29.07.2021

Ikea in Wien: So mischen Startups im neuen Entertainment-Center mit

Am 26. August 2021 eröffnet Ikea seinen neuen Standort am Wiener Westbahnhof. Möglich gemacht hat das weltweit einzigartige Konzept auch die Kooperation mit innovativen Startups.
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Ikea Wien Westbahnhof
So soll der neue Ikea am Wiener Westbahnhof bei seiner Fertigstellung am 26.8.2021 aussehen.
© ZOOMVP.AT

Bald ist es soweit und der neue Ikea am Wiener Westbahnhof öffnet nach zehn Jahren Projekt- und zwei Jahren Bauzeit seine Pforten. Es ist ein ganz besonderer und weltweit einzigartiger Standort, der in knapp vier Wochen ans Netz geht. Rodolphe de Campos, Ikea Österreich Country Finance Manager und Mastermind hinter dem Projekt ist sichtlich stolz: “Mit dem Ikea am Wiener Westbahnhof ist es uns gelungen, näher an die Wienerinnen und Wiener heranzurücken. Denn nicht jeder hat ein Auto und immer mehr Menschen verzichten auch bewusst auf ein solches. Nun kann man uns einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.” Der City Standort punktet aber nicht nur mit seiner besonderen Lage direkt an der meist-frequentierten Ubahn-Station in Wien, sondern auch mit seiner einzigartigen Architektur, einem convenienten Shoppingerlebnis und seiner Funktion als Freizeit-Treffpunkt.

Hotel und vier Shops als Partner an Bord

In Summe hat Ikea 140 Millionen Euro in sein siebengeschossiges Entertainment-Center, wie der innovative Einrichtungsmarkt vom Management liebevoll bezeichnet wird, investiert. Ikea belegt insgesamt fünf Ebenen, in den beiden oberen Stockwerken ist die neue Accor Hotelmarke JO&JOE untergebracht, die sich als Mischung zwischen Hotel & Hostel vorwiegend an junge Menschen und Geschäftsreisende richtet. Für weiteren Service sorgen mit einer Apotheke, einem Hörgerätestudio, einem Friseur und einer Bäckerei vier Geschäfte, die dort schon zuvor angesiedelt waren.

Management Ikea Österreich
v.l.n.r.: Johanna Cederlöf, Market Managerin bei Ikea Wien Westbahnhof, Claudio Winkler, Country Digital Manager, Maimuna Mosser, Country Business Development Managerin und Rodolphe de Campos, Country Finance Manager (alle Ikea Österreich)
© Niklas Stadler/ www.niklasstadler.at

Dachterrasse als Freizeit-Treffpunkt für alle

Besonders stolz ist man bei Ikea, der auch Eigentümer des Gebäudes ist, auf die Dachterrasse in 31 Metern Höhe. Diese bietet nicht nur einen herrlichen Blick über ganz Wien, sondern ist auch öffentlich zugänglich und leistet einen Beitrag zum Umweltschutz. “Im 15. Bezirk gibt es wenige Grünanlagen. Hier schaffen wir einerseits ein neues Angebot für alle Wienerinnen und Wiener und tragen andererseits zur Verbesserung des Mikroklimas in der Umgebung bei”, erklärt Maimuna Mosser, Country Business Development Managerin bei Ikea Österreich. An einem Hitzetag kann die Temperatur in der Nachbarschaft durch die 1,2 Millionen Euro teure Begrünung mit 160 Bäumen und Sträuchern an allen vier Fassadenseiten und auf dem Dach um bis zu minus 1,5°C gesenkt werden.

Kooperation mit Wiener Startup Greenpass

Unterstützt wurde Ikea bei der umweltfreundlichen Gestaltung vom Wiener Startup Greenpass rund um CEO Florian Kraus, das eine Software entwickelt hat, mit der die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadtbevölkerung reduziert werden können und das dem Gebäude auch das Greenpass Platinum Zertifikat verliehen hat.

Neben dem Effekt der Abkühlung bieten die Freiflächen auch ausreichend Platz für Vogelnester und Bienenstöcke. Zusätzlich wurden am Gebäudedach Photovoltaikanlagen installiert, die eine Leistung von 88 kWp haben, insgesamt 13 Tonnen wiegen, rund 800 Quadratmeter der gesamten Dachfläche überdecken und auch als Schattenspender auf der Dachterrasse fungieren.

Über 3.000 Artikel lagernd

Den Umweltaspekt bezieht Ikea aber auch noch bei einer weiteren Neuerung mit ein, denn der jüngste Wiener Standort ist im Gegensatz zu den der Bundeshauptstadt zugerechneten Häusern auf der “grünen Wiese” in Strebersdorf und Vösendorf komplett autofrei. “Wir wollen niemanden animieren, ins Auto zu steigen, nur damit er bei uns einkaufen kann”, so Mosser. Mit dem kompletten Verzicht auf Auto-Parkplätze – fürs Fahrrad werden welche angeboten – ließen sich rund 350.000 Autofahrten und damit 1.000 Tonnen CO2 einsparen. Und dennoch können die Kundinnen und Kunden auch im neuen Markt aus dem Vollen schöpfen. Das gesamte Produktsortiment ist ausgestellt; ein traditionelles Möbellager gibt es aber nicht. “Direkt gekauft werden kann alles, was mit den Öffis oder dem Fahrrad transportierbar ist”, erklärt Marktmanagerin Johanna Cederlöf. Über 3.000 Artikel sind zum Mitnehmen lagernd. Alles was größer ist, wird zugestellt oder per Click & Collect zur Abholung bereit gestellt.

Storebox ermöglicht shoppen ohne Auto

Dass das Konzept auf diese Art und Weise umgesetzt werden konnte, hat Ikea auch der Kooperation mit den Wiener Startup Storebox zu verdanken, das gerade erst mit einer Finanzierungsrunde in Höhe von 52 Millionen Euro aufhorchen ließ. So konnten die Abholmöglichkeiten auf einen Schlag vervielfacht werden, wie der brutkasten bereits berichtet hat. Laut Storebox-Gründer Johannes Braith wird dieses Service bereits nach wenigen Wochen gut angenommen, mit der Eröffnung des dritten Wiener Standortes am Westbahnhof dürfte die Inanspruchnahme noch weiter steigen.

Gesteigert werden soll bei Ikea aber auch die Nutzung digitaler Tools, mit denen man laut Ikea Österreich-Country Digital Manager Claudio Winkler, die Brücke zwischen Online- und Offlinehandel – Stichwort Omnichannel – schlagen will. Deshalb gibt es im neuen Ikea auch keine Kassenkräfte mehr, bezahlt wird an Selbstbedienungsterminals oder in der Ikea App mittels Scan & Pay-Funktion. Wer diese nicht in Anspruch nehmen will, kann sich aber auch von einem der 370 Mitarbeiter beim Bezahlvorgang helfen lassen. “Wir wollen niemanden ausschließen. Bei Ikea sollen sich alle Menschen wohl fühlen”, so Mosser abschließend.

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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