28.09.2020

Identity2020, digitales Tracing und Vertrauen: Speed Kills

Das Projekt Identity200 soll Menschen eine sichere digitale Identität geben. Doch das Misstrauen der Menschen ist groß.
/artikel/identity2020
ID2020 Digitales Tracing
(c) Adobe Stock / Alexander / beigestellt

Der Spruch “speed kills” hat was. Er wird benutzt, wenn sich die Geschwindigkeit eines Prozesses negativ auf selbigen auswirkt. Vielleicht ist es einfach nur ein neuhochdeutsches Synonym für das verstaubte “gut Ding braucht Weile”.

In unserer hochtechnisierten Welt wird uns jedenfalls einiges abverlangt, vor allem eine hohe Adaptionsgeschwindigkeit. Und manchmal ist es einfach schwer mitzuhalten, auch wenn man eigentlich offen dafür ist. Schauen wir uns ein solch spannendes wie forderndes Projekt näher an.

Identity2020 soll digitale Identitäten für uns alle schaffen

Unter der Domain id2020.org können Interessierte erfahren, wie dieses revolutionäre System funktionieren soll.  Über eine Milliarde Menschen auf der Erde haben laut der Projektbeschreibung keine digitale ID bzw keine Unterlagen, die ihre Identität beweisen können.

So steht ein Flüchtling vielleicht ohne Pass an einer Grenze und kann seine Identität nicht belegen, andere können keine dringend benötigten Impfungen erhalten, da sie keine Geburtsurkunde oder Impfpässe haben und Touristen können nicht nachhause reisen, wenn ihre Reisedokumente im Ausland verloren gehen.

Zudem ist es unzufriedenstellend, dass unsere herkömmlichen digitalen Identitäten im Internet nur unzureichend geschützt, oft Ziel von Kriminalität und selten unter vollständiger und alleiniger Kontrolle von uns selbst sind. So weit, so einleuchtend.

Mit Biometrie und Blockchain Menschen in ihrer Individualität digital erfassen

Mit dem System der gemeinnützigen Organisation „Identity2020 Systems Inc“ sollen biometrische Daten (also etwa Scans unseres Gesichts und Fingerkuppen) in einer globalen Blockchain das Problem lösen. Ärmere Menschen sollen damit wichtige Nachweise und Behördenzugänge bekommen, ihr Wahlrecht ausüben können oder medizinische Versorgung sichergestellt bekommen.

Erste Versuche mit der digitalen Identität begannen mit Flüchtlingen in Thailand, seit 2019 soll es für ein Impfprojekt in Bangladesch zum Einsatz kommen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Nur mit einer biometrischen Kennung könne man bei Menschen ohne Obdach oder Eigentum einwandfrei nachweisen, wer welche Impfung schon erhalten habe und wer nicht. Doch das scheint erst der Beginn dieser Vision zu sein.

Die sogenannte “Digital Identity Alliance” strebt laut Medienberichten die Schaffung weitreichender und umfassend einsetzbarer, digitaler Identitäten an. Damit sollen sich Menschen über Grenzen hinweg identifizieren können und gleichzeitig die Kontrolle über ihre eigenen Daten erhalten. Das Ziel sei eine personalisierte, biometrisch kontrollierte und völlig portable, digitale Identität, die ein ganzes Leben lang bestehen soll. Durch die dezentrale Speicherung der Daten in einer Blockchain und der dort üblichen Tokenisierung, soll das System besonders sicher werden. Jeder Nutzer soll dann selbst bestimmen können, welche Daten seiner fälschungssicheren “digitalen Identität” er wem, wann und wie zugänglich machen möchte. So soll man irgendwann ohne Pass reisen können, seine Impfungen und Medikamente dokumentieren, aber auch Zahlungen, Kredite oder Begegnungen mit Hilfe der digitalen Identität absolut sicher verwalten können.

Gates, Microsoft, Rockefeller und das Misstrauen

Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner. Große Stiftungen, Banken, das UNHCR sowie Regierungen, darunter jene der USA aber auch die Europäische Kommission, scheinen zunehmend Gefallen an diesem Projekt zu finden und es zu unterstützen.

