Innovation für Neurochirurgen: Software von CVTec macht Gehirn-OPs sicherer
Das Wiener Gründer-Trio von CVTec entwickelt eine neue Software für komplexe Operationen am offenen Gehirn. Diese gelten vor allem wegen der hohen Fehlerquote der operierenden Ärzten als besonders gefährlich. Dank Coil Control 3D soll dieses Risiko nun minimiert werden.
Aneurysmen sind ballonartige Erweiterungen der Blutgefäße, die im Gehirn auftreten und lebensbedrohlich sein können. Sobald das Aneurysma platzt, ist die Gefahr sehr groß, dass der oder die Betroffene stirbt. Oder er ist dazu gezwungen, sein weiteres Leben mit schwersten körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zu führen. Mittlerweile ist jeder 20. Österreicher von einem solchen Aneurysma betroffen. Entdeckt wird es meist zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung. Oder nachdem bereits eine Gehirnblutung diagnostiziert wurde.
CVTec verringert Fehlerquote bei Gehirn-OPs
Sobald ein Aneurysma erkannt wird, führt der Weg an einer Gehirn-OP nicht mehr vorbei. Das Bizarre daran ist jedoch, dass die bisher etablierte Behandlungsmethode sich als oft nicht ausreichend herausstellt – so basierte die Kontrolle des Behandlungsverlaufes bisher hauptsächlich auf der individuellen Erfahrung der operierenden Neurochirurgen. Genau hier kommt das Wiener Health-Tec-Unternehmen CVTec – Cerebrovascular Technologies ins Spiel: die Gründer Georg Mach, Camillo Sherif und Thomas Ruhm haben eine Software entwickelt, die Ärzten den Eingriff erleichtert und die die Fehlerquote bei den Operationen maßgeblich verringert.
Sobald bei einem Patienten ein Aneurysma im Gehirn – meist im Zuge einer MR-Untersuchung – diagnostiziert wird, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Um das Aneurysma zu füllen, werden kleine Spulen aus Metall von den Ärzten in das Aneurysma eingesetzt. Entscheidend für den Erfolg der OP ist hier jedoch die exakte Anzahl der Spulen, die verwendet werden müssen, um das erweiterte Blutgefäß zu füllen. Eben genau diese Anzahl konnte bis dato von den Ärzten nur geschätzt werden. Die Software Coil Control 3D von CVTec ist jedoch in der Lage, innerhalb weniger Sekunden die exakten Schlüsselwerte für die Gefäßerweiterung zu berechnen. Genauer gesagt berechnet Coil Control 3D die Durchflussrate des Blutes durch das Aneurysma. Dadurch wird die Anzahl der benötigten Spulen definiert. Nach dem Leitsatz “Messen statt Schätzen” kann mithilfe dieses Verfahrens eine recht hohe Fehlerquelle nahezu komplett beseitigt werden.
17.000 Eingriffe pro Jahr
Derzeit werden rund 17.000 Eingriffe pro Jahr in Österreichs Spitälern aufgrund eines Aneurysmas durchgeführt, der Markt bietet also großes Potential. Nach einigen intensiven Jahren der Entwicklung ist die Software von CVTec nun bereit für den offiziellen Markteintritt. Hierfür sucht man Partner für Marketing- und Vertriebsagenden. Mit der Software Coil Control 3D will CVTec sowohl die Überlebenschance der Patienten bei operativen Eingriffen am offenen Gehirn erhöhen, als auch ein neues Qualitätssiegel für die Behandlung eines Aneurysmas setzen.
TECH HARBOR: “Hier fand die Entwicklung vom Prototypen zur Serienproduktion statt”
TECH HARBOR bietet mit den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT Startups in Linz viel mehr als nur Office-Space. Zwei ehemalige und zwei aktuelle Mieter erzählen.
TECH HARBOR: “Hier fand die Entwicklung vom Prototypen zur Serienproduktion statt”
TECH HARBOR bietet mit den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT Startups in Linz viel mehr als nur Office-Space. Zwei ehemalige und zwei aktuelle Mieter erzählen.
Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.
Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.
My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER
Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”
Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.
Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator
Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.
“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.
Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.
cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden
Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.
Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”
Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.
In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.
Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt
Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”
Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.
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