21.06.2019

GmbH statt Non-Profit? Unklarheit bei Facebooks Libra Association

Mit seiner Digitalwährung Libra will der Facebook-Konzern den Payment-Bereich global auf den Kopf stellen. Doch die dazugehörige kolportierte gemeinnützige "Libra Association" scheint derzeit - entgegen anders lautenden Berichten - noch eine nicht registrierte Briefkastenfirma zu sein.
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Genf ist kolportierter Sitz der Libra Association
(c) fotolia.com - Sergii Figurnyi: Genf ist kolportierter Sitz der Libra Association

Es war eine Meldung die von vielen als markanter Einschnitt in die Entwicklung des globalen Payment-Markts gesehen wird: Der Facebook-Konzern konkretisierte diese Woche seine Pläne für eine eigene Digitalwährung und präsentierte “Libra”. Im Gegensatz zu bekannten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum wird der Facebook-Token ein Stablecoin, ist also durch Fiat-Geld gedeckt und unterliegt damit nur geringen Wertschwankungen. Der Coin eignet sich daher nicht als Spekulationsobjekt, dafür – so die Intention – für den Alltag.

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Große Partner

Dahinter stehen neben Facebook eine Reihe großer Partner. So sind etwa die US-Amerikanischen Kreditkarten-Weltmarktführer Mastercard und Visa ebenso an Bord, wie PayPal, PayU und Stripe. Als “Marktplatz-Partner” sind fürs Erste unter anderem eBay, die Booking Holdings (Betreiber u.a. von booking.com), Uber und Spotify dabei. Daneben kooperiert man mit Unternehmen aus dem Telekom- dem Blockchain-, dem VC- und dem Non-Profit-Bereich.

Zweiteiliges System: Calibra und Libra Association

Stichwort Non-Profit: Facebook baut für den für kommendes Jahr geplanten Launch nach eigenen Angaben ein zweiteiliges System auf. Zum einen startet man mit Calibra eine weitere gewinnorientierte Konzern-Tochter. Diese soll auf den Coin ausgerichtete Finanzdienstleistungen anbieten – auf Dauer etwa auch Kredite.

Auf der anderen Seite soll die (laut Facebook) im Schweizer Genf ansässige Libra Association Konzernangaben zufolge als “unabhängige, gemeinnützige Organisation” die Libra-Reserven (Fiat-Geld, mit dem der Stablecoin gedeckt ist) verwalten und für die technische Umsetzung verantwortlich zeichnen. Mitglieder der Libra Association sollen u.a. die oben genannten Unternehmen sein. In Medienberichten ist von 28 Gründungsmitgliedern die Rede. Sie müssen laut Page der Association mindestens 10 Millionen US-Dollar einbringen und weitere Auflagen erfüllen.

Libra Networks: GmbH statt Non-Profit

Doch wie der auf die Berichterstattung über gemeinnützige Organisationen spezialisierte Journalist Ben Parker auf Twitter darlegt, ist das Konstrukt hinter Libra in Genf bislang keineswegs als Non-Profit-Organisation ausgelegt. Zumindest ist, im Gegensatz zu anders lautenden Berichten, noch keine entsprechende Organisation in Genf angemeldet worden. Stattdessen wurde am 2. Mai 2019 die Libra Networks S.à r.l. (société à responsabilité limitée – zu Deutsch: GmbH) registriert.

Facebook als 100prozentiger Eigentümer

Sie befindet sich derzeit zu 100 Prozent im Besitz der in Delaware gemeldeten Facebook Global Holdings II, LLC. Als Unternehmenszweck ist folgendes angegeben: “Erbringung von Dienstleistungen in den Bereichen Finanzen und Technologie sowie Entwicklung und Vertrieb. Produktion von entsprechender Software und Infrastruktur, insbesondere im Zusammenhang mit Investitionstätigkeiten, Zahlungsverarbeitung, Finanzierung, Identitätsmanagement, Datenanalyse, Big Data, Blockchain und andere Technologien”.

Association als Briefkastenfirma

Wie Ben Parker weiter ausführt, suchte jedoch die (offenbar noch nicht registrierte) “Libra Association” am 18. Juni in der Schweiz um die Schützung des Namens “Libra” an. Spannend ist die dabei angegeben Adresse der Association: Quai de l’Ile 13, Gèneve 1204. Eine einfache Google-Recherche ergibt: Dort ist die Genfer Filiale der Co-Working-Kette Spaces zu finden – und man kann dort etwa über die Seite matchoffice.ch eine “virtuelle Büroadresse” ab 92 Schweizer Franken pro Monat mieten. Im Gegensatz zur kommerziell orientierten Libra Networks und zu Calibra Inc., die bereits am 24. Jänner in Delaware registriert wurde, ist die Libra Association also derzeit allem Anschein nach noch eine Briefkastenfirma.

