21.10.2021

Humanising Autonomy: Startup von Wiener Gründerin holt 11 Mio. Dollar

Das von der Wienerin Maya Pindeus gegründete und geführte Londoner Computer Vision-Startup Humanising Autonomy schließt seine Serie A-Finanzierungsrunde ab.
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Humanising Autonomy Mitgründerin und CEO Maya Pindeus
Humanising Autonomy Mitgründerin und CEO Maya Pindeus | (c) Maya Pindeus via flickr

Künstliche Intelligenz, die menschliches Verhalten tatsächlich versteht – das ist das Produkt des Londoner Startups Humanising Autonomy. „Menschen interagieren mehr mit Maschinen als je zuvor“, erklärt die aus Wien stammende Mitgründerin und CEO Maya Pindeus. „Egal, ob wir spazieren gehen, einkaufen, Auto fahren, Werbeplakate anschauen oder einfach nur bei der Arbeit sind, unsere Welt ist voll von Automatisierung, die aber nicht versteht, wie sich Menschen verhalten. Das Fehlen des menschlichen Kontexts führt zu ineffizienten Entscheidungen der Maschinen, zu schlechten Strategien der Unternehmen, die für sie verantwortlich sind, und letztlich zu einer schlechten Erfahrung für uns als Menschen“.

Immer mehr Usecases neben autonomem Fahren

Ursprünglich wurde die – DSGVO-konforme – Technologie des Startups primär für den Bereich Autonomes Fahren entwickelt. Hier konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche Kunden gewonnen werden, darunter Airbus, Daimler und die Londoner Verkehrsbetriebe. Zudem kooperiert das Unternehmen mit dem Chip-Giganten Nvidia. und dem Hersteller Ambarella.

Mittlerweile kommt die Technologie in noch weiteren Sektoren zum Einsatz. Für kommendes Jahr plane man etwa neue Produkte in den Bereichen Werbewirksamkeit, Smartphone-Anwendungen, Bau- und Lagersicherheit auf den Markt zu bringen, heißt es vom Startup in einer Aussendung. Auch werde man das bestehende Angebot in der Automobil- und Dashcam-Branche erweitern, wo die Software von Humanising Autonomy Fahrer in Echtzeit vor potenziellen Sicherheitsrisiken warnen und Flottenmanagementsysteme über riskante Fahrsituationen informieren kann.

Humanising Autonomy steckt Kapital in globale Expansion

Nach einer fünf Millionen US-Dollar Seed-Runde im Jahr 2019 – der brutkasten berichtete – schloss Humanising Autonomy nun eine Serie A-Runde über elf Millionen US-Dollar ab. Geführt von Beacon Capital LLP und Emellience Partners beteiligten sich noch weitere neue und bestehende Investor:innen an der Kapitalrunde. Das Kapital wolle man zur weiteren Expansion in Asien, Europa und Nordamerika nutzen, wo man auch plane, die Teams aufzustocken, heißt es vom Unternehmen.

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Simple: Wiener KI-Startup erleichtert die Berechnung von Emissionen

Die Wiener Plattform Simple AI ermöglicht es, CO₂e-Emissionen in beinahe Echtzeit basierend auf Rechnungen oder Lieferscheinen zu ermitteln.
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Simple
© Brodendal/Amina Stella Steiner/Miller/Canva - (v.l.) Mattias Brodendal, CEO, Andreas Wiesmüller, Co-Founder und Felix Miller, Co-Founder.

Der Zugriff auf genaue, aktuelle und wissenschaftlich fundierte Daten stellt viele Unternehmen vor große finanzielle, technische und inhaltliche Herausforderungen. Besonders komplex, zeitaufwändig und kostenintensiv ist die Erhebung sogenannter Scope-3-Daten, den indirekten Treibhausgas-Emissionen, die entlang der Liefer- und Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen. Diese Emissionen aus der Lieferkette machen aber bis zu 90 Prozent der Gesamtemissionen eines Unternehmens aus. Hier kommt die Wiener Plattform Simple ins Spiel, die vom schwedisch-österreichischen Technologieunternehmen gleichen Namens entwickelt und, nach einer Testphase, kürzlich gemeinsam mit Finanz- und Nachhaltigkeitsexperten öffentlich vorgestellt wurde.

Simple: Neue Berechnungsart

Bisher wurden mangels verfügbarer Daten wichtige Management-Entscheidungen, aber auch gesetzliche und politische Vorgaben rund um CO₂e-Emissionen (Anm.: Maß, das zur Standardisierung und zum Vergleich von Treibhausgasen verwendet wird) oft auf Basis theoretischer Werte und realitätsferner Annahmen getroffen oder erst gar nicht erfasst, so das Gründertrio Mattias Brodendal, Felix Miller und Andreas Wiesmüller.

