40 bis 70 Prozent Umsatzwachstum im Jahr waren beim 2009 gestarteten steirischen E-Commerce-Unternehmen Niceshops schon bislang die Regel. Die Strategie dahinter: Das im Ort Saaz ansässige Unternehmen setzt auf zahlreiche Nischenshops, die ganz unterschiedliche Kundensegmente von Trachtenmode über Swimming-Pools und regionale Spezialitäten bis zu Edel-Brennholz und 3D-Druck-Zubehör abdecken. Auch Übernahmen – etwa jene von 9Weine oder Cosmeterie – spielen im Wachstumskurs eine Rolle.
Corona-Push für Niceshops “Vorgriff um ein bis eineinhalb Jahre”
Was seit vielen Jahren gut funktioniert, bekam nun im Corona-Jahr 2020 einen zusätzlichen Push. “Voriges Jahr haben wir mit etwas mehr als 50 Millionen Euro Gesamtumsatz abgeschlossen. Heuer hatten wir rund 72 Millionen geplant. Geworden sind es etwa 100 Millionen. Gut die Hälfte des Wachstums ist also wohl Corona-bedingt”, erzählt Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner im Gespräch mit dem brutkasten. Bei den Zahlen handelt es sich übrigens um Außenumsätze. “Davon bleibt uns aber ein Großteil als Innenumsatz, da wir die Shops ja selbst betreiben”, erklärt Schreiner.
Bei dem Corona-bedingten Push handle es sich um eine Beschleunigung dessen, was ohnehin erreicht worden wäre, meint der Niceshops-Geschäftsführer. “Was wir jetzt sehen ist ein Vorgriff um ein bis eineinhalb Jahre. Dass der Online-Handel stärker wird, ist mittlerweile kein Thema mehr. Corona hat aber Zielgruppen eröffnet, die vorher noch nicht soweit waren und nun gezwungen worden sind”, so Schreiner.
Produktsegmente: “Es gab nur entweder eine irre oder eine vollkommen irre Steigerung”
2020 sei man sogar noch deutlich stärker gewachsen, als der gesamte Markt. So habe man etwa am Black Friday im Vergleich zu Vorjahr ein Plus von 175 Prozent erreichen können. Bei Riese Amazon habe dieses nur 60 Prozent betragen, sagt Schreiner lachend und fügt an: “Natürlich sind diese 60 Prozent bei der Größe in absoluten Zahlen unpackbar”. Man sehe sich jedenfalls in der Strategie bestätigt, in einzelnen Bereichen jeweils besser als die Marktbegleiter sein zu wollen.
Auf die Frage, welche dieser Nischen 2020 besonders gut liefen, meint der Geschäftsführer: “Es ist alles durch die Decke gegangen. Jedes Produktsegment hatte ein enormes Wachstum. Es gab nur entweder eine irre oder eine vollkommen irre Steigerung”. So seien etwa Swimming-Pools bei pools.shop im April ausverkauft gewesen. Im Gartensegment habe man im November/Dezember sogar noch mehr Umsatz gemacht, als im Frühjahr. “Und was wirklich heraussticht, ist der 3D-Druck-Bereich mit 3DJake.de, wo es auch jetzt an den ersten Tagen des Jahres schon wieder massiv weiterging”, erzählt Schreiner.
“Großes Projekt” und bald klimapositiv
Die Vertical-Strategie wolle man entsprechend auch fortsetzen und schrittweise weitere Shops eröffnen bzw. ausbauen, etwa zuletzt Spielwaren. Für den Frühling plane man zudem ein großes Projekt, über das er aber noch nichts erzählen wolle, verrät Schreiner. Fix und spruchreif ist dagegen die Lieferung am selben Tag in Wien, die im Dezember einige Tage erprobt wurde und nun nach einer Evaluierung Mitte Jänner endgültig live gehen soll – in Graz gab es diese bereits einige Zeit lang.
Gerne spricht der Geschäftsführer von Niceshops, das laut Kununu-Raning zu den besten Arbeitgebern des Landes zählt, auch über die Ziele des Unternehmens in Sachen Klimaschutz. “Wir sind bereits klimaneutral. Und das berechnen mit wissenschaftlicher Unterstützung etwa durch Joanneum Research, wo wirklich alles reingerechnet wird, etwa auch die Arbeitswege der Kolleginnen und Kollegen”, erklärt Schreiner, “aber damit, klimaneutral zu sein, macht man es nur nicht schlimmer. Wir wollen die Welt aber ein Stück besser hinterlassen, also unsere Emissionen überkompensieren und damit klimapositiv werden”. Das erreiche man einerseits durch CO2-Einsparung mittels eigener Stromgewinnung über eine große Photovoltaik-Anlage, eine eigene Test-Windkraft-Anlage sowie Wärmeproduktion mit Biomasse. Zum anderen unterstütze man einige nationale und internationale Projekte zur CO2-Reduktion.
