07.03.2024

Loyal und hypergenau: Warum Menschen aus dem Autismus-Spektrum die Lösung für Startups sind

Immer ein Auge fürs Detail, effizient und trotzdem arbeitslos. Expertin Tina Freund erklärt, warum neurodivergente Menschen die Zukunft für Startups und Unternehmen sind, und wie man sie als Arbeitskräfte gewinnt.
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Hier sieht man Tina Freund, die Coacherin bei Amazing15 istgemeinsam mit ihrer Chefin und CEO Anna Marton
Gemeinsam mit Gründerin Anna Marton verknüpft Coaching Expertin Tina Freund neurodivergente Talente mit Unternehmen (c) Paul Gruber Amazing15

Sie sind mühsam. Lichtscheu. Nicht fokussiert, weil die Gedanken rasen, wenn Eindrücke einprasseln. Zu direkt. Brechen Gespräche ab, wenn plötzlich etwas anderes wichtiger ist. Im sozialen Umfeld haben sie Probleme, Small-Talk ist etwas Unbekanntes und falsch.

Und dennoch, Personen im neurodiversen Spektrum sind die Chance, um das Problem zu lösen, das viele Startups und Unternehmen momentan haben: Fachkräftemangel und hohe Fluktuation.

Rund jede sechste Person gehört zum Spektrum

Mehr als 1,4 Millionen Menschen – also etwa jede sechste Person – allein in Österreich gehören laut Schätzungen zum neurodivergenten Spektrum. Sie sind autistisch, haben Legasthenie, ADHS, Dyspraxie oder Dyslexie. 50 Prozent von ihnen sind unfreiwillig arbeitslos, stecken in Teilzeit und als geringfügig Beschäftigte fest.

Dabei geht viel verloren. Vor allem die besonderen Fähigkeiten, wie Tina Freund erzählt. Sie ist Coach bei Amazing15, einem Startup rund um Gründerin Anna Marton (zuvor Specialisterne, wie brutkasten berichtete), und weiß, dass sich unter ihnen zahlreiche  “Highperformer:innen“ befinden.

Mit ihrem Team sorgt sie dafür, dass die Talente, die sonst ausgeschlossen werden, in Unternehmen landen: “Sie haben noch nicht die Chance auf Arbeit bekommen, waren lange beim AMS. Oft haben sie in ihrer Freizeit Spiele oder Apps programmiert, können aber kaum Berufserfahrung vorweisen und bekommen immer wieder Absagen.”

“Manchmal kommt es aufgrund von Lücken im Lebenslauf nicht einmal zu einem Gespräch”

Die Gründe für die Ablehnung sind meist trivial: Kaum Augenkontakt, Stress beim Händeschütteln, einsilbige Antworten und manchmal etwas zu direkt – Verhaltensweisen, die nicht dem offiziellen Bewerbungs-Knigge entsprechen und somit auf Ablehnung und Unverständnis bei Arbeitgeber:innen stoßen. “Manchmal kommt es aufgrund von Lücken im Lebenslauf nicht einmal zu einem Gespräch”, erklärt Freund im brutkasten-Interview. 

Damit es aber zu ebendiesem kommt, hilft Amazing15 nach. Das Coaching-Programm für Unternehmen, die auf der Suche nach Talenten sind, bietet Serviceleistungen beim Match-Finding und Onboarding und begleitet Arbeitnehmende sowie Unternehmen darüber hinaus, wenn es um die Eingliederung, Teambuilding und individuelle Bedürfnisse im Arbeitsalltag geht. 

Datenmanagement, Software Development, höchste Präzision. 

Ist zum Beispiel höchste Genauigkeit gefragt? Braucht es Datenanalytiker:innen, Software- Entwickler:innen oder Mitarbeiter:innen, die spielend leicht Struktur ins Unternehmen bringen können? “Besonders bei Aufgaben, die mit höchster Präzision gelöst werden müssen, sind neurodivergente Talente gefragt”, betont die Recruiting-Expertin. 

