20.09.2018

KMU Digitalisierungsstudie 2018: knapp 50 Prozent fordern Beratung

Die KMU Digitalisierungsstudie 2018 von WKÖ und UBIT legt den Finger in die Wunde und zeigt, wo kleine und mittlere Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung aktuell stehen und wo sie Probleme haben. Die DSGVO war dabei ein wichtiger Katalysator, der KMU stärker für das Thema sensibilisierte.
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Digitalisierungsstudie.
(c) FV UBIT/Tsitsos.

“Webshops und der Endkundenhandel rücken zwar in den Fokus von Unternehmen, aber digitaler Transfer hört dort nicht auf. Die Diskrepanz zwischen dem digitalen Verhalten der Nutzer bzw. Kunden und der Digitalisierung von Unternehmen gehört geschlossen”, sagt Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT). Um diese Diskrepanz zu beseitigen, setzen die Wirtschaftskammern Österreichs (WKÖ) und der Fachverband UBIT Maßnahmen, um Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde zum zweiten Mal die KMU Digitalisierungsstudie in Auftrag gegeben.

+++ Andi Tschas wird Leiter der Bundes-Digitalisierungsagentur DIA +++

Sie wurde mit starker Beteiligung der Wirtschaftskammern in den Bundesländern, Hutchison Drei Austria sowie des Institut für KMU-Management der Wirtschaftsuniversität Wien, unter der Leitung von Arthur D. Little Austria erstellt. Denn: „Die Analyse ist enorm wichtig, um die Entwicklungen zu beurteilen und auch zu sehen, wo wichtige Hebel zur Stärkung und Förderung der Unternehmen liegen“, so Harl weiter.

Digitalisierungsstudie: Die meisten KMU sind digitale Neulinge bzw. digital bewusst

Um ein umfassendes Bild vom Digitalisierungsstand der KMU zu erhalten, wurden fünf inhaltliche Themenfelder abgefragt: 1. Treiber und Herausforderungen der Digitalisierung, 2. Rolle der digitalen Transformation bei Produkten und Services, 3. Umfang der Digitalisierung im Betrieb und in den Tätigkeiten, 4. Nutzung digitaler Kanäle zur Kundengewinnung und Kundenmanagement sowie 5. der Stellenwert der digitalen Transformation in Kultur und am Arbeitsplatz. Der sogenannte Digitalisierungsindex, der neu erhoben wurde, ordnet die Unternehmen den Kategorien „Digitaler Neuling“, „Digital bewusst“, „Digital orientiert“ und „Digitaler Champion“ zu. Der überwiegende Großteil aller KMU ist den ersten beiden Kategorien zuzurechnen, wobei die Branchen Bank und Versicherung sowie Information und Consulting am stärksten digitalisiert sind.

DSGVO hat Bewusstsein für Datensicherung bewirkt

Die größte Herausforderung 2018 war und ist für 54 Prozent der befragten KMU die neue Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). In der Studie 2017 hingegen war die DSGVO als Herausforderung noch gar kein Thema. Auch wenn sie weiter ins Bewusstsein gerückt ist, herrscht noch immer eine große Unsicherheit in KMU bezüglich der DSGVO vor. 43 Prozent brauchen Beratung und erwarten eine Verbesserung des rechtlichen Rahmens. Im Zuge des Inkrafttretens der DSGVO haben sich KMU auch hinsichtlich anderer Digitalisierungsthemen weiter sensibilisiert: Datensicherung hat für 40 Prozent der Unternehmen Top-Priorität, im Vergleich zum eigenen Webauftritt (39 Prozent) und Internet Banking (34 Prozent).

Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung

Die voranschreitende Digitalisierung wird von zwei Drittel (61 Prozent) der Befragten als Chance zur Gewinnung von Neukunden gesehen; die Hälfte der Befragten hofft auf Kostenersparnis. Zusätzlich geben die Unternehmen an, dass Webseiten auf mobilen Endgeräten für Kundenakquise am besten funktionieren. Auffallend ist, dass eher jene Branchen mit einem niedrigen Digitalisierungsindex einen Beschäftigungsrückgang durch die Digitalisierung erwarten, während 18 Prozent im vorderen Indexbereich angesiedelte Unternehmen häufiger einen Anstieg der Beschäftigung voraussehen.

