12.02.2020

Innerspace: Millioneninvestment für Tiroler VR-Trainings-Startup

Das 2017 gegründete Startup, das seinen Firmensitz im Tiroler Startup-Epizentrum Wattens hat, wurde mit einer siebenstelligen Wachstumsfinanzierung vom High-Tech-Gründerfonds und MAD Ventures bedacht. Innerspace entwickelt neuartige psychologische VR-Trainingslösungen für Anwendungen in der Life-Science-Industrie.
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Innerspace: Millioneninvestment durch High-Tech-Gründerfonds und MAD Ventures für Tiroler VR-Trainings-Startup für die Pharma-Industrie
Innerspace: Die Gründer des Tiroler Training-Startups Bernhard Fercher, Andreas Berger und Sebastian Scheler mit CFO und Investor Walter Ischia (MAD)

Facharbeiter der pharmazeutischen Produktion müssen sich, insbesondere in Reinräumen, an eine Vielzahl striktester Regel halten. Besonders in kritischen Momenten oder bei komplexen Tätigkeiten passieren dabei immer wieder Fehler, welche die Pharma-Industrie jedes Jahr riesige Summen kosten. Das Tiroler Startup Innerspace Training zielt auf diese menschlichen Fehler ab.

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In Virtual-Reality-Trainings werden die Reinraum-Mitarbeiter auf besonders kritische Momente vorbereitet – das können gefährliche Eingriffe in der Medikamenten-Herstellung sein, oder tägliche Tätigkeiten, bei denen viel schief gehen kann, wie etwa Oberflächendesinfektion. Der Vorteil zur tatsächlichen Arbeitspraxis liegt dabei für Innerspace auf der Hand: Im virtuellen Umfeld kann völlig gefahrenfrei so lange geübt werden, bis eine Situation perfekt beherrscht wird. Erst dann kommt der reale Einsatz.

Innerspace: Umgehendes Feedback im erlebnisbasierten Training

Wird eine Trainingseinheit in Virtual Reality gestartet, befindet sich der Trainierende direkt in einem relevanten Schlüsselmoment der, laut Unternehmen, „sehr realitätsnahen Simulation“. Durch den Fokus auf eine spezielle Aufgabe soll auch Ablenkung, die bei anderen Trainingsarten immer auftreten kann, verhindert werden. Dieses „erfahrungsbasierte Training“ soll den Transfer in die realen Anlagen besonders leicht und effektiv machen, weil weniger Regeln gepaukt werden, sondern die tatsächlichen Tätigkeiten bereits im Training ausgeführt und geübt werden.

Sichtbare Keime und Mitarbeiter-Tacho

In den Reinräumen der Pharma-Unternehmen kann es besonders wichtig sein, sich sehr langsam zu bewegen, weil ansonsten Keime in der Luft aufgewirbelt werden und diese in die Medikamente gelangen könnten. In der entsprechenden Lerneinheit bekommen die Innerspace-Trainees ein Tachometer, das ein Gefühl für die richtige Geschwindigkeit vermittelt. Zusätzlich werden die ansonsten unsichtbaren gefährlichen Keime in der Luft sichtbar gemacht – so wird die Gefahr deutlich und das richtige Mindset geschult.

2020: Mehr Trainingseinheiten und doppelte Mitarbeiterzahl bei Innerspace

Dass der Markt für dieses Produkt groß ist, zeigt nicht nur das Investment vom Tiroler Frühphasen-Investor und Company Builder MAD und dem deutschen High-Tech-Gründerfonds HTGF, die nun deutlich mehr als eine Million Euro in das Tiroler Unternehmen gepumpt haben. Bereits jetzt beliefert das 25-Mitarbeiter große Unternehmen nämlich international zahlreiche führende Pharmaunternehmen – „Exportquote 100%“ – obwohl man erst Anfang 2019 noch mit einer Handvoll Mitarbeitern operierte.

Für Senior-Investment-Manager des HTGF, Tobias Faupel, Hauptgrund für das Investment: „Das Unternehmen hat bereits gezeigt, dass es eine erhebliche Nachfrage für DeepTraining-Lösungen in der Life-Science-Industrie gibt“. Die eingebrachten Geldmittel sollen jetzt vor allem in die Produktentwicklung gesteckt werden – so sollen 2020 noch mehr unterschiedliche Trainingseinheiten entstehen. Außerdem will sich das Wattener Technologieunternehmen in Sachen Personalstand verdoppeln.

