09.05.2018

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

Klaus Niedl, Global Human Resources Director der Novomatic AG, spricht im Interview über die Herausforderung einer gelebten Unternehmenskultur und die Chancen künstlicher Intelligenz in der Bewerberselektion.
/artikel/novomatic-personalchef-niedl-technologieschuebe-bringen-neue-jobs-unternehmenskultur
Unternehmenskultur
(c) Novomatic: Konzern-Personalchef Klaus Niedl beschäftigt sich mit dem Potenzial der künstlichen Intelligenz im Recruiting.
kooperation

Unter dem Titel “Blade Runner, oder: Warum die Novomatic (noch) keine Replikanten braucht” spricht Klaus Niedl, Personalchef des Glücksspielkonzerns Novomatic, beim “Corporate Culture Jam” in Wien über “HR als Enabler von Digitalisierung”. Vor dem Hintergrund des digitalen Umbruchs erhält die Pflege der Unternehmenskultur besondere Bedeutung.   

+++ Firstbird, Gustav, hokify, myVeeta und weitere starten HR-Tech Hub +++


Beim „Corporate Culture Jam“ geht es am 15./16. Mai 2018 um das Thema “Unternehmenskultur”. Wie definieren Sie diese grundsätzlich – und wie wird sie bei der Novomatic gepflegt?

Ganz allgemein geht es darum, dass MitarbeiterInnen wahrnehmen, was in einem Unternehmen vorgeht, und dass sie über gewisse Werte und Sichtweisen informiert werden, die wir gemeinsam teilen. Bei uns ist die Unternehmenskultur ein sehr spezifisches Thema, da wir einem 1980 gegründeten Familienunternehmen entstammen. Damals waren es unter 20 Leute, heute sind wir ein Konzern mit rund 30.000 MitarbeiterInnen in mehr als 75 Ländern. Und egal, an welchem Standort man sich befindet: Man spürt immer noch den Geist von damals: Die Leute kümmern sich umeinander, Teams gehen gemeinsam zum Mittagessen und klinken sich dafür bewusst eine Zeitlang aus dem Arbeitsbetrieb aus, um regelmäßig die Gemeinsamkeit zu pflegen.

Aber kann es bei dieser Mitarbeiterzahl und der globalen “Verstreutheit” tatsächlich eine einzige Unternehmenskultur geben?

Natürlich versuchen wir nicht, die Leute an den jeweiligen Standorten zu verändern. Dennoch vermitteln wir drei Werte, die unsere MitarbeiterInnen leben, und durch die sich das Unternehmen definiert: “Do”, “Enjoy” und “Respect”. “Do” bedeutet, dass wir schnell in die Gänge kommen und Projekte mit viel Esprit angehen und umsetzen. “Enjoy” meint, dass wir eine Umgebung pflegen, die für KundInnen, Gäste und MitarbeiterInnen gleichermaßen lebenswert erscheint. Dafür halten wir auch unsere betriebsinternen Hierarchien möglichst flach. Und “Respect” bedeutet, dass wir uns der Herausforderung und möglichen Gefahren der Gaming-Technologien bewusst sind, und präventive Maßnahmen zum Schutz der KundInnen auch unseren MitarbeiterInnen vermitteln.

“Unsere Leute wissen, dass Novomatic viel weitergebracht hat. Und sie sind stolz auf das, was sie ganz persönlich dazu beitragen.”

Wie sieht es mit dem kulturellen Austausch der MitarbeiterInnen zwischen den Standorten aus? Schaut man sich etwas von KollegInnen in anderen Ländern ab?

Zum einen werden die lokalen Teams an den vielen Standorten immer wieder durch Leute aus dem Headquarter ergänzt. Wir legen aber auch viel Wert auf die Vernetzung unserer Standorte, dafür gibt es verschiedene Programme. In meinem Fall etwa den HR-Circle, für den ich mich mit allen PersonalleiterInnen, von Island bis zu den USA, treffe und wir uns austauschen. Weiters bilden wir auch Trainees international aus, etwa die Casino-ManagerInnen. Die lernen das Unternehmen von der Basis her kennen und werden dann zumindest in zwei bis drei Ländern eingesetzt.

38 Jahre nach der Gründung nähern sich auch die jüngsten der damals schon an Bord gewesenen Leute langsam einem pensionsfähigen Alter. Wie beugen sie dem Verlust von wichtigem Know-how vor?

