24.07.2017

Klimawandel und Elektroschrott – die andere Seite der Digitalisierung

Dank Videokonferenzen müssten Firmenangestellte viel weniger reisen – seit Jahren wird so argumentiert, um die positiven Auswirkungen der Digitalisierung auf die Umwelt zu illustrieren. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn die Innovation hat eine schmutzige Seite.
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Vegetarische Wurst aus Soja, Rad fahren bei Kälte und Schneeregen, biologisch abbaubare Babywindeln – die Erde ist unser Lieblingsplanet, und um ihn zu schützen, haben wir uns so einiges einfallen lassen. Es schläft sich dann besser. Mit dem guten Gefühl, sich für den Umweltschutz eingesetzt zu haben, können wir gemütlich den Laptop zur Hand nehmen und eine Doku über Klimaschutz oder Atommüll streamen. Wir können uns mit unseren Freunden über soziale Netzwerke dazu verabreden, uns an Bäume zu ketten, oder auf Amazon nach Biokokosöl suchen.

Dass wir bei all diesen Aktivitäten den Natur- und Umweltschutz dann doch vernachlässigen, daran haben wir bisher kaum gedacht. Den Preis der Digitalisierung haben wir nicht auf Klimawandel und Naturschutz umgerechnet. Und die Vorstellung ist auch irgendwie abstrakt: Die enorme Menge an Daten, die täglich durch das Web geschickt wird, muss irgendwo verarbeitet und gespeichert werden – das ist für die Umwelt in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung.

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Datenzentren als Stromfresser

Da ist zunächst einmal die Frage der Stromversorgung. Bis zu zwölf Prozent der weltweit erzeugten Elektrizität sollen laut Studien vom IT-Sektor verbraucht werden. Das liegt zum einen daran, dass Technologiekonzerne zur Fertigung der Endgeräte immer mehr Energie benötigen. Auf der anderen Seite produzieren digitale Innovationen wie Streamingdienste, Cloud-Computing oder das Internet of Things riesige Mengen an Daten. Im Jahr 2003 existierten weltweit fünf Exabyte an digitalen Inhalten, das entspricht fünf Trilliarden Gigabyte. Bis 2019 sollen jährlich 10,475 Exabyte dazukommen. Um dieses Datenaufkommen stemmen zu können, bleibt IT-Konzernen nichts anderes übrig, als immer neue Datenzentren zu errichten. Dort müssen unzählige Servertürme betrieben und gekühlt werden. Man könnte auch sagen, diese Datenzentren sind sehr hungrig – hungrig nach Strom.

Schmutzige Energiequellen

Wie problematisch sich das massive Datenaufkommen auf Klima und Natur auswirkt, ist laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace hauptsächlich davon abhängig, woher der benötigte Strom kommt. Seit 2009 kategorisiert Greenpeace in seinem Clicking-Clean-Report IT-Konzerne nach Schulnotensystem. Als „Klassenbeste“ schneiden dabei Apple, Facebook und Google ab. Alle drei beziehen den Großteil ihrer benötigten Elektrizität aus sogenannten „sauberen“ Quellen und haben es sich vor fünf Jahren zum Ziel gesetzt, ihren Strom zukünftig zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu beziehen – allerdings ohne bindenden Zeitrahmen. Bei Apple und Google soll die Versorgung mit regenerativer Energie derzeit parallel zum Unternehmenswachstum ansteigen.

(c) Greenpeace

Ganz hinten im Ranking liegen die asiatischen IT-Riesen Tencent und Baidu. Beide decken ihren Energiebedarf zu 67 Prozent mit Strom aus Kohlekraftwerken. Auch der Cloud-Computing-Marktführer Amazon Web Services (AWS) landete in den vergangenen Jahren nicht auf den Topplätzen des Rankings. Seit 2016 soll er laut Greenpeace nun aber entscheidende Schritte in Richtung grüne Energieversorgung unternommen haben. Allerdings kritisiert die Umweltorganisation nach wie vor die mangelnde Transparenz des Unternehmens hinsichtlich seiner Energiepolitik. Unter allen Cloud-Providern ist AWS der einzige, der sich weigert, detaillierte Informationen über seinen ökologischen Fußabdruck zu veröffentlichen.

