17.07.2024
DIGITAL SKILLS BAROMETER

KI-Fitness 2024: Selbstüberschätzung und skeptische Führungskräfte

“Die KI ist gekommen, um zu bleiben”, verlautete Patricia Neumann, CEO der Siemens AG Österreich, zu Beginn der Präsentation des Digital Skills Barometers. Die Erhebung konzentrierte sich dieses Jahr auf die KI-Fitness der Österreicher:innen. Neben Neumann präsentierten auch weitere Größen der heimischen IT- und Digitalisierungsbranche, wie Hermann Erlach, General Manager Microsoft Österreich, und Hans Greiner, Geschäftsführer Cisco Österreich.
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Gruppenfoto der DSB Präsentator:innen vor Banner
vlnr. Martin Heimhilcher, Hermann Erlach, Patricia Neumann, Christoph Becker, Hans Greiner; (c) C.Menschhorn

Das Digital Skills Barometer (DSB) soll eine gesamtheitliche Betrachtung über die Verbreitung von Wissen und Verständnis über die KI-Technologie in Österreich sein. Unter dem Titel KI-Fitness 2024 wurde dieses Jahr der Fokus auf Künstliche Intelligenz gelegt. Sinn und Zweck der Erhebung* ist es, eine datengestützte Grundlage zu schaffen, um bedarfsorientiert an Österreichs KI-Kompetenzen zu arbeiten. So soll der Wirtschaftsstandort auch im digitalen Zeitalter seine Potenziale auschöpfen und den Anschluss nicht verpassen.

Patricia Neumann, Vorstandsvorsitzende Siemens AG Österreich bei der Präsentation der Studienergebnisse (c) Menschhorn

Führungskräfte skeptisch gegenüber KI 

“Wir gehen davon aus, dass die Zukunft jenen Unternehmen gehören wird, die sich am schnellsten mit KI befassen und diese Anwendungen auch einplanen werden”, sagt Martin Heimhilcher von der Wirtschaftskammer Wien. Trotz des Potenzials von KI äußern befragte Führungskräfte Bedenken gegenüber der Technologie. So zeigt die Erhebung, dass 64 Prozent der Führungskräfte die missbräuchliche Verwendung von KI als unternehmerisches Risiko bewerten. Diese Risikoeinschätzung bezieht sich sowohl auf die bewusste als auch, durch mangelnde KI-Kompetenzen der Mitarbeitenden, unbewusste Fehlnutzung der Systeme. 

In der Befragung nannten Führungskräfte auch die wesentlichen Hemmnisse für den effektiven Einsatz von KI in ihren Unternehmen. Besonders herausgestellt wurden der Mangel an Fachwissen, der von 56 Prozent der Befragten als signifikantes Problem angesehen wird. Dieses Defizit erschwert es Unternehmen, KI-Technologien optimal zu nutzen. Zudem wurden unklare rechtliche Rahmenbedingungen, also juristische Unsicherheiten sowohl im Gebrauch unternehmensintern als auch in der Produktentwicklung als Hemmniss in der KI-Anwendung benannt. Bezüglich KI-Anwendungen gelte es laut der Befragung auch, die Akzeptanz bei Mitarbeiterinnen und im Management zu erhöhen.

Auch befürchten 57 Prozent, dass die Einführung von KI-Anwendungen zu einer technologischen Abhängigkeit in ihren Unternehmen führen könnte. Hans Greiner, Geschäftsführer von Cisco Österreich, verweist in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung der eigenen Branche, diese Bedenken auszuräumen: “Das ist ein Arbeitsauftrag an uns, Wahlmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, damit KI nicht in eine Monopolwelt führt”, so der Geschäftsführer im Rahmen der DSB Präsentation. Es gilt also die Technologie diversifiziert anzubieten, um einen breiten und zuverlässigen Zugang sicherzustellen.

Die Selbstüberschätzung ist groß

Laut dem DSB überschätzen Österreicher:innen ihre eigenen KI-Fähigkeiten. So ordnen sich die Befragten durchschnittlich auf Kompetenzstufe 2 ein, was solides Basiswissen über KI und größtenteils selbstständiges Arbeiten mit KI-Anwendungen bedeuten würde. Diese Selbsteinschätzung steht jedoch im Kontrast zu den Ergebnissen des KI-Wissenstests. Gemäß diesem sind die meisten der Befragten tatsächlich auf Kompetenzstufe 1 einzustufen. Das entspricht elementarem Basiswissen. Im Durchschnitt überschätzen sich die Teilnehmenden um 18 Punkte. Männer neigen dazu, ihre Fähigkeiten stärker zu überschätzen als Frauen. 

Auszug aus dem Digital Skills Barometer (c) fit4internet

Selbstüberschätzung ist allerdings neben der Frage des Geschlechts auch eine Frage der Generationenzugehörigkeit. So überschätzen sich auch die Angehörigen der Generation Zoomer – das sind jene im Alter zwischen 16 und 29 Jahren – gehörig. Sie schätzen ihre Fähigkeiten auf über 58 Punkte ein, der Wissenstest zeigt allerdings, dass sie durchschnittlich auf 23 Punkte kommen. Dennoch sind die Zoomer mit ihrem Wissen jene Generation mit den höchsten KI-Skills.

Mehr KI-Nutzung als man denkt

Nur 35 Prozent der Befragten geben an, KI zu benutzen. Diese Angabe wäre allerdings mit Skepsis zu betrachten, merkt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, an. Denn mehr Menschen in Österreich dürften wohl KI verwenden, als ihnen bewusst ist, bedenkt man die Anzahl an Usern von Streaming-oder auch Kartendiensten. Denn bei diesen Anwendungen würden die KI-Komponenten von vielen Nutzer:innen nicht bewusst mitgedacht. 

Die Nutzungsangaben unterscheiden sich wenig überraschend zwischen den Generationen. Die größte User-Gruppe findet sich unter den Zoomern, 72 Prozent der Befragten aus dieser Generation geben an, KI zu verwenden. Gefolgt von den Millennials (30 bis 49 Jahre), von denen 40 Prozent angeben, mit KI zu arbeiten. Auch ein Geschlechterunterschied in der KI-Nutzung lässt sich ableiten. Demnach geben Frauen an, KI weniger häufig zu nutzen, als Männer. Das Verhältnis liegt hier bei 29 zu 40 Prozent.

*Informationen zur Erhebung

Befragung vom Marktforschungsinstitut CAWI per Online-Umfrage durchgeführt. 2.000 Teilnehmende im Alter von 16 bis 87 Jahren. Die repräsentative Datenerhebung wurde von 23. Mai bis zum 1. Juli durchgeführt. Mehr auf der Website.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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