Für Startups hält der Talentpool also einiges bereit. “Zu unseren aktuellen Top-Bereichen beim Matching zwischen Unternehmen und den Talenten gehören Datenmanagement, Software Development und Fehlersuche oder Mustererkennung”, fasst Freund zusammen. 

Das Team von Amazing15 vernetzt Menschen aus dem neurodivergenten Spektrum mit Unternehmen, die nach Talenten suchen. (c) Paul Gruber

Loyal, genau und gewissenhaft: Was das Spektrum für Startups bietet

Die Fachkräfte, nach denen allerorts händeringend gesucht werden sind also bereits da? Ja, sagt Freund. Menschen aus dem neurodiversen Spektrum werden in der Arbeitswelt nicht “mitbedacht”, dabei bringen sie exakt die Eigenschaften mit, die sich jede:r Unternehmer:in wünscht. Fluktuation gebe es bei neurodivergenten Talenten selten. “Sie sind unglaublich loyal, suchen langfristige Anstellungen und arbeiten gewissenhaft. Wie viele Menschen findet man da draußen, die so sind?”, fragt Freund. “Wir leben in einer Zeit, in der rund alle zwei Jahre der Job gewechselt wird.”

Das richtige Job-Inserat

Ist die Stelle mal mit einer Person aus dem neurodivergenten Spektrum besetzt, können beide Seiten froh sein. Die Chance auf bedürfnisorientiertes Arbeiten, das den Talenten erst die Möglichkeit der Entfaltung ihrer Fähigkeiten gibt, birgt nämlich wirtschaftliches Potenzial. Um diesen Punkt zu erreichen, heißt es aber zunächst für Unternehmen “Recruiting anpassen”.

“Während sich ein durchschnittlicher Bewerber mit 18 Monaten Berufserfahrung auf die Stellenanzeige melden würde, bewirbt sich ein Autist nicht, obwohl er im Verborgenen vielleicht 50 Programmiersprachen beherrscht.” 

Tina Freund, Coach bei Amazing15

“Menschen im Spektrum lassen sich häufig bereits von den Stelleninseraten abschrecken und bewerben sich gar nicht erst”, sagt Freund. Denn schon hier nehmen sie es besonders genau: “Verlangt das Profil beispielsweise mindestens drei Jahre Berufserfahrung, heißt das für sie oft: So, erstes Hindernis, ich darf dort nicht arbeiten, weil ich nur zwei Jahre mitbringe”, klärt die Expertin auf. “Während sich ein durchschnittlicher Bewerber mit 18 Monaten Berufserfahrung auf die Stellenanzeige melden würde, bewirbt sich ein Autist nicht, obwohl er im Verborgenen vielleicht 50 Programmiersprachen beherrscht.” 

Einer der Tipps der Expertin lautet daher: Inserate offener gestalten. Dazu gehöre auch das Definieren von “Must-haves” und “Nice-to-haves”. Für die Bewerber:innen sollte klar erkennbar sein, welche Punkte indiskutable Voraussetzungen darstellen und welche Aufgaben erst später wirksam werden. Heißt also, Aufgaben detaillierter Beschreiben und Möglichkeiten des “Nicht-Erfüllens” offenlassen.

“Welche To-Do’s, hat man bei diesem Unternehmen an einem Tag? Was fällt wöchentlich, was monatlich an? Die Klärung dieser Fragen gewährleistet mehr Klarheit und Informationen, die greifbar sind”, erklärt die Expertin.

Wenn’s geht, nicht anrufen

Was nicht nur Menschen aus dem neurodiversen Spektrum aufstößt: Spontane Telefonate. Sich einem Gespräch unvorbereitet zu stellen ist für manche ein Supergau.

Zwischentipp also: Soll ein:e Bewerber:in eingeladen werden, ist es ratsam, zunächst schriftlichen Kontakt aufzunehmen. “Somit kann die kontaktierte Person selbst entscheiden, wie sie kommunizieren möchte. Telefonate lösen oft Stress aus”, weiß Freund.