Redaktionstipps

Streaming als Herausforderung

Sehr schlecht schneiden laut Greenpeace Streaming- Plattformen ab, wenn es um die Energieversorgung geht. Und das, obwohl Videostreaming einer der größten Treiber der Datennachfrage ist. 2015 machte es 63 Prozent des weltweiten Internetverkehrs aus. Bis 2020 soll es die 80-Prozent-Marke erreichen. In Nordamerika ist alleine Netflix für mehr als ein Drittel des gesamten Internetverkehrs verantwortlich. Unter den neun von Greenpeace untersuchten Plattformen erhielten vier die Bewertung „Nicht genügend“. Weitere drei, darunter auch Vimeo, bekamen einen Vierer. Einzig die Google-Tochter Youtube wurde mit 56 Prozent sauberer Energieversorgung mit „Sehr gut“ bewertet.

Eine Frage der Politik

Nicht zuletzt ist auch ein politischer Faktor mit einzuberechnen, wenn es um die Energieversorgung der großen Technologiekonzerne geht. Vor allem im asiatischen Raum behindern Monopolstellungen am Elektrizitätsmarkt den Zugang zu erneuerbaren Energieformen. “Wenn es hier zu keiner politischen Veränderung kommt, wird das schnelle Wachstum des Internets in Ostasien vor allem durch Energie aus Kohle und anderen ‘schmutzigen’ Quellen vorangetrieben werden”, heißt es seitens Greenpeace. Aber auch in den USA könnte es unter Donald Trump zu energiepolitisch fragwürdigen Entscheidungen kommen. Der US-Präsident hat schließlich mehrfach angekündigt, die Klimapolitik einzuschränken und die Elektrizität wieder vermehrt aus Kohlekraftwerken beziehen zu wollen. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was Obama zuvor mit seinem Clean Power Plan erreichen wollte. Umweltschützer sehen bei der Wiederbelebung der Kohleindustrie vor allem deshalb eine große Bedrohung, da im Raum Virginia derzeit besonders viele neue Datenzentren entstehen, die oft keine erneuerbaren Energien nutzen.

Entsorgungsprobleme bei Elektroschrott

Der hohe Energiebedarf der Datenzentren ist aber nicht der einzige negative Effekt der Digitalisierung auf die Umwelt. Bisher nur unzureichend geklärt ist nämlich auch die Frage der Entsorgung von Elektroschrott. Die Maschinen und Apparate, die ein Rechenzentrum benötigt, haben nur eine begrenzte Lebensdauer. So muss ein Server beispielsweise alle drei bis fünf Jahre ausgetauscht werden. Auch im Privatgebrauch fällt immer mehr schwer recycelbarer Elektromüll an. Das liegt nicht nur daran, dass wir mehr und mehr Geräte besitzen, sondern auch daran, dass wir sie austauschen, lang bevor sie nicht mehr funktionieren – einfach, weil sie aus der Mode gekommen sind.

Ein großer Teil dieser Abfälle wird aus den USA und Europa nach Afrika gebracht und dort auf Feldern verbrannt. Bei diesem Prozess werden chemische Bestandteile der Geräte freigesetzt. Diese sind nicht nur für die verantwortlichen Arbeiter, sondern auch für die Umwelt extrem schädlich. Die giftige Asche wird durch den Wind verteilt und gerät so beispielsweise in das Trinkwasser von Tieren. Die Digitalisierung an sich ist deshalb nicht böse. Das Argument „Wir haben jetzt Videokonferenzen und müssen daher nicht mehr so viel reisen“ hat durchaus seine Berechtigung. Trotzdem, man sagt: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“ Und so ist es – denn manchmal glänzt nur der Elektroschrott in der afrikanischen Sonne.

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Kerstin Lobner | (c) Ideenflow

Die Uhr tickt, die Deadline rückt näher – und jetzt sollen du und dein Team auch noch kreative Ideen entwickeln? Klingt unmöglich, oder? Doch genau unter solchen Bedingungen kann Kreativität zur Höchstform auflaufen. Aber warum fällt es uns oft schwer, unter Druck kreativ zu denken, und wie kannst du und dein Team diese Hürde überwinden? Hier sind einige Ansätze, um den kreativen Funken auch unter Zeitnot zu entzünden.

Der Druck als Kreativitätskiller

Zunächst einmal: Kreativität braucht oft Raum. Die besten Ideen kommen, wenn man Zeit hat, Gedanken schweifen zu lassen. Wenn aber die Deadline drängt, blockiert das Gefühl von Stress oft die kreativen Prozesse. Anstatt entspannt nach Lösungen zu suchen, fühlen wir uns gehetzt und neigen dazu, auf alte Muster zurückzugreifen – nicht gerade die ideale Ausgangssituation für frische Ideen.

