11.10.2023

Holie Living: Wiener Startup möchte schadstofffreies Wohnen ermöglichen

Das rein weibliche Gründerinnen-Trio Lisa Centeno, Pia Hauschild und Mury Vo-Papis ging 2022 mit einem neuen Unternehmen an den Start, das schadstoffreie Home Essentials vertreibt. Das Startup wurde nun für den Austrian SDG-Award nominiert.
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(c) Holie Living

Schadstoffe lauern in den eigenen vier Wänden in den unterschiedlichsten Bereichen. Dazu zählen chemische Bleichmittel in Textilien, allergene Duftstoffe in Toilettenpapier sowie aggressive Chemikalien in Reinigungsmitteln oder Formaldehyde in Farben. Die Luft in Innenräumen kann laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünfmal mehr Schadstoffe enthalten als die Außenluft. Dementsprechend wichtig ist ein gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld.

Die Gründergeschichte von Holie Living

Lisa Centeno, Pia Hauschild und Mury Vo-Papis haben sich genau dies zur Aufgabe gemacht. Die drei Frauen gingen 2022 mit ihrem Unternehmen Holie Living an den Start, das sich voll und ganz dem Thema Wohngesundheit verschieben hat.

Die Geschichte von Holie Living begann im Elternhaus der Schwestern Lisa und Pia. Eine baubiologische Schadstoffmessung, die dort durchgeführt wurde, offenbarte ungeahnte Schadstoffquellen. Deren Reduzierung erwies sich als äußerst schwierig, denn Materialien und Inhaltsstoffe werden im Bereich Wohnen oft unzureichend deklariert. Die Idee, Menschen, die vor einer ähnlichen Problemstellung stehen, zu unterstützen, war geboren.

Die Produkte von Holie Living

Holie Living entwickelt laut Centeno laufend neue Produkte, die zu einem wohngesunden Zuhause beitragen. Das Sortiment umfasst aktuell Kerzen ohne schädliche Zusatzstoffe, Raumsprays mit natürlichen Inhaltsstoffen und Küchenprodukte ohne Mikroplastik, Bleichmittel oder Farbstoffe.

Alle Produkte werden laut der Gründerin in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Expert:innen entwickelt, die aus den Bereichen Baubiologie, Stress- und Schlafcoaching, Textilentwicklung und Aromatherapie kommen. Die Produkte werden derzeit über einen eigenen Online-Shop vertrieben.

Magazin & Nominierung für den SDG-Award

Zudem möchte das Startup auch für das Thema Wohngesundheit sensibilisieren. Dafür bietet Holie Living ein eigenes Magazin. “Unser Ziel: Leserinnen und Leser lernen, negative Einflüsse in ihren Wohnräumen zu erkennen, zu reduzieren und zu beseitigen sowie positive Einflüsse zu steigern” so Centeno. Das Wort “Holie” steht für “Holistic Living” und meint ganzheitliches Wohnen – Körper, Geist und Seele miteinbezogen.

Zudem wurde das Startup erst unlängst für den SDG-Award nominiert, der nachhaltige Projekte aus ganz Österreich auszeichnet. Der Preis – eine Initiative des Senats der Wirtschaft – wird am 16. Oktober 2023 im Österreichischen Nationalrat vergeben.


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04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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