03.01.2018

IOTA: Der Blockchain-lose Berliner Coin der Dinge

Konzipiert als Coin für das Internet of Things (IoT) ist IOTA auch bei Tradern beliebt. Ein Grund dafür ist das eigene Distributed Ledger System "Tangle", das einige massive Vorteile gegenüber den Blockchains von Bitcoin und Ethereum hat.
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IOTA - Bitcoin-Konkurrent für Internet of Things
(c) fotolia.com - Wit: IOTA

Kühlschränke, die automatisch fehlende Lebensmittel nachbestellen und selbst dafür bezahlen. Selbstfahrende Autos, die ihre Tankfüllung bzw. Akku-Ladung selber bezahlen. Kaffeeautomaten, die Kaffeebohnen nachbestellen und – richtig geraten – selbst dafür bezahlen. So ungefähr klingt die Vision der Berliner IOTA-Founder Dominik Schiener, Serguei Popov und David Sønstebø. Sie nennen es die “Economy of Things”, angelehnt an das Internet of Things (IoT), von dem sich auch der Name der Technologie und der dazugehörigen Kryptowährung ableitet.

+++ Ripple: Aufstieg des Old Economy Coins +++

Ökonomie in der “World of Things”

Die Vorstellung der Gründer, die über die nicht profitorientierte IOTA Foundation an ihrer Technologie arbeiten, geht sogar noch weiter. So sollen etwa in Zukunft auch Smartphones den WLAN-Router Byte für Byte für seine Nutzung bezahlen – warum sollte er das schon gratis machen? Generell soll auch Strom in Echtzeit abgerechnet werden. Durch das Gesamtkonzept sollen weltweit neue Business-Modelle entstehen. Die Ökonomie an sich soll verändert und neu gedacht werden. Nun ist natürlich die Frage berechtigt: Warum sollte es so kommen? An dieser Stelle muss man nur inzwischen im Mainstream angekommene Zukunftsvorhersagen bemühen. In einer von AI und Robotern geprägten Welt, in der ein Großteil der Wirtschaftsleistung von Computern erbracht wird, gelten eben andere Regeln. Willkommen in der “World of Things”, könnte man sagen.

Gewirr statt Kette

Im Klartext bedeutet diese Vision hinter IOTA eine schier unendliche Zahl an winzigen Transaktionen, die laufend ausgeführt werden müssen. Und zwar mit dem IOTA Coin. Doch wer sich schon ein wenig mit den zwei bekanntesten Kryptowährungen, Bitcoin und Ethereum, beschäftigt hat, weiß: Die Blockchain-Technologie ist (noch) nicht soweit. Transaktionen können gerade bei Bitcoin inzwischen sehr lange dauern. Maximal sieben pro Sekunde sind überhaupt möglich – bei Ethereum einige mehr. Hier kommt die IOTA-eigene Technologie ins Spiel: Tangle. Sie ist, wie die Blockchain, ein Distributed Ledger System, also dezentral. Sie arbeitet aber nicht mit Blöcken. Stattdessen ist der Tangle (engl. für “Gewirr”) eine große dezentrale Datenbank, die in Form eines “azyklischen Graphen” strukturiert ist.

So viele Vorteile…

Nachdem keine Blöcke abgeschlossen werden, sind auch keine Hashs notwendig – es gibt bei IOTA kein Mining. Stattdessen sichert jeder User, der eine Transaktion tätigt, zwei weitere, durch einen Zufallsalgorithmus gewählte, Transaktionen ab. Dieses System führt, zumindest theoretisch, nicht nur dazu, dass es nur minimale Wartezeiten gibt und die Transaktionen quasi in Echtzeit erfolgen. Es fallen auch die Transaktionsgebühren weg und der Stromverbrauch ist deutlich niedriger als bei der “Konkurrenz”. Und die Erfinder sagen, das System sei unbegrenzt skalierbar.

…doch noch ist es nicht soweit

Also alles eitel Wonne? Ist IOTA tatsächlich so überlegen? Jein. Im vergangenen November stürzte etwa das gesamte System ab und stand drei Tage komplett still – etwas, was bei Bitcoin und Ethereum aufgrund der kompletten Dezentralität noch nie so passiert ist. “Ich bin persönlich ein großer Fan, aber die Technologie steht noch ganz, ganz am Anfang”, sagt Bitpanda-Founder Eric Demuth im Gespräch mit dem Brutkasten. Er sehe gigantisches Potenzial, aber noch keine Erfolgsgarantie.

IOTA-Coin Beliebt bei Tradern

Das enorme Potenzial sehen auch Trader. Momentan sind es noch nicht Maschinen, sondern Spekulanten, die mit dem IOTA-Coin handeln. Dessen Kurs stieg seit dem Launch im vergangenen Juni auf etwas weniger als das Zehnfache des Ausgangswerts. Zwischenzeitlich war IOTA sogar unter den Top 5 Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung. Der größte Kursschub folgte Anfang Dezember kurz vor dem Zenit des Bitcoin-Höhenflugs. Dabei wird die seit dem Start vor allem im deutschsprachigen Raum durchgehend gehypte Kryptowährung nur auf wenigen Trading- und Exchange-Plattformen geführt. Grund dafür dürfte ein technischer sein. “Man kann sich gar nicht vorstellen, was für ein Aufwand es ist, einen weiteren Coin auf die Plattform zu bringen. Vor allem wenn es nochmal ein komplett anderes System ist”, sagt Bitpanda-Co-CEO Demuth, der aus Erfahrung spricht.

