22.07.2019

Jobs und Content für Developer: Heise investiert in HR-Startup WeAreDevelopers

Das deutsche Heise Medienhaus - bekannt unter anderem für die Magazine c't und iX - investiert in das HR-Startup WeAreDevelopers aus Wien. Im operativen Geschäft kann man den Entwicklern somit gemeinsam Content und Jobs anbieten.
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WeAreDevelopers
Das Gründer-Trio Benjamin Ruschin, Thomas Pamminger und Sead Ahmetovic (v.l.n.r.) (c) Katharina Schiffl.

Die deutsche Heise Medien GmbH & Co. KG beteiligt sich mit 10,1 Prozent an der in Wien ansässigen Developer-Plattform WeAreDevelopers GmbH. Damit ergänzt das Medienhaus, das unter anderem Herausgeber der Magazine c’t, iX, Technology Review, Make, Mac & i und Retro Gamer ist, die bestehenden Investoren und Unterstützer Udo Schloemer (Gründer der Factory Berlin), Thomas Bachem (Gründer der Code University), Profi-Pokerspieler Fedor Holz (Gründer der Primed Group) sowie Niki Futter (CEO der Compass-Gruppe). Sie hatten sich bereits Mitte April 2019 im Rahmen eines siebenstelligen Investments an WeAreDevelopers beteiligt. Über die Höhe des aktuellen Investments wurde Stillschweigen vereinbart.

+++Mehr über das siebenstellige Investment im April+++

Mit dem Investment durch die reichweitenstarke Mediengruppe will WeAreDevelopers seine Position im deutschsprachigen Raum festigen, sowie das Wachstum seiner Entwickler-spezifischen Jobvermittlung “WeAreDevelopers Talents” festigen. Vor allem der internationale Roll-out der Karriereplattform soll vorangetrieben werden, derzeit wird sie unter anderem von Scale-Ups wie N26 und Konzernen wie Daimler für das Developer Recruiting eingesetzt.

Heise und WeAreDevelopers: IT-Content trifft IT-Jobs

Die strategische Komponente des Investments liegt neben der hohen Reichweite unter anderem darin, dass die Website heise.de und die Magazine Content bieten, der inhaltlich bestens zur Developer-Community passt. Durch die operative enge Zusammenarbeit soll ein wechselseitig noch attraktiveres Content- und Service-Angebot für die Europäische Software Entwickler Community geschaffen werden, heißt es wörtlich in der Presseaussendung.

+++Benjamin Ruschin wird Vorstandsmitglied des VÖSI+++

“Mit Heise Medien ist eine der profiliertesten IT-Mediengruppen Teil von WeAreDevelopers geworden”, heißt es von den WeAreDevelopers-Gründern Benjamin Ruschin, Thomas Pamminger und Sead Ahmetovic: “Durch diesen Schritt beschleunigen wir die Internationalisierung unserer Plattform weiter, mittlerweile werden Experten-Rollen und Jobs in Europa händeringend grenzübergreifend besetzt. Im Mittelpunkt steht die Expertise das Know-how sowie die Attraktivität der Unternehmen für Software-Entwickler.”

Rasches Wachstum bei WeAreDevelopers

Das HR-Startup ist neben der Job-Plattform vor allem bekannt für den WeAreDevelopers World Congress, der 2019 erstmals in Berlin anstatt in Wien stattfand. Zu den bekannten Speakern gehören hier Tech-Pioniere wie Apple-Gründer Steve Wozniak, Schach-Weltmeister und KI-Koryphäe Garry Kasparov oder Stack Overflow-Gründer Joel Spolsky.

+++Mehr Artikel zum Thema Human Resources im HR-Channel des brutkasten+++

“WeAreDevelopers ist in weniger als zwei Jahren zu den schnellst-wachsenden und bekanntesten Developer-Marken avanciert”, sagt Alfons Schräder, Geschäftsführer von Heise Medien: Mit der Finanzspritze und unserer operativen Zusammenarbeit wollen wir uns in der europäischen Entwickler-Szene weiter profilieren und freuen uns auf die Zusammenarbeit.”

WeAreDevelopers-Event 2019 in Wien

Zum WeAreDevelopers World Congress 2019 kamen über 8000 Gäste. Im Mai 2020 findet das Event erneut in Berlin statt, dann rechnen die Organisatoren mit über 10.000 Gästen. Unter anderem sollen hier auch die reichweitenstarken Medien der heise Gruppe helfen, mehr potenzielle Teilnehmer zu erreichen.

