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Laut dem Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen werden nur neun Prozent der Brillen multichannel (Onlinesuche mit anschließend stationärem Kauf) und zwei Prozent rein online gekauft. “Da gibt es Aufholbedarf”, meint Klarsicht.online Co-Founderin Gabriela Colic.
Klarsicht.online: Gegenpol zu großen Augenoptikern
Sie hat deshalb gemeinsam mit David Gevorkian einen Onlinemarktplatz für Brillen gegründet und verfolgt damit die Vision, für Hersteller:innen, Optiker:innen und Kund:innen einen Mehrwert zu schaffen.
Prominente Unterstützung erhalten die beiden von Kambis Kohansal Vajargah, der mit fünf Prozent Anteilen (Bewertung mit Stand Jänner 2022: 1,2 Millionen Euro) beteiligt ist, wie er dem brutkasten erzählt. Weiters dabei ist Rechtsanwalt Johannes Stieldorf, der zehn Prozent Anteile am Startup hält.
“Klarsicht ist eines der schnellst wachsenden B2B2C-Startups in Österreich mit Hinblick auf das B2B Geschäft”, sagt Kohansal Vajargah. “Generell gibt es hohe Profitmargen in der regionalen Augenoptik. Das Team stellt sich dabei gezielt als Gegenpol zu den großen Augenoptikern der Branche auf.”
31 Partner für Brillen-Marktplatz
Konkret geht es darum, Anbietern die Möglichkeit zu geben, ihr Sortiment im gesamten DACH-Raum zu verkaufen. Aktuell verfügt Klarsicht.online über 5.000 Modelle und mehr als 100 Marken – das bei 36 regionalen Meisteroptikerinnen und -optikern aus ganz Österreich. Mit steigender Tendenz, wie Colic und Gevorkian betonen.
Klassische Sonnenbrillen werden auf Klarsicht.online bestellt und vom Partnerbetrieb nach Hause geliefert. Handelt es sich jedoch um eine optische Brille, gibt es einerseits die Möglichkeit nur die Fassung zu kaufen. Dann können die Gläser selbst bei jedem Optiker-Betrieb erworben und eingesetzt werden.
Es besteht auch die Option, die Brille gleich in der richtigen Sehstärke zu kaufen. Dies sei aber nur mit einem entsprechenden Sehtest möglich. So geht’s: Der Partner-Optikerbetrieb kann vom Kunden online ausgewählt werden. Im Zuge der Brillenkonfiguration und Bestellung wird ein fixer Termin vereinbart. Nach dem Sehtest wird die angepasste Brille, ohne zweiten Besuch beim Brillenverkäufer bzw. -verkäuferin, nach Hause geliefert. Dieser Service ist bis Anfang nächsten Jahres jedoch nur in Österreich möglich.
Brillen-Plattform als Hybridmodell
“Alle Brillen, die auf Klarsicht.online angeboten werden, kommen von Meisteroptiker-Betrieben und werden auch von diesen betreut. Es ist nicht unser Ziel, den Brillenkauf ausschließlich digital abzuwickeln, denn der Besuch bei einem Optikerbetrieb ist wichtig, um die richtigen Sehwerte zu erfassen” erläutert Colic. “Es ist uns ein großes Anliegen, dass unsere Kundinnen und Kunden perfekt passende Brillen bekommen. Daher haben wir uns bewusst für ein Hybridmodell entschieden.”
Zudem gibt es die Möglichkeit per “Magic Mirror” eine virtuelle Anprobe durchzuführen, damit Brillenkäufer:innen wissen, wie ihnen die Brille überhaupt steht.
Mit ihrer Plattform haben die Gründer auch kleine Optikerbetriebe im Visier, denn auch jene ohne Webshop habe die Möglichkeit, ihr Angebot auf Klarsicht.online anzubieten. Diese können ihr Sortiment senden, das Startup kümmert sich um das Shooting und nimmt alle gewünschten Modelle mit auf.
Wachstum verdreifacht
“Wir haben bereits in den letzten eineinhalb Quartalen unser Wachstum verdreifacht. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bis Jahresende streben wir 15 Prozent vom Brillenmarkt der Optiker:innen an. Denn mit unserer Multi-Optiker-Plattform ist für alle eine große Auswahl möglich, ohne den lokalen Optiker:innen-Umsatz wegzunehmen. Denn sie machen – wie gewohnt – die Sehtests und können ihre Modelle bei uns listen und überregional verkaufen“, sagt Gevorkian.
Der Weg des Hybrid-Modells ihres Marktplatzes war für beide Gründer:innen ein logischer. Der Online-Brillenverkauf wächst jährlich um mehr als 23 Prozent, das Multichannel-Segment im selben Zeitraum um 40 Prozent.
“Digitalisierung bei Optikern angekommen”
“Mit Corona ist die Digitalisierung auch bei den Optikern angekommen”, weiß Gevorkian. “Sie hätten die technologischen Vertriebsmöglichkeiten zu dieser Zeit bereits gebraucht. Rein digital ist aber in der Branche noch kein Thema, deswegen haben wir unseren Weg gewählt. Schlussendlich muss der Kunde entscheiden können, wie er kauft. Stationär, digital oder hybrid. Betriebe müssen aber die Möglichkeiten haben, diese Wahl dem Endkunden anzubieten.”
Der Versand der Brillen, die über den Marktplatz gekauft werden, erfolgt ausschließlich mittels Mehrwegboxen. Jede Box wird mit einem Rücksendelabel zugestellt. Auch das Füllmaterial aus Maisstärke ist nachhaltig, heimkompostierbar und kann im Blumentopf oder im Garten landen.
Deutschland im Blick
Die nächsten Schritte des Startups beinhalten den weiteren Aufbau von Partnerbetrieben und die Expansion nach Deutschland (Hamburg oder München). Zudem befindet man sich aktuell im Aufbau und auf der Suche nach einem institutionellen Investment, das für das erste Quartal 2023 in Planung ist.