Ernstzunehmender Player auf dem Krypto-Spielfeld

Fest steht: IOTA ist ein ernstzunehmender Player auf dem Krypto-Spielfeld. So investierte etwa auch der Traditionskonzern Bosch über seinen VC-Arm Robert Bosch Ventures massiv in den Coin. Auch mehrere andere große Unternehmen halten nach IOTA-Angaben Tokens. Wenn es den Gründern gelingt, mit der Technologie langfristig zu halten, was sie versprechen, könnte IOTA nicht nur in seinem eigentlich zugedachten IoT-Feld, sondern generell als Kryptowährung dauerhaft reüssieren. Das wird letztlich wohl aber trotzdem auch davon abhängen, ob sich die “Economy of Things” zumindest ansatzweise so entwickelt, wie es die Founder in ihrer Vision erwarten.

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Peter Gönitzer und Lorena Skiljan | (c) Nobile

Erst Mitte Mai gab das Wiener Energy-Startup Nobile die internationale Expansion nach Deutschland, Italien und die Schweiz bekannt. Mit der Energieplattform Nobile:Connected können sich Erzeuger in sogenannten Energiegemeinschaften (Energy-Hubs) zusammenschließen. Sie sollen künftig die Basis für die Dezentralisierung der Stromnetze bieten. Die Plattform des Wiener Startups ermöglicht dabei die direkte Versorgung von Verbrauchern mit erneuerbarer Energie auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene. Zudem können auch sogenannte micro Power Purchase Agreements (PPAs) mit Hilfe der Technologie abgewickelt werden (brutkasten berichtete).

Die Runde der Investoren

Nun erhält die internationale Expansion des Wiener Startups zusätzlich Rückwind. Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, konnte Nobile eine Finanzierungsrunde in Höhe von fünf Millionen Euro abschließen. Die letzte größere Finanzierungsrunde in Millionenhöhe kommunizierte das Unternehmen übrigens Anfang August 2023 (brutkasten berichtete).

Die Runde wird von 6 Degrees Capital angeführt. Konkret handelt es sich dabei um einen Frühphasen-VC-Fonds mit Sitz in London und Antwerpen, der in Startups von der Seed bis zur Series-B-Phase investiert. Laut eigenen Angaben fokussiert sich 6 Degrees Capital auf die Bereiche FinTech und SaaS. Zum Portfolio zählt beispielsweise auch das Linzer Startup Blockbit. Neben 6 Degrees Capital beteiligt sich auch D2 Fund, Doral Energy Tech und Helen Ventures an der jüngsten Finanzierungsrunde für Nobile.

“Wir werden tiefer in neue Märkte Märkte wie Deutschland, Italien, die Schweiz, Belgien und Niederlanden vorstoßen und unser Team von Energiespezialisten sowie von Produkt- und Ingenieurstalenten ausbauen“, so Lorena Skiljan, CEO und Mitbegründerin von Nobile, gegenüber brutkasten. Zudem soll die Plattform weiterentwickelt werden. Als ein Feature nennt Skiljan die Asset-Steuerung.

Die Wachstumspläne von Nobile

Derzeit werden über die Plattform des Unternehmens über 130 sogenannter Energy-Hubs betrieben, die laut Nobile eine Energieleistung von rund 17,5 GWH an erneuerbarer Energie produzieren. Für 2025 plant das Unternehmen zusätzlich 200 neue Energie-Hubs über die Plattform nobile:connected zu betreiben. Das Unternehmen kooperiert hierfür in erster Linie mit Industrieunternehmen, Gemeinden sowie Tourismusregionen.

Das Team des Startups | (c) Nobile

Für die Expansion baut das Startup derzeit neue Sales-Teams auf. In Deutschland und Italien sollen diese Teams direkt vor Ort über eigene Standorte agieren. Zudem möchte Nobile in den nächsten Monaten bis zu 15 Mitarbeiter:innen neu anstellen.

Die Basis für die Ausrollung in die neuen Märkte bildet die bereits erwähnte Energy-Sharing- und Serviceplattform nobile:connected. Künftig soll die Plattform in Deutschland auch über eine Whitelabel-Lösung an Stadtwerke vertrieben werden. In der Schweiz werden Energiegemeinschaften hingegen nach österreichischem Vorbild serviciert.

“Wir transformieren den Energiemarkt mit einem dezentralen, von unten nach oben gerichteten Modell, das traditionelle Versorger ergänzt und direkt lokale Gemeinschaften bedient“, so Peter Gönitzer, CEO und Mitgründer von Nobile.


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