Doch Bill Gates, Microsoft und die Rockefeller Foundation sowie die ersten Anwendungen des “Identity-Systems” an Impf-Patienten stoßen auch auf harte Kritik und kommen zudem in unzähligen Verschwörungstheorien vor, folgt man einschlägigen Messenger-Kanälen und Web-Foren. Das besonders häufig genannte und falsche Gerücht, mit den Impfungen hätte man auch Überwachungsimplantate verabreicht oder plane dies, verbreitet sich bis heute. Von antisemitischen Ressentiments bis hin zu Warnungen, es handle sich in Wahrheit um ein globales Überwachungsprogramm, das uns unterdrücken und manipulieren soll, scheinen der Angst-Fantasie derer, die ID2020 misstrauen, kaum Grenzen gesetzt.

Selbst der Qualitätssender Ö1 beginnt in seiner Sendung “Journal Panorama” vom 22.09. eine Analyse zur neuen digitalen Identität mit einem Ausschnitt aus dem Film “Minority Report”. Darin mimt Tom Cruise einen Polizisten in Washington D.C., der potentielle Kriminelle der Zukunft eliminiert, bevor sie ihre Verbrechen begehen können. Komplexe Analysen der Identitäten der Zielpersonen würden der Polizei Vorhersagen erlauben, wer wann ein Verbrechen geplant hätte. Und weiter hieß es im Journal: “Im Internet seien bereits so viele Daten über uns gespeichert, dass sich ein Großteil unseres Lebens analysieren und voraussagen lasse.”

Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten. Auch Geheimdienste und undemokratische Staaten würden das System für ihre Zwecke missbrauchen können, so die Zweifler am Projekt.

Wir müssen die Menschen endlich mitnehmen

Das visionäre Projekt ID2020 hat großes Potential. Und es hat Probleme, vor allem in der Dritten Welt, richtig analysiert. Derart fortschrittliche Technologie zur Lösung komplexer Probleme zu nutzen und sie im Sinne der Menschen einzusetzen, ist nicht bloß eine mögliche Handlungsvariante. Denn dort wo Innovation das Leben vieler in sicherer Weise verbessern kann, soll und muss sie auch angewandt werden, so auch die Überzeugung führender Ethiker. Aber die Menschen müssen der Technologie vertrauen können und sie verstehen.

Ein Paradebeispiel, wo Technologie Teil einer großen Problemlösung sein kann, ist unsere derzeitige Pandemie. Die Stopp-Corona-App hat fast nur Vorteile und dennoch europaweit einen schweren Start. Und das liegt weder an den Betreibern, noch am jeweiligen Staat, noch an den Smartphones, mit denen man sie nutzt. Es liegt laut Umfragen an unserer tief verankerten Angst vor Überwachung. Seit Jahrzehnten pflegen wir diese Angst, in unserer Literatur und Debattenkultur, online wie offline. Manchmal kritisieren wir überzogene Datennutzung und -missbrauch völlig zurecht, aber häufig fürchten wir uns grundlos und Verhindern den Einsatz wichtiger Innovationen zu unserem Wohl.

Contact Tracing in Corona-Zeiten

Wir wissen z.B. von der Stopp-Corona App, dass sie sicher ist, dass sie anonym Daten verarbeitet mit künstlich erzeugten IDs und sogar den Sourcecode haben die Entwickler transparent gemacht. Ja selbst die kritischsten Datenschützer des Landes haben dieser App einen Persilschein gegeben und dennoch nutzen viele User dieses wertvolle Programm nicht, weil ihnen ihr Instinkt sagt, dass sie damit eine Gefahr eingehen.

Das führt zu so absurden Situationen, dass man nun seine echten Namen plus Kontaktdaten in Restaurants in etlichen Städten Europas – und nun auch in Wien – beim Besuch abgeben muss, um im Fall einer Infektion kontaktiert werden zu können. In Deutschland galt diese Verordnung übrigens fast überall schon während der ersten Welle. Absurd ist das deshalb, weil man digital das „Tracing“ völlig anonym hätte ermöglichen können. Doch weil man das anonyme, „digitale Tracing“ zu wenig annahm, benötigt man nun „analoges Tracing“ – und damit das Aufgeben unserer Anonymität.

