25.02.2016

Investorensuche: Das richtige Team ist entscheidend

Bei der Auswahl von förderwürdigen Startups schauen Investoren nicht nur auf Businesspläne, Wachstumschancen oder Sales-Pitches. Auch die menschliche Komponente spielt eine entscheidende Rolle. Julian Carter, Mitgründer des britischen Investmentfonds EC1 Capital, erklärt warum das richtige Team bei seinen Entscheidungen ausschlaggebend ist – und worauf Startups bei der Investorensuche sonst noch achten sollten.
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Ein eingespieltes Team kann überzeugen. - Rawpixel.com

Investoren sind auch nur Menschen. Wenn es darum geht, hohe Geldsummen in riskante Unternehmungen zu stecken, suchen auch sie nach harmonischen Beziehungen, die Vertrauen erwecken. Das gilt sowohl für die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens als auch für die Verbindung mit dem Investor.

Vision und Leidenschaft

(C) fotolia-kasto: Die Investorensuche dauert meist mehrere Monate.
(C) fotolia-kasto: Die Investorensuche dauert meist mehrere Monate.

In der Welt des Risikokapitals drückt sich das so aus: „Das Team ist wirklich entscheidend. Haben sie die Vision und die Leidenschaft? Du musst wirklich interessiert sein an dem was du machst. Es braucht Tatkraft, sonst ist das Geld der Investoren weg.“ Julian Carter spricht aus Erfahrung: Der Mitgründer und Vorstand des britischen Investmentfonds EC1 Capital hat in den vergangenen vier Jahren rund zwei Dutzend Startups zu frischem Geld verholfen. Bei der Auswahl schaue er besonders darauf, ob das betroffene Team gut zusammenarbeiten kann, ob es bereits Krisen gemeistert hat, ob es die Risiken versteht.

“Du musst wirklich interessiert sein an dem was du machst. Es braucht Tatkraft, sonst ist das Geld der Investoren weg.“

„Das ist so wichtig weil es sich auf das gesamte Leben des Unternehmens auswirken wird“, so Carter. Es sei nicht genug, „einen Haufen von Raketenwissenschaftlern mit MBA-Absolventen“ zusammen zu bringen und rein auf Wachstum aus zu sein. Die entscheidende Frage sei: „Glaubt das Team an den Gründer und seine Idee?“

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Absprung eines Gründers kann fatal sein

So sei der sicherste Weg zum Scheitern auch der Wegfall eines Gründers in der Anfangsphase. „Davon kann man sich nur schwer erholen“, sagt der Manager. Viele Startups würden vergessen, einen Gründervertrag aufzusetzen, in dem genau geregelt ist, wer für welche Aktivitäten zuständig ist und wie Auseinandersetzungen gehandhabt werden. Besonders schwer sei es für Menschen, die vorher in einem Konzern gearbeitet haben. „Viele, die aus der Corporate-Welt kommen, haben Probleme, sich an Startup-Land anzupassen“.

„Viele, die aus der Corporate-Welt kommen, haben Probleme, sich an Startup-Land anzupassen“

EC1 Capital vergibt Seed-Funding, also erstes Startkapital, und beteiligt sich an Startups in Series-A-Runden – die ersten nennenswerten Finanzierungsrunden, meist mit weiteren Investoren als Partner. Laut Carter wird EC1 von einem Familienfonds aus dem Nahen Osten gespeist und beteiligt sich durchschnittlich mit bis zu 1,5 Millionen €, der Fokus liegt auf Unternehmen in Großbritannien. Heuer würde man wieder neues Kapital aufstellen und damit in bis zu 20 weitere Startups investieren können. Normalerweise würde es rund zwei Monate dauern, bis ein Startup an Geld kommt.

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Zu früh zu viel abgeben

Oft würden sich Gründer aber zu früh an potenzielle Investoren wenden, so Carter. „Man muss verstehen, worum es bei Venture Capital geht: Alles dreht sich um groß skalierbares Geschäft“. Dies müsse man aber durch solide Nachfrage vom Kunden erreichen. Nur wenn es Leute gebe, die das Produkt oder Service eines Startups wirklich kaufen wollen, und dafür auch wieder zurückkommen, könne man profitabel wachsen.

„Man muss verstehen, worum es bei Venture Capital geht: Alles dreht sich um groß skalierbares Geschäft“

„Wenn du zu viel für Kundenakquise ausgibst kaufst du das Wachstum nur und verbrennst Geld. Das kann jeder machen“, sagt Carter. Um an Investorengeld zu kommen müsse ein Startup beweisen, dass es „expandieren und das auf einem großen Markt replizieren kann“.

