29.03.2021

Höhle der Löwen: Startup bringt Nils Glagau zum Bluten

In dieser Folge der "Höhle der Löwen" ging es um eine schnelle Maus, einen Boxsack aus Kork und eine besondere Back-Creme. Zudem brachte ein Startup Nils Glagau zum Bluten, während ein anderes Kaffee und Alkohol mischte.
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(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer - Das Heat_it-Team zeigte sich gegenüber den Löwen "blutrünstig".
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Die ersten, die sich in die “Höhle der Löwen” wagten – die es online auf TVNOW und immer Montags um 20.15 Uhr bei VOX zu sehen gibt – waren Gisela Hüsges-Schnabel und Sabine Kämper. Sie haben mit Back’O’Funny eine hitze- und kältebeständige Creme im Spritzbeutel entwickelt, die mitgebacken werden kann und bei der der Kern trotzdem flüssig bleibt. 25 verschiedene Sorten haben die beiden Damen im Angebot. Die drei Teigmischung des Startups können – laut den ehemaligen QVC-Mitarbeiterinnen anders als andere Fertigmischungen – nur mit einer weiteren Zutat angerührt werden: Entweder mit Wasser, Schlag oder flüssiger Butter. Das Gründerinnen-Duo bot satte 33 Prozent ihres Unternehmens für ein Investment von 33.000 Euro an.

Die Löwenzähmung

Während der Kostprobe konnte man in den Gesichtern der Löwen Begeisterung lesen. Die charmanten und mitreißenden Gründerinnen ließen es nicht sein, die Investoren mit ihren Küchlein zu füttern. Multi-Investor Carsten Maschmeyer stieg zwar begeistert aber dennoch als erster aus, da er bereits in ein Startup namens “Kuchentratsch” investiert war. Auch Handeslprofi Ralf Dümmel war hingerissen und bot gleich die gewünschte Summe, musste sich aber für ein erhofftes “Ja” in Geduld übern. Die Gründerinnen wollten auch den anderen Löwen eine Chance geben sich zu äußern.

Noch ein Deal-Vorschlag

Medieninvestor Georg Kofler stieg danach als selbsternannter Back-Amateur aus. Shopping-Queen Judith Williams folgte ebenfalls ohne Angebot. Konzernchef Nils Glagau indes machte den gleichen Vorschlag wie Dümmel. Was diesen wieder auf den Plan rief.

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(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Gisela van Bebber (l.) und Sabine Kämper aus Monheim präsentierten ihre Back- und Dessertcreme “Back´o´Funny”.

Der “alte” Löwe warb für sich und seine Möglichkeiten, wie er den Gründerinnen helfen könne. Dies ließ Glagau nicht auf sich sitzen. Der Konzernchef ergriff erneut das Wort und meinte, dass b2b der strategisch falsche Weg fürs Back-Startup wäre. Er würde Back’O’Funny lieber ins Herz der Endverbraucher bringen. Es half wenig. Hüsges-Schnabel und Kemper kehrten nach der Beratung zurück und nahmen Ralf Dümmel mit an Bord. Deal für Back’O’Funny.

Vom KIT in die “Höhle der Löwen”

Lukas Liedtke, Armin Meyer, Stefan Hotz und Christof Reuter versuchten als nächste ihr Glück in der “Höhle der Löwen”. Das Quartett kennt sich seit dem Studium am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Im Rahmen eines Studentenwettbewerbs entstand die Idee zu heat_it. “Nach und nach haben wir festgestellt, dass es ein echtes Interesse an diesem Produkt gibt”, erklärte Liedtke. Aus diesem Grunde entschieden sich die Jungs dafür, ihre Idee weiterzuverfolgen und arbeiten seit mittlerweile zweieinhalb Jahren Vollzeit daran.

Gegen Juckreiz und Schmerz

Ihr Produkt heat_it verspricht schnelle Hilfe bei lästigen Mückenstichen. Um Juckreiz und Schmerz von Insektenstichen zu lindern, hilft es die Stelle kurz zu erhitzen. “Don’t scratch it, heat it” lautet deswegen das Motto der Karlsruher. Das ganze funktioniert auch per App in Kombination mit einem winzigen Adapter fürs Smartphone, der etwa am Schlüsselbund angebracht und angesteckt werden kann.