Fehlendes Know-how und fehlende Informationen zur Digitalisierung und fehlende finanzielle Ressourcen werden dabei als größte Hindernisse betrachtet. “Bei fast der Hälfte, 48 Prozent, der KMU besteht großer Bedarf an Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung der digitalen Transformation”, erklärt Harl.

digiNATION Masterplan in Ausrollung

Die KMU Digitalisierungsstudie macht noch einmal deutlich: Österreich benötigt rasch eine umfassende Digitalisierungs-Offensive. IT-Nachwuchs wird angsichts des steigenden Fachkräftemangels und fehlendem Know-how dringend gebraucht – vor allem in spezialisierten Bereichen. Hier setzt der Fachverband UBIT mit seinem digiNATION Masterplan an, der unter anderem mehr Ausbildungsplätze und keine Zugangsbeschränkungen für den Studiengang Informatik an Universitäten und Fachhochschulen fordert sowie einmal die Woche Informatikunterricht schon ab der Volksschule. Zudem ist besonders für Unternehmen, vor allem Klein- und Mittelbetriebe, die Fortführung bzw. sogar der Ausbau des Förderprogramms KMU DIGITAL enorm wichtig. „Wir freuen uns über die Ankündigung des ‚Masterplan Digitalisierung‘ in der Bildungspolitik der Bundesregierung. Aber rasches Handeln ist nun nötig. Auf Worte müssen Taten folgen“, betont Harl abschließend.

Video: Die aktuelle KMU Digitalisierungsstudie

(PA/red)

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CEO Michaela Herzog und CTO Christian Herzog (c) Wissen2Share

Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist klar geworden: Der heimische Pflegesektor stößt seit Jahren an seine Belastungsgrenzen. Ein zentrales Problem ist der bekannte Personalmangel. Pflegekräfte sind oft überarbeitet, erhalten zu wenig Unterstützung und verlassen den Beruf daher häufig frühzeitig.

Ein niederösterreichisches Familien-Startup möchte mit seiner App „Wissen2Share“ genau hier ansetzen. Gründerin und CEO Michaela Herzog erklärt im Gespräch mit brutkasten, wie die App zur Bewältigung der Pflegekrise beitragen will und welche Projekte im nächsten Jahr anstehen.

Wissen2Share unterstützt Pflegekräfte mit Wissensvideos

Die digitale App „Wissen2Share“ unterstützt Pflegekräfte mit praxisnahen Wissensvideos, die mithilfe von erfahrenen Fachexpert:innen erstellt werden. Die Videos sind mit Untertiteln in bis zu 20 Sprachen verfügbar – ein großer Vorteil, da viele Pflegekräfte kein Deutsch als Muttersprache sprechen. So können sie den Inhalt leichter verstehen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern. Aktuell bietet die Plattform 133 Videos zu elf verschiedenen Themen an, darunter Notfallmanagement, Pflegerecht, Herzerkrankungen, Demenz und onkologische Pflege. Die Erklärungen stammen von insgesamt zwölf Expert:innen, die alle über langjährige praktische Erfahrung in ihrem jeweiligen Fachbereich verfügen.

Zusätzlich stellt Wissen2Share ein Q&A-Tool mit Fachleuten sowie den persönlichen Assistenten W2S2 bereit. Dieser KI-gestützte Assistent fungiert als Suchmaschine und liefert auf Anfrage die passenden Videos. In Zukunft soll der Chatbot zu einem umfassenden Fachassistenten weiterentwickelt werden, der auch Spracheingaben unterstützt.

Neu im Angebot ist der Podcast „Fachexpert:innen im Talk“, mit dem das Startup einerseits eine positive Perspektive auf die Pflege zeigen und andererseits die hohe fachliche Kompetenz in diesem Bereich verdeutlichen möchte.

