17.05.2021

Marschpat: NÖ-Blasmusik-Startup stellte Konzept nach emotionalem DHDL-Auftritt neu auf

Kein Investment und Tränen. Der Auftritt von Marschpat in der "Höhle der Löwen" war nicht von Erfolg gekrönt, führte aber dazu, dass sich das Startup aus Niederösterreich neu ausrichtete. Mit Erfolg, wie sich herausstellte.
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Marschpat, Blasmusik, Kapelle, Notenblatt, Digital Musik,
(c) Marschpat - Das Marschpat-Team reagierte auf Kritik mit Veränderung.

Es war ein äußerst emotionaler Auftritt den die drei Gründer von Marschpat, Patrick Rupprecht, Carina Eigner und Markus Wenzl, in der “Höhle der Löwen” hingelegt haben, an dessen Ende sogar Tränen geflossen sind. Auch wenn man auf die meisten Löwen sympathisch wirkte, es gab Kritik und man verließ das Studio ohne Investment. Rund eineinhalb Jahre nach der Aufzeichnung ist beim Niederösterreichischen Startup, das ein digitales Notenbuch herstellt, jedoch Vieles anders.

Eineinhalb Stunden Aufnahme

“Im ersten Moment war die Enttäuschung natürlich groß, wir hätten uns natürlich mehr erwartet. Im Fernsehen sieht man nur einen kurzen Ausschnitt, aber wir waren doch über eineinhalb Stunden in der ‘Höhle’. Nach vielen erfolgreichen Startup Wettbewerben, haben wir uns mehr erhofft”, sagt Mit-Gründerin Carina Eigner. “Wir wussten aber, dass wir weitermachen werden und das Feedback der Löwen in unser Produkt und anderen Bereichen mit einfließen lassen.”

Kritik und Änderung

Als Problem zeichnete sich heraus, dass die Löwen, allen voran ein kritischer Nils Glagau, das damalige Geschäftsmodell von Marschpat nicht verstanden haben, und Georg Kofler sogar an der unternehmerischen Gesamtkompetenz gezweifelt hat. Doch, wo anderen die Kritik des Südtirolers das Startup-Herz gebrochen hätte, so weckte das bei den drei Gründern aus Leobersdorf den Willen sich zu ändern. Zu verbessern.

Marschpat als Digitalsystem

Zur Erklärung: Das Marschpat ist ein digitales Gesamtsystem für Marschkapellen und Blasmusik. Das digitale Marschbuch soll das mühsame “Handling” der Notenblätter überflüssig machen. Mit Notenbildern und Stimmen für jedes Instrument, die direkt von den Verlegern heruntergeladen werden können, sind die Noten für alle Mitglieder der Kapelle jederzeit verfüg- und digital verwaltbar. Die Stücke aus dem Notenpool können per Drag and Drop in ein virtuelles Marschbuch überführt werden. Dabei ist aber auch ein eigener Upload via PDF, XML oder JPEG möglich.

Ein Kalender ermöglicht zudem die Terminverwaltung aller Orchestermitglieder mit Proben und Auftritten, sodass Playlists variabel für den jeweiligen Termin und die Anwesenden angepasst werden können. Die Gruppenverwaltungsfunktion erleichtert das Hinzufügen und Entfernen von Teilnehmern und das Teilen von Marschbüchern, Noten und Kalendern.

Marschpat hat seit dem Pitch vor den Löwen nicht nur ihre Features optimiert, sondern auch die Hardware-Preise angepasst. Der E-Reader kostet von 119 Euro bis 419 Euro, je nach Größe des Gerätes. Eine Marschgabel ist pauschal für zwischen 35 Euro und 50 Euro erhältlich. Bald soll eine mobile App dazukommen, damit User Daheim, bei Proben und Konzerten ebenfalls Marschpat-Produkte nutzen können.

Auch bei den Software-Preisen, die ein kleines Thema in der “Höhle der Löwen” waren, hat sich einiges geändert. Es gibt nun Einzeluser-Preise um monatliche 5,99 Euro, sowie Vereinspreise. Zweitere sind gestaffelt nach Größe des Vereins: Das kleinste Vereinsabo für bis zehn Mitglieder kostet 12,99 Euro – bei 100 Mitgliedern 84,99 Euro pro Monat.

Idee aus Studienzeit

Die Idee ein digitales Marschbuch zu entwickeln geht auf Patrick Rupprecht zurück, der bereits zu Studienzeiten mit dem Gedanken spielte eine alte Musik-Tradition ins digitale Zeitalter zu überführen. “Dadurch, dass ich aus der Blasmusik komme und die initiale Idee das Marschieren bzw. Herausforderungen in der Blasmusik verbessern wollte, war dies unser Einstieg in den Markt”, erklärt der Ideengeber, warum er speziell diese Musikrichtung anvisiert hat.