Wie entscheidend konkrete Kommunikation für Menschen mit Autismus oder ADHS ist, zeigt ein Beispiel aus der Praxis des Amazing15-Teams. 

Das Vorstellungsgespräch: Und er hat “Nein” gesagt”

“Und er hat ‘Nein’ gesagt”, beginnt Freund ihre Erzählung. Ein Wort, das bei Job-Interviews – geht man abermals vom Bewerbungs-Knigge aus – weniger geläufig ist. Und doch kommt es vor.

Als nach dem “Nein” des Bewerbers auf die Frage, ob er die Unternehmenssoftware SAP beherrsche, nichts mehr kam, lag zunächst Verwunderung im Raum. Denn der Bewerber habe ja seit drei Jahren mit SAP gearbeitet, erklärt Freund. Verneint wurde die Frage, weil er – um hier wieder einmal hypergenau zu sein – lediglich mit einem Teil der Software vertraut war. Da könne er nicht behaupten, er beherrsche SAP, so seine Einstellung.

Das Frustrierende daran sei stets, dass solche Kleinigkeiten schnell das Aus für den Eintritt auf den Arbeitsmarkt bedeuten können. “Ohne den Coach bleibt es bei diesem ‘Nein'”, erklärt Freund. “Und er bekommt die Stelle nicht.”

Damit die Zusammenarbeit von Unternehmen, Team und Mitarbeiter:innen aus dem Spektrum auch funktioniert, braucht es strukturiertes Onboarding.

Das richtige Onboarding 

Was passiert am ersten Tag des Arbeitsbeginns, was am zweiten, wo sind die entsprechenden Personen und Räume zu finden? “Am Anfang stehen erst einmal viele Fragen im Raum. Bietet ein Unternehmen schon vorab Informationen dazu, schafft das eine große Orientierungshilfe für den Arbeitseinstieg”, präzisiert Freund.

Diese Fragen vorab zu klären, erlaubt es neurodivergenten Menschen, sich gut auf die erste Zeit im Unternehmen einzustellen. Je sicherer sie sich fühlen, desto effizienter können sie arbeiten und sich eingliedern.

Wer, wie, was?

Besonders gut auf diese Phase einstellen können sich die potentiellen Teammitglieder, wenn die Abläufe, Aufgabenbereiche, Zeiten und Ziele schriftlich übermittelt werden und immer abrufbar sind. Zudem seien Informationen zu den jeweiligen Ansprechpartner:innen im Unternehmen besonders hilfreich. “Wenn ich jedes Mal überlegen muss, wen ich zu welchem Thema befragen kann, ist das sehr anstrengend.”

Was sich in der Vergangenheit besonders bewährt habe, sei den neuen Mitarbeiter:innen eine fixe Person zuzuteilen, die als Unternehmens-Anker fungiert. Eine Art Firmen-Buddy “der für mich zuständig ist, zu dem ich jederzeit hingehen kann, um Fragen zu stellen”, sagt Freund. “Und am Anfang wird es viele Fragen geben.”

Ein weitere Hilfestellung beim Onboarding ist – besonders bei großen Unternehmen und Konzernen – neuen Mitarbeiter:innen dabei zu helfen, sich im Gebäude zu orientieren. Für Menschen im neurodivergenten Spektrum kann es belastend sein, sich zurechtzufinden. Besonders wenn sie neu in der Firma und mit den Kolleg:innen noch nicht vertraut sind. “In so einem Moment, eine Person ansprechen zu müssen, die man noch dazu gar nicht kennt, kann schnell zu Überforderung führen”, erklärt Freund.

Mit dem Rücken zur Wand

Ebenso rät Freund, Mitarbeiter:innen aus dem neurodiversen Spektrum zum Teil Home-Office zu ermöglichen, Noise-Cancelling-Kopfhörer zur Verfügung zu stellen und – auch in einem Open-Office – eine fixen Platz zuzuteilen. Idealerweise die Wand im Rücken. “Aufstellwände kosten nicht viel”, so Freund. Auch Jalousien gegen grellen Sonnenlichteinfall können praktische Tools sein, um Menschen aus dem Spektrum effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Viele tragen zusätzlich Sonnenbrillen.

