04.01.2021

Steirer Niceshops verdoppelte 2020 Umsatz auf 100 Mio. Euro

Das steirische E-Commerce-Scaleup Niceshops wächst seit dem Start vor rund elf Jahren stark. Corona brachte vergangenes Jahr einen zusätzlichen Push.
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niceshops: Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner
(c) niceshops: Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner

40 bis 70 Prozent Umsatzwachstum im Jahr waren beim 2009 gestarteten steirischen E-Commerce-Unternehmen Niceshops schon bislang die Regel. Die Strategie dahinter: Das im Ort Saaz ansässige Unternehmen setzt auf zahlreiche Nischenshops, die ganz unterschiedliche Kundensegmente von Trachtenmode über Swimming-Pools und regionale Spezialitäten bis zu Edel-Brennholz und 3D-Druck-Zubehör abdecken. Auch Übernahmen – etwa jene von 9Weine oder Cosmeterie – spielen im Wachstumskurs eine Rolle.

Corona-Push für Niceshops “Vorgriff um ein bis eineinhalb Jahre”

Was seit vielen Jahren gut funktioniert, bekam nun im Corona-Jahr 2020 einen zusätzlichen Push. “Voriges Jahr haben wir mit etwas mehr als 50 Millionen Euro Gesamtumsatz abgeschlossen. Heuer hatten wir rund 72 Millionen geplant. Geworden sind es etwa 100 Millionen. Gut die Hälfte des Wachstums ist also wohl Corona-bedingt”, erzählt Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner im Gespräch mit dem brutkasten. Bei den Zahlen handelt es sich übrigens um Außenumsätze. “Davon bleibt uns aber ein Großteil als Innenumsatz, da wir die Shops ja selbst betreiben”, erklärt Schreiner.

Bei dem Corona-bedingten Push handle es sich um eine Beschleunigung dessen, was ohnehin erreicht worden wäre, meint der Niceshops-Geschäftsführer. “Was wir jetzt sehen ist ein Vorgriff um ein bis eineinhalb Jahre. Dass der Online-Handel stärker wird, ist mittlerweile kein Thema mehr. Corona hat aber Zielgruppen eröffnet, die vorher noch nicht soweit waren und nun gezwungen worden sind”, so Schreiner.

Produktsegmente: “Es gab nur entweder eine irre oder eine vollkommen irre Steigerung”

2020 sei man sogar noch deutlich stärker gewachsen, als der gesamte Markt. So habe man etwa am Black Friday im Vergleich zu Vorjahr ein Plus von 175 Prozent erreichen können. Bei Riese Amazon habe dieses nur 60 Prozent betragen, sagt Schreiner lachend und fügt an: “Natürlich sind diese 60 Prozent bei der Größe in absoluten Zahlen unpackbar”. Man sehe sich jedenfalls in der Strategie bestätigt, in einzelnen Bereichen jeweils besser als die Marktbegleiter sein zu wollen.

Auf die Frage, welche dieser Nischen 2020 besonders gut liefen, meint der Geschäftsführer: “Es ist alles durch die Decke gegangen. Jedes Produktsegment hatte ein enormes Wachstum. Es gab nur entweder eine irre oder eine vollkommen irre Steigerung”. So seien etwa Swimming-Pools bei pools.shop im April ausverkauft gewesen. Im Gartensegment habe man im November/Dezember sogar noch mehr Umsatz gemacht, als im Frühjahr. “Und was wirklich heraussticht, ist der 3D-Druck-Bereich mit 3DJake.de, wo es auch jetzt an den ersten Tagen des Jahres schon wieder massiv weiterging”, erzählt Schreiner.

“Großes Projekt” und bald klimapositiv

Die Vertical-Strategie wolle man entsprechend auch fortsetzen und schrittweise weitere Shops eröffnen bzw. ausbauen, etwa zuletzt Spielwaren. Für den Frühling plane man zudem ein großes Projekt, über das er aber noch nichts erzählen wolle, verrät Schreiner. Fix und spruchreif ist dagegen die Lieferung am selben Tag in Wien, die im Dezember einige Tage erprobt wurde und nun nach einer Evaluierung Mitte Jänner endgültig live gehen soll – in Graz gab es diese bereits einige Zeit lang.

Gerne spricht der Geschäftsführer von Niceshops, das laut Kununu-Raning zu den besten Arbeitgebern des Landes zählt, auch über die Ziele des Unternehmens in Sachen Klimaschutz. “Wir sind bereits klimaneutral. Und das berechnen mit wissenschaftlicher Unterstützung etwa durch Joanneum Research, wo wirklich alles reingerechnet wird, etwa auch die Arbeitswege der Kolleginnen und Kollegen”, erklärt Schreiner, “aber damit, klimaneutral zu sein, macht man es nur nicht schlimmer. Wir wollen die Welt aber ein Stück besser hinterlassen, also unsere Emissionen überkompensieren und damit klimapositiv werden”. Das erreiche man einerseits durch CO2-Einsparung mittels eigener Stromgewinnung über eine große Photovoltaik-Anlage, eine eigene Test-Windkraft-Anlage sowie Wärmeproduktion mit Biomasse. Zum anderen unterstütze man einige nationale und internationale Projekte zur CO2-Reduktion.