Konkret: Die App öffnet sich, heat_it heizt bis auf 53 Grad auf und der Behandlungsvorgang kann starten. Um ihr Produkt auf den Markt zu bringen, brauchten die vier Gründer Unterstützung und 500.000 Euro, dafür boten sie zehn Prozent ihres Startups.

Ein mutiger Löwe

Das Besondere an dem Pitch war, dass die Gründer eine spezielle Herausforderung für die Löwen mitgebracht hatten. Eine gefangene Mücke – so der Plan – sollten einen der Investoren stechen, um danach die Wirkung von Heat_it zu demonstrieren. Glagau war der mutigste unter den TV-Juroren und gab sein Blut fürs Produkt der vier jungen Männer. Danach wurde die angeschwollene Einstichstelle gleich behandelt. Der Investor empfand das ganze Prozedere als angenehm, erklärte aber wenige Minuten später, er würde den Stich immer noch spüren.

Exodus der Löwen

Nach dieser für die Gründer überraschenden Aussage, erklärte Kofler, die Kompaktheit von heat_it wäre zwar der USP, aber vergleichbare Produkte würde es schon am Markt geben. Maschmeyer stieg darauf als erster aus. Seine Kollegin Williams fokussierte sich auf Zahlen und betonte, dass der Preis von knapp 30 Euro für Android und 40 Euro fürs iPhone zu teuer für potentielle Kunden wäre. Zudem sei die Konstruktion des Gerätes noch verbesserungswürdig. Es würde sich nicht mehr gut schließen lassen, sagte sie und ging.

Proband Glagau empfand heat_it nicht als innovativ und blieb ebenso ohne Angebot. Kofler glaubte an die Wirkung des Produkts, dachte aber, dass die Absatzchancen nicht so groß wären, wie die Gründer es sich vorstellen. Ein weiterer Löwe weg.

Die letzte Hoffnung

Das Quartett versuchte nach dieser Absagen-Serie zu argumentieren und zu retten, was zu retten war: Ein Konkurrent in ihrem Segment würde eine Million Stück im Jahr verkaufen, sagten sie. Es half nichts. Auch Dümmel stieg, vor allem aufgrund der Firmenbewertung, aus. Kein Deal für heat_it.

Die Alkohol-Diebe

Die nächsten in der “Höhle der Löwen” waren die Köche Finn Geldermann und Jan Weigelt aus Berlin. Beide kennen sich bereits aus ihrer Jugend. Als Teenager liehen sie sich die Zutaten aus den Schränken ihrer Großeltern, womit sie ihren Kaffeeschnaps ansetzten. Bis sie schließlich erwischt wurden.

Memoiren einer Schnaps-Jugend

Es folgten ein paar Jahre in der Gastronomie, wo beiden immer wieder auffiel, dass es keine goldene Mitte zwischen einem Espresso und einem alkoholischen Shot gab. Sie erinnerten sich an ihre “wilden Jahre” zurück und fingen wieder an, Kaffeeschnaps in ihrer WG anzusetzen.

Schnaps aus Kaffeebohnen in der “Höhle der Löwen”

Inzwischen brennen die beiden Gründer ganz offiziell und ohne drohende Großmama-Strafe. Sie wollen mit ihrem Schnaps aus Kaffeebohnen und der Kolanuss, die langlebiges Koffein enthält und für die herb abgerundete Note sorgt, den Markt erobern.

Shot mit Koffeinmenge wie Espresso

CO’PS ist ein doppelter Shot von vier Zentilitern und enthält so viel Koffein wie ein Espresso. “Er kann so getrunken werden, ist aber auch perfekt geeignet für Cocktails oder Longdrinks“, erklärte Weigelt den Löwen. Um ihre Idee als Marke groß aufzubauen, benötigten die beiden Gründer ein Investment von 100.000 Euro und boten dafür 20 Prozent Gesellschaftsanteile.

(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Finn Geldermann (l.) und Jan Weigelt brachten den Löwen mit CO´PS hochprozentigen Kaffeeschnaps mit.