Zu mühsam? Klare Ansage für Unternehmen

Es mag sein, dass diese Anpassungen im eigenen Startup oder Unternehmen nach viel Mühe klingen und bei manchen Gründern, Gründerinnen oder CEOs auf Unverständnis stoßen. Für all jene hat Tina Freund eine klare Message.

“Die Frage ist”, sagt sie ,”willst du einen Mitarbeiter, der loyal ist, die Arbeit ernst nimmt und hart ‘reinarbeitet’, wenn es sein muss? Die meisten divergenten Talente, sind unglaublich froh, wenn sie einen Job bekommen. Da ist die Loyalität schon von Anfang an riesig, weil ein Unternehmen ihnen die Chance gibt, endlich zu arbeiten. Endlich etwas zu machen.”

Menschen im neurodivergenten Spektrum sind oft reizempfindlich. Sonnenbrillen und Noise Cancelling Kopfhörer sowie verdunkelte Räume leisten Abhilfe. (c) Paul Gruber

In diesem Sinne hat eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien gezeigt, dass die Produktivität in Unternehmen, die neurodivergente Leute einstellen, in der Anfangsphase zwar kurz sinkt, dann aber das vorige Niveau übertrifft. Konkret: Unternehmen werden um 30 Prozent effizienter, weisen eine um 39 Prozent verbesserte Kommunikation und einen um fast 60 Prozent stärkeren Zusammenhalt im Team auf.

“Lässt man sich darauf ein”, weiß Tina Freund, “wird alles besser, denn man hat jemanden im Unternehmen, der sich alles sehr genau ansieht.”

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Das Team von Circulyzer (c) Circulyzer

Die Steiermark ist ein Schlaraffenland für Startups. Das ist nicht erst seit Neuestem so. Mit der Startupmark werden bereits seit 2021 die Kräfte im Lande gebündelt, um das steirische Startup-Ökosystem weiterzuentwickeln und die Steiermark als attraktiven Startup-Standort sichtbar zu machen.

Allen voran: Die GreenTech-Branche in der Obersteiermark. Mit dem Projekt Green Startupmark wird bis 2028 in den Aufbau des Innovationsökosystems investiert. Dabei werden grüne, innovative Gründer dabei unterstützt, ihre Ideen zu erfolgreichen Startups oder Spin-offs weiterzuentwickeln.

Neben den Projektpartnern FH JOANNEUM mit dem Kapfenberger Accelerator & Inkubator for Green IT (Green KAIT Kapfenberg) und dem Green Tech Valley Cluster ist vor allem auch die Montanuniversität Leoben, mit dem Zentrum für Angewandte Technologie Leoben (ZAT Leoben) ein wichtiger Akteur.

“Unser großer Player in der Circular Economy ist die Montanuniversität Leoben. Vor allem im Hightech-Bereich und was EcoTech wie Recycling und Wasserstoff angeht. Das sind Themen, die großes Potenzial für den Wirtschaftsstandort Steiermark und Österreich zeigen.”

Klare Worte von Remo Taferner, dem Geschäftsführer des ZAT Zentrum für angewandte Technologien. Das ZAT fungiert als Gründungszentrum der Montanuniversität Leoben und der Obersteiermark.

Mit Forschung einen Mehrwert bieten

“Unser Fokus liegt darauf, universitäre Erkenntnisse in Gründungsideen und schließlich in florierende Startups zu verwandeln”, meint Taferner. Dabei suchen wir vor allem nach Green-Hightech Ideen, die einen nachhaltigen Zweck und hohen Impact haben. Dadurch sind wir sehr stark mit der Montanuniversität Leoben verbunden und begleiten viele Forscher:innen dabei, ihre Forschung in marktfähige Produkte umzuwandeln und der Welt damit einen Mehrwert zu bieten.”

