11.08.2022

Nach Massenkündigung: Drei Ex-Bitpanda-Mitarbeiter gründen neues Startup

Die drei Startup-Gründer haben sich bei Bitpanda kennengelernt und zusammengearbeitet. Nach der Kündigungswelle im Juni 2022 haben sie sich für eine eigene Gründung entschieden.
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Das Founderteam des jungen Krypto-Startups (v.l.): Jonas Przysucha, Santino Wagner, Krystian Golebiewski © Chaineducation Labs
Das Founderteam des jungen Krypto-Startups (v.l.): Jonas Przysucha, Santino Wagner, Krystian Golebiewski © Chaineducation Labs

Jonas Przysucha, Krystian Golebiewski und Santino Wagner sind drei der insgesamt über 200 Mitarbeiter:innen, die von der Kündigungswelle des Krypto-Scaleups Bitpanda betroffen waren. Sie gehörten zur letzten “New-Hire-Gruppe”, die noch im Mai vom Unternehmen eingestellt wurde – wenige Woche später folgten die Massenkündigungen. Die Erfahrungen bei Bitpanda hatten für Przysucha, Golebiewski und Wagner verschiedene Folgen. Die gute Zusammenarbeit hat nicht zuletzt dazu geführt, dass sie nun gemeinsam ihr eigenes Krypto-Startup namens Chaineducation Labs gründen. Der Fokus von Chaineducation Labs: Allen Mitarbeiter:innen von Krypto-Unternehmen soll ein Grundwissen über Krypto und Blockchain vermittelt werden. 

Fehlendes Wissen in Kryptounternehmen

Das Gründertrio hat auch vor seiner Zeit bei Bitpanda bereits berufliche Erfahrung in der Kryptobranche gesammelt. Dabei sei ihnen immer wieder aufgefallen, dass sich zwar viele Menschen für den Bereich interessieren, allerdings kaum Wissen über den Kern der Technologie vorhanden sei. “Durch diese Unwissenheit kann man jedoch auch viel Geld verlieren. Dagegen möchten wir vorgehen”, meint Co-Founder Jonas Przysucha im Interview. 

Das Angebot des Startups soll sich zunächst auf Krypto- und Blockchainunternehmen bzw. deren Angestellten beziehen. “Wir haben bemerkt, dass das Wissen überall fehlt – auch in Unternehmen. Daher spezialisieren wir uns auf Trainings und Schulungen für Mitarbeiter:innen”, ergänzt Wagner. Gerade wenn sich ein Unternehmen im Hypergrowth befindet, werden interne Trainings laut Wagner meist Mitarbeiter:innen zugewiesen, die sich die Thematik selbst beigebracht haben. Dadurch würde aber häufig ein fundiertes Wissen fehlen. Unter anderem hätten sich diese Erfahrungen leider auch bei Bitpanda bestätigt, erklärt der Co-Founder. Und so ist die Gründungsidee entstanden.

“Ein akutes Problem, das den Sektor am Wachsen hindert”

“Natürlich ist die Kryptoszene generell von einem ‘self taught’-Charakter geprägt. Das reicht allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt aus. Wir sind der Meinung, dass es sich hier um ein akutes Problem handelt, das den gesamten Sektor daran hindert, weiter zu wachsen. Je weiter sich die Kryptobranche aufbaut, desto mehr Probleme werden aufkommen, wenn die Leute nicht richtig ausgebildet sind”, stellt Wagner fest. Wenn man mit Geld oder an neuen Technologien arbeite, sollte laut Chaineducation Labs ein fundiertes Wissen über Krypto und Blockchaintechnologie vorhanden sein, um Ereignisse wie Smart Contract Hacks oder Wallet Hacks zu verhindern.

An dieser Stelle bemerkt das Gründerteam ein Risiko für Unternehmen aus dieser Branche und möchte mit seiner Arbeit eine Lösung bieten. Da sie eine Infrastruktur für Trainings und individuelles Feedback aufbauen, sei ihr Angebot für Unternehmen besonders günstig. Ziel sei es, eine Plattform zu bieten, mit der in Form von verschiedenen Materialien ein einfaches und schnelles Lernen ermöglicht wird, ohne dass die jeweiligen Mitarbeiter:innen aufwendige Recherchen betreiben müssen. “Auf lange Sicht wollen wir das Krypto-Recruiting bzw. das Krypto-Onboarding für Firmen übernehmen”, erklärt Chaineducation Labs.

Eine besondere Zeit um ein Kryptostartup zu gründen

Aktuell ist das Startup mit Sitz in Deutschland noch auf Investorensuche. Dass sie sich eine risikobehaftete Zeit und Branche ausgesucht haben, um ein Startup zu gründen, sei ihnen zwar bewusst, allerdings erkennen sie in den aktuellen Marktentwicklungen auch klare Vorteile für sich – schließlich wären sie mit ihrem Business Model nicht vom Preis abhängig. “Im Gegenteil. Wir sind der Meinung, dass jetzt gerade der perfekte Zeitpunkt ist, um unsere Firma aufzubauen. Sobald sich der Markt wieder erholt und die Preise hochschießen, werden natürlich auch wieder mehr Leute eingestellt. Wenn dieser Fall eintritt, möchten wir bereit sein”, meint das Startup.

Auch wenn sie sich teilweise eine etwas bessere Kommunikation von Bitpanda gewünscht hätten, weisen die Gründer die Erfahrungen der Kündigungswelle in erster Linie dem allgemeinen Risikocharakter der Branche in Kombination mit dem Geschäftsmodell zu. Przysucha habe beispielsweise von Anfang an seine Wohnung in Berlin behalten, während er das “Relocate Package” von Bitpanda in Anspruch nahm: “Wenn man schon lange im Kryptobereich tätig ist, kennt man das Risiko. Es war bereits abzusehen, dass nach so einem langen Hoch irgendwann ein Tief kommt. So eine Entlassungswelle im Kryptobereich kam ja nicht zum ersten Mal vor. Für mich als Person gehört das ein bisschen zum Risikomanagement dazu”, meint Przysucha im Gespräch. Inzwischen lebt er wieder in seiner alten Berliner Wohnung.


DisclaimerDie Bitpanda GmbH ist mit 3,9849 % an der Brutkasten Media GmbH beteiligt.

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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