Für den 28. und 29. November ist außerdem ein Event in der Wiener Hofburg geplant. Der Fokus wird hier auf den Themen Künstliche Intelligenz, Cloud Computing, Blockchain und IoT liegen. Im Gespräch mit dem brutkasten sagt Benjamin Ruschin, dass er für das Event in Wien über 2000 Teilnehmer erwartet.

Video-Interview vom WAD World Congress mit TourRadar und Bitpanda


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Clemens Wasner vor einem Symbolbild zu künstlicher Intelligenz
Clemens Wasner | Foto: Adobe Stock (Hintergrund), Enlite.ai

Entgegen der Erwartungshaltung vieler Skeptiker hat sich die KI-Entwicklung in 2024 noch beschleunigt: Im Wochentakt erfolgten neue technische Durchbrüche, der Launch neuer Services oder die Integration von KI in bestehende Lösungen. Über die rasanten Entwicklungen im abgelaufenen Jahr könnte man ohne weiteres ein Buch füllen, weshalb ich hier nur einen kurzen Abriss über die wichtigsten Entwicklungen geben kann.

Large Language Models: Mit den Claude-Modellen von Anthropic hat sich ein Konkurrent zu OpenAI etabliert. Auch Google hat sich nach Startschwierigkeiten zu einem ernsthaften Player entwickelt. Den eigentlichen Wendepunkt stelle jedoch der Open-Source-Bereich dar. Während zu Beginn des Jahres LLama2 und vergleichbare Modelle einen Rückstand von etwa 18 Monaten gegenüber GPT4 hatten, gab es im Sommer mit Llama3 erstmals ein Open-Source-Foundation-Model, das seine Closed-Source Konkurrenten in Rankings und Benchmarks übertraf. Seitdem hat Meta mit LLama3.2, einer multimodalen Variante die Text und Bild als Input akzeptiert, Open-Source-seitig noch nachgelegt (auch wenn die kommerzielle Nutzung in der EU leider nicht erlaubt ist). 

Marktanteil von Large Language Models 2023 vs 2024

Bild und Video-Generierung: Die letzten Jahre waren von Dall-e, Mid Journey und RunwayML geprägt. Mit Flux, einer der sehr seltenen europäischen Erfolgsstories im KI-Bereich, ist ein neues Modell zur Generierung von Bildern neu hinzugekommen, das von vielen als das aktuell beste angesehen wird. 

Im Dezember erfolgte schließlich der lange erwartete Launch von OpenAIs Sora (nicht in der EU) sowie die Vorstellung von Google’s Veo2 (nicht in der EU), welches technisch einen Riesensprung gegenüber der Konkurrenz darstellt. In 2025 ist auf Social Media eine ähnliche Schwemme an AI-generierten Videos zu erwarten, wie wir sie in 2023 für KI-generierte Bilder erlebt hatten.

In 2024 wurden die ersten sogenannten “Reasoning-Modelle” vorgestellt. Ein Reasoning-Modell wie GPT o1 kann nicht nur Texte anhand erlernter Muster erstellen, sondern auch echte logische Zusammenhänge erkennen und nachvollziehen. Dies ist ein vollkommen anderer Ansatz als bisher, da KI-Systeme dadurch fundierter argumentieren können, anstatt lediglich die „wahrscheinlichste“ Antwort aus riesigen Textmengen herauszufiltern bzw. vorherzusagen. Ein paar Tage vor den Weihnachtsfeiertage wurde GPT o3 vorgestellt (brutkasten berichtete), dass bei komplexen wissenschaftlichen Aufgaben, Mathematik und Coding-Benchmarks eine neue Ära einläutet. 

das neue OpenAI-Modell o3 im Vergleich zu früheren Modellen

KI wird ‘Personal’

Während die letzten Jahre KI vor allem auf der Cloud stattfand und wir mit unseren Endgeräten lediglich darauf zugegriffen haben, wurden in 2024 die Weichen für KI am Smartphone und Computer (Windows & Mac) gestellt.

Apple Intelligence (derzeit nicht in der EU verfügbar) ist Apples hauseigene KI-Plattform, die neben einer für andere KI-Modelle offenen Architektur vor allem auf Datenschutz und lokale Datenverarbeitung setzt. Googles Assistent Gemini (nur eingeschränkt in der EU verfügbar) auf Android-Smartphones geht noch einen Schritt weiter, was App- und Datenübergreifende Assistenzfunktionen betrifft.

