09.03.2022

Wie Kattus einen Generationenwechsel vollzieht & Startup-Spirit ins Unternehmen bringt

Johannes Kattus und sein Schwager Maximilian Nimmervoll führen das familiengeführte Wiener Traditionsunternehmen Kattus in die mittlerweile fünfte Generation. Im Zentrum ihres unternehmerischen Handelns stehen eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie und die Etablierung einer modernen Unternehmenskultur, die teilweise Parallelen zur Startup-Welt aufweist.
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v.r. Johannes Kattus und sein Schwager Maximilian Nimmervoll | (c) brutkasten/schauer-burkart

Qualität, Regionalität, Tradition und Innovation. Mit diesen vier Begriffen beschreibt die Wiener Traditions-Sektkellerei Kattus ihre eigenen Unternehmenswerte. Ein Blick in die Geschichtsbücher beweist, dass es sich dabei um keine leeren Worthülsen handelt. 1857 wurde das Familienunternehmen von Johann Kattus gegründet, der sich zunächst auf den Vertrieb von Wein, Kaffee, Tee, Südfrüchten, Spirituosen und Champagner spezialisierte. Im Jahr 1890 startete dann sein Sohn Johann Nepomuk Kattus mit der ersten eigenen Sekterzeugung und nur acht Jahre später wurde das Unternehmen zum K.u.K Hoflieferanten ernannt.

Die lange Tradition der Schaumweinerzeugung

Mittlerweile befindet sich das Familienunternehmen in der fünften Generation und blickt auf über 160 Jahre Erfahrung in der Schaumweinerzeugung zurück. Und die Tradition wird aktiv gelebt. Damals wie auch heute wird der Kattus Sekt nach der sogenannten „méthode traditionelle“ – der klassischen Flaschengärung – erzeugt. Dabei handelt es sich um das aufwendigste Verfahren der Schaumweinerzeugung, die viel Zeit in Anspruch nimmt. So beträgt die Mindestreifezeit im Hause Kattus je nach Qualitätsstufe des Schaumweins mindestens eineinhalb Jahre. Erst dann erfolgt das erforderliche Abrütteln der Hefe und die Zugabe der sogenannten Dosage, die schlussendlich für die Geschmackstypisierung der jeweiligen Schaumweine sorgt. An der Machart der Schaumweine hat sich die letzten 160 Jahre nicht viel geändert, obwohl heutzutage für das Abrütteln teilweise Maschinen eingesetzt werden. 

(c) brutkasten/schauer-burkart

Trotz dieser vordefinierten Abläufe gibt es im Hause Kattus auch Platz für Neuheiten und Innovation. So führten 1992 Maria Polsterer-Kattus und ihr Ehemann Ernst Polsterer-Kattus als eine der Ersten in Österreich den Frizzante am heimischen Markt ein. Was in den 1990er Jahren als ein mutiger Schritt der vierten Unternehmergeneration galt und unter Schaumwein-Kennern einer Revolution gleichkam, ist heute fest etabliert. Neben dem Sekt gehört der Frizzante mittlerweile zu den zwei Hauptprodukt-Kategorien von Kattus.

Die neue Generationen übernimmt das Ruder 

Diesen Mut zur Erneuerung möchte nun auch Johannes Kattus – Sohn von Maria und Ernst Polsterer-Kattus – gemeinsam mit seinem Schwager Maximilian Nimmervoll beweisen. Die beiden haben vor rund einem Jahr als Geschäftsführer der Kattus Holding das Ruder übernommen und sollen nun das Familienunternehmen in die fünfte Generation führen. Dass sich dieses Führungsduo herausgebildet hat, war allerdings nicht von Beginn an klar und hat – wie so oft bei bei der Nachfolge in Familienunternehmen – seine eigene Vorgeschichte. 

v.l. Johannes Kattus und sein Schwager Maximilian Nimmervoll | (c) brutkasten/schauer-burkart

“Ursprünglich hatte ich kurz bis mittelfristig andere Pläne. Als ich während eines Studienaufenthaltes an der London Business School einen Kurs über Family Businesses besuchte, wurde mir aber schnell klar, dass ein familiengeführtes Traditionsunternehmen in der fünften Generation etwas ganz Besonderes ist”, so Johannes Kattus. Bereits die Jahre zuvor war er gemeinsam mit seiner Schwester Sophie in Teilbereichen des Unternehmens operativ tätig. Aufgrund der schwangerschaftsbedingten Karenz seiner Schwester beschleunigte sich allerdings die Übergabe.