Auch das Timing ist ausschlaggebend: „Es ist die eine Sache, die man nicht beeinflussen kann“, so Carter. Ist der Markt bereit für das Angebot eines Unternehmens? Wie groß ist der Markt und wie schnell wächst er? Dies seien die ersten Fragen, die man in Betracht ziehe.
Und schließlich müsse jedes Startup darauf achten, „nicht zu schnell zu viel vom Unternehmen an opportunistische Investoren abzugeben“. EC1 würde sich in einer Seed-Runde normalerweise zu 20 bis 25 Prozent an einem Unternehmen beteiligen. „Wenn du davor schon die Hälfte hergegeben hast, kannst du gar nicht so schnell schauen und deine Anteile sind im einstelligen Bereich“, sagt Carter.

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Projektmanagment, Leadership
(c) zVg - Martina Huemann, WU- Projektmanagement-Expertin und wissenschaftliche Leiterin des Executive MBA Strategic Project Management der WU Executive Academy.

Projekte bieten eine einzigartige Gelegenheit, Leadership-Skills zu entwickeln, die sogar über das traditionelle Management hinausgehen: Projektmanager haben mitunter eine stärkere Herausforderung in Sachen Leadership als Führungskräfte in der Linienorganisation: Sie müssen ein Team zusammenstellen und koordinieren, Strukturen aufbauen, das Team und Stakeholder für das Projekt begeistern und die Motivation und die Produktivität in Hinblick auf den Projekterfolg hochhalten. Und das, obwohl sie in der Regel für die meisten Teammitglieder nicht direkt weisungsbefugt sind.

Learning from the best

Und gerade, weil Projektmanager zumeist keine formale Weisungsbefugnis haben, müssen sie durch ihre motivierende Persönlichkeit, ihre Fachkompetenz und den klaren Zweck des Projekts führen. Dies stellt enorme Anforderungen an ihre Leadership-Fähigkeiten, da sie Rahmenbedingungen setzen und die Teammitglieder empowern müssen.

Projektmanager sollten daher in der Lage sein, durch Inspiration und Motivation zu führen, anstatt durch Anweisungen und Kontrolle. Dies fördert eine Kultur des gegenseitigen Respekts und reibungsloser Zusammenarbeit.

Im Rahmen meiner Forschung zur Motivation junger Projektmanager und Professionals habe ich verschiedene “Räume” identifiziert, in denen wertvolle Leadership- Kompetenzen in Projekten erworben und kultiviert werden können:

1. Co-creation-Space mit Sinnfaktor: Dieser Raum bezieht sich auf den gemeinsamen Sinn und Zweck, das „Wofür“ (Purpose) eines Projekts. Je konkreter das Projekt ist, desto stärker steht der Purpose im Vordergrund.

Projekte bieten eine konkrete Vision, die die Mitarbeitenden inspiriert und antreibt. Dies trägt dazu bei, dass die Projektteams ihre besten Leistungen erbringen. Die Projektmanager benötigen die Fähigkeit, Ziele des Projekts dem Projektteam und den Stakeholdern klarzumachen und die Verbindung zum unternehmerischen Sinn und der damit verbundenen Vision herzustellen. Junge Talente lernen also in Projekten sehr rasch, wie wichtig es ist, einen klaren Purpose zu verfolgen und zu kommunizieren.

2. Social Space – der soziale Raum: The ‚lonesome Project-Management-Hero‘ is dead – Ein-Personen-Shows funktionieren in Projekten schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Projekte bieten ein eingebettetes Umfeld, in dem junge Fachkräfte ihre Fähigkeiten in einem kollaborativen Teamkontext entwickeln können.

Oft wird Führung im Sinne des Distributed Leadership im Team aufgeteilt: die jungen Professionals und angehenden Führungskräfte erhalten Anerkennung und lernen, wie sie andere motivieren und führen können – und das auch ganz ohne formale Autorität und personelle Führungsmacht. Im Social Space gehe es darum, soziale Bindungen zu knüpfen und ein starkes Netzwerk aufzubauen: Teamarbeit und kollektives Lernen stehen im Vordergrund, und junge Professionals haben die Gelegenheit, sich in verschiedenen Rollen auszuprobieren, was ihre Führungsfähigkeiten stärkt.

Besonders wichtig sind entsprechende Methoden des Projektmanagement, um Gemeinschaft und Commitment in zeitlich befristeten Projekten und temporärer Teamstruktur zu ermöglichen.

3. Learning & Competence Space: der Lern- und Kompetenzraum Projekte sind hervorragende Plattformen für „Learning by Doing“. Junge Professionals übernehmen auch ohne eine Führungsposition Verantwortung, sie leiten Sub-Teams, müssen unter Zeitdruck zum Ziel kommen und lernen durch Beobachtung und Ausprobieren, Leadership zu übernehmen.