Nach der Kostprobe attestierte Familien-Unternehmerin Dagmar Wöhrl dem Getränk einen “1A”-Geschmack, während Glagau meinte, er hätte einen stärkeren Kaffee-Nachgeschmack gespürt. Williams hingegen jammerte ein wenig wegen eines leichten Brennens im Hals herum.

Zwei Absagen

Bisher hatten die Gründer seit Bestehen ihres Startups 500.000 Euro Umsatz gemacht. Kofler stieg dennoch als erster Löwe aus, er würde nicht in Alkohol investieren. Williams fand schlussendlich gefallen am Getränk, nannte es neben Limoncello den leckersten Likör, den sie bisher gekostet hatte. Sie könne aber nicht helfen.

Der Prophet in der Höhle

Nach dieser Absage prophezeite Kofler eine Angebotflut. Er behielt Recht. Wöhrl erklärte, sie wisse genau, welche Vertriebswege das Startup brauche und bot die gewünschte Summe. Dümmel dagegen meinte, CO’PS gehöre in den LEH. Er könne dabei helfen und forderte 25,1 Prozent Beteiligung für die 100.000 Euro.

CO’PS ein neuer Jägermeister?

Nils Glagau warb mit seiner Spirituosen-Erfahrung für sich und merkte an, dass CO’PS eine Art “Jägermeister” werden könnte. Seine Strategie wäre es, aus dem Likör ein Szeneprodukt zu machen. Neben der angestrebten Listung im Handel. Auch er wollte für die 100.000 Euro 20 Prozent Anteile haben.

Working Capital

Nach kurzer Beratung sagten die Gründer, sie würden gerne die Marke aufbauen, bräuchten aber langfristig mehr Kapital. Nach einem dreifachen “Ja” zu “working capital” nahmen sie Glagau in die CO’PS-Familie auf. Deal.

Die Box-Queen

Als nächste in der “Höhle der Löwen” kämpfte Lena Ahmadi Khouki um 50.000 Euro für 20 Prozent ihrer Firmenanteile. Seit ihrem 15. Lebensjahr boxt die Gründerin und betreibt seit 2008 ein Box- und Fitnessstudio in Dortmund. “Ich wollte ein Box-Training erschaffen, das jeder kann – egal, welches Fitness-Level er oder sie mitbringt”, erklärte sie. “Das Herzstück eines solchen Studios sind die Boxsäcke. Und bei mir hängen gleich fünf davon. Alle im Dauereinsatz.”

Der Sack aus Kork

“Die Säcke sind nicht nur schwer zu reinigen, auch müssten sie alle drei Monate ausgetauscht werden, weil sie sich abnutzen”, so die Founderin. “Das ist nicht nur teuer, sondern auch alles andere als nachhaltig.” Mit Khou Khii hat sie deshalb einen Trainings-Boxsack aus 100 Prozent nachhaltigem, wasserfesten und langlebigem Kork entwickelt. Die Oberfläche aus diesem Material sei extrem weich und solle ein gelenkschonendes sowie schmerzfreies Training ermöglichen, auch ohne Handschuhe. Die zweifache Mutter wollte ihre Produktion erweitern und suchte einen Investor für ihr Unternehmen.

(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Lena Ahmadi Khouki will mit “Khou Khii” Boxsäcke aus Kork in Fitnessstudios, Wellness-Bereichen und Hotels etablieren.

Nach dem Pitch durften die Löwen selbst die Fäuste an den Säcken, die es in drei Varianten gibt, anlegen. Während Kofler und Glagau die wasserfesten und dadurch leicht zu reinigenden Boxsäcke malträtierten, klopfte und streichelte Williams die Vorführobjekte der Gründerin bloß. Und fand gefallen am Gefühl.

Skalierung?

Dümmel, der mit den Klitschkos befreundet ist, stimmte Khouki zu, dass Boxen ein viel intensiverer Sport wäre, als üblich angenommen. Er erfuhr, dass in ihrem Studio bisher 270 Kunden mit Bandagen an den Händen trainieren, weswegen ihre Säcke im Vergleich zu anderen Kampfsportstudios regelmäßig gereinigt werden müssten. Auf die Frage, wie sie sich dann eine Skalierung vorstelle, gab die Founderin zu, dass ihr Produkt nicht für klassische Box-Studios gedacht wäre, sondern sie sich eher im Wellness- und SPA-Bereich bzw. in Fitnessstudios, sowie Hotels sehen würde. Oder im privaten Haushalt. Bisher wurden seit 2016 18 Stück der Säcke verkauft.