Die große Verantwortung sollte Johannes Kattus allerdings nicht alleine stemmen müssen. Mit ins Führungs-Duo kam sein Schwager Maximilian Nimmervoll, der mit seiner Schwester Valerie Nimmervoll-Kattus verheiratet ist. Maximilian ist selbst erfolgreicher Unternehmer und hat sich mit der 2010 gegründeten App-Entwicklungsagentur “Tailored Apps” in der heimischen Startup-Szene einen Namen gemacht. Zudem führt Nimmervoll als Co-Partner die Unternehmensgruppe „Diamir Holding“, zu der unzählige Unternehmen und Beteiligungen gehören, die sich unter anderem auf die Softwareentwicklung fokussieren. 

Die ersten Weichenstellungen

Wie Johannes Kattus weiters ausführt, war es das gemeinsame Ziel der Familie, dass große strategische Weichenstellungen bereits aktiv von der fünften Generationen getroffen werden. “Meine Eltern sind nicht mehr im Unternehmen operativ tätig und üben lediglich eine strategische Aufsichtsrats-Rolle aus. Natürlich tauschen wir unsere Erfahrungen aus, unter dem Strich können wir aber alleinig die großen strategischen Entscheidungen treffen”, so Johannes Kattus.

Und diese Entscheidungen der fünften Generation ließen nicht lange auf sich warten. “Eine unserer ersten Handlungen im Rahmen des Generationenwechsel war, die Sektproduktion mitten im 19. Bezirk nachhaltiger und grüner zu machen und hier massiv zu investieren”, so Nimmervoll. Insgesamt wurde ein sechsstelliger Betrag in eine Photovoltaikanlage am Firmensitz in der Billrothstraße investiert. Künftig soll ein Drittel des Stroms für die Herstellung der rund 30 Schaumweine mit Hilfe von Sonnenenergie am Dach des historischen Hauses produziert werden. Damit werden im Jahr laut Johannes Kattus rund 80 Tonnen CO2 eingespart, was der Speicherleistung von 6400 Bäumen oder rund 190 Flügen von Wien nach New York City entspricht. 

Die neue PV-Anlage am Dach der Fabrik im 19. Bezirk | (c) Kattus

Die Zukunftsnische: Kattus Bio-Sekt

Doch dem noch nicht genug: Teil der langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie ist nicht nur die teilweise energieautarke Sekt-Produktion, sondern auch die verstärkte Ausrichtung auf das Thema “Bio & Organic”. Erste Grundsteine wurden dafür bereits in der vierten Generation gelegt. So ist das Familienunternehmen bereits seit drei Jahren bio-zertifiziert. Zudem wurde 2019 die Bio-Sekt-Linie “Kattus Organic” auf den Markt gebracht, dessen Zutaten aus kontrolliert biologischen Anbau entstammen. Aktuell macht der biologische Anteil am Sekt rund 20 Prozent des Umsatzes aus, der in den nächsten Jahren auf 30 Prozent gesteigert werden soll.

 “Wenn du in der Welt der Schaumweinerzeugung ein neues Produkt auf den Markt bringen möchtest, sind sogar zwei Jahre Entwicklungszeit oftmals zu kurz gegriffen”

Johannes Kattus

Und ähnlich wie bei der Reifung eines qualitativ hochwertigen Sektes, bedarf es auch hier der entsprechenden Vorlaufzeiten. “Um Bio-Sekt zu produzieren, braucht man natürlich auch die entsprechende Weine und auch hier müssen sich die Winzer erst umstellen. Zudem ist auch der Einkauf teurer, da die Arbeit im Weingarten härter und der Ertrag geringer ist. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder”, so Johannes Kattus.

