15.07.2019

niceshops-Geschäftsführer Schreiner: “noch viel Platz im Westen und Osten”

Interview. Wie heute bekanntgegeben wurde, übernimmt der Deutsche Drogerieriese Müller 26 Prozent des steirischen E-Commerce-Unternehmens niceshops. Wir haben mit niceshops Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner über Hintergründe und Pläne gesprochen.
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niceshops: Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner
(c) niceshops: Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner

Mit rund 40 (Nischen-)Onlineshops unter einem Dach ist niceshops mit Sitz in Saaz in der Steiermark eines der größten E-Commerce-Unternehmen des Landes. Nicht wenige der Shops wurden (teil-)übernommen – etwa Cosmeterie oder 9Weine. Aktuell beschäftigt man rund 260 Mitarbeiter an den Standorten Saaz und Graz. In den vergangenen Jahren stiegen die Umsätze laut Angaben des Unternehmens kontinuierlich zwischen 40 und 70 Prozent pro Jahr. Insgesamt zähle man mehr als eine Million Kunden aus über 150 Ländern, die in 14 Sprachen bedient werden. Die Exportquote betrage dabei rund 80 Prozent. 2019 werde man mehr als 50 Millionen Euro umsetzen.

Bislang war das 2007 gegründete Unternehmen komplett privat finanziert. Das änderte sich nun. Wie heute bekanntgegeben wurde, beteiligte sich der Deutsche Drogerieriese Müller mit einem nicht näher genannten Betrag und erwarb 26 Prozent des Unternehmens – der brutkasten berichtete. Im Interview sprachen wir mit Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner über die Hintergründe des Investments und die weiteren (Expansions-)Ziele des Unternehmens.

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niceshops war bislang privat finanziert. Warum nimmt man nach so langer Zeit mit solchen Wachstumszahlen und 50 Mio. Euro Jahresumsatz ein Investment auf?

Es ging weniger um das Investment, als um die strategische Ausrichtung für die Zukunft. Aber um auf die genannten Kennzahlen zu sprechen zu kommen: Wenn man so schnell wächst, kostet das natürlich auch einiges. Wir waren und sind profitabel und haben das bislang rein aus dem Cashflow finanziert.

Man kann sich jetzt also einen weiteren Wachstumspush dank des Kapitals erwarten?

Auf jeden Fall.

Über die Höhe des investierten Betrags habt ihr bislang keine Auskunft gegeben…

Ja, diese Information ist derweil unter Verschluss.

Wofür werdet ihr das Kapital konkret nutzen?

Wir wollen das Wachstum sowohl international Markt-seitig als auch Sortiments-seitig weiter beschleunigen und noch schneller skalieren. Und natürlich wollen wir auch Software-seitig noch mehr Gas geben. Wir entwickeln ja alles komplett inhouse. Das ist natürlich immer ein Ressourcenthema.

Vergrößert ihr also auch das Team weiter?

Ja, genau.

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niceshops hat ja in letzter Zeit einige Unternehmen teilweise oder ganz übernommen. Sind in nächster zeit weitere (Teil-)Akquisitionen geplant?

Momentan nicht konkret. Aber wir sind immer auf der Suche nach Geschäftsmodellen und Persönlichkeiten, die gut in unsere Struktur hineinpassen.

Müller ist ein riesiger Handelskonzern mit rund 40.000 Mitarbeitern. Wie seid ihr zusammengekommen?

Das ist durch Zufall aus unserem Netzwerk heraus entstanden. Wir tauschen uns ja laufend mit anderen Unternehmen und Investoren aus. Aus so einem Austausch hat sich ergeben, dass der Gründer Erwin Müller uns einfach einmal besuchen wollte. Er war dann sichtlich begeistert, wie wir das von der Steiermark aus bei uns machen. Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Firmenstrukturen – einmal Startup und einmal alteingesessener Handelskonzern. Trotzdem war der Austausch von Beginn an von Sympathie und Wertschätzung auf beiden Seiten geprägt.

Wann war dieses erste Treffen? Wie lange hat es bis zum Abschluss des Deals gedauert?

Insgesamt etwas mehr als ein Jahr. Aber es ist nicht von Anfang an gleich um eine Beteiligung gegangen. Wir haben uns einmal kennengelernt und nach einiger Zeit haben dann die verantwortlichen Personen von Müller einmal angefragt, ob wir uns das vorstellen könnten.

Wie wird die Kooperation mit Müller genau aussehen?

Über die genaue Struktur kann ich noch nichts sagen. Es wird jedenfalls ein eigenes E-Commerce-Unternehmen geben, in dem wir dafür verantwortlich sind, die gesamten E-Commerce-Aktivitäten von Müller auszubauen und weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahren war Müller stark davon geprägt, das Filialnetz zu erweitern. Jetzt soll es noch stärker in Richtung Digitalisierung gehen.