ID2020: Smarte Technologie braucht Vertrauen

Im Fall von ID2020 ist es auch eine smarte Technologie, die große Probleme lösen könnte. Doch dafür muss erstmal das Vertrauen der Nutzer gewonnen werden, denn hier geht es vergleichsweise ums Eingemachte. Viele Beobachter beklagen das unklare Verhältnis von kommerziellen, zivilen und staatlichen Zielen bei einem so mächtigen Technologieeinsatz. Es fehlen zudem klar verständliche Antworten auf etliche Fragen, die Sicherheit schaffen und dystopischen Verschwörungstheorien Einhalt gebieten.

Und gerade große Tech-Player müssen langfristig Verlässlichkeit hinsichtlich ihrer Absichten, Rollen und Verantwortung garantieren, auch und gerade gegenüber kleineren Partnern und Kunden, wie ein jüngstes anderes Beispiel zeigt.

Seit Jahren verfolgen wir KI-Entwickler die Entwicklung von Open-AI sehr wohlwollend, die hauptsächlich von Elon Musk und Microsoft finanziert wurde. Gerade Musk zeichnete immer wieder Horrorszenarien von potentiell gefährlicher Künstlicher Intelligenz (KI) an die Wand und bewarb damit dieses Unternehmen, das ethisch auf höchstem Niveau und in Open-Source Tradition auch kleineren Entwicklern Zugang zu sicherer KI geben sollte. Erst kürzlich legte ich in meiner Kolumne die Vorzüge und enormen Fortschritte der von Open-AI entwickelten, mächtigen Sprachtechnologie GPT-3 dar. Doch am Dienstag meldete Microsoft eine für uns alle völlig unerwartete „exklusive Lizenz“ an GPT-3 (der Natural Language Software von Open-AI) an, wie u.a. der Business Insider berichtete. Da hilft es uns wenig, dass auch Musk erzürnt ist und Microsoft offen kritisiert.

Was helfen der Welt die zahlreichen glatten, mit Gitarren-Musik untermalten und von sanften Stimmen erklärten, visionären Videos, wie sehr man der Welt und den Menschen nicht dienen wolle, wenn man derart mit mächtiger Technologie und seinen Partnern, Kunden und Fans umgeht, einfach weil man es ökonomisch kann? Die Urangst vieler Menschen, mächtige Konzerne könnten es sich richten und würden am Ende ohnedies nur dem eigenen Nutzen dienen, wird damit befeuert und wichtiges Vertrauen verspielt.

Neue Technologie braucht Entwicklung auf Augenhöhe

Daher braucht es gerade bei so weitgreifender Technologie wie der ID2020, wo es um nichts weniger als unsere Identitäten geht, die klare Projekt-Führerschaft demokratischer Institutionen, absolute Verlässlichkeit in punkto Zielen und Engagement aller Beteiligten, die Transparenz der entwickelten Technologie und – vor allem – die Fähigkeit, die Funktionsweise dieser Technologien den Menschen verständlich zu erklären.

Der letzte Punkt wird am meisten unterschätzt. Digitale Innovation verändert die Welt wie nichts Vergleichbares. Sie entwickelt mitunter mehr Macht, als alles davor Gewesene. Die Menschen haben es verdient, mit auf die Reise genommen und nicht bloß als Konsumenten gesehen zu werden. Wir Technologen, ob groß oder klein, müssen sie dabei rational erreichen, aber vor allem auch im Herzen und die kommenden Jahre der Entwicklung gemeinsam und auf Augenhöhe gestalten.

Über den Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

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AI Summaries

Identity2020, digitales Tracing und Vertrauen: Speed Kills

  • Mit dem System der gemeinnützigen Organisation “Identity2020 Systems Inc” sollen biometrische Daten in einer globalen Blockchain das Problem lösen.
  • Das Ziel sei eine personalisierte, biometrisch kontrollierte und völlig portable, digitale Identität, die ein ganzes Leben lang bestehen soll.
  • Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner.
  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
  • Viele Beobachter beklagen das unklare Verhältnis von kommerziellen, zivilen und staatlichen Zielen bei einem so mächtigen Technologieeinsatz.
  • Daher braucht es gerade bei so weitgreifender Technologie wie der ID2020, wo es um nichts weniger als unsere Identitäten geht, die klare Projekt-Führerschaft demokratischer Institutionen, absolute Verlässlichkeit in punkto Zielen und Engagement aller Beteiligten, die Transparenz der entwickelten Technologie und – vor allem – die Fähigkeit, die Funktionsweise dieser Technologien den Menschen verständlich zu erklären.

