15.02.2023

Wie die Betrugsmasche mit “Höhle der Löwen” funktioniert

Immer wieder wird die deutsche Startup Show “Höhle der Löwen” von Betrüger:innen instrumentalisiert. Das steckt hinter der Abzocke.
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Auf Facebook oder im Mail Postfach: Schon seit mehreren Jahren werden Menschen dazu aufgefordert, in Öl zu investieren, um damit schnell und einfach reich zu werden. Dabei handelt es sich um Betrug. Die Sendung “Höhle der Löwen” hat damit nichts zu tun. Der bekannte Name wird aber missbraucht, um Vertrauen zu wecken.

Von diesen und ähnlichen Abzocken berichtet die unabhängige Informationsplattform “Watchlist Internet”. Obwohl die Masche nicht neu ist und seit drei bis vier Jahren konstant vorkommt, funktioniert sie immer noch. “Jede Woche melden sich neue Betroffene. Die Dunkelziffer dürfte wohl viel höher sein, als angenommen. Wir wissen von Menschen, die schon bis zu 300.000 Euro verloren haben”, schildert Declan Hiscox von “Watchlist Internet”. Diese fünf Schritte nutzen die Betrüger:innen, um ihr Ziel zu erreichen.

1. | Ein Bild-Artikel zu “Höhle der Löwen” wird frei erfunden

„Höhle der Löwen“ macht deutsche Bürger reich mit Öl! So lautet der Titel eines vermeintlichen Online-Artikels der Bild-Zeitung. Darin ist die Rede von einer „Höhle der Löwen”-Folge, die angeblich nicht ausgestrahlt werden dürfe. Der Artikel ist allerdings frei erfunden und die Website nachgebaut. Mit dem vermeintlichen „Höhle der Löwen“-Artikel der Bild-Zeitung soll bei potentiellen Opfern Vertrauen geweckt werden.

2. | Ein Facebook-Status-Post soll neugierig machen

Dieser Artikel wird auf Facebook geteilt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ziel ist es, potentielle Anleger:innen auf eine Fake Trading Plattform namens „expect-offers.com“ zu locken. Es wird versprochen, Menschen mit dem Produkt „Öl Profit“ reich zu machen. Man brauche dafür weder Wissen noch viel Geld, so das Versprechen der Betrüger:innen. Funktionieren soll das, weil man Menschen an den Schwankungen des Öl-Preises profitieren lasse

3 | Betrüger:innen versprechen hohe Gewinne

Das Versprechen der Betrüger:innen lautet konkret: Einmal zu zahlende 250 Euro Startkapital reichen, um täglich rund 7.000 Euro zu verdienen – all das ohne Risiko. Das Produkt sei so gut, dass die „Löwen“ beschlossen hätten, die Sendung, in der es angeblich vorgestellt wurde, nicht auszustrahlen, damit nicht zu viele Menschen darauf aufmerksam würden. Der ausgedachte Bild-Redakteur habe daraufhin die Plattform getestet und innerhalb einer Woche mehrere tausend Euro verdient. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist es auch, warnen „Watchlist Internet“ und die Fact-Checking Plattform „Mimikama“.

4 | Auf Trading Plattform locken

Auf der Trading Plattform wird dann die Eingabe sensibler Daten, wie Name, Adresse, Geburtstag oder Bankdaten, verlangt. Sobald die persönlichen Daten auf der Trading Plattform angegeben wurden, erfolgt eine telefonische Kontaktaufnahme schon nach wenigen Minuten. “Es ist nicht auszuschließen, dass beim Besuch der Website Schadsoftware installiert wird. Das passiert aber sehr selten und uns sind keine dieser Fälle bekannt”, so Hiscox.

Laut Erfahrungsberichten würde von den Betrüger:innen vorgetäuscht werden, schnell hohe Gewinne zu erzielen. Auch das sei ein Trick, um die Opfer zu weiteren Investments zu überreden. Generell sollten Menschen vorsichtig sein, wenn bei kleinen Investments hohe Gewinne versprochen werden, so Watchlist Internet.

5 | “Finanzberater:innen” setzen Opfer unter Druck

Wenn Menschen auf der Plattform investiert haben, werden sie laut “Watchlist Internet” dazu überredet, noch mehr zu investieren oder zu bezahlen, bevor sie Gewinne erhalten. 250 Euro würden dann nicht mehr ausreichen, um Geld zu verdienen. Stattdessen sollen die Opfer 5.000 Euro zahlen, um in eine höhere Anlageklasse zu kommen und wirklich reich zu werden. Verluste seien hier so gut wie sicher.

Im weiteren Verlauf sei es auch schon vorgekommen, dass Opfer überredet wurden, einer Fernwartungssoftware den Zugriff auf den PC zu erlauben. Damit können die Betrüger:innen nicht nur die Eingabe von Bankdaten beobachten, sondern auch Zahlungen im Namen des Opfers abwickeln. “Uns ist auch bekannt, dass Menschen, die den Betrug durchschaut und den Kontakt zu den Betrügern abgebrochen haben, nach ein bis zwei Jahren wieder kontaktiert wurden. Unter anderem Namen wird versprochen mit einem kleinen Geldbetrag, das verlorene Geld wieder zurück zu holen”, erzählt Hiscox.

Es wird empfohlen, keine weiteren Zahlungen zu leisten, bei der Polizei Anzeige zu erstatten und das eigene Kreditinstitut zu informieren, um das verlorene Geld zurückzuholen.


