08.03.2021

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

Er startete seine Karriere als Journalist. Als Investment-Manager bei Sequoia Capital "entdeckte" er u.a. Google, Paypal und Klarna. Michael Moritz steht im Zentrum von Mic Hirschbrichs dieswöchiger Kolumne.
/artikel/michael-moritz-sequoia-google-paypal-klarna
Michael Moritz (c) Sequoia Capital
brutkasten-Kolumnist Mic Hirschbrich | Hintergrund: Michael Moritz (c) Sequoia Capital

Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt als Journalist beim Time Magazine. Bekannt wurde er mit seiner Biographie über Apple und Steve Jobs, die er schrieb, als er Chef dieses Magazins in der San Francisco Niederlassung geworden war. Er kam zu der Erkenntnis, dass man nicht zwingend viel technologisches Verständnis benötige, um die besten Technologiefirmen der Welt ausfindig zu machen und darin zu investieren. Es brauche vielmehr die Fähigkeiten eines richtig guten Journalisten. Also wechselte der britische Sir Michael Moritz an die Sandhill Road in der San Francisco Bay Area und wurde zu einem der erfolgreichsten Tech-Investoren aller Zeiten. Seine Investments kennt praktisch jeder vom Namen, nur kaum jemand weiß, dass er dahintersteht. Das gilt auch für sein jüngstes europäisches Einhorn, in das er wieder als erstes investierte, das schwedische Klarna. Doch dazu später mehr.

Michael Moritz gibt sich, wie viele erfolgreiche Menschen aus der Bay Area, bescheiden und geerdet. Google, Yahoo, Youtube, Linkedin, Paypal, Instacart, Stripe und Klarna sind nur einige seiner Investments, die er für Sequoia Venture Capital seit seinem Einstieg 1986 tätigte. Sein Vermögen dürfte bald die Fünf-Milliarden-Dollar-Grenze knacken und belohnt ihn für seinen Instinkt, herausragende Investmentziele vor allen anderen zu finden. Der Oxford Absolvent wurde von Forbes in der “Midas List” als Nr. 1 Venture Capitalist gerankt und Times kürte ihn unter die 100 einflussreichsten Menschen der USA.

Michael Moritz: Der Journalist unter den Analysten

Moritz macht gerne auf die Eigenschaften eines guten Journalisten aufmerksam und darauf, weshalb das in seinem Job so nützlich sei. Zum einen würde man sich in neue Fachgebiete rasch einarbeiten müssen, von denen man zunächst wenig verstünde. Man brauche zudem die Gabe, die richtigen Fakten beschaffen und korrekt analysieren zu können. Zur wichtigsten Begabung aber zähle das Talent, klar kommunizieren zu können, also ein richtig guter Geschichtenerzähler zu sein. Das seien die entscheidenden Eigenschaften für den Erfolg als Investor.

Die meisten seiner Investments schienen für andere zunächst wenig spannend. Youtube zum Beispiel hatte zwar nach einigen Jahren einen großen User-Zustrom, aber auch horrende Kosten und praktisch keine relevante Monetarisierung. So ein Investment braucht Nerven, Weitsicht und – vor allem – Geduld. Dass Google einmal die Video-Plattform für 1,7 Milliarden US-Dollar übernehmen würde, konnte zu Beginn niemand erahnen. Viele Kollegen kritisierten Google für den hohen Kaufpreis, hätte Youtube doch nicht nur Monetarisierungs-Probleme sondern auch unzählige juristische Bedrohungen am Horizont gehabt. Doch einige Jahre später sollte diese Akquisition als eine der erfolgreichsten aller Zeiten gelten. Und auch Google selbst bekam zu Beginn nicht ohne weiteres Geld, gab es doch mit Yahoo und anderen mächtige und erfolgreiche Suchmaschinen am Markt. Der erste bekannte Angel-Investor in Google war übrigens Jeff Bezos, der Gründer von Amazon. Dessen 250.000 US-Dollar Investment sollte später beim IPO 280 Millionen wert werden. Der erste institutionelle Investor war auch bei Google, richtig, Sequoia, zusammen mit Kleiner Perkins und Deal-Maker Michael Moritz saß bis 2007 in Googles Board.

