11.02.2020

Music Traveler: Wiener Startup mit Billy Joel und John Malkovich als Testimonials

Das Wiener Startup Music Traveler vermittelt als Online-Marktplatz Musikern Proberäume inklusive Instrumente. Im Interview fragten wir die Co-Founder Julia Rhee und Aleksey Igudesman unter anderem, wieso sie Wien als Standort wählten und wie sie an eine Reihe ausgesprochen prominenter Testimonials gekommen sind.
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Music Traveler - Wiener Startup mit Billy Joel und John Malkovich als Testimonials
(c) Stefan Würnitzer: Billy Joel, Aleksey Igudesman und Julia Rhee

Auf den ersten Blick wirkt das Angebot des Wiener Startups Music Traveler relativ generisch. In Form eines klassischen Online-Marktplatz bringt man Musiker und Betreiber von Proberäumen bzw. geeigneten Locations (inklusive Instrumente) zusammen. Doch schon auf den zweiten Blick wird klar: Es muss mehr dahinter sein. Co-Founderin Julia Rhee ist ehemalige Pianistin, hat einen Hintergrund im Investment-Bereich, ist für US-VCs aktiv und zudem, wie ihr Co-Founder Aleksey Igudesman, anerkannte Musikerin. Und was wohl am meisten hervorsticht: Music Traveler hat internationale Größen wie Billy Joel, John Malkovich und Hans Zimmer als offizielle Testimonials. Zuletzt war das Startup auch mit seinen Social Media-Aktivitäten sehr erfolgreich. Das Gründer-Duo hat uns zu all dem ein paar Fragen beantwortet.

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Ein kurzer Pitch: Was ist die USP von Music Traveler?

Rhee: Music Traveler ist ein Marktplatz, der Veranstaltungsorte und Räume mit Musikinstrumenten für die Kreativbranche zentralisiert, also eine Online-Plattform, auf der man Räume zum Musizieren buchen kann. So schlicht und einfach ist es. Ist es nicht schön, etwas in einem Satz bewerben zu können? Vor allem aber hat Music Traveler eine positive Wirkung auf die Gesellschaft, da wir Menschen zur Kreativität verhelfen.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?

Rhee: Derzeit haben wir ein transaktionsbasiertes Gebührenmodell. Zukünftig werden wir jedoch verschiedene weitere Geschäftsmodelle hinzufügen, die sich natürlich zusammen mit unseren operativen Aktivitäten entwickeln. Es wird z.B. ein erweitertes dynamisches Preismodell für Abonnement-basierte Dienste geben.

Igudesman: Das Tolle bei uns ist, dass unsere Räume für verschiedenste Aktivitäten genutzt werden können, zum Üben genauso wie zum Unterrichten, Aufnehmen, Fotografieren, Filmen, für Events, aber auch Auftritte. Angefangen haben wir mit privaten Räumen mit Klavier oder Gitarre, wie bei mir zu Hause. Bei uns gibt es aber auch tolle Konzertsäle und Übungsräume wie das Mozarthaus oder die Rosenhügel Studios. Von kleinen bis zu großen Aufnahmestudios haben wir alles zu bieten. Proberäume für Bands sind auch sehr beliebt und ich buche sie sogar für meine eigenen Projekte.

Wieso habt ihr euch für Wien als Standort entschieden – wird das auch auf Dauer so bleiben?

Igudesman: Wien ist nun mal die Hauptstadt der Musik, zumindest was die Klassik angeht. Zudem ist Wien auch seit mehr als 30 Jahren Zuhause.

Rhee: Ich habe viele Jahre meiner Jugend in Wien verbracht, es ist meine zweite Heimatstadt. Aleksey und ich haben uns in jungen Jahren in Wien kennengelernt. Hier haben wir auch Hilfe von der Stadt Wien bekommen, die uns eine Wirtschaftsförderung gegeben hat. Music Traveler und Wien sind stolz auf einander. Nichtsdestotrotz ist Music Traveler eine Plattform, die die Welt erobern wird und es schon anfängt zu tun. Wir haben bereits nach Deutschland, Italien und einige andere Länder expandiert, teilweise mit etwas weniger Räumen zum testen, aber bald werden mehr und mehr Räume dazukommen.

