27.04.2023

Leftshift One: Steirisches Startup holt sechsstelliges Investment für ChatGPT-Rivalen

Das Grazer KI-Startup Leftshift One will die europäische Antwort auf ChatGPT bieten. Für dieses Vorhaben sicherte man sich das 25-köpfige Team nun auch ein Investment.
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Leftshift One-CEO Patrick Ratheiser (C) Leftshift One
Leftshift One-CEO Patrick Ratheiser (C) LeftshipONe

Mit ChatGPT stieg der Hype rund um Künstliche Intelligenz ins schier unermessliche. Doch der Chatbot aus den USA ist nicht ohne Kritik. Wie brutkasten bereits berichtet hat, ist das Produkt von Open AI nicht ohne jede Kritik. Fehlende Quellenangaben und teils falsche Informationen sorgen für Unmut bei den Nutzer:innen. Das Grazer Unternehmen Leftshift One will die bessere Lösung bieten.

Leftshift One will mehr Transparenz bieten

Leftshift One will mit seinem Chatbot eine “Antithese” zu Chat GPT bereitstellen. Aktuell bringt der steirische Pionier einen dementsprechenden KI-Dienst für unternehmensspezifische Anwendungsfälle auf den Markt. Die zentralen Unterschiede: Die europäische Antwort auf ChatGPT setzt auf Datenschutz sowie nachvollziehbare und transparente Ergebnisse – inklusive Quellenangabe.

Wie das gelingt? Die technologische Basis bei Leftshift One ist weitaus schlanker als bei ChatGPT. “Wir setzen auf smarte, vorhandene Transformer-Modelle mit sieben bis 20 Milliarden Parametern und führen ein spezifisches Feintuning auf den jeweiligen Anwendungsfall durch. Dadurch sind die Antworten und Informationen bekannt und nachvollziehbar“, erklärt Leftshift One-CEO Patrick Ratheiser. Zum Vergleich: KI-Modell GPT-3, auf dem ChatGPT aktuell basiert, greift auf etwa 175 Milliarden Datensätze zu.

Gründer behalten nach Investment mehr als 60 Prozent

Rathreiser streich als USP seines Produkts heraus, dass die Kund:innen stets volle Kontrolle über die eigenen Daten hätten. So muss die Wissensbais stets vom Unternehmen in Form von  von Dokumenten, Dateien & Co. zur Verfügung gestellt werden.

Zuletzt sicherte sich das 2017 gegründete KI-Unternehmen der Firma auch ein sechsstelliges Investment. Neben den Bestandsinvestoren eQventure und ARM-Gründer Hermann Hauser beteiligte sich auch die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) am Investment. Auch nach dem Investment bleiben 60 Prozent der Unternehmensanteile weiterhin bei denGründern Patrick Ratheiser, Christian Weber, Stefan Schmidhofer, Benjamin Krenn und Michael Mair.

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Tagbase, Riad, LEAP 2025, Authentizität
(c) Tagbase - (v.l.) Mario Uhrer, Manuel Mertl und Felix Exner von Tagbase.

Es war ein persönliches Bedürfnis von Tagbase-Founder Manuel Mertl, das ihn einst auf die Suche nach einer Lösung für Produktauthentizität sandte. Auf seiner Reise stellte er fest, dass viele bestehende Ansätze nicht zuverlässig sind und auf statische Methoden wie QR-Codes oder NFC-Tags setzen, die leicht kopiert werden können. Das Kernproblem dabei: Eine Authentizitätslösung darf nicht kopierbar sein, sonst könnten dieselben Mechanismen auf gefälschte Produkte angewendet werden. Das wusste Mertl.

Tagbase: “Nicht fünf verschiedene Apps”

“Ich entdeckte schließlich einen NFC-Chip, der bei jedem Lesevorgang dynamisch generierte Daten erstellt”, erzählt er heute. “Andere Firmen, die diesen Chip nutzen, setzen jedoch auf dedizierte Mobile-Apps, was ich für unpraktisch halte. Kunden möchten keine fünf verschiedenen Apps installieren, um Produkte unterschiedlicher Marken zu verifizieren.

