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Der Videotalk mit Kambis Kohansal Vajargah und Dejan Jovicevic ist am Ende des Artikels zu finden.
Kambis Kohansal Vajargah war jahrelang erfolgreicher Unternehmer. Als er die Möglichkeit bekommen hat bei der Wirtschaftskammer anzufangen, war er zuerst zögerlich: „Ich war mir noch nicht sicher, ob ich wirklich in diese Richtung gehen wollte. Ich habe dann aber Mut gefasst und gesagt, okay – lasst uns das mal anschauen.“ Er stieg direkt in der Pandemie in den Job ein – kein einfaches Pflaster.
Plötzlich auf der anderen Seite zu stehen, noch dazu in einer weltweiten Ausnahmesituation, beschreibt Vajargah als schwierig: „Es gab viele Unternehmen, die unzufrieden waren – auch berechtigt.“ Hartnäckig zu bleiben und mittel- und langfristig zu denken, hat ihn durch diese harte Anfangsphase gebracht: „Bei gewissen Sachen brauchst du einfach Zeit, um sie umzusetzen.“
Anreize für Investor:innen
Zufrieden ist Vajargah vor allem mit der Umsetzung des österreichweiten Direkt-Services für Startups. „Mittlerweile gibt es eigene Startup-Zuständige in den jeweiligen Landeskammern. Allein in Wien sind es zum Beispiel vier“, so Vajargah über die neue dezentrale Organisierung.
Das nächste Ziel soll das Schaffen von Anreizsystemen für Investor:innen aus dem In- und Ausland sein – etwa Freibeträge oder Verlustausgleiche. Einer möglichen Senkung der Lohnnebenkosten steht er, wie auch die Wirtschaftskammer selbst, positiv gegenüber.
Längerfristig sei auch schon einiges vorangebracht worden, wie zum Beispiel Fortschritte in der Planung der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexKap). Er ist guter Dinge, dass diese neue Gesellschaftsform auch wirklich durchgesetzt wird: „Die Frage ist nur, wann genau.“ Er rät allerdings nicht an, mit einer Gründung bis zur Instandsetzung der FlexKap zu warten. Man könne später um- oder neugründen. „Es wird sehr interessant zu sehen, wie der Markt und das Umfeld darauf reagiert“, so Vajargah.
Österreich auch international präsent
Die ersten zwei Jahre seiner Position bei der Wirtschaftskammer waren auf innerösterreichische Vernetzung ausgelegt. Mit dem dritten Jahr hat er begonnen, auch internationalen Outreach zu betreiben: „Wir waren nicht nur in bereits bestehenden Hubs, wie Silicon Valley oder Tel Aviv – sondern ich habe mir auch die weltweit gerade aufkommenden Tech- und Startup-Hubs angesehen.“
Besonders der Nahe Osten halte viel Potenzial: „Dort sieht man immer mehr Stabilität und Zusammenarbeit.“ Auch in Afrika habe sich im Bereich Venture Capital Einiges getan. Er appelliert hier an heimische Gründer:innen: „Es ist wichtig, dass wir Zeichen erkennen, wenn sich wo etwas entwickelt.“
Die Marktbewertung fremder Regionen lasse sich in drei Faktoren aufteilen: Potenzielle Arbeitnehmer für heimische Startups, verfügbares Kapital und der lokale Absatzmarkt. Selbst wenn nicht alle drei Faktoren optimal aussähen, sei der Markt eventuell trotzdem eine Überlegung wert. Vajargah nennt beispielsweise die nordafrikanische Region: „Dort ist die Bevölkerung enorm jung, daher ist die Wirtschaft dort unglaublich digital. Vielleicht gibt es noch nicht die höchste Kaufkraft – aber es gibt eine große Masse, die wächst.“
Einige ältere Unternehmen in Österreich hätten das bereits erkannt, aber Startups – die ja sonst bei Trends gerne vorne dabei sind – hätten hier laut Vajargah Aufholpotenzial: „Daher ein Aufruf an die Startups: Beschäftigt euch stärker mit diesen Märkten. Tretet bei Interesse mit der Außenwirtschaft oder mit mir direkt in Kontakt.“
Startup-Land Österreich
Es gäbe zwischen zehn und 15 globale Tech-Konferenzen, bei denen die Wirtschaftskammer bemüht ist, präsent zu sein. Gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien und der Austria Business Agency vereinheitlichten sie ihren Auftritt international. Österreich soll durch diese Bemühungen als Tech- und Startup-Land bekannt werden.