16.07.2024
INTERVIEW

Longevity und Biohacking: Was Gründer:innen wissen müssen

Interview. Thomas Lechner, Co-Founder des Grazer Startups Luminous Labs, gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte des Thema Langlebigkeit - und Tipps, wie sich die wichtigsten Erkenntnisse in den Startup-Alltag integrieren lassen.
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Thomas Lechner, Co-Co-Founder von Luminous Lab, einem auf Longevity spezialisierten Grazer Startup
Thomas Lechner, Co-Co-Founder von Luminous Labs | Foto: Christine Rechling

Dieser Artikel erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Ewig leben, länger gesund leben oder einfach die körperliche Leistungsfähigkeit im Berufsleben erhöhen – was steckt wirklich hinter den Megatrends Longevity und Biohacking?

Thomas Lechner beschäftigt sich seit Jahren mit den beiden Themen. Gemeinsam mit Barbara Sekulovska hat er Luminous Labs gegründet; das Grazer Startup entwickelt Rotlichttherapie-Geräte, mit denen positive Effekte auf Langlebigkeit und Wohlbefinden erzielt werden sollen. Im brutkasten-Interview gibt Lechner einen Überblick über den Themenbereich – und Tipps, wie sich die wichtigsten Erkenntnisse in den Startup-Alltag integrieren lassen.


brutkasten: Worum geht es beim Thema Longevity genau – ein längeres Leben, ein länger gesundes Leben? Wie würdest du es definieren?

Thomas Lechner: In den Medien ist es aktuell ein kontroverses Thema. Beim Begriff Longevity denkt man häufig an einen reichen weißen Mann, der in seinem Elfenbeinturm sitzt und sein Geld nicht hergeben will. Teilweise trifft dieses Klischeebild sogar zu: Sehr wohlhabende Menschen sind primär die treibenden Kräfte. Die sagen sich: „Jetzt habe ich so viel in meinem Leben geschaffen, sehe aber, dass es immer schwieriger wird und ich gerne noch mehr Zeit hätte.“ Aber die nächste große Phase beim Thema Langlebigkeit ist jetzt, dass man unterscheidet: Das eine ist die Lebensspanne – wie viele Jahre lebst du? Aber andererseits muss man die Gesundheitsspanne beachten: Wie viele dieser Jahre verbringst du in einem gesunden Zustand?

In Umfragen unterscheiden sich die Antworten auf die Frage, wie lange Menschen leben möchten, oft stark. Aber wenn man danach fragt, wie viee von den Lebensjahren man gesund verbringen möchte, antworten wahrscheinlich fast alle, dass „bis zum letzten Tag“ der Idealfall wäre. Das ist das größere Thema, und in diese Richtung bewegt sich auch die Langlebigkeits- Branche.

Wie ist Langlebigkeit von Biohacking abzugrenzen? Und wo überschneiden sich die Konzepte?

Biohacking ist ursprünglich von Dave Asprey begründet worden – aus dem Startup-Alltag im Silicon Valley heraus. Beim Biohacking schaut man hauptsächlich, dass man sich optimiert, sowohl körperlich als auch geistig. Das kann auch den Nebeneffekt haben, dass es die Gesundheits- oder die Lebensspanne erhöht. Aber primär geht es darum, die eigene Performance zu erhöhen. Biohacker wenden auch öfter Dinge an, die nicht überprüft sind und die vielleicht auch Nebenwirkungen haben können.

Langlebigkeit grenzt sich insofern davon ab, dass man dabei Dinge macht, die einem guttun und die dazu führen, dass man ein gutes und im Idealfall langes Leben hat. Dabei wägt man aber die Risiken und die Potenziale, die mit bestimmten Interventionen verbunden sind, sehr stark ab. Man ist weniger experimentell unterwegs.

Wie intensiv sollte man sich mit dem Thema Langlebigkeit beschäftigen?

Wenn man noch sehr jung ist, ist es gut, wenn man das Thema irgendwo im Kopf hat und sich bei den Dingen, die man so macht, fragt, ob das dabei hilft, ein gutes und gesundes Leben zu haben – oder ob es schadet. Und dann muss man eben die richtigen Entscheidungen treffen.

Wenn man erste Alterserscheinungen merkt, vielleicht so ab 50 Jahren, dann sollte man genauer hinschauen. Ich sehe das beispielsweise bei meinen Eltern: Die sind um die 60 herum, und da merkt man schon, dass man jedes Jahr massiv mehr Einsatz zeigen muss, um sein Level konstant zu halten, weil der Körper abbaut.