Selbiges macht auch das Startup Circulyzer von Markus Bauer. Der Gründer und Alumnus der Montanuniversität Leoben hat nämlich eine Anlage entwickelt, mit der man Kunststoffe effizient und zu reduzierten Kosten aus gemischtem Abfall abtrennen kann. Der abgetrennte Kunststoff wird schließlich recycelt und wieder in den (Industrie-)Kreislauf eingebracht. Deshalb auch der Name “Circulyzer”: Die Anlage trägt zur heimischen Kreislaufwirtschaft bei. Ein bedeutender Hebel zur Entschärfung der Klimakrise.

Daniel Schwabl und Markus Bauer von Circulyzer (c) Circulyzer

“Unsere Idee soll nicht einfach in der Bibliothek verstauben”

Gegründet wurde Circulyzer im Jahr 2020 von Markus Bauer und Daniel Schwabl. Die beiden Verfahrenstechniker betrieben zehn Jahre lang Forschung zur Kunststofftrennung an der Montanuniversität Leoben. Schließlich entschied man sich zur Gründung: “Wir haben beide unsere Dissertationen zu diesem Thema gemacht. Im Zuge dieser Arbeit hatten wir schon das Gefühl, dass wir das Ganze in die Welt tragen wollen. Wir haben zehn Jahre lang geforscht. Jetzt soll unsere Idee nicht einfach in der Bibliothek verstauben. Also haben wir gegründet.”

“Leider haben wir oft mitbekommen, dass tolle Forschungsergebnisse meist nicht weiterverfolgt werden. Vielversprechende Lösungen versanden oft. Das wollten wir natürlich nicht”, erinnert sich Bauer. “Deshalb haben wir Circulyzer ins Leben gerufen. Und dabei wirklich Top-Unterstützung vom ZAT und der Montanuniversität Leoben bekommen. Wir durften an einem Vorbereitungsprogramm teilnehmen, nach eineinhalb Jahren haben wir im Sommer 2020 dann schließlich gegründet.”

Der “Circulyzer” (c) Circulyzer

Das Einmaleins der Unternehmensgründung

Das ZAT in Leoben bietet Gründungsinteressierten drei Programme zur Unterstützung an. Dabei ist jede und jeder willkommen, der oder die eine Gründungsidee in die Realität umsetzen möchte. “Wir sehen uns als Sparringpartner für Gründer:innen und helfen, wo immer Hilfe benötigt wird. Das sind in erster Linie rechtliche Belange, Marketing und Sales oder Vertrieb. Wir sind quasi der betriebswirtschaftliche Buddy, der Gründer:innen unter die Arme greift”, beschreibt Taferner die Funktion des ZAT.

Das ZAT hilft Forschenden mit Gründungsabsichten nicht nur von der bloßen Idee hin zum Businessplan und Proof of Concept, beim Markteintritt und bei der Akquise von ersten Kunden, sondern unterstützt auch mit einem finanziellen Zuschuss von bis zu 30.000 Euro. Jedes der drei ZAT-Programme begleitet Gründende ein Jahr lang in Schulungen und Workshops mit Expert:innen.

Jede eingereichte Idee wird nach einer Vorauswahl von einer Jury bewertet. Ist die Lösung “hochtechnologisch und innovativ”, das Team vielversprechend und die Realisierbarkeit gegeben, wird das Gründerteam in das jeweilige ZAT-Programm aufgenommen.

“Wir helfen sozusagen beim Einmaleins der Unternehmensgründung. Auch bei späteren Herausforderungen unterstützen wir im Gründer-Dasein. Zum Beispiel bei den ersten Mitarbeitenden, den ersten Kunden oder den ersten Verträgen mit Großunternehmen”, erzählt Taferner im Gespräch mit brutkasten.