Diese Forderungen stellt die Digitaloffensive Österreich der neuen Bundesregierung
Verpassen wir die Digitalisierungswelle, könnte uns das Milliarden kosten. Nicht nur im internationalen Standing unseres Wirtschaftsstandortes, sondern vor allem auch rund um das heimische Sicherheits- und Gesundheitssystem. Deshalb fordert die Digitaloffensive Österreich einige Änderungen von der künftigen Bundesregierung. Ein Überblick.
Diese Forderungen stellt die Digitaloffensive Österreich der neuen Bundesregierung
Verpassen wir die Digitalisierungswelle, könnte uns das Milliarden kosten. Nicht nur im internationalen Standing unseres Wirtschaftsstandortes, sondern vor allem auch rund um das heimische Sicherheits- und Gesundheitssystem. Deshalb fordert die Digitaloffensive Österreich einige Änderungen von der künftigen Bundesregierung. Ein Überblick.
Am heutigen Freitag versammelte sich das Präsidium der Digitaloffensive Österreich – vormals Internetoffensive – im Österreichischen Parlament. Präsentiert wurde das “Digitale Aufschwungpaket”. Dabei handelt es sich um ein Paket an Forderungen der Digitalwirtschaft an die zukünftige Bundesregierung.
Gefordert wurde nicht nur der Ausbau der digitalen Identität in Österreich, sondern auch eine raschere und stärkere Digitalisierung im Gesundheits- und Pflegewesen, in der öffentlichen Verwaltung sowie die intensive Stärkung der heimischen Cybersicherheit im Kampf gegen Cyberkriminalität.
Als Branchenverband der führenden Unternehmen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) arbeitet die Digitaloffensive Österreich im ständigen Austausch mit Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Neben seinem Forderungspaket zeigte das Präsidium der Offensive konkrete Wege auf, um den “Hochleistungsstaat” Österreich mit weitgehender Digitalisierung zu sichern. Präsentiert wurden die Forderungen von Patricia Neumann, CEO Siemens AG Österreich, Rudolf Schrefl, CEO Drei Österreich, Thomas Arnoldner, Deputy CEO A1 Group, sowie Harald Leitenmüller, CTO von Microsoft Österreich und Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Austria.
Offensive fordert “Digitalisierungsmilliarde”
Unverkennbar stehen Österreich in den kommenden Jahren eine Reihe an Herausforderungen bevor. Sei es die zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise, die geopolitische Lage, die unsichere Großwetterlage der Wirtschaft. Das Präsidium der Digitaloffensive Österreich (DOÖ) sieht darin eine Bedrohung für Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung – und will einen daraus resultierenden Leistungsabfall verhindern.
Deshalb wurde ein Forderungspaket formuliert. Allen voran: Die Verdopplung der Digital-Investitionen des Bundes von jährlichen 500 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro, um die öffentliche Verwaltung zu digitalisieren und damit effizienter und kostengünstiger zu gestaltet. Sollte dies nicht geschehen, drohen “staatliche Leistungsausfälle”, so die DOÖ. Nicht zuletzt in Folge einer prognostizierten Halbierung der Beamtenzahl durch Pensionierungen bis zum Jahr 2035.
Gegenfinanzierungen im Breitband
Reines Investieren sieht die DOÖ allerdings nicht vor: Schließlich soll vor allem im Bereich des Breitbandausbaus auf öffentliche Mittel verzichtet werden, ohne dass sich der Ausbau in Österreich verzögert. Die DOÖ bezeichnet dies als Gegenfinanzierung der Verwaltungsdigitalisierung. Dafür brauche es wiederum den Abbau von Bürokratie und die Stärkung der Rechtssicherheit bei behördlich genehmigten Tarifen.
Die DOÖ fordert indes nicht nur die Verdopplung des Investitionsbudgets, sondern vor allem auch eine “Verdopplung der bisherigen Anstrengungen”. Michael Zettel, Country Managing Director Österreich, erinnert in diesem Zusammenhang, dass Österreich in den letzten Jahren auf Platz zwölf im internationalen eGovernment Ranking abgerutscht sei.
Bekanntlich wirkt sich dies nicht förderlich auf Effizienz in öffentlichen Prozessen aus. Denn moderne digitale Prozesse bedeuten: Höhere Effizienz, weniger Bürokratie und weniger Personalbedarf, so die DOÖ. All dies werde in Zukunft dringend gebraucht – gerade in Anbetracht der bevorstehenden demografischen Veränderungen im Beamtentum.
Milliarde soll 13-fachen Nutzen bringen
Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture, belegte die Forderungen der DOÖ mit Berechnungen von accenture. Diesen zufolge würde die geforderte Digitalisierungsmilliarde einen “13-fachen volkswirtschaftlichen Nutzen für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft” bringen: Leuchtturmprojekte alleine sind zu wenig. Die öffentliche Verwaltung braucht eine umfassende Staatsreform, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Dazu benötigen wir konsequente, digitale Transformation.”