Marschpat mit neuem Kooperationspartner

Er sagt: “Es gibt natürlich in anderen Teilbereichen der Musik schon vereinzelt digitale Lösungen, wie etwa Übungs-Apps, jedoch ein spezielles System für die Blasmusik und die besondere Kombination aus Hardware, Software und Notencontent gibt es noch nicht. Die Vision ist natürlich viel größer und wir wollen auch in weitere Musikbereiche gehen. Derzeit sind wir gerade mit unserem neuen Kooperationspartner ‘A1‘ dabei, unser Produkt für Musikschulen zu adaptieren. Im Herbst werden wir damit am Markt gehen und es sind schon viele weitere Bereiche geplant. Weiters haben wir unser Produkt schon auf spezielle Orchesterformen, wie den ‘Posaunenchören’ erweitert, welche vor allem in Deutschland stark vertreten sind.”

Corona-Pandemie und die Folgen

In diesen eineinhalb Jahren seit der TV-Aufzeichnung ist, wie man merkt, bei Marschpat viel Positives passiert, die Corona-Pandemie jedoch hat auch vor dem Niederösterreichischen Unternehmen nicht halt gemacht. Und auch nicht den erhofften Umsatz, von dem sie in der Startup-Show gesprochen haben (zwei Millionen Euro) gebracht.

“Das Woodstock der Blasmusik 2020, das größte Blasmusikfestival mit 100.000 Besuchern, ist leider ins Wasser gefallen, wo wir eigentlich unseren Marktstart im Juni 2020 pushen wollten. Auch sämtliche Blasmusikauftritte für letztes und dieses Jahr wurden abgesagt. Aber wir sind zuversichtlich, dass die Blasmusik, auch wenn nur eingeschränkt ab 19. Juni wieder proben darf. Leider sind wir noch nicht in dem Umsatzbereich, den wir wollten, sind aber guter Dinge durch die Öffnungsschritte und mit unserem neuen Produkt für Musikschulen unser Ziel zu erreichen”, sagt Rupprecht hoffnungsfroh.

Neue Investoren und Unterstützer

Mittlerweile sind seit dem Deutschland-Ausflug auch drei Investoren ins Startup eingestiegen, wie Co-Founder Markus Wenzl erzählt: “Einer der bekanntesten ist Michael Altrichter, auch bekannt von der österreichischen Variante “2 Minuten 2 Millionen”. Außerdem ist Startup300 mit einem kleinen Beitrag investiert und wir haben unseren Mentor-Investor Markus Tröscher, der uns bei den ganzen Notenrechten und Lizenzen, aber auch in vielen anderen Bereichen unterstützt.”

250 Stücke und 10.000 Notenblätter

Momentan hat Marschpat 250 Stücke im Repertoire mit über 10.000 Notenblättern. Auch etliche Verlage und Komponisten sind mit im Boot und können deren Stücke Blasmusikern digital zur Verfügung stellen. “Der größte und älteste Blasmusikverlag ‘Johann Kliment Verlag’ ist bei uns ebenfalls schon mit dabei. Wir haben aber auch Verlage aus Deutschland wie etwa den ‘HeBu Verlag’. Aus Österreich sind es der Musikverlag ‘Tatzer’ und ‘Stereo Music’. Komponisten wie Daniel Muck, Günther Fiala oder Florian Moitzi unterstützen uns ebenfalls”, erklärt Eigner, die zugibt, dass es nicht immer so einfach ist Verlage von digitalen Lösungen zu überzeugen. “Aber durch Corona hat sich die Denkweise auf alle Fälle verbessert und es kommen immer mehr Verlage auf uns zu.”

Besonders junge und junggebliebene Musiker sowie Kapellen würden großes Interesse an den digitalen Möglichkeiten zeigen. “Es gibt natürlich auch Skeptiker, aber der Großteil nimmt unser Produkt gerne an”, so Eigner weiter. “Gerade haben wir eine Bestellung von einer sehr großen Kapelle mit 120 Mitgliedern aus Deutschland erhalten. Wir halten auch Webinare ab. Neulich mit 230 Teilnehmern. Insgesamt merkt man, dass der Trend Digitalisierung in der Blasmusik gut ankommt.”

Marschpat erreicht Listung bei Thomann

Das nächste Ziel von Marschpat ist es ihr Produkt in Musikschulen anbieten zu können. Hierfür arbeitet das Team eng mit Beteiligten zusammen wie etwa dem “Hans Lanner Regionalmusikschulverband” und Direktoren aus ganz Niederösterreich. Ab Juni wird es die Marschpats und Marschgabeln auch beim größten europäischen Musikhändler Thomann zu kaufen geben.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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