Sequoia: Eine Klasse für sich

Der Marktwert der von Sequoia Venture Capital bis 2021 finanzierten Unternehmen beläuft sich mittlerweile auf gigantische 3,3 Billionen (also 3,3 Tausend Milliarden) Dollar und umfasst Namen wie Airbnb, Apple, ByteDance-Tiktok, Cisco, Dropbox, Electronic Arts, Evernote, Github, Google, Instacart, Instagram, Kayak, Klarna, Linkedin, Nvidia, Paypal, Reddit, Symantec, Tumblr, Whatsapp, Yahoo, Youtube, Zoom und viele mehr. Man fragt sich, ob es nicht einfacher wäre, jene bekannten Tech-Titanen zu nennen, die nicht von diesem Unternehmen zu Beginn finanziert wurden.

Auch Moritz’ europäisches Einhorn wächst rasant!

Viele, die zum ersten Mal ins Silicon Valley kommen, sind von zwei Dingen überrascht. Erstens, wie wenig glamourös und modern die Gebäude der Firmen sind, obwohl derart viel Geld im Umlauf ist und zweitens wie analog diese Welt digitaler Investments funktioniert. Denn am liebsten macht man Deals in Person, zumindest bis Corona. Das beginnt beim Pitch bei Starbucks und endet bei den Board-Meetings der großen Scaleups. So überrascht es nicht, dass Michael Moritz zu seinen Board-Meetings bei Klarna selbstverständlich nach Schweden fliegt. Vor elf Jahren fand er diese europäische Perle und investierte wenige Millionen bei damals noch niedriger Bewertung.

Erst im September hat das Finanzdienstleistungsunternehmen 650 Millionen US-Dollar aufgestellt und reiht sich damit in Erfolgsgeschichten wie Airbnb und Dropbox ein. Und am 1. Dezember 2020 bestellte Klarna seinen wichtigsten Investor als Vorsitzenden in seinen Aufsichtsrat, dessen Mitglied er bereits seit 2010 war. Klarnas CEO hob dabei das wichtige Langzeit-Engagement und die Erfahrung des Sequoia-Partners hervor: “I am humbled to welcome an exceptional group of executives to the Klarna Board and the longstanding commitment of Sequoia Capital and Sequoia Partner, Michael Moritz, to the company.”

Etwas über eine Milliarde US-Dollar Umsatz wurden, auch dank Corona, 2020 erzielt, erwirtschaftet mit rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 100 Nationen. An die 56 Milliarden US-Dollar an Transaktionsvolumen im E-Commerce habe man in dieser Zeit abgewickelt. 90 Millionen Kunden weist das europäische Scaleup auf seiner Website aus und rund 250.000 Händler. Die Value Proposition von Klarna ist glasklar: Es beseitigt alle bis dato vorhandene Hürden beim Bezahlvorgang und punktet besonders beim Vertrauen der Konsumenten, die ihre Onlineeinkäufe unter anderem per Rechnung und auf Raten bezahlen können

Klarna vor dem Exit?

Immerhin ist es diesmal ein europäisches Finanz-Einhorn, das nach harten Jahren der Aufbauarbeit einen für Europa sehr seltenen Meilenstein hinsichtlich Bewertung erreicht hat, der bei 31 Milliarden US-Dollar liegt. nach noch elf Milliarden vergangenen September. Klarna zeigt, dass auch Europa Tech-Titanen dieser Größe hervorbringen kann und das sind gute Nachrichten für alle Technologie-Firmen. Dass es wieder von Michael Moritz aus Kalifornien entdeckt wurde, spricht für Klarna und sollte uns nicht weiter stören. Nicht nur wir europäische Technologen dürfen noch dazu lernen, auch unsere Investoren.

Nun strebt das Unternehmen einen Börsegang für 2021 oder spätestens 2022 an und man wird sehen, ob Moritz auch dabei seiner Legende gerecht, und alte Rekorde der Superlativen brechen wird.

Deine ungelesenen Artikel:
14.11.2024

“Analyser”: Konsortium entwickelt Tool, das bei CSRD und EU-Taxonomie helfen soll

In einem von der FFG geförderten Projekt unter der Leitung von Fraunhofer Austria wird ein Tool entwickelt, das Unternehmen beim Erfüllen der CSRD-Anforderungen unterstützen soll.
/artikel/analyser-konsortium-entwickelt-tool-das-bei-csrd-und-eu-taxonomie-helfen-soll
14.11.2024

“Analyser”: Konsortium entwickelt Tool, das bei CSRD und EU-Taxonomie helfen soll

In einem von der FFG geförderten Projekt unter der Leitung von Fraunhofer Austria wird ein Tool entwickelt, das Unternehmen beim Erfüllen der CSRD-Anforderungen unterstützen soll.
/artikel/analyser-konsortium-entwickelt-tool-das-bei-csrd-und-eu-taxonomie-helfen-soll
Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Journalist, der als Investor Google, Youtube, Paypal und Klarna “entdeckte”