Der höhere Preis sei allerdings kein Problem, da es immer mehr Kunden gebe, die bereit sind, für derartige Produkte auch zu zahlen. Lediglich in der Gastronomie bedarf es noch einer gewissen Überzeugungsarbeit. “Es gibt einige Gastronomen, die in der Küche zwar Bio-Produkte anbieten, aber noch immer keinen Bio-Wein oder Bio-Sekt im Programm haben. Die Zeiten in denen Bio-Weine von ihrer Machart sehr edgy waren und daher für viele Konsumenten als verschrien galten, sind jedenfalls vorbei”, so Johannes Kattus. Wachstumspotenzial gibt es jedenfalls genug, da das Angebot an Bio-Sekten am Markt überschaubar ist.

Startup-Spirit im Traditionsunternehmen Kattus

Das Besetzen der noch recht jungen Bio-Nische am Schaumweinmarkt ist allerdings nicht das einzige Großprojekt, das Johannes Kattus und Maximilian Nimmervoll umsetzen wollen. Geht es nach ihren Plänen soll mit der fünften Generation auch eine neue Form der Unternehmenskultur etabliert werden. “Wir wollen einen neuen Stil in die Firmengruppe bringen. So haben wir beispielsweise das Du-Wort und All-Hands-Meetings eingeführt”, so Maximilian Nimmervoll, der sehr ehrlich anmerkt, dass seine Expertise eigentlich nicht in der Schaumweinproduktion, sondern der agilen Softwareentwicklung liege.

Maximilian Nimmervoll | (c) brutkasten/schauer-burkart

Mit Hilfe von flacheren Hierarchien soll sich das Unternehmen beispielsweise künftig dezentraler führen lassen. Dabei handelt es sich um HR-Strukturen, die man eher mit einem agilen Startup in Verbindung bringt als mit einem über 160 Jahre alten Traditionsunternehmen. Zudem wurden auch Workshops organisiert, in denen die Ideen der Mitarbeiter unabhängig ihrer Hierarchien eingeholt wurden. “Ich sage immer, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, mir aber alle Ideen anhöre und anschließend als eine Art Facilitator agiere. Im Prinzip bin ich positiv naiv. Auch in der Softwareentwicklung lass ich mir die Dinge immer von den Leuten erklären, die eine Ahnung in ihrem jeweiligen Feld haben”, so Nimmervoll über seinen unkonventionellen Zugang. 

Die Zukunftspläne von Kattus

Neben den bereits bestehenden Gesellschaften der Kattus-Gruppe, wie beispielsweise der Kattus Borco Vertriebs GmbH, sollen künftig auch neue Gesellschaften gegründet werden, die mit eigenen Geschäftsführern besetzt werden und mit möglichst großen Gestaltungsspielräumen ausgestaltet sind. Als Geschäftsführer der Kattus-Dachgruppe verstehen Johannes Kattus und Maximilian Nimmervoll ihre Führungsrolle zudem als aktive Aufsichtsratspräsidenten, die sich um die strategischen Weichenstellungen kümmern. Auch Unternehmensbeteiligungen schließen die beiden nicht aus. So könnte es künftig auch Kooperationen mit etablierten Getränke-Startups am Markt geben, die auf die Produktionskapazitäten oder das bestehende Vertriebsnetzwerk von Kattus zurückgreifen könnten. “Wir wollen insbesondere in die Breite wachsen, indem wir uns neue Geschäftsbereiche ansehen oder neue Partnerschaften eingehen”, so Maximilian Nimmervoll. 

Johannes Kattus | (c) brutkasten/schauer-burkart

Startup-Führungskultur mit Bewusstsein gegenüber der Tradition

Obgleich mit Johannes Kattus und Maximilian Nimmervoll eine neue “Startup-Führungskultur” im Unternehmen etabliert wird, sind sie sich der altehrwürdigen Traditionen und langen Vorlaufzeiten bei der Produktentwicklung bewusst. “Wenn du in der Welt der Schaumweinerzeugung ein neues Produkt auf den Markt bringen möchtest, sind sogar zwei Jahre Entwicklungszeit oftmals zu kurz gegriffen. Im höheren Qualitätssegment dauert es teilweise bis zu fünf Jahre, bis schlussendlich ein Produkt seinen Weg zum Kunden findet”, so Johannes Kattus. Hier gebe es fundamentale Unterschiede zur Produktentwicklung in der Startup-Welt – in der Regeln werden dort Produkte sehr schnell auf den Markt gebracht und teilweise in einer sehr frühen noch am Kunden getestet.