Das ist meiner Meinung nach der Unterschied: Man behält es entweder im Kopf, wenn man jung ist, und achtet darauf, die richtigen Entscheidungen zu treffen – oder man setzt auf Interventionen, wenn man den Abfall schon spürt.

Wenn ich mich für das Thema Langlebigkeit interessiere, wie kann ich erste Schritte setzen, wie in das Thema einsteigen?

Wichtig ist immer, dass man das Thema in unterschiedlichen Phasen betrachtet. Der Longe- vity-Investor Sergey Young sagt beispielsweise immer: Das Erste, was du machen kannst, ist, dei- nen aktuellen Lifestyle zu überprüfen – und zwar, indem du dich fragst: Was mache ich, das schäd- lich ist? Du rauchst nicht, trinkst nicht übermäßig? Das sind Dinge, die schon einmal extrem viel bringen. Man kann die Ernährung noch dazunehmen. Aber indem man Sachen, die schlecht für ei- nen sind, vermeidet, hat man einen ersten Schritt schon gesetzt.

Der zweite Schritt ist Diagnostik. Man sollte sich regelmäßig selbst oder von Ärzt:innen checken lassen – und lieber präventiv Dinge angehen. Dann hat man mehr Handlungsspielraum.

Der dritte Schritt ist, dass man optimierte Lebensweisen mit einbettet. Fasten kann bei- spielsweise einen positiven Einfluss auf die Gesundheitsspanne haben. Es gibt auch Dinge wie Wärme, Kälte, Atemübungen, Meditation, das Stressmanagement-Thema – das hat alles Einfluss, und das kann man angehen.

Obendrauf kann man noch bestimmte Interventionen setzen, die experimenteller sind. Dazu zählt beispielsweise unsere Technologie. Darüber hinaus geht der Trend langsam in die Richtung von „Reverse Actions“, das sind dann verjüngende Maßnahmen. Das wird noch dauern, ist aber der Weg in die Zukunft. Schritt für Schritt wird man Methoden finden, die es einem ermöglichen, zwei, drei oder fünf gesunde Jahre dazuzubekommen.

Du hast jetzt das Thema Rauchen und übermäßiges Trinken angesprochen. Wenn man es herunterbricht: Was sind die drei wichtigsten Punkte, die man aus einer Langlebigkeits- perspektive erfüllen sollte?

Der erste ist tatsächlich, nicht zu rauchen oder sich anderweitig zu vergiften. Ähnlich wichtig ist das Thema Schlaf – da geht es einerseits um die Schlafqualität, aber auch darum, dass man regelmäßigen Schlaf hat. Bemühe dich, dass du mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht bekommst! Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man Konstanz im Leben hat; dass man sich regelmäßig Zeit für sich nimmt, auch für die Familie.

Wenn man die sogenannten Blue Zones anschaut, also die Gegenden der Welt, in denen Menschen besonders alt werden, und untersucht, warum die Menschen dort so alt werden, kommt man auf ähnliche Themen: Was nimmt man zu sich? Also der Punkt Ernährung.

Dann beobachtet man in diesen Gegenden hohe körperliche Aktivitäten, die Leute bleiben also im hohen Alter relativ aktiv. Dazu kommen dann noch ein rhythmisches Leben und eine emotionale Verhaftung in der Gesellschaft. Auch das zeigt, dass die Kombination aus Ernährung, Bewegung und emotionalem Bezug mit einem Eingebundensein in die Gesellschaft sehr wichtig ist.

In welchem Ausmaß ist Bewegung notwendig, damit sie hinsichtlich Langlebigkeit relevant wird? Manchmal heißt es ja, dass schon ein geringes Ausmaß an Bewegung hilfreich ist – und Leistungssport möglicherweise dann schon schädlich sei …

Wenn man es jetzt ganz pauschal beantworten möchte, würde ich sagen: Jede Bewegung hilft. Man kann auch relativ viel machen, ohne dass es dem Körper Schaden zufügt. Wenn es in Leistungssport übergeht, kann es tatsächlich sein, dass es möglicher- weise auch hinderlich ist: Wenn du drei Stunden am Tag sehr intensives Training betreibst, kann es für den Körper fordernd sein und zu übermäßigen Abnutzungserscheinungen führen. Aber die große Mehrheit der Menschheit bewegt sich meistens zu wenig.

