17.04.2023

Herbios: Wiener Startup will mit Vertikalbeeten für den Balkon hoch hinaus

Ein Wiener Startup will dazu beitragen, dass Pflanzen auf den Stadtbalkonen keine klaustrophobischen Zustände mehr erleiden müssen.
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Essbares Grün im Hochformat: Herbios will platzsparendes Gärtnern auf so wenig Fläche wie möglich anbieten. (c) Herbios

Frühling ist Gartensaison – und vielen Menschen, vor allem im städtischen Bereich, wird wieder mal schmerzlich die Absenz einer solchen Grünfläche bewusst. Dafür können einige Glückliche einen Balkon oder eine Terrasse ihr Eigen nennen. Doch auch da stößt man schnell an räumliche Grenzen. Ein paar Suppenkräuter gehen sich aus, vielleicht die ein oder andere Cocktailtomatenzucht.

Dafür könnte das Wiener Startup Herbios eine Lösung haben. Es stellt multifunktionale “Vertikalbeete” her, die sich einzeln oder kombiniert auf Balkone, Terrassen oder in Gärten bauen lassen. Durch die vertikale Form ist das Beet äußerst platzsparend. Mehrere Tröge stapeln sich übereinander und sind durch einen gemeinsamen Erdkörper miteinander verbunden. Es gibt auch die Option auf eine automatische Bewässerungsanlage.

Selbstversorgung auch ohne grünen Daumen

Dem Team von Herbios ist es ein Anliegen, mit den Vertikalbeeten einen Beitrag zu “lebenswerten, begrünten und essbaren Städten” zu leisten. Das schmale Design soll insbesondere den Selbstanbau von biologischem Gemüse, Salaten und Kräutern auf engstem Raume, also insbesondere auch für Stadtbewohner:innen, ermöglichen. Es kann entweder an der Außenwand montiert werden oder frei stehen.

„Für uns steht die Gelingsicherheit an erster Stelle. Denn das Gärtnern soll Spaß machen und nicht für Frustration sorgen. Unsere Produkte sind so konzipiert, dass jeder, auch ohne grünen Daumen, eigene Salate ernten kann”, heißt es auf der Firmenwebsite. Die Aufgabe des Unternehmens sei es, “mit funktionellen und attraktiven (Vertikal)gärten den Menschen die Selbstversorgung mit gesunden und ökologischen Lebensmitteln zu erleichtern”.

Was Korallenriffe und Balkonbeete gemeinsam haben

Jürgen Herler, Gründer von Herbios, fand die Inspiration für seine Vertikalbeete nicht etwa auf Wald und Wiese, sondern in den Ozeanen. Als Meeresbiologe wurde er Zeuge von sterbenden Korallenriffen. Wer dies einmal gesehen habe, könne nicht einfach so weitermachen, lautete sein Schluss. Nicht nur die oftmals sichtbaren Plastikabfälle an der Wasseroberfläche, sondern auch chemische Verunreinigungen aus der industriellen Landwirtschaft gelangen in die Meere. Dies führe neben vielen anderen schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt eben zu toten Meeresböden und unter anderem giftigen Algenblüten.

Durch die Gründung von Herbios im Jahr 2015 wollte Jürgen Herler einen Beitrag dazu leisten, einen Weg aus der Abhängigkeit der industriellen Lebensmittelerzeugung und dem damit verbundenen Einsatz von künstlichen Düngemitteln zu finden. Die Idee war es, die Landwirtschaft zu den Menschen nach Hause zu bringen. Durch den Eigenanbau soll jeder Mensch selbst zu Hause zu einer gesünderen Umwelt und umweltfreundlicheren Landwirschaft beitragen können.

Ganzjähriger Anbau möglich

Der Anbau in den Herbios-Beeten soll darüber hinaus das ganze Jahr über möglich sein. Durch die Abwärme der Hauswand sind die Pflanzen im Winter vor Frost geschützt. Im Sommer wiederum soll die Verdunstungskälte der Pflanzen für ein kühleres Mikroklima am Balkon sorgen. Durch die Nähe zum Gebäude sollen die Pflanzen außerdem automatisch gegen Starkregen oder Hagel besser geschützt sein. Insgesamt soll das eine längere Erntezeit ermöglichen.

Vom Radieschen bis zum Obstbaum

Neben den Vertikalbeeten liefert Herbios auch sogenannte Klimaterrassen, wo “vom Radieschen bis zu Obstbäumen” in einer Art “Laubensystem für die ökologische Kühlung” auf der eigenen Terrasse alles möglich sein soll. Diese wird, genauso wie die Vertikalbeete, auf die individuellen räumlichen Gegebenheiten angepasst. Außerdem bietet Herbios Komplettlösungen für die Außenbereiche von Wohnbauten an und verschickt DIY-Sets, damit man die Beete zu einem günstigeren Preis selbst bauen kann.


Jürgen Herler und Juliane Wang stellen ihre Balkonbeet-Innovation zum Staffelstart den Investor:innen von “2 Minuten 2 Millionen” vor. Andere Startups, die mit dabei sind: Pumpa, SpixNet und Norbärt.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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