DeepTraining-Ansatz soll das Lernen revolutionieren

Erfolgversprechend ist der „DeepTraining“ getaufte Ansatz von Innerspace laut CEO Sebastian Scheler, selbst ein Psychologe, vor allem deshalb, weil „Innerspace ein neues Verständnis über die Art und Weise des Trainings in die Unternehmen bringt“. Er spreche dabei erlebnisbasiertes lernen und im Haus entwickelte Lern- Prinzipien an. Das sieht auch Walter Ischia, Investor mit MAD Ventures und CFO von Innerspace so: „Virtual Reality gilt für viele immer noch als eine Spielerei. Für unsere Kunden ist es hingegen der Schlüssel zu einer völlig neuen Art zu lernen und zu trainieren“. Erfolgsgarant für das Produkt ist laut Scheler auch dessen Skalierbarkeit, weil „es gelungen ist, ein Produkt zu schaffen, das Kunden unabhängig von ihren individuellen Prozessen nutzen können“.

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vl.: Michael Seifner, Antonín Jaroš und Philipp Haslinger | Foto: Philipp Haslinger
vl.: Michael Seifner, Antonín Jaroš und Philipp Haslinger | Foto: Philipp Haslinger

0,045 Nanometer – das ist aktuell die Auflösungsgrenze der leistungsstärksten Transmissionselektronenmikroskope. Ein großes Virus mit bis zu 150 Nanometern Durchmesser kann man damit schon recht gut erkennen, aber wenn es um die Untersuchung von einem DNA-Strang mit rund 2,5 Nanometer Durchmesser geht, sieht man nicht mehr viel – und das obwohl man im Prinzip einzelne Atome mit etwa 0,1 Nanometer Durchmesser sehen kann. Das Problem ist, dass der Elektronenstrahl die biologischen Bindungen, die die Atome zusammenhalten, zerstört.

Zukunftstechnologie Quantenoptik

Hier kommen der TU-Wien-Professor Philipp Haslinger und sein Team ins Spiel. „Mit klassischer Elektronenmikroskopie stößt man irgendwann an die Grenzen. Zudem werden organische Samples wie etwa Viren durch die Elektronenstrahlen zerstört“, erklärt Haslinger im Gespräch mit brutkasten. Seine Antwort: Quantenoptik – übrigens eine von 105 Zukunftstechnologien, die sich auf der neuen Innovation Map der WKÖ finden.

Genauer und „zerstörungsfrei“

Konkret ist es Quantenelektronenoptik, an der Haslinger und sein Team arbeiten. Dabei kombinieren sie zwei Technologien: Das Elektronenmikroskop (konkret: Transmissionselektronenmikroskopie) und die Spinresonanzspektroskopie, die aus der Magnetresonanztomografie (MRT) bekannt ist. “MRT ist eine nicht-invasive, also zerstörungsfreie Methode“, erläutert Haslinger. „Unsere Vision ist es, diese Idee auf die Nanowelt zu übertragen und damit kleinste Objekte sichtbar zu machen. Damit könnte man beispielsweise Protein-Strukturen auslesen, ohne sie zu beschädigen.“

Ungeahnte Möglichkeiten

Das ist aber nur eine von vielen potenziellen Anwendungsmöglichkeiten. Auch für die Materialforschung oder Energiespeichertechnologien könnte die Methode neue Perspektiven eröffnen. „Wir wissen heute noch gar nicht, welche Türen sich damit öffnen werden“, sagt Haslinger. „Im Grunde verleihen wir der Elektronenmikroskopie eine neue Charakterisierungmöglichkeit, eine neue Farbe. Sie liefert dann Informationen, die bisher unsichtbar waren. Das kann zu vielen neuen Erkenntnissen führen.“

Es sei vergleichbar mit dem Erkenntnisgewinn, den MRT gegenüber klassischer Computertomografie auf Röntgenbasis bringe: „Man sieht Dinge, die man vorher nicht gesehen hat“, so Haslinger, „als der erste Computer gebaut wurde, war auch noch nicht klar, dass einmal das Internet und später Künstliche Intelligenz folgen würden.“