Und genau deshalb versuchen wir, diese Leute auch weiterhin an uns zu binden. Vor zwei Jahren haben wir ein neues Programm, die “Novo Silver Family”, ins Leben gerufen. In diesem Rahmen laden wir pensionierte KollegInnen regelmäßig – bis zu vier Mal im Jahr – ein. Dabei informieren wir über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen, sichern uns aber auch gegen den angesprochenen Wissens-Verlust ab. Zudem ist es möglich, dass diese “Ehemaligen” auch nach der Pensionierung für uns tätig sind. Es gibt durchaus Personen, die im Alter von Mitte 70 mit Freude zurückkommen, um z.B. eine Urlaubsvertretung in der Buchhaltung zu übernehmen oder Betriebsführungen zu leiten. Sogar die Koordination dieses Programms haben wir, in Zusammenarbeit mit der HR-Abteilung, einer Novomatic-Pensionistin anvertraut.

Novomatic wird immer wieder als ein Unternehmen dargestellt, das in gewisser Hinsicht verantwortungslos gegenüber seinen KundInnen agiere. Schweißt das die Belegschaft eher zusammen oder wird das doch auch intern heftig diskutiert?

Da ist es bei uns nicht anders als bei anderen Unternehmen. Die Leute wissen, dass Novomatic ein Technologie-Unternehmen ist und viel weitergebracht hat. Und sie sind stolz auf das, was sie ganz persönlich dazu beitragen. Natürlich trifft es die MitarbeiterInnen, wenn “draußen” schlecht geredet wird. Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität zeigen aber, dass diese bei uns sehr hoch ist.

“Wir werden Stellenbewerbungen auf eine Ausschreibung nicht mehr selbst lesen. Das macht dann ein Algorithmus auf Basis voreingestellter Parameter.”

Bei Ihrem Vortrag kommende Woche geht es in Anlehnung an den Film “Blade Runner” um die Frage, “Warum die Novomatic (noch) keine Replikanten braucht”, und wie “HR als Enabler von Digitalisierung” fungiert: Was erwartet die BesucherInnen?

Mit den “Replikanten” gehe ich natürlich stark auf das Thema der Künstlichen Intelligenz ein. Die ist massiv im Fortschreiten – spätestens, seit sich die Künstliche Intelligenz “Watson”, die von IBM entwickelt wurde, im Jahr 2011 in der TV-Wissensshow “Jeopardy” gegen die menschlichen Mitbewerber durchgesetzt hat. Bezogen auf die Unternehmenskultur müssen wir uns fragen, welche Entwicklungen dies nach sich ziehen wird. Im Bereich der Human Resources wird die Künstlichen Intelligenz sicherlich in der Vorselektion von BewerberInnen helfen. Wir werden z.B. die 30 oder 40 Stellenbewerbungen auf eine Ausschreibung nicht mehr selbst lesen. Das macht dann ein Algorithmus auf Basis voreingestellter Parameter. Die Rolle des Menschen wird es sein, sich auf die tiefere Analyse der selektierten potenziellen MitarbeiterInnen zu spezialisieren.

Da könnte man jetzt befürchten, dass der Mensch sich mit der Digitalisierung doch irgendwann selbst wegrationalisiert…

Es werden definitiv bestimmte Jobs wegfallen. Aber das bedeutet nicht, dass die Arbeit wegfallen wird. Es war doch immer schon so: Technologieschübe bringen neue Jobs hervor. Als die Kutsche kein Massentransportmittel mehr war, fiel der Job des Kutschers mehr oder weniger weg. Dafür wurden deutlich mehr Arbeitsstellen in der Automobilindustrie geschaffen. Vor einem Jahrzehnt hat kaum jemand von App-Programmierern geredet, und heute gibt es tausende davon. Natürlich herrscht diesbezüglich eine starke Unsicherheit vor – und genau damit müssen wir uns, auch hinsichtlich der Unternehmenskultur, auseinandersetzen.

⇒ Zur Page von Novomatic

Deine ungelesenen Artikel:
26.09.2024

Insolventes Kärntner MobilityTech EnerCharge wird von Linzer Keba-Gruppe übernommen

Nach einem turbulenten Jahr hat sich ein Käufer gefunden. Das insolvente Kärntner Unternehmen EnerCharge geht an die Linzer Keba Gruppe.
/artikel/insolventes-kaerntner-mobilitytech-enercharge-wird-von-linzer-keba-gruppe-uebernommen
26.09.2024

Insolventes Kärntner MobilityTech EnerCharge wird von Linzer Keba-Gruppe übernommen

Nach einem turbulenten Jahr hat sich ein Käufer gefunden. Das insolvente Kärntner Unternehmen EnerCharge geht an die Linzer Keba Gruppe.
/artikel/insolventes-kaerntner-mobilitytech-enercharge-wird-von-linzer-keba-gruppe-uebernommen
v.l.n.r: Christoph Knogler / CEO KEBA Group AG, Gerhard Weidinger / CTO KEBA Energy Automation GmbH, Jens Winkler / ehem. Geschäftsführer EnerCharge GmbH, Stefan Richter / CEO KEBA Energy Automation GmbH, Andreas Schoberleitner / CFO KEBA Group AG (c) Keba

Das Jahr 2024 gestaltet sich durchaus holprig für das Kärntner E-Mobility-Unternehmen EnerCharge. Der in Kötschach-Mauthen stationierte Ladeanbieter entwickelt und produziert Schnellladetechnik für E-PKW, E-LKW und E-Busse. Im Jahr 2018 entstand das E-Mobility-Unternehmen aus der österreichischen Alpen-Adria-Energie-Firmengruppe (AAE), die hierzulande auch als Ökostromlieferant AAE Naturstrom bekannt ist.