Durch praxisnahe Herausforderungen können junge Talente ihre Kompetenzen in realen Situationen testen und weiter ausbauen. Diese Erfahrungen seien auch entscheidend für die weitere Entwicklung von Leadership-Skills. Eine Herausforderung dabei ist auch die Diversität, mit verschiedenen Stakeholdern zusammenzuarbeiten, die unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse haben.

Projektmanager müssen auch lernen, in verschiedenen Sprachen klar zu kommunizieren und die Partner und Stakeholder proaktiv einzubinden. Gerade für die Young Professionals sei Projektarbeit besonders attraktiv: Ihre Hauptmotivation ist, viel in kurzer Zeit dazuzulernen und Verantwortung übernehmen zu können.

Projekt- vs. Linienorganisation

In der modernen Arbeitswelt laufen viele Prozesse zunehmend projektbasiert ab, eine Entwicklung, die als “Projectification” bekannt ist. Diese agile Arbeitsweise schwappt nun auch in die Linienorganisationen über, wo permanente Teams agile Elemente in ihren Arbeitsalltag einbauen. Die Wahl zwischen einer Karriere in Projekten oder in der Linie hängt stark von der individuellen Lebensphase und den persönlichen Zielen ab. Junge Menschen bevorzugen zu Beginn ihrer Karriere oft Projekte, um verschiedene Fähigkeiten und Erfahrungen zu sammeln. In späteren Lebensphasen, etwa bei der Familiengründung, kann eine stabilere Position in der Linienorganisation attraktiver sein.

Projektmanagement-Methoden und Leadership-Modelle

Traditionelle Projektmanagement-Methoden bringen notwendige Strukturen ein und ermöglichen es, gemeinsam Ziele zu erreichen. Moderne Projektleiter fungieren zudem als Facilitators, die Hindernisse beseitigen und die Prinzipien des Servant Leadership leben. Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Teammitglieder Verantwortung und Initiative übernehmen können. Ein starkes Commitment und eine klare Kommunikation der Ziele sind dabei essenziell. Einzelkämpfer, die alle Entscheidungen treffen, gibt es nicht mehr. Heute ist Leadership im Projektmanagement viel mehr eine kollektive Anstrengung, bei der das gesamte Team eingebunden wird.

Genau das ist auch der Grund, warum Projekte als Bootcamps für die Entwicklung von Leadership-Skills konzipiert werden sollten. Dies umfasst nicht nur die Ausbildung zukünftiger Projektmanager, sondern auch die Entwicklung guter Führungskräfte für die gesamte Organisation. Projekte bieten eine intensive Lernerfahrung, bei der nicht nur junge Talente in verschiedenen Führungsrollen agieren können. Diese Erfahrungen sind unschätzbar wertvoll für die berufliche Entwicklung und tragen dazu bei, dass junge Führungskräfte zu kompetenten und selbstbewussten Leadern werden und erfahrene ihre persönlichen und fachlichen Leadership-Skills erweitern können.

Die OMV macht es vor

Wie Projektmanagement als Plattform für die Entwicklung von Leadership Skills dienen kann, zeigt auch das Beispiel des OMV-Konzerns. Die OMV steht inmitten einer tiefgreifenden Transformation, die eine Vielzahl von Projekten umfasst.

Gerade in Zeiten des Wandels ist Projektmanagement laut Stefan Engleder, Head of Business Projects and Consulting bei der OMV eine Kernkompetenz, um funktionierende Strukturen und Lösungen zu etablieren.

“Projektmanagement ist das Vehikel für erfolgreiche Veränderung und Transformation. Es schafft ein kommunikatives und kollaboratives Umfeld, um Herausforderungen zu begegnen und Chancen zu nutzen”, sagt er. Für Engleder, der im Executive MBA Strategic Project Management an der WU Executive Academy immer wieder Gastvorträge hält, ist – um ihn zu zitieren – eines klar: “Projektmanagement und Leadership sind untrennbar verbunden: Beide erfordern einen starken Fokus auf Menschen, Kommunikationsstärke, Entscheidungskompetenz, Problemlösungsorientierung und die Fähigkeit, Struktur zu schaffen und Teams zu begeistern und zu befähigen.”

Die Erfahrungen aus Projekten seien daher direkt auf die Führungsarbeit anwendbar. In Projekten lernen nicht nur (angehende) Führungskräfte, sondern auch Mitarbeitende wichtige Leadership-Kompetenzen, die sie auch unabhängig von der Position benötigen, denn: „In transformativen Umfeldern reicht es nicht, nach oben auf die Führungskräfte zu schauen, um Antworten auf komplexe Fragen zu erhalten. Es braucht die kollektive Erfahrung, um gemeinsam Herausforderungen zu meistern – und Menschen, die proaktiv mitgestalten.”

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