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Das NOSI-Gründer:innen-Team (vlnr.) Klara Brandstätter, Patrik Aspermair und Johannes Bintinger | (c) NOSI
Das NOSI-Gründer:innen-Team (vlnr.) Klara Brandstätter, Patrik Aspermair und Johannes Bintinger | (c) NOSI

Startup-Gründer:innen bezeichnen ihre Produkte im Pitch gerne als “revolutionär” oder “völlig neuartig”. Patrik Aspermair, Co-Founder und CEO des Tullner (NÖ) Startups NOSI, tut das im Gespräch mit brutkasten nicht. Muss er auch nicht, denn dass diese Begriffe auf das Produkt, das er gemeinsam mit seinen Mitgründer:innen Johannes Bintinger und Klara Brandstätter entwickelt und auf den Markt gebracht hat, zutreffen, erkennt man auch ohne darauf hingewiesen zu werden.

NOSI digitalisiert mit seinen Sensor-Systemen Gerüche – brutkasten berichtete bereits. “Jeder kennt die Möglichkeit, das Sehen und das Hören zu digitalisieren. Man kann es sogar am eigenen Smartphone machen”, sagt Aspermair. Und mit NOSI – kurz für “Network for Olfactory System Intelligence” – kommt noch ein weiterer Sinneseindruck dazu, der fortan digital erfasst werden kann.

Wofür braucht es die elektronische Nase?

Und wofür braucht man das? “Die elektronische Nase soll überall dort eingesetzt werden, wo der Mensch seine Nase nicht reinstecken möchte oder kann, bzw. wo er einfach nicht da ist, etwa weil es 24 Stunden am Tag passieren muss”, erklärt Aspermair. Einsatzmöglichkeiten gibt es unter anderem in der Pflege oder in der Hotellerie, wo mittels elektronischer Nase Ungeziefer frühzeitig erkannt werden kann. Damit konnte NOSI nicht nur eine ganze Reihe von Preisen abräumen. Erste mit dem mittlerweile zehnköpfigen Team umgesetzte Kundenprojekte nach dem formellen Start dieses Jahr zeigen: Die Nachfrage dafür ist da.

Gründung von NOSI dieses Jahr nach jahrelanger Forschung und Entwicklung

Um dort überhaupt hinzukommen, haben Gründer:innen und Team einen weiten Weg hinter sich gebracht. Über viele Jahre hinweg wurden die Polymer-Sensoren und die dazugehörige KI-Software von Aspermair und Bintinger am AIT entwickelt. Formell gegründet wurde dann mit Co-Founderin Brandstätter Anfang dieses Jahres.

“Ohne die aws gäbe es NOSI als Unternehmen gar nicht.”

Und dafür brauchte es das nötige Kapital. Das lieferte die Austria Wirtschaftsservice (aws) mit der Preseed-Förderung. “Ohne die aws gäbe es NOSI als Unternehmen gar nicht. Wenn wir die Preseed-Förderung nicht bekommen hätten, hätten wir nicht gegründet. Denn sie war auch der externe Check, ob unser Business-Plan auch vor einer unabhängigen Jury hält”, erzählt Aspermair.

Mit dem Kapital habe man dann die ersten Mitarbeiter:innen angestellt – mittlerweile umfasst das Team zehn Personen. “Und wir konnten die Entwicklung auf einen Status bringen, an dem wir erste Geräte potenziellen Kunden anbieten konnten”, sagt der NOSI-Gründer. Man habe zudem viele Gespräche in diversen Branchen geführt, sei auf unterschiedlichen Events und Konferenzen eingeladen gewesen und habe eine sehr gute Medienpräsenz gehabt. “Wir haben uns sehen und messen lassen. Das braucht alles seine Zeit. Und durch die Förderung war die Runway vorhanden, um das so zu machen”, so Aspermair.

Auch im Bereich IP (Intellectual Property) habe man sich Unterstützung von der aws geholt. “Das ist für uns ein wichtiges Thema und bei der aws gibt es viele Ansprechpartner dafür, die leicht zugänglich sind”, so der Gründer.

Märkte ergründen

Bei allem was bereits zurückliegt, hat NOSI am Markt gerade einmal die ersten Schritte absolviert. “In der Preseed-Phase mussten wir zunächst einmal wissen, was überhaupt unsere Märkte sind. Welche potenziellen Anwendungsbereiche können wir schon in naher Zukunft bespielen? Denn Geruchssensorik hat natürlich in sehr vielen Anwendungsbereichen Potenzial, aber man kann nicht alles gleichzeitig machen und muss fokussieren”, erklärt der Gründer. Dazu brauche es viel Arbeit und viele Gespräche. “Das schafft man nur mit einem Team, das einen unterstützt”, sagt Aspermair.

Von Tulln in die ganze Welt

Nun geht es für NOSI daran, Schritt für Schritt und Branche für Branche den Markt zu erobern – nicht nur in Österreich. “Wir haben uns unter anderem für das GIN-Programm Go Asia beworben, um zu ergründen, ob der asiatische Markt für uns spannend ist”, sagt der Gründer. Gesucht werden dabei nicht nur direkte Kunden, sondern auch Systemintegratoren.

Und für die Expansionsschritte und die Weiterentwicklung der Technologie wird es auch weiteres Kapital brauchen. Hier kommt die aws wieder ins Spiel. “Wir beantragen auch die aws-Seed-Förderung und das FFG-Basisprogramm”, verrät Aspermair. Und auch ein Investment aufzunehmen, ziehe man mittelfristig in Betracht.

Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws)

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