19.11.2024
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Lanbiotic: Grazer Startup entwickelt Pflegeprodukte für Neurodermitis und expandiert

Das Grazer Startup Lanbiotic hat es geschafft, seit Gründung jedes Jahr profitabel zu sein. 2024 wird das Umsatzziel voraussichtlich verdoppelt. Co-Founderin Katrin Wallner berichtet von neuen Produkten, Expansionsplänen und der Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws).
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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm „Lactococcus Lanbioticus„.

Lanbiotic: „Skalierung als neue Normalität“

„Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen“, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine „neue Normalität“ an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

„Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‚Lactococcus Lanbioticus‘ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun“, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

„Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‚der lebende Teil‘ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien“, so Wallner weiter. „Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.“

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

„Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.“

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

„Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ’nischige‘ Thema Hautmikrobiom zu erfahren“, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

„Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus“, erklärt die Founderin. „Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.“

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

„Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben“, sagt sie. „Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.“

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. „Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren“, präzisiert die Grazerin. „Dass wir sie jetzt so scheinbar ‚locker‘ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.“

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. „Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt“, sagt sie. „Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.“

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. „Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.“


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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Grazer Startup Barometer 2020 2021
(c) AdobeStock

Seit 2014 fängt die Umfrage, die momentan von Ideentriebwerk, Zentrum für Entrepreneurship der Universität Graz, Unicorn Startup & Innovation Hub und Gründungsgarage umgesetzt wird, ein aktuelles Bild der Stimmungslage in der Grazer Startup-Szene ein. Laut dem Grazer Startup Barometer hat sich die Lage 2025 deutlich verschlechtert.

Startup Barometer: Finanzierungswert auf schlechtestem Stand seit 2016

Die Bewertung des Standorts sinkt deutlich und erreicht mit 4,97 von 7 möglichen Punkten den tiefsten Wert seit 2017. Damit verliert Graz einen halben Punkt im Vergleich zu den Vorjahren. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang der Bewertung beim Förderungsangebot: Die Bewertung dieses Standortfaktors sinkt von 4,92 auf 4,29 von 7 Punkten.

Gleichzeitig gibt es aber auch positive Entwicklungen. Das Potenzial an qualifizierten Fachkräften wird 2025 so gut bewertet wie nie zuvor – mit 5,17 Punkten erreicht dieser Faktor den höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen. Weitere Standortfaktoren wie das Beratungsangebot (5,25) und die Startup-Events (5,23) bleiben stabil auf hohem Niveau und werden weiterhin als große Stärken des Standorts wahrgenommen. Die Vernetzungsmöglichkeiten schneiden indes etwas schlechter ab als im Vorjahr (5,16), die Bewertung der Büro-Infrastruktur (5,07) bleibt in etwa stabil.

Allerdings: Nirgendwo ist der Einbruch sichtbarer als bei der Finanzierungssituation. Mit 3,47 von 7 Punkten fällt sie auf den schlechtesten Wert seit 2016. Zum Vergleich: In den Jahren 2023 und 2024 lagen die Bewertungen mit jeweils knapp über 4 Punkten noch auf höherem Niveau.

Mehr als jedes zweite befragte Startup (57 Prozent) hat bisher keine externe Finanzierung erhalten. Nur wenig Kapital kommt derzeit von Investor:innen: Lediglich 9 Prozent der Startups gaben an, Unterstützung von Business Angels zu erhalten, und 2 Prozent von Venture-Capital-Unternehmen.

Große Investments Ausnahme

Die geförderte Finanzierung stagniert bei 44 Prozent. Große Investments seien derzeit die Ausnahme: Wenn externe Finanzierung für Startups fließt, dann beträgt die Summe derzeit meist bis zu 50.000 Euro (35 Prozent), 30 Prozent erhalten Finanzierungen bis zu 150.000 Euro. Nur 25 Prozent aller Finanzierungen liegen über 500.000 Euro, davon 5 Prozent über 1 Million Euro.