“Kein Geschäft”

Kofler nannte die Boxsäcke ästhetisch und ähnlich einem Einrichtungsgegenstand. Aber ein Geschäft sehe er nicht darin. Williams fand das Ganze wunderbar, haderte aber mit dem teuren Preis, ab 899 Euro aufwärts. Auch sie ging. Glagau glaubte an die Gründerin, jedoch nicht an die Idee.

Ein Kampf ohne Erfolg

Nach der dritten Absage verabschiedete sich auch Dagmar Wöhrl, die meinte, sie könne nicht nur in eine Gründerin investieren, die sie “Klasse finde”, das Investment müsse sich auch einmal lohnen. Daran zweifelte sie. Am Ende sagte Ralf Dümmel, die Gründerin habe alles richtig gemacht, allerdings wäre der Plan die Boxsäcke in den b2c-Bereich zu bringen sehr schwer. Die sympathische Dortmunderin kämpfte, muss aber das Studio ohne Löwen verlassen.

E-Sport mit Millionen Euro an Preisgeldern

Die letzten in der “Höhle der Löwen” waren Patrick Schmalzried und sein jüngerer Bruder Dominik. Beide kommen aus dem E-Sport, einem Bereich, der immer mehr zu einem seriösen Sport wird und ganze Stadien füllt. Mit Gewinnsummen von über 2,5 Millionen Euro. “Ich spiele seit über 20 Jahren Computer und war in meiner Schulzeit extrem unzufrieden mit den PC-Mäusen”, erinnert sich Patrick, der sogar Nationalspieler für das Echtzeit-Strategiespiel “StarCraft” war.

Ein Zaunkönig in der “Höhle der Löwen”

Um das zu ändern hat Patrick gemeinsam mit seinem Bruder Dominik die “leichteste Computer-Maus der Welt” entwickelt: Den Zaunkönig M1K. Durch den Einsatz von Carbon und spezielle Mikroschalter lasse sich die nur 23 Gramm schwere Maus, laut Gründern, so präzise wie ein Skalpell bedienen. Zum Vergleich: Jede herkömmliche Maus wiegt im Durchschnitt fünfmal so viel.

In der Garage der Eltern

Ihre eigens entwickelte Software soll die niedrigsten Reaktionszeiten von allen Computer-Mäusen am Markt ermöglichen. Noch wird sie in der elterlichen Garage produziert, doch das soll sich nun ändern. Mit einem strategischen Partner und 100.000 Euro wollen die beiden Diplom-Betriebswirte ihre Marke groß machen und die Herstellungskosten senken. Dafür boten sie 15 Prozent ihrer Firmenanteile an.

Der unsichere Weltmeister

Nach dem Pitch lobte Wöhrl das Design der Maus, während Dümmel wissen wollte, ob Deutschland im E-Sport gut sei. Dies bejahten die Gründer, erzählten von ihren Erfolgen und ließen Rosberg den Vergleich zu einer “klobigen” Maus selbst erleben. Es gebe einen deutlichen kompetitiven Vorteil, meinten die Founder, während der Löwe jedoch das Gefühl hatte, dass sich ihre Maus, die beinahe ohne Gewicht daherkommt, wenig kompakt anfühle. Es wirke mit dem Zaunkönig in der Hand unsicher.

“Der Markt denkt um”

Dies argumentierten die Gründer aber weg, indem sie erklärten, dass der Markt sich in einem Umdenken befände. Man könne mit ihrer Maus leichter und schneller die Finger bewegen, was etwa Spielern sehr wichtig sei. Andere Mäuse würden sich laute Test-Gamern, die sie beauftragt haben, wie Ziegelsteine anfühlen. Auch im Vergleich zur Konkurrenz wäre die Zaunkönig-Klickrate pro Minute viel besser, so die Schmalzrieds.

Zu früh dran?

Williams stieg als erste aus, denn sie fühlte keine Passion für den Gaming-Bereich. Für Rosberg war “alles” etwas zu früh. In dem Stadium des Startups müsse er sich als potentieller Investor zurückziehen. Während es ihm Wöhrl gleich machte, berieten sich Maschmeyer und Dümmel leise hinter der Bühne.