200 Millionen Euro für Gesundheit und Pflege
Die Forderungen beziehen sich allerdings nicht nur auf den Verwaltungssektor. Auch Gesundheit und Pflege stehen im Fokus des Forderungspaketes, etwa mit einem “digitalen Gesundheitspfad”. Konkret gefordert wird dabei eine App mit Telemedizin und optimierter Terminkoordination. Auch der gezielte Einsatz digitaler Systeme in der Pflege soll einer drohenden Kostenexplosion und dem prognostizierten Fachkräftemangel entgegenwirken.
Zahlenmäßig spricht man hierbei von einer Investition in Höhe von 200 Millionen Euro. Der zu erwartende volkswirtschaftliche Nutzen liege bei rund einer Milliarde Euro, so die DOÖ.
Digitale Identität verankern
Ein großer Schritt sei der Ausbau der digitalen Identität sowie eine Bürger:innen Plattform. Konkret sollen digitale Services der öffentlichen Verwaltung auf allen Verwaltungsebenen bis hin zu den Bürger:innen genutzt werden. Dafür brauche es neben einer erneuten jährlichen Investition von 200 Millionen Euro aber vor allem die Akzeptanz und das Vertrauen der Bürger:innen.
Harald Leitenmüller, CTO von Microsoft Österreich, meint dazu im Rahmen der Konferenz: “Damit die Investition in die heimische Digitalwirtschaft Früchte trägt, brauchen Menschen Vertrauen in die Technologie un die öffentliche Verwaltung.” Investiert werden sollen auch hierbei 200 Millionen Euro jährlich – mit einem zu erwartenden Nutzen von über einer Milliarde Euro pro Jahr.
Darüber hinaus richtet die DOÖ ihren Fokus auch auf die weitere Digitalisierung der Verwaltung – allen voran die Neugestaltung des elektronischen Akts. Hierbei soll Künstliche Intelligenz verstärkt zum Einsatz kommen, um Automatisierung und Effizienzsteigerungen gewährleisten zu können. Selbiges gilt für den Ausbau der Unternehmens-Serviceplattform.
Datenstrategie bringt Sicherheit
Ein weiterer aber durchaus wichtiger Punkt ist die Prävention und Bekämpfung von Cyberkriminalität. Hierbei sollen bestehende und gesammelte “Datensilos” anhand einer Datenstrategie synergiegemäß eingesetzt werden, um die Digitalwirtschaft zu unterstützten und Sicherheit zu gewährleisten.
Darüberhinaus fordert die DOÖ eine Investition von 200 Millionen Euro pro Jahr im Kampf gegen Cyberkriminalität. Auch hier erwartet man sich einen Nutzen von über einer Milliarde Euro. Harald Leitenmüller von Microsoft meint dazu: “Die Cyberangriffe auf österreichische Unternehmen haben sich 2023 verdoppelt. Die rasche Umsetzung der NIS2-Verordnung ist essentiell, um den Unternehmen mehr Sicherheit zu bieten.”
Wie soll die Umsetzung geschehen?
Das Forderungspaket sieht eine klare Effizienz- und Sicherheitssteigerung vor, die sich durch die gezielte Investition in die heimische Digitalwirtschaft ergeben soll. Nun stellt sich die Frage, wie eine derartige Aufrüstung in puncto digitaler Infrastruktur vonstatten gehen kann. Unisono heißt es im Rahmen der heutigen Pressekonferenz: Durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur.
Darin investieren, laut DOÖ, die heimischen Telekommunikationsanbieter A1, Magenta und Drei jährlich eine Milliarde Euro. Bis 2023 rechne man mit einer Investition von zehn Milliarden Euro – allen voran stehe hierbei der weitere Netzausbau – und mit einer Reduktion der Breitbandförderung. Dies gelinge allerdings nur, wenn man auch Privatinvestor:innen einen sicheren Investitionsrahmen gewährleisten würde.
Thomas Arnoldner, Deputy CEO der A1 Group, meint dazu: “Wenn Investoren ihr Geld nicht mehr zurück verdienen können, werden sie ihr Engagement in Österreich zurückfahren. Wir fordern daher von der zukünftigen Bundesregierung dringend Rechtssicherheit für die Entscheidungen der Regulierungsbehörde und damit für die Tarifgestaltung der Vergangenheit und der Zukunft.”
“Bürokratie bremst” und One Stop-Shop gefordert
Wenig überraschend stellt sich die DOÖ im Rahmen der heutigen Konferenz gegen lange Verfahrensdauern der Bürokratie. So meint Rudolf Schrefl, Vizepräsident der Digitaloffensive und CEO von Drei: “Bei vielen Verfahren warten wir 18 Monate auf Genehmigungen. Das ist wirtschaftlich untragbar.” Schrefl ruft die künftige Bundesregierung indes zu einem Abbau bürokratischer Hürden auf allen Ebenen – sprich Gemeinden, Bezirken, Bund und Ländern – auf. Konkret stelle man sich hierbei einen One Stop-Shop vor, der als zentrale Anlaufstelle alle Anträge abwickeln soll.
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