17.01.2024

Iurio: Grazer LegalTech-Startup gewinnt mit Liechtenstein ganzen Staat als Kunden

Über die Plattform von Iurio können juristische Handlungen sicher umgesetzt werden. Liechtenstein wird diese nun als E-Beurkundungsplattform zur Abwicklung von Notariatsakten nutzen.
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Iurio-Führungsteam vlnr. Tobias Kellner (Lead Developer), Patrick Hofmann (CTO), Arnold Scherabon (CEO) | (c) Legal Tech Services GmbH 2023
Iurio-Führungsteam vlnr. Tobias Kellner (Lead Developer), Patrick Hofmann (CTO), Arnold Scherabon (CEO) | (c) Legal Tech Services GmbH 2023

Einen ganzen Staat als Kunden zu gewinnen, schaffen wohl wenige Startups. Dem 2017 von Arnold Scherabon und Patrick Hofmann gegründeten Grazer LegalTech-Unternehmen Iurio gelang nun genau das. Zugegeben, mit Liechtenstein ist es einer der kleinsten Staaten der Welt, der zum neuen Kunden wurde – allerdings einer, in dem das Produkt des Startups eine besondere Relevanz hat.

Konkurrenz zu Notarity, aber kein Konflikt mit Notariatskammer

Iurio ermöglicht über seine Plattform die sichere Abwicklung juristischer Handlungen, vor allem für Rechtsanwält:innen, Steuerberater:innen oder Notar:innen. Damit steht das Unternehmen auch in Konkurrenz zum Wiener Startup Notarity, das die Online-Abwicklung notarieller Dienstleistungen anbietet. Dieses befindet sich aktuell in einem Rechtsstreit mit der österreichischen Notariatskammer, wie brutkasten berichtete. In diesem Zusammenhang ist gewiss auch eine Anmerkung in der aktuellen Aussendung von Iurio zu verstehen: “An der Lösung von Iurio hat die heimische Notariatskammer bislang keine Bedenken geäußert.”

Iurio baut für Liechtenstein E-Beurkundungsplattform zur Abwicklung von Notariatsakten

Genau im Feld notarieller Dienstleistungen konnte Iurio nun den Kleinstaat zwischen der Schweiz und Österreich bei einer Ausschreibung überzeugen. “Liechtenstein hat nach einer technischen Lösung für eine E-Beurkundungsplattform zur Abwicklung von Notariatsakten gesucht”, erzählt Co-Founder Scherabon. Dass man die Ausschreibung gewonnen habe, sei das Resultat langer, gewissenhafter Arbeit. “Wir sind technisch in der Lage, exakt das gewünschte Produkt zu liefern. Zudem zählen bereits zahlreiche Notarinnen und Notare zu unserem Kundenstamm – wir kennen den Use Case also nicht nur, sondern haben ihn auch schon in unsere Software integriert”, so der Gründer.

Liechtenstein hat zwar nur rund 40.000 Einwohner:innen, jährlich werden aber mehr als 6.000 Notariatsakte abgewickelt. Ein wichtiger Faktor dafür: Viele Personen und Unternehmen aus dem Ausland – auch aus Österreich – verlagern ihre Finanzen aus steuerlichen Gründen in den eng an die Schweiz angebundenen Kleinstaat.

Bislang größter Kunde im Ausland

Nun habe man einen engen Zeitplan für die Umsetzung des Projekts, den man aber gut einhalten könne, heißt es von Iurio. Ab Mai 2024 müsse die Plattform einsatzbereit sein und werde zuvor an die spezifischen Anforderungen der Liechtensteiner Notariatskammer angepasst. “Das bedeutet beispielsweise die Integration der eID.li – der digitalen Identität des Fürstentums Liechtenstein (vergleichbar mit der ID Austria) – welche den Bürgerinnen und Bürgern direkten Zugriff auf die Plattform ermöglicht. Weiters erhalten neben dem Liechtensteiner Amt für Justiz auch sämtliche Notariate des Fürstentums einen eigenen Beglaubigungsbereich im System”, so das Grazer Startup.

Liechtenstein sei der bislang größte ausländische Kunde des Unternehmens, an dem Linde Digital 40 Prozent hält. Zu den bisherigen Referenzkunden zählen die weltweit tätige Anwaltskanzlei Fieldfisher, die österreichische Anwaltskanzlei SCWP Schindhelm und das Notariat Knechtel & Piskernik & Partner.

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Freundeskreis: Wiener Startup plant Pilotfabrik für veganen Käse

Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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