Geschwindigkeit ist gleich Triumph

Beide glaubten daran, dass die Gamer vor den TV-Geräten alle wüssten, dass Geschwindigkeit Gewinnen bedeute. Das Potential wäre riesig. Allerdings müsse der Produktionspreis und der VK von über 200 Euro deutlich gesenkt werden. Dem stimmten die Gründer zu.

Realismus der Gründer

Maschmeyer lobte den Realismus der Founder und bot gemeinsam mit seinem Kollegen 100.000 Euro plus ausreichendes “Working Capital” für 30 Prozent. Den Gründern waren die geforderten Anteile jedoch zu viel und sie riefen für die genannte Summe 25 Prozent Beteiligung aus. Es zeigte sich, dass Verhandlungen mit TV-Investoren ab und an Sinn ergeben. Deal für Zaunkönig.

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ACR
(c) ACR/ Alice Schnür-Wala/ Schweig-Fotodesign: OFI / PYERIN - (v.l.) Martin Weigl-Kuska, Holzforschung Austria, Sonja Sheikh, ACR-Geschäftsführerin und Elisabeth Mertl, Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik.

*Diese Themenpartnerschaft erschien zuerst in der neuen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

In einer sich stetig wandelnden (Wirtschafts-)Welt gibt es für heimische KMU trotz ihres hohen Stellenwerts einige finanzielle Hemmschwellen, die es zu bewältigen gilt – vor allem, wenn man im internationalen Wettbewerb zukunftsfit bleiben möchte. Viele kleine und mittlere Unternehmen können die heutige Forschungsarbeit nicht mehr selbst bewältigen, da ihnen die Ressourcen und spezialisiertes Know-how fehlen.

Ein möglicher Lösungsansatz für diese Problematik findet sich im Begriff Kooperationspartner: Kooperationen im Bereich Forschung und Innovation bieten für KMU diverse Vorteile. Neben fehlenden Ressourcen, eigene Forschungsabteilungen ins Leben zu rufen, erweist sich nämlich auch das Monitoring aktueller Trends und Entwicklungen, um daraus Erkenntnisse zu ziehen, als zeitintensiv – und kann ebenso personell kaum von den Betrieben gestemmt werden. Daher braucht es in einem Umfeld, das Innovation und Entwicklung gefühlt im Stundentakt hervorbringt, Infrastruktur und Vernetzung, um bestehen zu können.

Außeruniversitäre Forschungsinstitute als Partner

Solche erfolgreich abgewickelten Innovationsprozesse finden sich bei Austrian Cooperative Research (ACR) wieder. Insgesamt verfügt das Forschungsnetzwerk als Innovationspartner für kleine und mittlere Unternehmen über 19 Institute, die eine Vielzahl von Wissensbereichen abdecken; darunter nachhaltiges Bauen, Werkstoffe, Umwelttechnik und erneuerbare Energien, Lebensmittelqualität und -sicherheit, Digitalisierung sowie Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.

„Mit den ACR-Instituten stehen KMU und Startups verlässliche Forschungspartner zur Seite, die sie von der ersten Projektidee bis zur Markteinführung mit einem guten Verständnis für ihre technologischen Problemstellungen, umfassendem Know-how und modernster Infrastruktur unterstützen“, erklärt ACR-Geschäftsführerin Sonja Sheikh. „Langjährige Expertise, Anwendungsorientierung und Marktnähe sorgen für maßgeschneiderte Lösungen mit langfristigem Mehrwert für die gesamte Branche.“

So geschehen etwa bei Sihga, einem Unternehmen für Befestigungstechnik: Es begann mit einem Artikel, den Holzbau-Meister und Chief Product Officer (CPO) Johann Gruber im Magazin „Nature“ entdeckte.

Dort legten Forscher der University Maryland (USA) dar, wie es gelungen ist, Holz so stark zu verdichten, dass mechanische Eigenschaften erzielt werden konnten, die „höher waren als bei Stahl und Aluminium“.