Anfang 2023 begann man stark zu wachsen. Im März dieses Jahres vermeldete EnerCharge schließlich eine neue Beteiligung, nämlich jene der deutschen Pfalzwerke Aktiengesellschaft in Höhe von 23 Prozent der Firmenanteile.

“Wir haben mit den Pfalzwerken einen Partner gewonnen, der mit uns die Internationalisierung des Unternehmens verstärkt vorantreiben kann”, sagte Roland Klauss, Unternehmensgründer und Geschäftsführer von EnerCharge, damals. “Dies wird uns künftig bei der Weiterentwicklung unserer Produkte stärken, sodass wir noch schneller auf die sich stetig ändernden Markt- und Nutzeranforderungen reagieren können”, hieß es weiter.

Überraschender Konkurs im Juli

Klauss kündigte damals große Pläne zur Expansion an, die sich vier Monate später revidierten: Das Kärntner Mobility-Unternehmen musste im Juli überraschenderweise Konkurs anmelden – brutkasten berichtete. Die Verbindlichkeiten betrugen rund 15,17 Millionen Euro – nachranging 3,22 Millionen Euro aus Gesellschaftsdarlehen. Betroffen waren rund 125 Gläubiger und 97 Dienstnehmende, davon 50 Angestellte und 47 Arbeiter:innen.

Ausschlaggebend dafür waren “nicht schnell genug zu fixierende Bestellungen zu Jahresbeginn, was dazu führte, dass sich die Kostenstruktur nicht nachhaltig decken ließ”, heißt es heute.

Noch im Juli berichtete der Alpenländische Kreditorenverband (AKV): EnerCharge hätte “keine finanziellen Mittel, um einen Sanierungsplan zu finanzieren”. Man beabsichtigte “in Absprache mit dem bestellten Insolvenzverwalter, das Unternehmen aus der Insolvenz ‘lebend’ als Ganzes zu verkaufen, damit für die Gläubiger eine höhere Quote erzielt werden kann”.

Keba übernimmt beide Standorte von EnerCharge

So geschah es: Mit dem heutigen Donnerstag vermeldet die Linzer Keba-Gruppe, das Kärntner MobilityTech EnerCharge zu übernehmen. Keba agiert mit 2000 Mitarbeitenden als Maschinenbauer und Automatisierungshersteller und ist aktuell an 26 Standorten tätig. Nun übernimmt man die Firma EnerCharge mit rund 60 Personen an den beiden Standorten Kötschach-Mauthen und Oberlienz in Osttirol.

Mit der Übernahme will man die Produkte und Lösungen von EnerCharge integrieren und Keba damit zum “Vollsortimenter im Markt der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge” machen, heißt es per Aussendung. Mit EnerCharge übernimmt der Linzer Maschinenbauer auch dessen Fachgebiet im Bereich der DC-Gleichstrom-Ladestationen zwischen 40 und 480 kW Leistung. Anwendung finden diese sowohl in der Schnellladeinfrastruktur für E-Autos als auch bei E-LWKs. Absatzmärkte befinden sich aktuell in Europa und dem Mittleren Osten.

Kaufpreis bleibt verschwiegen, EnerCharge wird zu Keba-Tochter

Organisatorisch soll die EnerCharge GmbH als neu gegründete Gesellschaft mit dem Namen Keba eMobility DC GmbH als Tochtergesellschaft der Keba Energy Automation GmbH integriert werden. Über den Kaufpreis, heißt es per Pressemeldung, wurde Stillschweigen vereinbart.

“Mit dieser Akquisition vervollständigen wir nicht nur unser KEBA eMobility Portfolio,
sondern gewinnen auch rund 60 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unsere
Unternehmensgruppe”, sagt Christoph Knogler, CEO der Keba Group AG.

“Offen gesagt hätten wir uns keinen besseren Käufer vorstellen können”, sagt Jens
Winkler, bisheriger Geschäftsführer der EnerCharge GmbH, über die Akquisition. “Mit der Unterstützung aus Linz werden wir unsere Schnellladetechnologie unter der Marke KEBA nun noch schneller in die internationalen Märkte bringen und technologisch konsequent weiterentwickeln.”

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Novomatic-Personalchef Niedl: “Technologieschübe bringen neue Jobs”