Beide Lösungen stellen die allererste Version eines persönlichen Assistenten dar, der nicht an einzelne Services (wie MS Copilot) oder Umgebungen (wie Browser) gekoppelt ist, sondern übergreifend analysieren und agieren kann. Bis von diesen auch komplexere Aufgaben übernommen werden können, wird es noch einige Versionen benötigen, die Basis hierfür wurde jedoch in 2024 gelegt.

In 2024 wird auch als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich ein Pfad für die Einführung von Augmented Reality (auch xR) herauskristallisierte. Damit ist weniger das im Februar dieses Jahres erschienene Apple Vision Pro gemeint, das zum aktuellen Preis und Formfaktor nicht viel mehr als ein Developer Kit darstellt, sondern die xR-Plattformen von Google und vor allem Meta.

Mit den Orion Glasses hat Meta im September einen Prototypen vorgestellt, der einen guten Ausblick darauf gibt, welche Möglichkeiten uns in etwa 5 Jahren erwarten: echtes Augmented Reality gepaart mit generativer KI. Wer sich von Sprachsteuerung und GenAI bereits heute ein bild machen will dem seien die Meta Rayban Smartglasses empfohlen, welche u.a. Live-Übersetzungen und Bilderkennung ermöglichen – wie üblich gilt: nicht in Europa.

Österreich wird Lifesciene-lastiger und KI-affiner

Das österreichische KI-Ökosystem entwickelt sich nach wie vor sehr gut. Vor allem im Bereich der Corporates und IT-Dienstleister kam es zu einem sprunghaften Anstieg von Unternehmen die KI einsetzen bzw. anbieten. Als Highlight im wissenschaftlichen Bereich kann das von Michael Bronstein geleitete AITHYRA-Institut genannt werden, welches von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Mio. Euro gefördert wird (brutkasten berichtete). “AI in Lifescience” stellt bereits heute den größten Bereich für KI-Startups dar, ein Trend der sich mit diesem Institut sicher noch verstärken wird.

Wie zu erwarten, fanden im Superwahljahr 2024 keine strategischen Weichenstellungen statt. Ausgehend von den Wahlprogrammen und den aktuell noch andauernden Koalitionsverhandlungen wird KI auch in der nächsten Legislaturperiode keine Rolle spielen. Ein Rekorddefizit und geschwächte Wirtschaftsleistung sind kein guter Nährboden für ambitionierte Projekte, derer es aber sehr viele bedürfte. Auch eine mögliche Neuwahl wird daran leider nichts ändern, da die relevanten Parteien geistig noch in den 1930ern, 1950ern oder 1970ern leben.

Aus Sicht der Bevölkerung lässt sich festhalten, dass KI hierzulande mittlerweile so alltäglich wie Google-Suche geworden ist. 

Google Suchtrends Österreich 2024, ChatGPT vor Taylor Swift

Europa, der scheiternde Kontinent

Üblicherweise würde ich den Ausblick mit einer europäischen Perspektive abschließen – leider gibt es diese im Technologiebereich nicht. Jedem Durchbruch der letzten 20 Jahre wurde mit einer Kombination aus Skepsis, Pessimismus und Protektionismus begegnet. Darstellungen wie diese verstärken den Eindruck eines gescheiterten Kontinents – ein Narrativ, der mittlerweile das europäische Bild in den USA und Asien dominiert.

In Anbetracht der Sachlage macht es keinen Sinn, die EU und ihre Mitgliedstaaten in eine Diskussion über den Status Quo und zukünftige Entwicklungen von KI mit einzubeziehen. Eine Trendumkehr wird im KI-Bereich nicht mehr passieren können, dazu sind die Versäumnisse mittlerweile zu zahlreich und der Rückstand in Bereichen wie Infrastruktur, Kapitalmarkt und Skilled Migration zu groß. 

Anstatt sich für Steuergeldverschwendung wie Gaia-X oder Regulierung wie den AI Act selbst auf die Schulter zu klopfen, muss das Augenmerk auf die nächste Generation von Unternehmen gelegt werden – Startups. Das Zeitfenster hierfür schließt sich: Wenn es uns Europäern nicht binnen der nächsten fünf Jahre gelingt, Gründen in Europa attraktiver und erfolgreicher zu machen, wird die Erzählung von einem reichen Europa für nachfolgende Generationen ebenso unglaublich sein wie von einem österreichischen Imperium. 

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