem Startup Nussyy setzt auch sie auf möglichst naturbelassene und rein pflanzliche Produkte. Ihr Hintergrund: Nachdem sie in ihren Dreißigern plötzlich schwere Lebensmittelunverträglichkeiten entwickelt hatte, verschlechterte sich ihre Gesundheit drastisch. „Ich habe im Supermarkt auf jede Zutatenliste geschaut und gemerkt: Es ist sehr viel künstlich. Da habe ich mir gedacht: Vielleicht macht es Sinn, zurück zur Natur zu gehen”, erzählt die heute 46-Jährige.

2014 fährt sie schließlich wie früher zu ihrer Oma nach Oberösterreich aufs Land. „Da ist es mir immer gut gegangen. Ich habe angefangen, mit ihr zu kochen, und bin da wieder auf die Spuren der Natur gekommen.” Vor allem „ihre Nüsschen” mit den hochwertigen Fetten hätten ihr in dieser schweren Zeit immer viel Kraft gegeben.

Und siehe da: Rahimi-Pirngrubers Theorie trägt Früchte. Mit ihrer „All natural”-Diät verbessert sich ihre Gesundheit; bald sind auch Freund:innen und Familie von ihren selbst gemachten Gerichten und Snacks begeistert. Der Weg in die Selbstständigkeit habe sich ab da ganz natürlich ergeben: „Von einer großen Firma und solchen Dingen habe ich damals noch nicht geträumt. Ich hatte auch kein großes Ziel vor Augen. Ich war einfach so auf meinem Weg.” Ein kurzer Weg, der sie ohne große Umwege zum Erfolg führte.

Natur auf der Überholspur

Bereits 2016 werden Vertreter:innen der Supermarktkette Spar bei einem Event auf ihre Erzeugnisse aufmerksam und zeigen sich begeistert von den zukunftsfähigen Produkten. „Vollkommen naiv habe ich dann in meiner Küche angefangen, für Spar zu produzieren”, erinnert sich Rahimi-Pirngruber. Ihr Konzept passt perfekt in die zucker-raus-initiative, die Spar 2017 ins Leben gerufen hat, um auf die hohen Zuckerwerte in Lebensmitteln hinzuweisen und gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Lebensmittelindustrie und Interessensgemeinschaften einen Umdenkprozess zu starten – brutkasten berichtete.

2017 gründet Rahimi-Pirngruber schließlich offiziell ihr Startup und benennt es nach „ihren Nüsschen”. Riegel, Aufstriche, Drinks und sogar Fertiggerichte: Mittlerweile hat Nussyy etwa 70 verschiedene Produkte bei Spar gelistet und verzeichnet wiederholt Spar-interne Rekordwachstumsraten von 30 bis 40 Prozent pro Jahr.

Steigt also die Nachfrage nach naturbelassenen Produkten? „Eindeutig”, meint Carina Rahimi-Pirngruber. „Es reden mich immer mehr Leute darauf an.” Laut ihr habe vor allem die Covid-19-Pandemie viel dazu beigetragen, dass sich das Ernährungsbewusstsein der Leute sensibilisiert hat. Vor allem in den letzten Jahren habe sich der Markt „extrem” auf gesunde Ernährung fokussiert.

Bio und vegan, ohne Zuckerzusatz, ohne Palmöl: Auch viele Unternehmen sind seitdem auf die Nachfrage einer naturbewussteren Klientel angesprungen – ohne sich jedoch diesen Punkten zu verpflichten. „Viele meiner Mitbewerber haben irgendwann auch konventionelle Produkte entwickelt und ihr Sortiment in eine konventionelle und eine Bio-Linie geteilt. Das gibt es bei Nussyy nicht”, so Rahimi-Pirngruber.

Laut der Oberösterreicherin liegt wahre Gesundheit in den unverarbeiteten Lebensmitteln. „Ich glaube, dieser gesunde Menschenverstand, den du punkto Natur hast, und dein Bezug zur Natur helfen da viel mehr, als wenn du bei diesen ganzen künstlichen Sachen aufspringst”, sagt sie. Auch sie nimmt sich gesund alternde Menschen wie die der Blue Zones zum Vorbild: „Meine Visionäre waren immer Leute wie zum Beispiel alte Japaner:innen, die sich von vielen wahnsinnig guten Ölen ernähren; die einfach immer gegessen haben, was die Natur ihnen gibt.” An solche Produkte komme laut Rahimi-Pirngruber auch die Forschung nicht heran.

Innovation vs. Natur?

Dennoch sieht auch sie Potenzial im Bereich der Ernährungsinnovationen, vor allem, wenn es darum geht, natürliche Ernährung zukunftsfähiger zu machen. Vor allem für Veganer:innen habe sich in der Nahrungsentwicklung viel getan, um den Proteinbedarf auch ohne tierische Produkte decken zu können. „Wer wenig vegane Proteine zur Verfügung hat oder wem die Zeit fehlt, sich damit zu beschäftigen, für den sind zwischendurch auch Proteinsupplemente sicher keine schlechte Idee. Glücklicherweise werden auch vegane Proteinprodukte immer besser”, so Rahimi-Pirngruber.