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Ferry Fischer, Coach und Unternehmensberater (c) Ferry Fischer

Du siehst einen Golfprofi, wie er auf den letzten Löchern der finalen Runde ruhig und voller Konzentration den Fokus behält und das Turnier souverän gewinnt. Kann er das, weil er so talentiert ist oder weil er geheime Tricks kennt? Nein, er kann das, weil er sich selbst kennt und kontinuierlich seine mentale Fähigkeiten, die jede:r besitzt, entwickelt hat.

Selbstvertrauen kommt von Selbstbewusstsein. Je bewusster ich mir über meine Fähigkeiten und meine Schwachstellen bin (und natürlich auch, wie ich damit gut umgehen kann), desto mehr entwickle ich Vertrauen in mich selbst. Das ist ein Prozess stetiger Reflexion und Entwicklung.

Ich selbst halte mich für einen durchschnittlich talentierten Sportler und habe jeden Sport, den ich ausgeübt immer erst sehr spät begonnen. Dennoch war ich ehrgeizig und wollte was erreichen, also habe ich einen wichtigen Aspekt des Erfolges mehr entwickelt als die anderen. Die mentale Stärke. Und damit ist mir sowohl im Sport als auch im Beruf weit Überdurchschnittliches gelungen.

Hier stelle ich dir nun meine „Best Of Mental-Stärken“, bzw. Techniken vor, damit du auch davon profitieren kannst.

1. Resilienz: Der Umgang mit Rückschlägen

Im Sport ist Scheitern unvermeidbar – Golfer:innen, Tennisspieler:innen, etc. verlieren die allermeisten Turniere und gewinnen nur wenige. Mental starke Athlet:innen wissen: Eine Niederlage macht sie nicht zum Versager oder zur Versagerin, sondern gibt ihnen die Chance, zu lernen und zu wachsen.

Wichtig ist, dass ich weiß, dass ich es schaffen kann und von jeder Niederlage lerne. Unbeirrbar gehe ich meinen Weg, aber ich hinterfrage mich ständig und passe mich durch die Erfahrung des temporären Scheiterns an.

Wenn du im Golf den ersten Schlag gleich mal in den Wald schlägst und die Nerven bewahrst, mit dem Mindset „das braucht jetzt genau mich, um doch noch erfolgreich das Loch zu Ende zu spielen“, dann gibst du dem Erfolg eine gute Chance. Wenn du es dann schaffst, ist das Erfolgserlebnis umso größer. Schaffst du es nicht, dann nimmst du deine Learnings, gehst zum nächsten Loch und bist um ein Stück erfahrener, um mit einer ähnlichen Situation nun besser umzugehen (wie du das noch zwischen zwei Löchern schaffen kannst, zeige ich dir im Punkt 3).

Umsetzung für Founder:innen:

Lernperspektive einnehmen: Nach jedem Rückschlag bewusst analysieren: „Was lief gut? Was lief schlecht? Was lerne ich daraus?“ (am besten schriftlich, das verstärkt es noch) Fehlerkultur etablieren: Im Team kommunizieren, dass Fehler und Misserfolge ein natürlicher Teil des Wachstumsprozesses sind und Lessons Learned nach jedem Projekt etc. einfordern.

2. Klare Zielsetzung: Der Kompass zum Erfolg

Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann habe ich nie aufgegeben (und schon gar nicht aus Frust oder Enttäuschung), war jedoch stets bereit, mich aufgrund der Erfahrungen anzupassen. Das heißt, entweder habe ich mein Tun angepasst, um das Ziel zu erreichen oder ich habe das Ziel nach einer strukturierten Analyse der Fakten verändert oder verworfen (das ist für mich kein Aufgeben, sondern eine wohl durchdachte und selbstreflektierte neue Entscheidung).

Manchmal öffnen sich Möglichkeiten, die du nie für möglich gehalten hast und die sich erst ergeben, weil du dran geblieben bist. Solange ich an meine Vision glaube und bereit bin, mich, den Weg und die Rahmenbedingungen stets zu hinterfragen, kann mich nichts aufhalten. Das Ziel ist das Ziel, der Weg muss sich dem Ziel anpassen und ich mich auch.

Umsetzung für Founder:innen:

Sei dir klar, was du mit deinem Unternehmen erreicht haben willst: Setze dir nun (Zwischen-)Ziele, die dich dorthin bringen werden, und verfolge sie. Wenn du diese Ziele nicht erreichst, dann passe an (Schritte, Methoden, Zwischenziele). Aber verliere nicht das visionäre Ziel aus den Augen! OKR als Methode hilft da besonders gut!