“Als Forscher bist du detailverliebt, aber kein Unternehmer”

Mit der Unterstützung des ZAT wagten auch die zwei Forscher Bauer und Schwabl den Schritt ins Unternehmertum. Wahrlich erwies sich dieser “durchaus als Rollercoaster mit vielen Ups und Downs”, wie Bauer heute erzählt. “Als Forscher bist du detailverliebt und kennst deine Technologie in und auswendig. Aber du bist eben kein Unternehmer. Da musst du erst reinwachsen – und dabei hat uns das ZAT wirklich optimal unterstützt.”

Ebenso die Steirische Wirtschaftsförderung SFG. Im SFG-Impulszentrum Niklasdorf hat Circulzyer sowohl seine Prototypen als auch den Bau seiner Anlage vorangetrieben. Der Standort erfüllt alle Anforderungen an ein modernes Büro, Labor oder Werkstättengebäude. Funktionalität und Flexibilität richten sich speziell an kleinste und kleine innovative Unternehmen. 

Das Impulszentrum Niklasdorf zeigt Kernkompetenzen in puncto Materialien und Werkstofftechnologien. Außerdem arbeitet man dort eng mit der Montanuniversität Leoben, speziell mit dem Zentrum für angewandte Technologien (ZAT), und dem Joanneum Research zusammen. 

Aufbauend auf einer Laboranlage zu Testzwecken arbeitet Circulyzer intensiv an der Fertigstellung der Technologie. Man steht ganz knapp davor: “Unsere Anlage ist keine, die man sich auf den Schreibtisch stellen kann. Wir brauchen dazu Industriehalle, einen Stapler, einiges an Stahl und viele Rohre und Schrauben (lacht). Der Entwicklungsprozess war sehr intensiv – mit einem großen Impact. Dafür mussten wir aber erstmal das Vertrauen von Kunden gewinnen.”

“Du weißt, dass deine Technologie richtig gut ist”

Kunden von seiner Technologie zu überzeugen und schließlich zu gewinnen, war nur ein Aspekt, den Bauer auf seinem bisherigen Gründungsweg lernen musste: “Als Forscher oder Techniker weißt du, dass deine Technologie richtig gut ist. Aber aus dieser Idee musst du erst einmal ein verkaufbares Produkt machen, das für Kunden attraktiv ist. Das war für uns eine Hürde, bei deren Bewältigung wir viel gelernt haben”, erinnert sich Bauer an anfängliche Herausforderungen.

“Als Forscher hat man das Technische im Griff. Über das Drumherum denkt man zuerst gar nicht nach: Sei es Buchhaltung, Steuern, rechtliche Verpflichtungen oder Vertrieb. In diesen Themen sind wir Anfangs ein bisschen stagniert. Mit der Hilfe des ZAT haben wir dann wieder Schwung aufgenommen.”

Vertrieb und Marketing waren “die größten Hürden”

Nach dem Input des ZAT habe man sich schließlich auch mit Fragen wie “Wer ist unser idealer Kunde?”, “Wie vertreiben wir unser Produkt und “Wer wird für unsere Technologie wie viel zahlen?” beschäftigt. “Das war sicherlich eine der größten Hürden”, erinnert sich Bauer. Folglich fanden auch Konkurrenzanalysen Einklang in den Gründeralltag des Duos. Daraus habe sich eine Kunden- und Marktstrategie ergeben, die schließlich den Launch ihres Produktes sicherstellten.

Bei einer frisch in Betrieb gesetzten Anlage von Circulyzer soll es aber nicht bleiben. Bis Anfang nächsten Jahres plant man mit dem Launch einer zweiten Anlage, dann mit einem ersten und zweiten Mitarbeiter. Dann mit der Vertriebsoffensive. Expandieren will man auch, vorerst stünde allerdings der heimische Markt im Visier.