Damit streift sie eines ihrer Herzensthemen: Umweltschutz. „Ich denke mir: Wenn du etwas Gutes von der Natur haben willst, dann musst du ihr auch etwas Gutes zurückgeben. Irgendwann kommt sonst der Planet zu uns und sagt: ‚Wenn es so weitergeht, dann kann ich nicht mehr. Ich platze fast aus allen Nähten!’” Und um das zu verhindern, werden auch in Zukunft Menschen in Laboren, Thinktanks und Foodtech-Gründungsteams noch eine wichtige Rolle spielen.

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happycart Co-Founder Simon Jacko und Jennifer Rose-Breitenecker (c) happycart

Mit happycart startet das Wiener Jungunternehmen Happy Plates GmbH eine neue Einkaufs-App für den wöchentlichen Lebensmitteleinkauf. Begeisterten Heimköch:innen, die sich schon an den Rezepten und Online-Zutatenbestellungen von Happy Plates bedient haben, werden mit dem Genre bereits vertraut sein. Schließlich agiert die Happy Plates GmbH schon seit 2018 als Rezepte- und Online-Zutaten-Einkaufs-Plattform, die sich mittlerweile einen Namen in der heimischen Kochszene erarbeitet hat.

So ergatterte man erst im letzten Mai ein Millioneninvestment und übernahm im selben Zug die Plattform ichkoche.at – brutkasten berichtete. Mit an Bord sind außerdem bekannte Namen aus der österreichischen Startup- und Investorenszene wie Hermann Futter, Andreas Tschas, Philipp Kinsky oder Michael Kamleitner.

Schon in den Anfangsjahren verfolgte Happy Plates das Ziel, das Kochen und den Einkauf dazu “so bequem wie möglich zu gestalten”. Über die Jahre etablierte man die Ursprungsfunktion der Website: Neben dem Online-Rezept-Buch wurde die E-Commerce-Funktion, mit der man direkt auf der Website die jeweiligen Zutaten nach Hause bestellen konnte, immer wichtiger – brutkasten berichtete.

Einkaufs-App happycart startet

Nun feiert man einen neuen Meilenstein: happycart entsteht als eigene Einkaufs-App, um das Organisieren von Zutaten für Zuhause so einfach und niederschwellig wie möglich zu gestalten. Und: happycart sei “mehr als eine klassische Einkaufslisten-App”, heißt es per Aussendung. Die App sei in den App-Stores von iOS und Android kostenlos downloadbar.

happycart vereine eine Vielzahl an Funktionen, die “den Einkaufsprozess von der Planung bis hin zum Kauf im Laden oder online optimieren”, schreibt das Wiener Startup. Über die App können sich Nutzer:innen ihre Lieblingsprodukte speichern, Preise und Verfügbarkeit checken und Rezepte organisieren. Informationen dazu erhalten App-Nutzer:innen dank KI-gestützter Produktabgleiche und Datenintegration mit Supermärkten “jederzeit tagesaktuell”.

Teilen von Einkaufslisten mit Familie oder Mitbewohner:innen

Familien oder WG-Bewohner:innen wird das Problem geteilter Einkaufslisten bekannt sein. Auch diese möchte happycart beseitigen und mittels “Teilen von Einkaufslisten” das gemeinsame Einkaufen erleichtern. Mitglieder einer Liste können ihre Lieblingsprodukte ergänzen, heißt es, und mit genauer Marke, Sorte und Größe versehen. Dank Bildanzeigen soll es keine Missverständnisse geben.

Die happycart-App besinnt sich allerdings auch auf die Ursprungsfunktion der Plattform Happy Plates – nämlich auf das Kaufen von Lebensmitteln anhand von konkreten Rezepten. Nun soll es Nutzer:innen möglich sein, Rezepte von Websites in der happycart-App zu speichern und alle Zutaten “mit einem Klick auf die Einkaufsliste” der App zu setzen.

Die besagte Akquise von ichkoche.at habe dahingehend zur Rezeptportfolio-Erweiterung von Happy Plates beigetragen: Derzeit umfasse das Repertoire über zehn Rezeptseiten mit über 30 Millionen Aufrufen pro Monat, wie Happy Plates vermeldet.

Retail-Media-Lösung

„Durch die Akquise von ichkoche.at haben wir unser Ökosystem erheblich erweitert und die Grundlage für eine starke, organische Wachstumsstrategie der happycart App geschaffen. Unsere Nutzer:innen profitieren von einer noch nahtloseren Verbindung zwischen Rezeptideen und dem Offline- oder Online-Einkauf, was die Attraktivität der App weiter steigert“, so Co-Founder Simon Jacko zur Übernahme von ichkoche.at.

In puncto technologischer Professionalisierung habe man Großes vor: Schließlich will man Technologie, Medien und Fast-Moving-Consumer-Goods auf einer Plattform vereinen. Laut Happy Plates handle es sich bei happycart nämlich um eine “Retail-Media-Lösung”, die Produkte gezielt promoten kann.

„Unsere App wird kontinuierlich smarter und personalisierter. Wir erweitern unser Netzwerk aus Einzelhändlern und Publishern in Deutschland und Österreich stetig und planen, die digitalen Angebote weiter auszubauen. In Zukunft wird niemand mehr stundenlang durch eine Flut von Prospekten blättern müssen, um relevante Angebote zu finden“, meint Rose-Breitenecker zu den nächsten Schritten des Unternehmens.

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