„Können schon jetzt Dinge machen, die vorher nicht möglich waren“

Noch ist die Forschungsgruppe aber nicht am Ziel. „Mit unserem Prototypen können wir schon jetzt Dinge machen, die vorher nicht möglich waren, etwa die quantenmechanischen Eigenschaften von mikroskopischen Objekten mit dem Elektronenstrahl vermessen“, sagt der Forscher. Die angestrebte atomare Auflösung habe man aber noch nicht erreicht. Dafür brauche es weitere Prototypen, für die erst kürzlich unter anderem eine Förderung im Rahmen des Programms „Transfer.Science to Spin-off“ der „Christian Doppler Forschungsgesellschaft“ eingeworben wurde – brutkasten berichtete.

Antonín Jaroš am Prototyp im Labor der Forschungsgruppe | Foto: Philipp Haslinger

Diese Förderung schaffe Raum dafür, weiterzuforschen und gleichzeitig bereits an einer Spin-off-Ausgründung zu arbeiten, sagt Haslinger. Denn er forscht nicht alleine, sondern mit einem starken Team: Antonín Jaroš (PhD-Student) und Michael Seifner (PostDoc) sollen weiter die Möglichkeit haben, auch wissenschaftlich auf hohem Niveau zu arbeiten. Dennoch soll bereits in zwei bis drei Jahren gegründet werden – hierbei wird Haslingers Team auch mit den neu geschaffenen Spin-off-Strukturen innerhalb der TU Wien, zu denen unter anderem Noctua Science Ventures (brutkasten berichtete) zählt, unterstützt.

Mikroskopie als Milliardenmarkt

Und für die Zukunft gibt es durchaus große Pläne. „Elektronenmikroskopie ist ein Milliarden-Dollar-Markt mit weltweit zehntausenden Geräten – jedes große Krankenhaus, wie zum Beispiel das Wiener AKH, hat so ein Gerät“, sagt Haslinger. Und er gehe davon aus, dass die von seinem Team entwickelte Technologie in Zukunft neue Anwendungen in dem Bereich ermöglichen wird. „Es gibt jetzt schon mehrere Gruppen, die unser Produkt für die Forschung haben wollen“, so der Wissenschaftler.

Mit dem nächsten Prototypen werde man dann bereits erste Kooperationen umsetzen können. Und in weiterer Folge soll in einigen Jahren der Rollout der Technologie folgen. Ob man dann selber die Technologie herstellen werde, oder Lizenzen an Partner vergeben werde, sei aktuell aber noch nicht klar, so Haslinger. „Erst einmal müssen wir sehen, wie gut die nächsten Prototypen wirklich funktionieren und wie groß das Interesse dann tatsächlich ist.“


Entdecke die Innovation Map

Die Forschung von Philipp Haslinger und seinem Team steht exemplarisch für die Innovationskraft, die an Österreichs Universitäten steckt – und dafür, wie wissenschaftliche Erkenntnisse Schritt für Schritt ihren Weg in die Anwendung finden. Technologien wie die Quantenelektronenoptik zeigen, dass der nächste große Durchbruch oft dort entsteht, wo Grundlagenforschung auf Unternehmergeist trifft.

Wer mehr solcher Zukunftsprojekte kennenlernen möchte – von neuen Energiespeicherlösungen über MedTech-Innovationen bis zu Quantentechnologien – findet auf der „Innovation Map“ der Wirtschaftskammer Österreich einen Überblick über mehr als 100 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Die interaktive Plattform macht sichtbar, wo bereits heute an der Zukunft gearbeitet wird – und lädt dazu ein, selbst einzutauchen in die Welt der Innovation.

👉 Jetzt entdecken, welche Technologien Österreichs Innovationslandschaft prägen: innovationmap.at

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Innerspace: Millioneninvestment für Tiroler VR-Trainings-Startup

Das Tiroler Startup Innerspace hat sich auf Virtual Reality-Trainings spezialisiert und bedient damit die Pharma-Industrie, die damit ihre Mitarbeiter schult. Dass der Markt für dieses Produkt groß ist, zeigt nicht nur das Investment vom Tiroler Frühphasen-Investor und Company Builder MAD und dem deutschen High-Tech-Gründerfonds HTGF, die nun deutlich mehr als eine Million Euro in das Tiroler Unternehmen gepumpt haben.

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