Daher entwickelte er einen Prototyp, der keine eigene Applikation erfordert, aber dennoch die notwendige Sicherheit bringen soll. “Unsere Lösung kombiniert dynamische Daten, einfache Bedienung und manipulationssichere Technologie, um die Authentizität von Produkten zuverlässig zu gewährleisten”, so Mertl weiter. Oder anders gesagt, User:innen können die Echtheit eines Produkts überprüfen, indem sie einen NFC-Tag mit ihrem Smartphone scannen.

In Mario Uher, aktueller CTO und Felxi Exner, COO, fand Mertl sein Founder-Team und gründete Tagbase. Ein Startup, dessen USP es ist, dass bei der Nutzung ihrer Lösung “keine dedizierte Mobile-App erforderlich ist, um Produkte auf ihre Echtheit zu verifizieren”

“Zusätzlich haben wir eine Blockchain-Integration implementiert. Diese ist nicht zwingend für die Produktauthentizität notwendig, sondern ein zusätzliches Feature. Damit können wir nicht nur die Echtheit eines physischen Objekts nachweisen, sondern auch den Besitz des Objekts digital belegen – beispielsweise durch einen Token in einer Wallet”, erklärt Mertl weiter. “So schließen wir die Lücke zwischen Produktauthentizität und digitalem Eigentum. Unsere Lösung bietet einen umfassenden Ansatz, der sowohl die physische als auch die digitale Dimension abdeckt.”

Pitch in Riad im Februar

Aktuell freut sich das Gründertrio darüber, dass Tagbase als eines von weltweit 120 Startups ausgewählt wurde, um im Februar auf der LEAP 2025 in Riad (Saudi-Arabien) zu pitchen. Die Teilnahme sei das Ergebnis einer “aufregenden Reise”, die im Vorjahr ihren Lauf nahm.

“Im Oktober waren wir unter den ‘Top 10’ beim ‘Cardano Summit’ in Dubai eingeladen, wo wir pitchen durften. Zwei Wochen später gehörten wir zu den Top 100 beim ‘Entrepreneurship World Cup’ (EWC) in Riad und präsentierten unsere Lösung dort”, erläutert Mertl. “Während der Veranstaltung wurde uns die LEAP 2025 bekannt, und wir haben uns sofort beworben. Nun dürfen wir im Februar auf der Bühne für sechs Preise pitchen.” Der Gesamtpreispool des – zum dritten Mal stattfindenden – Wettbewerbs beträgt eine Million US-Dollar, wobei der kleinste Preis für einen Gewinner bei 150.000 US-Dollar liegt.

“Für uns ist die Teilnahme eine großartige Gelegenheit, unsere Lösung international zu präsentieren, wertvolle Kontakte zu knüpfen und potenzielle Investoren sowie Partner zu gewinnen. Es ist ein wichtiger Schritt, um Tagbase.io weiter zu etablieren”, sagt Mertl.

Tagbase: Plugins geplant

Zurzeit befindet sich das Startup in der Pilotphase und arbeitet unter anderem an einer Blockchain-Integration, konkreter an der Erweiterung auf mehrere Blockchains, um digitales Eigentum flexibler nachzuweisen.

Zudem plant man ein WordPress- und Shopify-Plugin, damit Kunden den Verifizierungsmechanismus von Tagbase in ihre eigenen Webseiten oder Webstores integrieren können. “Dabei entscheiden sie, ob die Verifizierung über unsere Plattform oder direkt über ihre Webseite erfolgt. Das schafft Potenzial für Upselling und zusätzliche Produktinformationen”, merkt Mertl an. “Kurzfristig möchten wir so viele Pilotkunden wie möglich gewinnen. Unsere Lösung ist agnostisch und kann in verschiedenen Branchen eingesetzt werden – von der Pharmaindustrie über Luxusgüter bis hin zur Verifizierung von Dokumenten.”

Nach dem Ende der Pilotphase möchte das Gründertrio heuer seine Lösung in verschiedenen Branchen etablieren; Gespräche mit einer Kosmetikmarke, einem Künstler und einem Getränkehersteller seien bereits gestartet. Langfristig möchte sich das Startup als führende Lösung für Produktauthentizität und digitalen Eigentumsnachweis weltweit etablieren.

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