Miss es oder vergiss es: Damit wir uns den Fortschritt nicht schönreden, was sehr leicht geschieht, müssen wir messen und laufend anpassen. Aber nie das große Ziel aus den Augen verlieren. Was leicht geht: genießen und dann mehr davon. Was schwer geht, noch einmal probieren und dann hinterfragen! Mein Motto dabei: „Face the brutal facts!“

3. Mentale Visualisierung: Erfolg beginnt im Kopf

Dabei gibt es zwei Ausrichtungen:

1. Mentales Vorerleben: Du siehst das Erreichen des Ziels vor Augen. Oder den erfolgreichen Abschluss mit Investor:innen.

Es zahlt sich aus, im Unterbewusstsein das Erfolgserlebnis im Vorhinein auszulösen, um dein Selbstbewusstsein zu stärken und den Fokus auf Erfolg zu lenken. Kein:e Slalomläufer:in der Welt würde den Slalom in Angriff nehmen, ohne vorher den erfolgreichen Lauf visualisiert zu haben. Würde er/sie das nicht machen, wäre ein Ausscheiden wohl das sichere Ergebnis.

Ich stelle mir vor schwierigen Gesprächen immer vor, wie das Gespräch zur Zufriedenheit beider gut endet. Nicht, wie es verläuft, denn das ist egal, Hauptsache es endet gut. Wenn dann das Gespräch oder die Verhandlung eine komische Richtung einnimmt, dann sage ich mir: „Interessant, wie sich das gerade entwickelt. Gut dass ich weiß, wie es ausgeht!“. Mit dieser Technik ist ein Erfolg nicht garantiert, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt enorm.

2. Mentales Umerleben: Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen real und imaginär Erlebtem. Es speichert beides als Erfahrung ab. Das können wir uns zu Nutze machen.

Wenn also etwas schief gelaufen ist, dann setze dich hin und erlebe die Situation so, wie sie optimal hätte verlaufen sollen. Spiele die Situation ideal durch und speichere so einen Erfolg ein, an den sich dein Unterbewusstsein dann in der nächsten ähnlichen Situation erinnern wird.

Umsetzung für Founder:innen:
Vorbereitung durch Visualisierung: Stelle dir vor einem Pitch oder einem schwierigen Gespräch vor, wie du souverän auftrittst und dein Ziel erreichst. Mentales Umerleben durchspielen: Nimm jeden Misserfolg her, analysiere, was schief gelaufen ist und wie du es hättest besser oder ideal machen können und spiele dann die Situation mit der Idealversion durch. Nimm die Erfolgsgefühle dabei war, das steigert noch den Effekt.

4. Selbstdisziplin: Die Kunst der konstanten Umsetzung flexibler Planung

Erfolg ist immer das Ergebnis des Tuns. Du kannst daher den Erfolg nicht machen, sondern nur ermöglichen. Machen kannst du aber deinen täglichen Beitrag. Daher überlege dir, was du jeden Tag ganz konkret tun kannst, um deinen gewünschten Erfolg zu schaffen. Setze dir Zwischenziele, um zu überprüfen, ob du den erwünschten Fortschritt erreichst. Erreichst du den Fortschritt nicht, dann überlege, ob das Ziel richtig gewählt ist und/oder ob das tägliche Tun ausreicht und passe bei Bedarf an.

Jetzt ist es wichtig, den täglichen Zweifel auszuschalten. Einmal in der Woche oder alle zwei Wochen darf angepasst werden. Täglich wird getan und abgehakt. Das funktioniert! Alleine durch das tägliche Abarbeiten des Plans deines eigenen Beitrags entsteht ein Erfolgserlebnis, das dich vorantreibt.

Wie ich mit Hockey im Alter von 21 Jahren begonnen habe und mir zum Ziel gesetzt habe, es in die erste österreichische Liga zu schaffen, war mir klar, dass mir technisch nahezu jeder Hockeyspieler, der von Kindheit an trainiert hat, überlegen sein wird. Was ich aber tun kann, war meine mentale Stärke und meine körperliche Kondition mehr zu entwickeln, als die anderen. Ich hatte einen genauen Plan für beides und nach 10 Jahren hatte ich es geschafft. Um die Zeit war ich sogar den österreichischen Nationalspielern, mit denen ich einmal trainiert habe, konditionell und mental überlegen. Ich habe in dieser Zeit jede Woche nach einem Plan trainiert und diese Pläne laufend nach meinen Fortschritten und Rückschritten angepasst. Heute würde man sagen, ich habe nach OKR trainiert. Das gab es damals aber noch nicht als Begriff.

Umsetzung für Founder:innen:
Routinen etablieren: Plane deinen täglichen Beitrag zum Erfolg und halte dich an diese Struktur. Überlegt anpassen: Passe deinen Plan nur in ruhigen Momenten an, nicht wenn unter der Woche Frust oder Zweifel aufkommen. Alles braucht seine Zeit, sich zu entwickeln und daher ist es wichtig, Pläne in Ruhe und überlegt zu erstellen und anzupassen. Wenn es aber keine messbare Entwicklung gibt, dann ist es auf jeden Fall Zeit, anzupassen.

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