Lösung #1: Timeboxing – Nutze die Zeit klug

Anstatt den gesamten Prozess unter Druck zu setzen, hilft es, die Zeit in kleinere, überschaubare Blöcke zu unterteilen. Diese Technik nennt sich „Timeboxing“. Gebt jeder Phase der Ideensammlung – von der ersten Brainstorming-Runde bis zur Auswahl der besten Ideen – eine feste Zeitvorgabe. So bleibt der Fokus erhalten, ohne dass die Hektik Überhand nimmt. Ironischerweise kann eine solche Strukturierung dazu führen, dass kreative Prozesse in kürzerer Zeit effizienter ablaufen. Setzt euch z.B. ein 10-Minuten-Zeitfenster für das Brainstorming und anschließend weitere 10 Minuten, um die vielversprechendsten Ideen zu priorisieren.

Lösung #2: Kreativitätstechniken wie die 6-3-5-Methode

Eine weitere Technik, die unter Zeitdruck Wunder wirken kann, ist die „6-3-5-Methode“. Hierbei schreiben sechs Personen in fünf Minuten jeweils drei Ideen auf. Diese Ideen werden dann an den nächsten Teilnehmer:in weitergegeben, der/die darauf aufbaut oder neue Vorschläge entwickelt. Durch den schnellen, iterativen Austausch kommen nicht nur viele Ideen zusammen, sondern die Zeitvorgabe sorgt auch dafür, dass niemand zu lange über einer Idee brütet. Diese Technik fördert den Fluss und verhindert, dass der Druck lähmend wirkt.

Lösung #3: Klare Fokussierung durch präzise Fragestellungen

Unter Zeitdruck geht es darum, möglichst schnell die relevanten Ideen zu identifizieren. Je klarer und fokussierter die Fragestellung ist, desto einfacher wird es, zielgerichtet zu arbeiten. Statt „Wie können wir unser Produkt verbessern?“ könnte die Frage lauten: „Wie können wir unsere App-Nutzer schneller zum Kaufabschluss führen?“ – konkrete Aufgabenstellungen fördern schnelle, kreative Lösungsansätze.

Lösung #4: Mikro-Pausen einlegen

Kreativität unter Druck bedeutet nicht, ununterbrochen Höchstleistungen zu erbringen. Mikro-Pausen sind Gold wert. Schon fünf Minuten Abstand können das Gehirn wieder erfrischen und die Kreativität ankurbeln. Diese kurzen Pausen verhindern, dass dein Team in hektisches Denken verfällt und helfen dabei, aus einem anderen Blickwinkel auf das Problem zu schauen. Ein kurzer Spaziergang um den Block oder einfach frische Luft schnappen kann Wunder wirken.

Lösung #5: Gamification – Der spielerische Ansatz

Wenn die Stimmung im Team angespannt ist, hilft es oft, den Druck mit einem spielerischen Element aufzulockern. Eine einfache Möglichkeit: Macht aus dem Ideensammeln ein kleines Spiel. Vergesst den Ernst der Lage für einen Moment und veranstaltet z.B. einen „Pitch-Wettbewerb“, bei dem die Teammitglieder ihre verrücktesten Ideen in nur 60 Sekunden präsentieren. Diese Methode nimmt dem Team den Stress und fördert gleichzeitig unkonventionelle Lösungsansätze.

Fazit: Kreativität unter Druck ist möglich – mit den richtigen Techniken

Der Schlüssel zu Kreativität unter Zeitnot ist es, Strukturen zu schaffen, die den Prozess erleichtern, statt zusätzlichen Druck aufzubauen. Durch Timeboxing, präzise Fragestellungen und spielerische Elemente können du und dein Team auch in stressigen Situationen kreative Höchstleistungen abrufen. Der Trick liegt darin, den Druck in geordnete Bahnen zu lenken und den kreativen Fluss zu fördern, anstatt ihn zu ersticken.


Über die Gastautorin Kerstin Lobner

Kreativität prägte sie von klein auf, als Enkelin des General Managers von Faber-Castell in Irland. Während andere im Alter an Neugierde verlieren, vertiefte sie ihr Interesse an Kreativität stetig.

Nach verschiedenen Positionen im Konzern-Marketing in Branchen wie IT, Telekommunikation und Gesundheitswesen unterstützt sie heute Führungskräfte und Teams dabei, innovative Lösungen zu finden und ihr kreatives Potenzial zu entfalten.


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