Ein interessantes Konzept ist auch jenes des „Centenarian Decathlon“, sinngemäß also des „Zehnkampfs für 100-Jährige“. Das hat der Longevity-Arzt und Autor Peter Attia geprägt; es hilft, zu wissen, wie viel man sich bewegen soll. Hinter dem Konzept steht folgende Frage: Stell dir vor, du bist 100 Jahre alt – was möchtest du in diesem Alter noch machen können? Daraus leitest du dann die derzeit notwendigen Maßnahmen ab.

Da muss es auch nicht unbedingt um einen Triathlon mit 100 gehen – aber vielleicht möchtest du mit 80 deine Enkel noch hochheben können. Und dann kannst du eben herleiten, wie viel Kilo du heute stemmen musst, damit du mit 80 deine Enkel, die 30 Kilogramm schwer sind, heben kannst – wenn man von einem konstanten Abbau des Körpers ausgeht.

Wie sehr spielt das Thema Mental Health in Longevity hinein?

Es spielt extrem hinein. Das geht oft unter, weil beim Thema Gesundheit der körperliche Aspekt am stärksten verankert ist. Aber im Langlebigkeitsaspekt kommt ja noch dazu, dass auch mit 80 oder 120 niemand allein sein möchte. Wenn man gute Beziehungen und Partnerschaften zu anderen Menschen hat, ist das förderlich – einerseits für die mentale Gesundheit, aber andererseits wirkt es sich auch körperlich aus.

Wie lässt sich das stressige Start- up-Leben mit dem Langlebigkeits- gedanken verbinden?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es tatsächlich so ist, dass man als Startup-Gründer Prioritäten setzt, die für die Gesundheit oft nicht ideal sind. Ich sehe das bei mir selbst. Ich tracke meine körperlichen Parameter wie Schlaf oder Herzraten-Variabilität genau mit, und ich schaue dabei immer, wie balanciert ich grundsätzlich bin. Ich weiß, dass ich in stressigen Phasen wahrscheinlich kein gutes, ideal gesundes Leben schaffen kann. Aber wenn es zu stark kippt, dann versuche ich, Interventionen zu setzen. Im Idealfall bringt man diese Dinge in Einklang.

Wenn ich mich mit Biohacking beschäftigen oder auch experimentieren will – wie kann ich starten?

Auch hier gibt es drei Aspekte. Der erste ist mental: Alleine, was Atemübungen oder Meditation bringt, ist ziemlich krass. Wenn man sich ein paar Minuten vor der Arbeit Zeit nimmt und sich
vorbereitet, etwa indem man durchgeht, was heute die Prioritäten sind, hilft das schon sehr.

Das zweite Thema ist Sport. Regelmäßig Sport zu machen ist superwichtig – da reichen auch schon 20 Minuten, in denen man sich auspowert.

Der dritte Punkt sind erste Interventionen, die im Idealfall automatisch gehen. Bei mir sind das beispielsweise Supplements wie Vitamin D. Ich merke etwa im Winter schnell, wenn ich unterversorgt bin, dass es meine Performance runterzieht. Sobald man mehr in der Sonne ist oder eben Vitamin D supplementiert, merkt man, dass man stärker da ist. Außerdem ist auch Licht etwas sehr Wichtiges, speziell in der Früh. Dann kann man sich immer fragen: Habe ich eine gute Abendroutine? Eine gute Schlafhygiene? Und man kann auch auf Technologie setzen, etwa über Photobiomodulation, wie wir es anbieten.

(Text wird unter dem Bild fortgsetzt)

Luminous Labs entwickelt Rotlichttherapie-Geräte, mit denen positive Effekte auf Langlebigkeit und Wohlbefinden erzielt werden sollen | Foto: Luminous Labs

Du hast jetzt das Thema Supplements, also Nahrungsergänzungsmittel, angesprochen. Was ist hier aus deiner Sicht sinnvoll, was unnötig, was möglicherweise sogar schädlich?

Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie riskant man unterwegs sein möchte. Ich finde es grundsätzlich immer gut, wenn man ärztliche Begleitung hat. Zudem hilft es auch, wenn man seine Werte trackt, sei es mit Fitnesstrackern oder mit einem täglichen Journal. Dann kann man nachvollziehen, was mit Körper und Geist passiert: Was wird besser, was schlechter? Wasserlösliche Vitamine sind meist harmloser, da überschüssige Vitaminaufnahmen über die Niere und den Harn wieder ausgeschieden werden. Bei fettlöslichen Vitaminen besteht die Gefahr einer Überdosierung, die dann auch schädlich sein kann.