⇒ Zur offiziellen Page der Association

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CTO Sebastian Baron, CEO Simon Valverde, Co-Founderin Helene Herrmann (c) Twine

Künstliche Intelligenz vereinfacht uns das Leben in vielen Bereichen und könnte uns in mancher Hinsicht sogar ersetzen. Bald wird KI möglicherweise in der Lage sein, menschliche Emotionen zu erkennen und nachzuahmen. Doch kann KI auch zwischenmenschliche Beziehungen einschätzen und für uns sogar das „Perfect Match“ finden?

Dieser Herausforderung nimmt sich Gründer und CEO Simon Valverde mit seinem PsyTech-Startup Ascalon an. Zusammen mit Kommiliton:innen entwickelte er während des Studiums die App Twine, die auf einer Matching-AI basiert. Durch die Verbindung von Psychologie und KI soll Twine Menschen zusammenbringen, die wirklich gut zueinander passen. Im Interview mit brutkasten gibt Simon Valverde einen Einblick in die Möglichkeiten, die sich hinter PsyTech verbergen.

Twine fokussiert sich auf Hobbys und Interessen

Die Entstehungsgeschichte von Twine begann in einem Studentenwohnheim in Salzburg, entstanden aus der Frustration, keine:n passende:n Partner:in für bestimmte Aktivitäten gefunden zu haben. Jede:r kennt das Problem: Man will ein Hobby oder Interesse teilen, aber im eigenen Umfeld findet sich niemand. Außerdem fiel dem Freundeskreis auf, dass Menschen generell immer weniger soziale Beziehungen eingehen würden.

Seit Oktober dieses Jahres kann das zehnköpfige Team aus Psychologie- und Data-Science-Studierenden oder -Absolvent:innen nun endlich sein Produkt präsentieren: Twine ist eine App, über die man durch gemeinsame Interessen und Freizeitaktivitäten neue Leute kennenlernen kann – „ohne Aufwand und mit der Gewissheit, dass man sich versteht“.

Hinter Twine steckt ein eineinhalb Jahre lang optimiertes Matching-AI-Modell. Sein Ziel war es, einen “Algorithmus zu entwickeln, der Leute zueinander bringt, die zueinander passen“, erklärt CEO Simon Valverde.

KI soll zwischenmenschliche Beziehungen verstehen

Das Besondere an Twine: Die Matches basieren auf psychologischen Erkenntnissen und werden mithilfe von KI ausgewählt. Das zugrunde liegende KI-Modell funktioniert wie folgt: Bei der Anmeldung beantwortet man einen Fragebogen, auf dessen Basis ein persönliches Charakterprofil erstellt wird. Dazu werden Informationen über die Persönlichkeit und Interessen der jeweiligen Person erhoben. Vor allem die Erwartungen und Bedürfnisse sind nach den Erkenntnissen der Sympathieforschung entscheidend für die zwischenmenschlichen Beziehungen. „Persönlichkeitsmerkmale müssen in Beziehungen gar nicht perfekt übereinstimmen,“ erklärt Valverde, der selbst Psychologie, Data Science und Wirtschaft in Salzburg studiert hat.

Die KI lernt kontinuierlich dazu: sie verarbeitet die Fragebögen sowie das Verhalten, die Interaktionen und das Feedback der Nutzer:innen, um immer besser zu erkennen, welche Eigenschaften und Erwartungen zusammenpassen. Bei einem Match erhält man einen individualisierten Text, der erklärt, warum die andere Person gut zu einem passt.

Das Twine-Team arbeitet aktuell an neuen Funktionen für die App. Zukünftig wird es möglich sein, eine ganze Gruppe für gemeinsame Aktivitäten zu finden oder die bestehende Freundesgruppe zu erweitern. Durch den Vergleich mit bestehenden Freundschaften soll die KI künftig noch besser verstehen, wie zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren.

Startup möchte mit psychologischem KI-Modell in B2B-Bereich

Twine verzeichnet bereits erste Erfolge: Seit dem Start am 1. Oktober zählt die Matching-App 300 aktive Nutzer:innen, vorwiegend aus der Boulder-Community in Salzburg.

Aktuell wird das Projekt noch aus eigenen Mitteln finanziert, doch das Team hofft auf Investoren, um die Matching-KI weiter zu verbessern. „Diese App ist jedoch nur ein erster Schritt, um Social-AI-Modelle in einem realen Umfeld zu testen und weiterzuentwickeln,“ erklärt Valverde. Twine konzentriert sich derzeit vor allem auf den Customer-Proof und die Datensammlung, um das KI-Modell für den B2B-Bereich zu optimieren. Das langfristige Ziel sei es, einer KI das “soziale Judgement eines Psychologen” anzutrainieren. Diese Fähigkeit könne in vielen Bereichen Anwendung finden, etwa bei der Suche nach passenden Mitarbeiter:innen. Langfristig plant das Startup Ascalon, diese psychologischen KI-Modelle im B2B-Sektor zu monetarisieren.

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