„Sihga ist dann hellhörig geworden“, erinnert sich Martin Weigl-Kuska, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft beim ACR-Institut Holzforschung Austria, „und dachte sich, damit könnte man im Holzbau eine neuerliche Revolution schaffen – denn wenn sowohl Baustoff als auch Verbindungselemente aus Holz bestünden, könnte man bei der CO2- Einsparung und auch beim Rückbau und Recycling im Sinne der Kreislaufwirtschaft weitere Fortschritte erzielen.“

Anwendungslücke zu weit

Allerdings stieg niemand der US-Autoren der Studie auf den Vorschlag einer Unternehmenskooperation ein, weil ihnen der „Gap zur Anwendung“ zu groß war. Also fanden Sihga und das ACR-Institut zusammen. „Wir sind gemeinsam den ‚Nature‘- Artikel durchgegangen und haben einen Weg gefunden, an die Ergebnisse anzuknüpfen“, beschreibt Weigl-Kuska einen der ersten Schritte dieser Kooperation. „Es ist uns tatsächlich gelungen, den Prozess zu reproduzieren und Prototypen von Holzverbindern zu entwickeln, die hochverdichtet sind“, so der Forscher.

Über 1.500 abgewickelte Projekte 2023 und Standardisierung

Dies ist nur ein Beispiel von vielen Kooperationsprojekten zwischen ACR- Instituten und kleinen bzw. mittleren Betrieben. Insgesamt machen KMU 76 Prozent der Kunden aus, die Austrian Cooperative Research in seinem Portfolio führt. Allein 2023 leisteten die Institute neben der Abwicklung von 1.500 Forschungsprojekten 32.800 Stunden an gemeinnütziger Arbeit für die Wirtschaft, etwa in Form von Normungsarbeit.

Normen und Standards sind ein oft unterschätzter Bereich im Innovationsprozess. Sie regeln nicht nur Produkteigenschaften und sorgen für Sicherheit und Vergleichbarkeit, sie können auch Innovationsprozesse anregen. Die ACR- Institute beteiligen sich aktiv in Standardisierungsprozessen und wissen dadurch nicht nur über aktuelle Entwicklungen und Trends Bescheid – sie bringen Forschungserkenntnisse in die Normungsgremien ein, vertreten die Interessen der KMU und der Forschung und bringen das Wissen wieder in die Unternehmen.

Zudem erkennen sie auch, wo Standards fehlen, regen diese an oder entwickeln neue Testmethoden; wie etwa Biotechnologin Elisabeth Mertl, die seit 2011 beim ACR-Institut OFI tätig ist.

Die 32-Jährige hat sich auf Mikrbiologie und Zellkulturen spezialisiert. In ihrer Forschungsarbeit entwickelte sie In-vitro-Testmethoden, damit Hersteller von Medizinprodukten für ihre Zulassungsverfahren auf Tierversuche verzichten können.

„Unser Ziel war es, dass Hersteller von Medizinprodukten für ihre Geräte und Materialien eine Zulassung bekommen, ohne auf Tierversuche zurück- zugreifen, die noch in den Regelwerken verankert sind“, sagt Mertl. Dieses Ziel hat die Biologin mit ihrem Team erreicht und die Testmethode als Norm etabliert.

Mittlerweile besteht die sogenannte „Probenliste“ des OFI aus 1.300 verschiedenen Produkten, die nicht mehr durch mühsame Tierversuchsreihen gehen müssen. Auch Sheikh bestätigt abschließend:

„Das Alltagsgeschäft bindet in der Regel nahezu alle zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen in KMU. So bleiben kaum Kapazitäten, um auch ein- mal über den Tellerrand zu blicken. Umso wichtiger sind erfahrene Kooperationspartner wie die ACR-Institute, die KMU gezielt an Innovationen heranführen.“

Info Block

Seit seiner Gründung 1954 unterstützt Austrian Cooperative Research kleine und mittlere Unternehmen, Innovationen in Form von neuen Produkten und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Von den 10.200 Kunden im Jahr 2023 waren 76 Prozent KMU, die für 77 Prozent der erledigten Aufträge (gesamt 22.700) sorgten. ACR verfügt über 744 Beschäftigte, wobei 41 Prozent davon Frauen sind. Im letzten Jahr konnte man einen Umsatz von 74 Millionen Euro erwirtschaften.

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