Julia, du hast ja umfassende Erfahrungen im Investment-Bereich – wie nutzt du diese für Music Traveler?

Rhee: Meine Karriere in der Risikokapital- und der Vermögensverwaltungsbranche hat mir natürlich Privilegien und Einblicke verliehen. Music Traveler unterscheidet sich dabei nicht von anderen Unternehmen, auch wenn ich als Unternehmensgründerin jetzt auf der anderen Seite stehe. Natürlich kann ich mit Zuversicht sagen, dass unser Unternehmen besser auf die strukturelle Governance vorbereitet ist, eine Liste dessen, was Investoren relativ häufig von einer Due-Diligence-Prüfung erwarten. Daher mussten wir nicht unbedingt lange lernen, wo wir anfangen und wie wir unsere Kapitalstrategie planen sollen.

Davon abgesehen sind Pläne nur Pläne. Sobald die Operationen beginnen, laufen Sie genauso wie andere, und die Psychologie und die emotionale Investition hinter meiner Position machen keinen Unterschied. Ganz zu schweigen davon, dass Fundraising keine Garantie hat, egal wo man herkommt. Und in dieser frühen Phase unseres Unternehmens sind meine VC-Verbindungen noch nicht so hilfreich. Wir erhöhen gerade unsere institutionelle Seed-Runde. Meine Kontakte konzentrieren sich stark auf die Serien A, B und C – in New York und San Francisco. Hoffentlich werden sie hilfreich sein, wenn wir Serie A erreichen.

Stichwort Investment: Bislang habt ihr laut Firmenbuch kein Investment aufgenommen. Wie finanziert ihr euch und steht eine Aufnahme von Kapital mittelfristig im Raum?

Igudesman: Wir haben ein paar wunderbare frühe Investoren die uns immer, wenn wir etwas mehr gebraucht haben, geholfen haben. Dabei war es und wichtig. dass wir am Anfang nicht zu viel Geld zusammentragen, um in Ruhe testen und aus unseren Fehlern lernen zu können. Auch die Hilfe der Wirtschaftsagentur war instrumental bei uns – ich konnte mir diese kleine Doppeldeutigkeit nicht nehmen. Andererseits haben wir ja auch Einnahmen, die uns natürlich in unserem frühen Stadium sehr helfen. Jetzt suchen wir nach weiterem Kapital, um wirklich weltweit den Markt zu bedienen.

In wievielen Ländern wird eure Plattform genutzt – was sind die wichtigsten Expansions-Märkte?

Igudesman: Momentan sind es 13. Wir schauen als nächstes auf jeden Fall noch intensiver in die USA, ins Vereinigte Königreich und nach Asien.

Ihr wart zuletzt ausgesprochen erfolgreich auf Social Media unterwegs. Was ist dabei eure Strategie?

Rhee: Unsere gegenwärtige Strategie ist es, uns auf Inhalte zu konzentrieren, die unsere Mission und unser Thema in Einklang bringen, wie Musik, Humor aber auch eine Leidenschaft für das Leben und die Kreativität. Auf diese Weise konnten wir unsere Marke und unsere Botschaften vorstellen, ohne direkt bestimmte Kundenstämme anzusprechen. Wir nutzen soziale Medien, um vorab zu vermarkten, was wir tun und wer wir sind. Hört sich einfach an, oder? Ist es aber nicht. Inhalte zusammenzutragen ist unser Mannschaftssport und wir sind froh, dass es bis jetzt so gut funktioniert hat.

Music Traveler hat extrem prominente Testimonials – wie seid ihr an die gekommen?