Auch die Finanzierungshöhe unter den Frühphasen-Startups liegt meist unter 500.000 Euro (92 Prozent), schlechter als noch 2024 (82 Prozent). Der Trend zur Eigenfinanzierung setzt sich daher auch 2025 fort: Grazer Startups greifen vermehrt auf eigene Ersparnisse zurück (78 Prozent) und decken weiterhin ihre Mittel aus dem eigenen Cash-Flow heraus (51 Prozent).

„Die aktuelle Finanzierungslage trifft vor allem Gründer:innen in der Frühphase. Wer heute startet, braucht mehr Geduld, mehr Eigenmittel und ein noch klareres Geschäftsmodell. Das erschwert zwar den Einstieg, kann aber langfristig zu robusteren Unternehmen führen. Dies passiert jedoch nicht zufällig – es muss dafür gezielt in Frühphasenförderung investiert werden“, sagt Matthias Ruhri, Präsident Gründungsgarage.

Growth-Pläne passen sich an

Die Wachstumspläne der Grazer Startups haben sich an die aktuelle Lage angepasst. Für 38 Prozent der Gründer:innen hat langsames und vorsichtiges Wachstum (weniger als 50 Prozent Growth) in den kommenden drei Jahren Vorrang. Nur 25 Prozent trauen sich in den kommenden drei Jahren ein sehr schnelles Wachstum (über 100 Prozent Wachstum) zu.

Das hat auch Auswirkungen auf die Neueinstellungen von Mitarbeiter:innen: 75 Prozent der Startups planen Neueinstellungen in den nächsten zwölf Monaten, jedoch vor allem mit Fokus auf eine Person (29 Prozent), 2 Personen (23 Prozent) oder 3 Personen (17 Prozent).

Startup Barometer: KI als Chance

Eine mögliche Wachstumschance könnte sich jedoch durch Künstliche Intelligenz ergeben. Ein eigener Themenblock beschäftigte sich beim Grazer Startup Barometer 2025 speziell mit diesem Thema: 22 Prozent der befragten Startups bezeichnen sich selbst als „KI-Startup“, 70 Prozent nutzen Generative KI in der täglichen Arbeit. Für 10 Prozent ist KI sogar der Kern des Geschäftsmodells, weitere 6 Prozent haben KI in sämtliche Prozesse integriert. Nur 6 Prozent der Grazer Jungunternehmen nutzen Generative KI (noch) nicht.

Dennoch besitzt Graz der Studie nach auch 2025 Standortvorteile für Gründer:innen: Die Stadt überzeuge vor allem durch starke Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die hochqualifizierte Fachkräfte und Innovationskraft sichern würden. Ergänzt werde dies durch ein lebendiges Startup-Ökosystem, zahlreiche Unterstützungsangebote sowie die gute Größe und Infrastruktur der Stadt, die zusammen „einen attraktiven Standort für Startups“ schaffen.

Internationale Sichtbarkeit als Manko

„Wir haben an sich eine gut funktionierende lokale Startup-Umgebung, wobei die Universitäten eine entscheidende Rolle spielen. Wo wir starken Aufholbedarf haben, ist die internationale Sichtbarkeit. Die brauchen wir, um lokale Startups auf ihrem Weg in internationale Märkte zu unterstützen. Sie ist aber auch relevant, um attraktiv für die Ansiedlung von internationalen Teams hier am Standort zu sein. Ein weiterer Punkt ist die engere Verzahnung mit der Industrie. An beiden Themen arbeiten wir hier im Unicorn“, erklärt Bernhard Weber, Geschäftsführer Unicorn Startup & Innovation Hub, Universität Graz.

Und Elisabeth Kaufmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Entrepreneurship, Universität Graz, ergänzt: „Die Ergebnisse zeigen deutlich: In Graz steckt enorme Innovationskraft – getragen von engagierten Gründer:innen, starken Universitäten und einem lebendigen Ökosystem. Damit diese Innovationspower ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es jedoch ein gemeinsames Innovations-Mindset über Institutionen, Disziplinen und Hierarchien hinweg. Nur wenn alle Akteure in Graz an einem Strang ziehen, können Ideen wirklich auf die Straße gebracht werden.“

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