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

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  • Das Ziel sei eine personalisierte, biometrisch kontrollierte und völlig portable, digitale Identität, die ein ganzes Leben lang bestehen soll.
  • Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner.
  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
  • Viele Beobachter beklagen das unklare Verhältnis von kommerziellen, zivilen und staatlichen Zielen bei einem so mächtigen Technologieeinsatz.
  • Daher braucht es gerade bei so weitgreifender Technologie wie der ID2020, wo es um nichts weniger als unsere Identitäten geht, die klare Projekt-Führerschaft demokratischer Institutionen, absolute Verlässlichkeit in punkto Zielen und Engagement aller Beteiligten, die Transparenz der entwickelten Technologie und – vor allem – die Fähigkeit, die Funktionsweise dieser Technologien den Menschen verständlich zu erklären.

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  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
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  • Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner.
  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
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  • Das Ziel sei eine personalisierte, biometrisch kontrollierte und völlig portable, digitale Identität, die ein ganzes Leben lang bestehen soll.
  • Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner.
  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
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  • Daher braucht es gerade bei so weitgreifender Technologie wie der ID2020, wo es um nichts weniger als unsere Identitäten geht, die klare Projekt-Führerschaft demokratischer Institutionen, absolute Verlässlichkeit in punkto Zielen und Engagement aller Beteiligten, die Transparenz der entwickelten Technologie und – vor allem – die Fähigkeit, die Funktionsweise dieser Technologien den Menschen verständlich zu erklären.

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Identity2020, digitales Tracing und Vertrauen: Speed Kills

  • Mit dem System der gemeinnützigen Organisation “Identity2020 Systems Inc” sollen biometrische Daten in einer globalen Blockchain das Problem lösen.
  • Das Ziel sei eine personalisierte, biometrisch kontrollierte und völlig portable, digitale Identität, die ein ganzes Leben lang bestehen soll.
  • Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner.
  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
  • Viele Beobachter beklagen das unklare Verhältnis von kommerziellen, zivilen und staatlichen Zielen bei einem so mächtigen Technologieeinsatz.
  • Daher braucht es gerade bei so weitgreifender Technologie wie der ID2020, wo es um nichts weniger als unsere Identitäten geht, die klare Projekt-Führerschaft demokratischer Institutionen, absolute Verlässlichkeit in punkto Zielen und Engagement aller Beteiligten, die Transparenz der entwickelten Technologie und – vor allem – die Fähigkeit, die Funktionsweise dieser Technologien den Menschen verständlich zu erklären.

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Identity2020, digitales Tracing und Vertrauen: Speed Kills

  • Mit dem System der gemeinnützigen Organisation “Identity2020 Systems Inc” sollen biometrische Daten in einer globalen Blockchain das Problem lösen.
  • Das Ziel sei eine personalisierte, biometrisch kontrollierte und völlig portable, digitale Identität, die ein ganzes Leben lang bestehen soll.
  • Mit an Bord von ID2020 sind unter anderem die Impfallianz GAVI, die Rockefeller Foundation, Microsoft sowie Implementierungspartner.
  • Einige Kritiker stellen sich die Frage, ob es ein 100% sicheres System überhaupt geben könne und was passieren würde, wenn derart global verfügbare, umfassende Informationen aller menschlichen Identitäten doch, wider Erwarten, in falsche Hände gerieten.
  • Viele Beobachter beklagen das unklare Verhältnis von kommerziellen, zivilen und staatlichen Zielen bei einem so mächtigen Technologieeinsatz.
  • Daher braucht es gerade bei so weitgreifender Technologie wie der ID2020, wo es um nichts weniger als unsere Identitäten geht, die klare Projekt-Führerschaft demokratischer Institutionen, absolute Verlässlichkeit in punkto Zielen und Engagement aller Beteiligten, die Transparenz der entwickelten Technologie und – vor allem – die Fähigkeit, die Funktionsweise dieser Technologien den Menschen verständlich zu erklären.