Igudesman: Interessanterweise gibt es nichts einfacheres, als berühmte Musiker und Musikliebhaber dazu zu bewegen, Music Traveler zu unterstützen. Es ist so eine positive Idee, bei der bisher alle bereit waren, uns Testimonials zu geben. Natürlich hilft es auch, dass ich und unser Chief Artist Relations, Hyungki Joo, seit vielen Jahren eng mit Billy Joel, John Malkovich oder auch Hans Zimmer befreundet sind und oft zusammengearbeitet haben. Aber das wichtige ist, dass sie alle an Music Traveler glauben und zum Teil sogar selber finanziell investiert haben. Mit John Malkovich, der bei unserer ersten Pressekonferenz dabei war, bin ich in den kommenden Monaten mit meinem Projekt “The Music Critic” unterwegs und trete da am 7. März auch im Wiener Konzerthaus auf.

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(c) Adobe Stock - Axel Bueckert

Ein Startup-Studio nach Vorbild von Rocket Internet sollte es werden. Acht Startups in vier Jahren aufzubauen lautete der Plan in Zahlen des Wiener Startup-Studios Trive Studio. Und die Zeichen standen gut. Es war Jänner 2022, die Boomphase seit Ende 2020 war in vollem Gange und niemand sollte ahnen, dass diese mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ein jähes Ende finden würde.

“Es gab noch nie eine bessere Zeit, um etwas zu gründen. Denn aktuell passen alle Rahmenbedingungen, man muss es nur tun”, sagte Trive Studio-Gründer Martin Sirlinger damals zum offiziellen Start im brutkasten-Interview. Das erste Startup des Studios – Emma Wanderer – war bereits einige Monate zuvor gelauncht worden.

Liquidation von Holding-Gesellschaft trive studio GmbH & Co KG

Doch keine drei Jahre später ist es mit dem “ersten Vollblut-Startup-Studio Österreichs”, wie Sirlinger es damals nannte, vorbei. Die trive studio GmbH & Co KG, die als Holding-Gesellschaft fungiert hat und namhafte Investoren, darunter Hansi Hansmann, an Bord hatte, wird liquidiert.

Unter der Hand gegenseitige Kritik nach Konkursen und Übernahme

Die Bilanz: Zwei Startups wurden gegründet, in ein weiteres investiert. Von diesen drei Startups wurde eines verkauft, die beiden anderen mussten Konkurs anmelden. Begleitet wurden diese Vorgänge von Kritik an Sirlinger und der Arbeit von Trive Studio – immer unter der Hand. Von Trive Studio gab es auf brutkasten-Anfrage kein öffentliches Statement dazu. Ein geplantes Interview kam nicht zustande. Fest steht: Zumindest einige der involvierten Akteur:innen gingen nicht im Guten auseinander.

Pluz Care lebt weiter, Emma Wanderer kürzlich neu gestartet

Dabei leben im Trive Studio geschaffenen Ideen auf die eine oder andere Weise weiter. Emma Wanderer startete kürzlich mit dem alten Gründer:innen-Team und einem neuen Konzept erneut. Pluz Care, das zweite im Studio gegründete Startup, besteht als Teil des Wiener Startups Teledoc, von dem es 2023 übernommen wurde, weiter. Doch Sirlingers Anfang 2022 formuliertes Ziel, zu “beweisen, dass das Studio-Modell als Assetklasse für Investor:innen sehr spannend sein kann und in der Lage ist, mit dem klassischen VC-Modell mitzuhalten”, kann wohl als gescheitert angesehen werden.

Statement von Trive-Studio-Gründer Martin Sirlinger

Edit: Nach Veröffentlichung dieses Artikels erhielt brutkasten ein Statement von Trive-Studio-Gründer Martin Sirlinger, das folgend im Wortlaut wiedergegeben wird:

“Die Liquidation der trive studio GmbH & Co KG ist der letzte Schritt eines geordneten Rückzugs. Er erfolgt aufgrund der Nichterreichung unserer gesetzten Ziele. Diese Maßnahme ist leider ebenso notwendig wie unausweichlich.

Das Studio-Modell per se zu kritisieren, trifft zu kurz. Externe Faktoren, wie etwa die Verschlechterung der makroökonomischen Lage, als auch interne Entwicklungen waren im Nachhinein betrachtet wesentlich ausschlaggebender.

Alle Beteiligten haben aus meiner Sicht ihr Bestes gegeben und es sind auch gute Dinge passiert, auf die man in Zukunft aufbauen kann.”

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