App soll bei Überforderung und Frustration in der Pflege helfen

Gründerin und CEO Michaela Herzog arbeitet selbst seit über 20 Jahren in der Pflege. Im Interview mit brutkasten beschreibt sie, wie dringend die Fachkenntnisse von Pflegekräften rund um die Uhr benötigt werden. Doch der ständige Zeitdruck und die hohen Anforderungen führen oft zu Frustration und Überforderung, was wiederum den akuten Personalmangel in Pflegeeinrichtungen verstärken kann.

Während der Corona-Pandemie spitzte sich die Belastungssituation weiter zu. Dadurch entstand bei Herzog der Gedanke, Fachwissen rund um die Uhr digital zugänglich zu machen. So wurde „Wissen2Share“ ins Leben gerufen – eine App, die Wissensvermittlung auf moderne Weise gestalten und einen niederschwelligen Zugang zu Expert:innenwissen ermöglichen möchte.

Die Plattform soll vor allem praktische Lösungen für die täglichen Herausforderungen im Berufsalltag der Pflegekräfte bieten. Außerdem unterstützt die App dabei, Fachkompetenz zu erweitern und dadurch mehr “Selbstvertrauen und Sicherheit in der pflegerischen Arbeit” zu gewinnen. Herzog sei es darüber hinaus ein besonderes Anliegen, die Professionalität in der Pflege zu stärken und die “Expertise der Pflegefachkräfte stärker in den Fokus” zu rücken.

Pilotprojekt bei Caritas Socialis und Haus der Barmherzigkeit

Die App „Wissen2Share“ richtet sich an Pflegekräfte, Auszubildende und Institutionen. Die Nutzung der Services erfolgt über ein Jahresabonnement. Das Startup aus Ebreichsdorf hebt hervor, wie wichtig es sei, dass Institutionen in die Weiterbildung ihres Pflegepersonals investieren, um die Qualität ihrer Einrichtungen zu steigern.

Inzwischen erkannten einige Institutionen das Potenzial von Wissen2Share: Im ersten Quartal wurde die App bei der Caritas Socialis am Standort Pramergasse in Wien sowie im Haus der Barmherzigkeit in Kirchstetten pilotiert und zusätzlich wissenschaftlich begleitet. Die Rückmeldungen waren laut Herzog positiv – die Art der Wissensvermittlung, die Usability und die Sprachenvielfalt wurden hervorgehoben. Zu den bestehenden Partnerschaften von „Wissen2Share“ gehören Fachverbände aus der Pflege, wie das Forum Gesundheitsrecht, oder auch der österreichische Berufsverband ÖGKV und die Fachhochschule Wiener Neustadt.

Das selbstfinanzierte Startup wurde im Juni 2023 von CEO Michaela Herzog und ihrem Ehemann Christian Herzog gegründet. CTO Christian Herzog, der langjährige Erfahrung im IT-Bereich mitbringt, ist für die technische Optimierung der App zuständig. Sein Antrieb sei es, „durch digitale Lösungen und innovative Ideen einen nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen”.

Wissen2Share etabliert sich als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe”

Derzeit arbeitet Wissen2Share an der Entwicklung einer zusätzlichen Funktion für die App. Im kommenden Jahr wird das Startup eine Buchungsplattform einführen, die als Netzwerk für Fachkräfte und Institutionen im Gesundheitsbereich dienen soll. Über diese Plattform können künftig Dienstleistungen angeboten werden, wie etwa Online-Sprechstunden, Workshops oder Bed-Side-Teachings.

Ziel ist es, den fachlichen Austausch zu fördern und Kolleg:innen
in der Praxis zu unterstützen. Mit diesem Schritt möchte Herzog ihrer Vision näherkommen, Wissen2Share als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe” zu etablieren. Gegenüber brutkasten äußert Herzog zudem das Ziel, dass sich Wissen2Share in den kommenden Jahren „definitiv im deutschsprachigen Raum fest etablieren“ wird.

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