Abschließend fügt Johannes Kattus hinzu: “Bei der Schaumweinproduktion handelt es sich um ein sehr langfristiges und nachhaltiges Business, das sich nicht disruptiv verändern lässt. Man kann zwar die Skalierung optimieren, aber an der Machart der Schaumweine hat sich im Prinzip seit 160 Jahren nicht viel verändert. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum es uns als Familienunternehmen bereits in der fünften Generation noch immer gibt.”


Der Artikel ist zuvor im brutkasten Magazin Mittelstand erschienen.

*Disclaimer: Maximilian Nimmervoll ist durch die Teddy Beteiligungs GmbH zu 5,6095 % an der Brutkasten Media GmbH beteiligt.


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Niki Futter und Christiane Holzinger | (c) brutkasten/waba und Christian Gössler

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins – “Kettenreaktion”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

In der Welt der Startups sind Business Angels mehr als nur Investor:innen – sie investieren oft in der Frühphase, in der Regel bringen sie neben Kapital auch ihr Know-how und ihr Netzwerk mit ein; in Krisenzeiten agieren sie manchmal auch als Mentor:innen. In Österreich gibt es eine kleine, aber über die letzten Jahre stetig wachsende Szene an Business Angels. Niki Futter und Christiane Holzinger sind zwei bekannte Vertreter:innen dieser Szene. Beide engagieren sich im Vorstand von invest.austria – mit über 350 Mitgliedern ist invest.austria ein führendes Netzwerke für Investor:innen am vorbörslichen Kapitalmarkt in Österreich.

Niki Futter: Ein Tag zwischen Calls und strategischen Meetings

Futter, der auch Vorstandsvorsitzender von invest.austria ist, war gemeinsam mit seinem Bruder Hermann ganze 35 Jahre als Geschäftsführer an der Spitze der Compass-Gruppe tätig. Der Verlag wurde bereits 1867 als Adressbuchverlag in Wien gegründet. Futter führte das Familienunternehmen ins digitale Zeitalter: Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass bereits Ende 1995 alle Firmeninformationen online verfügbar waren.

Ende 2019 verließ er die Gruppe und widmete sich der Tätigkeit als Business Angel (brutkasten berichtete). Futters Affinität zur Digitalisierung spiegelt sich deutlich in seinem Investmentfokus wider, insbesondere in den Bereichen Krypto/ Blockchain, Biotechnologie und Urban Mobility. So beteiligte sich der 59-Jährige bereits in einer sehr frühen Phase am Linzer Krypto-Startup Blockpit sowie dem auf Flottenmanagement spezialisierten Startup Necture (vormals Ubiq). “Ich kann nicht auf jeder Hochzeit tanzen, daher habe ich klare Fokusbereiche für mich entwickelt”, so Futter.

Niki Futter am European Forum Alpbach | (c) brutkasten / Viktoria Waba

Seine Tage sind oft vollgepackt mit Terminen, die sich hauptsächlich um seine 15 aktiven Beteiligungen drehen. Futter hat eine Vielzahl von wöchentlichen Calls mit den Startups, in die er investiert hat. „Bei zwei Startups, an denen ich sehr nah dran bin, habe ich wöchentliche Meetings, bei anderen monatliche Updates“, erzählt er. Diese regelmäßigen Treffen sind für ihn entscheidend, um den Fortschritt der Unternehmen im Blick zu behalten und bei Bedarf einzugreifen.

Ich bin dabei – und zwar auf Gedeih und Verderb.

Niki Futter

Futters Beziehung zu den Startups ist oft sehr persönlich: Er sieht sich nicht nur als Geldgeber, sondern als aktiven Teil des Teams. „Ich bin dabei – und zwar auf Gedeih und Verderb“, sagt er. Für Futter bedeutet das, dass er den Gründer:innen nicht nur mit Rat und Tat zur Seite steht, sondern sie auch in schwierigen Zeiten unterstützt. “Ich treffe zwar keine operativen Entscheidungen, aber ich sage ihnen, worauf es ankommt“, erklärt er. Futter sieht sich in der Rolle eines beratenden Unterstützers. „Ich habe die Verantwortung, zu schauen, dass aus dem Laden was wird und die Leute in die richtige Richtung gehen“, so Futter.