“Wir haben hier Partner gefunden, mit denen alles tiptop funktioniert”

Von Interesse sind in erster Linie Unternehmen in der Region um Graz und Leoben mit einem Fokus auf Anlagenbau, Umwelt- und Recyclingtechnik sowie Kreislaufwirtschaft. Man befinde sich in einem stabilen Lieferanten- und Partnernetzwerk, gerade deshalb, “weil wir nicht alle Dinge abdecken können, die wir für unser Produkt brauchen. Da haben wir im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern optimale Partnerfirmen, die einer Zusammenarbeit mit uns sehr offen und kooperativ gegenüberstehen. Wir haben hier wirklich Partner gefunden, mit denen alles tiptop funktioniert.”

Startup-Nährboden Steiermark

Aber es geht nicht nur um die Nähe zu GreenTech-Unternehmen und Forschungseinrichtungen. “Auch was die Förderungslandschaft angeht, haben wir in der Steiermark einen sehr guten Nährboden gefunden”, erzählt Bauer. So hat Circulyzer unter anderem Unterstützung durch die Förderungsprogramme Start!Klar zur Evaluierung der Vertriebsstrategie und Start!Klar plus zur Investorensuche der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG bekommen. In diesen Programmen können sich Startups bis zu 30.000 Euro bzw. 100.000 Euro holen. 

“Wir könnten uns jetzt nicht vorstellen, mit Circulyzer woanders zu sitzen. Gerade die Obersteiermark nimmt in puncto Recycling- und Umwelttechnik eine Vorreiterrolle ein. Ich weiß nicht, ob es viele Länder gibt, die aus technologischer Sicht so weit entwickelt sind und eine derartige Dichte an innovativen Unternehmen haben”, beschreibt Bauer den Standort Steiermark.

Dass sich gerade die Obersteiermark als Nährboden für Startups, Green Hightech entpuppte, ist zu einem großen Teil der Montanuniversität Leoben zu verdanken: “Die Forschung im Hightech-, Recycling und Kreislaufwirtschaft-Bereich treibt Innovation an und bringt junge Ideen mit. Damit haben wir hier ein Zentrum an jungen, motivierten Personen, die in diesen Themen top ausgebildet sind. Außerdem haben sich viele Großunternehmen in der Obersteiermark angesiedelt, wie Mayr-Melnhof und die Voest Alpine. Die benötigen viel Know-how – und wir haben hier viel Know-how. Das Zusammenspiel funktioniert, die Gegend floriert.”

“Eure Idee muss nachhaltig Probleme lösen”

Remo Taferner legt Forschenden, die einen oder beide Füße in das Gründer- und Unternehmertum setzen wollen, schließlich folgenden Ratschlag ans Herz: “Schaut darauf, dass eure Idee nachhaltig Probleme lösen kann. Und holt euch jemanden an eure Seite, mit dem ihr das langfristig umsetzen könnt. Sei es ein Mentor, ein Partner oder ein Mitgründer.”

Wer noch mehr Einblicke von Markus Bauer und seiner Gründergeschichte bekommen will, sollte beim Zukunftstag, der in Kooperation von Steirischer Wirtschaftsförderung SFG & Joanneum Research am 9. Oktober 2024 veranstaltet wird, vorbeischauen. Neben ihm geben auch Michael Cik (Invenium Data Insights), Silvia Laimgruber (FFG), Werner Wutscher (New Venture Scouting), Stefan Rohringer (Infineon Technologies Austria) und Andrea Höglinger (TU Graz) als Speaker spannende Inputs zum Thema Spin-off.

Weitere Ratschläge, Einblicke und Inspirationen können sich Gründungsinteressierte auch am kommenden Startup-Day am ZAT und der Montanuniversität Leoben holen: Am 11. Oktober versammelt sich die obersteirische Startup-Szene mit verschiedenen Keynote-Speakern am ZAT in Leoben.

Auch Remo Taferner spricht von inspirierenden Veranstaltungen: “Beide Events bieten optimale Möglichkeiten, um sich mit anderen Startups auszutauschen und Gründerluft zu schnuppern. Und sich Inspiration für Ideen zu holen, mit denen man die Welt step-by-step verbessern kann.”

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