Zuletzt: Wie sehen die weiteren Expansionspläne von niceshops aus? Geht es weiter Richtung Welteroberung?

Wir haben noch viel Platz im Westen und im Osten. Wir sehen uns – jeweils mit bestimmten Sortimenten – gerade sehr stark die USA in der einen, und Russland und weitere Märkte in der anderen Richtung an. Für uns ist aber auch die Software-seitige Expansion ein riesiges Thema. Es geht darum, neue Software zu entwickeln, die weitere Geschäftsmodelle abbilden kann. Das Thema “E-Commerce as a Service” leben wir bereits. Aber auch dort können wir Software-seitig noch viel mehr machen, um unseren Kunden ein noch besseres Service anzubieten. Und wie bereits gesagt, auch in punkto Akquisitionen sind wir immer offen, wenn der Mix aus Gründer und Thema passt.

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Das 2016 gegründete Tiroler Scaleup Single Use Support entwickelt und erzeugt mechatronische Anlagen für die Pharmaindustrie. Konkret hat sich das Unternehmen der Gründer Johannes Kirchmair und Thomas Wurm auf Komplettlösungen für den Umgang mit Flüssigarzneimitteln spezialisiert. Single Use Support positioniert sich indes als Anbieter von innovativen Flüssigkeitsmanagement- und Kühlkettenlösungen für die biopharmazeutische Industrie.

Mehrheitsübernahme nach Exit-Gerüchten

Gut sieben Jahre nach seiner Gründung stand ein “Milliarden-Exit” im Raum – damals soll der Laborausrüster Sartorius Interesse an einer Übernahme bekundet – brutkasten berichtete. Im Mai dieses Jahres kam schließlich die Botschaft zur Mehrheitsübernahme. Allerdings nicht vom besagten Laborausrüster. Die dänische Novo Holdings übernahm mit 60 Prozent die Mehrheit an Single Use Support – der Kaufpreis wurde nicht genannt.

Nun bekommt das Unternehmen mit Darren Verlenden einen neuen CEO. Zuletzt war Verlenden als Executive Vice President für den Bereich Prozesslösungen bei der Merck KGaA Darmstadt Deutschland tätig. Bisher weist Verlenden über 20 Jahre Erfahrung im Life-Science Bereich vor. In seiner neuen Position soll er für die Wachstumsstrategie und den Ausbau der globalen kommerziellen und operativen Präsenz des Tiroler Scaleups verantwortlich sein.

Verlenden wird CEO, Praxmarer nun COO

“Ich freue mich darauf, einem so talentierten Team beizutreten und Single Use Support dabei zu helfen, die nächste Phase seines Wachstumskurses einzuleiten”, so Verlenden. “Das Portfolio hat einen außergewöhnlichen, differenzierten Wert und eine starke Tradition in der Bereitstellung innovativer Lösungen, die den sich wandelnden Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden.”

Christian Praxmarer, der seit November 2023 als CEO im Kufsteiner Scaleup tätig war, wird als Co-Geschäftsführer und Chief Operating Officer mit Sitz in Kufstein weiterhin “ein wichtiger Teil des Führungsteams” sein, heißt es vom Unternehmen. Gemeinsam soll das Führungsteam daran arbeiten, die Marktposition des Unternehmens zu stärken.

Johan Hueffer, Senior Partner, Principal Investments bei Novo Holdings, dem Mehrheitseigentümer des Scaleups, sagt zum Führungswechsel: “Wir freuen uns, Darren im Single Use Support Team begrüßen zu dürfen. Er ist eine dynamische, globale Führungspersönlichkeit mit hochrelevanter Erfahrung und passt hervorragend in die Single Use Support Organisation.”

Neue CCO und zwei neue Beiräte

Zusätzlich zur Ernennung des neuen CEOs hat Single Use Support sein Führungsteam mit Ulrike Lemke als Chief Commercial Officer (CCO) verstärkt. Lemke war zuvor in leitenden Positionen im Bereich Handel und Produktion bei Lonza, Sartorius und zuletzt bei Recipharm tätig.

Darüber hinaus wurden zwei leitende unabhängige Direktoren in den Beirat von Single Use Support berufen. Meeta Gulyani, die über Erfahrung in den Bereichen Vertrieb, Strategie und M&A in der Pharma- und Life-Science-Industrie verfügt, sowie Stefan Stoffel, der über Kenntnisse und Erfahrung in den Bereichen Betrieb und Produktion in der Bioprozessindustrie verfügt. Beide werden künftig als Beiräte von Single Use Support fungieren.

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