Neben seiner Tätigkeit als „Vollzeit-BusinessAngel“ investiert Futter im Schnitt zehn Stunden pro Woche in seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender von invest.austria. Unter anderem war er maßgeblich an der Erstellung der Vision 2030 beteiligt; dabei handelt es sich um einen Forderungskatalog an die Politik. Dieser enthält Maßnahmen zur Stärkung des vorbörslichen Kapitalmarkts – darunter etwa die Schaffung eines Dachfonds bzw. die Forderung nach der Einführung eines Beteiligungsfreibetrags.

Christiane Holzinger: Balanceakt zwischen Business Angel und Beraterin

Die gebürtige Kärntnerin Christiane Holzinger investiert seit mittlerweile über acht Jahren in Startups. Unter anderem ist sie bei Ada Growth rund um Kosima Kovar sowie am Wiener Sextech Maloum beteiligt. Die heute 42-Jährige jongliert mehrere Rollen gleichzeitig: Als Steuerberaterin betreibt sie die in Klagenfurt ansässige Kanzlei 360 Business Planner und ist zudem Aufsichtsratsvorsitzende der Breitbandinitiative Kärnten. “Es gibt Phasen, in denen ich mich mehr auf meine Business-Angel-Tätigkeit konzentriere, und Phasen, in denen andere Projekte Vorrang haben“, erklärt sie. Zudem ging sie 2023 mit der Investment Company G Capital an den Start: Das rein weiblich geführte Unternehmen beteiligt sich an vorzugsweise von Frauen geführten europäischen Startups.

Christiane Holzinger in ihrer Kanzlei in Klagenfurt | (c) Christian Gössler

Ihre doppelte Rolle als Investorin und Steuerberaterin ermöglicht es Holzinger, die Finanzen der Unternehmen genau im Auge zu behalten. “Dadurch, dass ich Steuerberaterin bin, habe ich alles permanent auf der Watchlist und erkenne Probleme schneller“, erklärt sie. Anfang des Jahres beschloss sie, sich eine Weile von neuen Investments zurückzuziehen, um sich voll und ganz auf ihre bestehenden Beteiligungen zu konzentrieren: „Die bestehenden Beteiligungen brauchen viel Unterstützung, sowohl mental als auch strategisch“, sagt sie.

In den letzten Monaten hat sich Holzinger jedoch auch auf andere Projekte konzentriert. Die Veröffentlichung ihres Buchs “Finanzpower für Frauen“ Anfang September etwa hat viel Zeit und Energie in Anspruch genommen. Doch selbst in diesen Phasen verliert sie ihre Startups nicht aus den Augen: “Es gibt immer wieder Ausnahmen, wenn etwas Dringendes ansteht“, sagt sie. Diese Flexibilität und die Fähigkeit, sich schnell zwischen verschiedenen Rollen hin und herzubewegen, sind ihrer Meinung nach Teil ihres Erfolgsrezepts.

Ich habe die Verantwortung, zu schauen, dass aus dem Laden was wird und die Leute in die richtige Richtung gehen.

Nki Futter

Transparenz und Verantwortung

Die Beziehung von Holzinger zu den Startups, in die sie investiert, ist geprägt von einem tiefen gegenseitigen Respekt und einem starken Vertrauensverhältnis. „Ich investiere nicht nur Geld, sondern auch mein Wissen und mein Netzwerk“, erklärt sie. Für sie ist es wichtig, dass die Gründer bereit sind, offen und transparent zu kommunizieren: „Wenn jemand zu mir sagt, ich kann nicht in die Zahlen reinschauen, dann interessiert mich das gar nicht“, sagt sie. Ihre Erfahrung und ihr Instinkt helfen ihr, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und den Gründer:innen rechtzeitig Ratschläge zu geben. Besonders wichtig ist Holzinger, dass die Founder:innen die Verantwortung, die sie übernommen haben, verstehen: „Sie arbeiten mit fremdem Geld“, betont sie. Um sicherzustellen, dass die Gründer:innen auch in stressigen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen, überlegt sie, in Zukunft eine Art psychologischen Vorabcheck für Gründerteams einzuführen – „das ist für mich ein Gradmesser, an dem ich sehe, ob sie die Verantwortung wirklich verstehen“, erklärt sie.