Ihre neue KI-Software-Plattform Simple setzt daher erstmals auf eine aktivitätsbasierte Berechnung (activity based) von CO₂e-Emissionen, anstatt wie bisher üblich Treibhausgasemissionen basierend auf dem finanziellen Wert gekaufter Waren und Dienstleistungen zu schätzen.

Damit sollen insbesondere Scope-3-Emissionen erstmals präzise, effizient und kostengünstig messbar werden.

Daten aus Rechnungen, Angeboten und Lieferscheinen

Grundlage dafür bilden wissenschaftlich fundierte Life Cycle Assessment (LCA)-Daten, die von der KI automatisiert aus Rechnungen, Angeboten und Lieferscheinen ausgewertet werden. So würden nicht nur Daten für Berichte zur Verfügung stehen, sondern auch Daten, um die Nachhaltigkeit von Lieferanten zu vergleichen und in Echtzeit fundierte Beschaffungsentscheidungen zu treffen, heißt es per Aussendung.

Mit Simple soll nicht nur die Erfüllung von gesetzlichen Berichtspflichten erleichtert und beschleunigt werden. Unternehmen könnten mittels KI-Unterstützung erstmals schon vorab den CO₂e-Fußabdruck geplanter Bestellungen oder Investitionen automatisiert erheben oder Angebote in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen vergleichen, so der Claim.

„Wer strategisch fundierte Entscheidungen treffen möchte, braucht rasch belastbare und präzise Daten. Wenn es um das Thema Treibhausgase geht, ist das die größte Herausforderung, an der heute viele Unternehmen, Institutionen, aber auch politische Entscheidungsträger scheitern. Die Berechnung von CO₂e-Emissionen beruht häufig auf ungenauen Schätzungen, die meist auf einem Branchendurchschnitt basieren und den Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung als Grundlage heranziehen“, sagt Mattias Brodendal, Mitgründer von Simple.

Um konkreter zu werden: Wer im Einkauf besser verhandelt oder durch größere Abnahmemengen höhere Rabatte bekommt, reduziert heute auf dem Papier zumeist auch die CO₂e-Emissionen eines Produktes oder seines Unternehmens. Denn viele Branchen und auch Audit-Unternehmen wenden bislang die sogenannte „spend-based-Berechnungsmethode“ an, bei der Treibhausgasemissionen einfach aufgrund des finanziellen Wertes gekaufter Waren und Dienstleistungen geschätzt werden. Ein Ansatz, der jedoch weder genau noch klimapolitisch zielführend oder ressourceneffizient sei.

Simple: Nachhaltigkeit bereits in der Angebotsphase

Andreas Wiesmüller, Co-Founder von Simple, erklärt: „Um als Unternehmen CO₂e-Emissionen zu verringern, muss ich zuerst wissen, wo sie in welchem Ausmaß entstehen. Entscheidungsfähig bin ich, wenn ich das auch noch möglichst schnell, zu geringen Kosten und in ausreichender Datentiefe kann. Operativ bedeutend wird es, wenn ich schon in der Angebotsphase den nachhaltigsten Lieferanten auswählen kann. Unser Anspruch war es, diese Entscheidungsgrundlage einfach zu ermöglichen. Denn diese Datengrundlagen können wir jetzt schaffen.“

Für die sofortige Berechnung der CO₂e-Emissionen ihrer Unternehmen müssen Nutzer:innen Rechnungen, Angebote oder Lieferscheine einzeln, gesammelt oder automatisiert über Software-Schnittstellen auf die Simple-Plattform laden. Die KI liest die Daten aus und liefert die CO₂e-Emissionen auf Artikelebene in nahezu Echtzeit.

„Valide Daten erheben“

„Neben dem Anspruch, die genauesten Daten in Echtzeit zu liefern, ging es uns in der Entwicklung auch um eine einfache Nutzung“, sagt Felix Miller, Co-Founder von Simple. „Auch wenn Großkonzerne besonders großes Potenzial haben, CO₂e einzusparen, soll es für möglichst viele Akteure möglich sein, schnell valide Daten zu erheben. Egal ob wir von weltweit tätigen Industriekonzernen, Gemeinden und Städten oder KMU reden. Denn nur wer den eigenen CO₂e-Fußabdruck kennt, kann Maßnahmen setzen, um ihn zu verringern.“

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