Es gibt ja auch Devices, mit denen man messen kann, wie sich der Blutzuckerspiegel verändert, wenn man bestimmte Dinge isst oder trinkt. Hältst du so etwas für sinn- voll?

Ich finde das hochgradig spannend und nutze das selbst auch. Man bekommt dadurch einen besseren Eindruck: Ist es mir jetzt das Plundergebäck wert, dass ich nach der Mittagspause einen Riesen-Down habe, oder nicht?

Man kann dann auch gut experimentieren: Wie wirkt sich beispielsweise eine Woche Intermittent Fasting aus? Was passiert in meinem Körper und welche mittelfristigen Auswirkungen hat es?

Wie siehst du die Entwicklungen rund um das Thema Longevity in den vergangenen Jahren?

Grundsätzlich hat es sich in den vergangenen Jahren überhaupt erst entwickelt. Bis vor rund drei Jahren hat es das Thema eigentlich so noch nicht gegeben – weder im Markt noch bei den Investoren. Biohacking kommt jetzt auch immer stärker in der breiten Masse an und die Leute sind offener dafür. Teilweise wird der Begriff Longevity auch schon aus Marketing-Gründen verwendet. Mittlerweile gibt es jetzt auch Ärzte, die den Begriff verwenden und sich darauf spezialisieren. Aber dennoch steckt das Thema noch in den Kinderschuhen und es zeigt sich jetzt erst, wie stark und schnell es sich vor allem auch in den Augen von Investoren entwickelt.

Es gibt auch Staaten, die das Thema Gesundheit bisher noch nicht so aufgearbeitet hatten und die sich jetzt in dieser Hinsicht einen Schritt weiter nach vorne trauen, verglichen etwa mit Europa. Ich war Ende des vergangenen Jahres beispielsweise in Saudi-Arabien eingeladen – ich konnte dort auch mit dem Gesundheitsminister reden; dort werden Regulatory Sandboxes für das Thema Longevity oder auch andere Medizininterventionen aufgebaut. Sie ermöglichen Experimente – natürlich im sicheren Rahmen, aber eben viel schneller als in anderen Ländern. In einem solchen Umfeld passiert dann wahrscheinlich in einem Jahr so viel wie in Österreich in zehn Jahren.

Manche im Longevity-Bereich haben das Ziel, den Alterungsprozess völlig zu stoppen – oder sogar umzukehren. Ist das realistisch oder fällt das eher in den Bereich Science-Fiction?

Es wird in den nächsten Jahren nicht die eine Pille geben, die das Altern stoppt und mit der man dann einfach nur genug Geld ausgeben muss, um jung zu bleiben. Was es meiner Meinung nach aber schon geben wird, sind Interventionen, die die Gesundheitsspanne verlängern. Vielleicht wird man manche Krankheiten, die jetzt die größten Killer sind, ausschalten können – und man kann den körperlichen und geistigen Verfall verlangsamen.

Es gibt auch den Begriff „Longevity escape velocity“ – er bezeichnet eine Situation, in der Interventionen das Leben oder auch die Gesundheitsspanne schneller verlängern, als du alterst. Du würdest also beispielsweise biologisch um ein Jahr älter, aber man kann die Lebensspanne durch eine Intervention um zwei Jahre verlängern. In diese Richtung könnte es in Zukunft gehen: dass man es schafft, vielleicht zwei, drei Jahre dazuzubekommen für beispielsweise ein Jahr, das man „verlebt“.

Eine der wahrscheinlich größten Herausforderungen für die Menschheit wären die Fragen, die sich daraus ergeben: Ist das überhaupt ethisch vertretbar? Was darf das kosten? Für wen ist das zugänglich? Was bedeutet eine mögliche Verlängerung des Lebens für Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen? Für Menschen, die zum Beispiel 30 oder 40 Jahre alt sind, ist das toll. Aber was ist mit 90-Jährigen? Reicht es hier, dass man sagt, man er- hält den aktuellen Zustand, oder müsste man den nicht sogar umkehren, damit man ein wirklich gutes Leben erreicht? Diese Fragen zu beantworten, wird eine sehr große Herausforderung werden.

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Aus dem Archiv: Luminous Labs und Zeitgeber im Talk über das Zukunftsthema Longevity (April 2023)

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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