Viele Gründer zeigen erst in Krisensituationen ihr wahres Gesicht. Im Vorfeld ist es oft schwer zu erkennen, wie gut sie mit Druck und Rückschlägen umgehen können.“

Christiane Holzinger

Vertrauen, offene Kommunikation und Leadership

Trotz ihrer unterschiedlichen Arbeitsweisen und Tagesabläufe teilen Futter und Holzinger eine tiefe Leidenschaft für die Arbeit mit Startups. Beide sehen ihre Rolle nicht nur als Investor:innen, sondern auch als Partner:innen und Mentor:innen, die den Gründer:innen helfen, ihre Visionen zu verwirklichen; beide sind sich einig, dass die Beziehung zu den Startups auf Vertrauen, Respekt und offener Kommunikation basieren muss.

Doch worauf achten die beiden Business Angels besonders bei Startup-Gründer:innen und ihren Investitionsentscheidungen? Niki Futter betont die Bedeutung der Führungskompetenz der Gründerteams: So habe er in der Vergangenheit des Öfteren erlebt, dass mangelnde Führungskompetenz ein erhebliches Risiko für das gesamte Team und die Struktur des Startups darstellen kann. “Wo ich künftig sicher viel genauer hinschauen werde, ist die Führungskompetenz – allerdings ist es am Anfang oft schwer, das von außen zu beurteilen“, so Futter. Umso wichtiger ist ihm, dass Gründer:innen in der Lage sind, Ratschläge anzunehmen und umzusetzen.

Es ist sinnvoll, sich ab und zu einen externen Coach dazuzuholen und schwierige Runden auch moderieren zu lassen.

Christiane Holzinger

Gleichzeitig überprüft er die Angaben und Pläne der Startups genau, um sicherzustellen, dass sie realistisch und fundiert sind. Er vertraut darauf, dass die Gründer:innen ehrlich und transparent sind, aber: „Falls mir Gründer falsche Zahlen hinlegen, kann ich das nur schwer verifizieren. Ich muss aber ehrlicherweise sagen, dass mir das zum Glück noch nicht passiert ist.“ Ein Schlüsselaspekt beim Investieren ist für ihn das Verständnis des Geschäftsmodells: „Das Wichtigste ist, einfach wirklich zu verstehen, was das Business ist. Das ist absolut essenziell.“ Wenn ein Startup es nicht schafft, ihm innerhalb kurzer Zeit klar zu erklären, wie das Unternehmen Geld verdienen will, verliert er das Interesse.

Auch Holzinger sieht das gründliche Prüfen des Gründerteams als einen zentralen Aspekt ihrer Investitionsentscheidung. Zu Beginn ihrer Tätigkeit als Business Angel hat sie sich stark auf das Produkt oder die Dienstleistung konzentriert und dabei teilweise das Gründerteam vernachlässigt. Im Lauf der Zeit wurde ihr jedoch klar, dass die Dynamik innerhalb des Teams und die Fähigkeit der Gründer:innen, mit Stress, Kritik und schwierigen Situationen umzugehen, von zentraler Bedeutung sind. Ein besonderes Augenmerk legt sie auf die psychische Belastbarkeit und das Durchhaltevermögen der Gründer:innen: „Viele Gründer zeigen erst in Krisensituationen ihr wahres Gesicht. Im Vorfeld ist es oft schwer zu erkennen, wie gut sie wirklich mit Druck und Rückschlägen umgehen können“, so Holzinger.

Um das Risiko beim Investieren diesbezüglich kontrollierbarer zu machen, hat sich Holzinger über die letzten Jahre in den Bereichen Konfliktlösung und Krisenmanagement weitergebildet. Diese Kenntnisse ermöglichen es ihr, schwierige Gespräche zu führen und dabei sowohl die Interessen der Gründer:innen als auch anderer Investoren:innen im Blick zu behalten. “Es ist sinnvoll, sich ab und zu einen externen Coach dazuzuholen und schwierige Runden auch moderieren zu lassen“, sagt sie. Beide, Futter wie auch Holzinger, wissen, dass ihr Erfolg als Business Angels nicht nur in finanziellen Gewinnen gemessen wird, sondern auch in den Beziehungen, die sie zu den Startups aufbauen. Diese Beziehungen sind es, die ihre Arbeit als Business Angels so erfüllend machen: “Wir investieren nicht nur Geld, wir investieren in Menschen“, bringt es Holzinger auf den Punkt.


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