24.09.2019

Höhle der Löwen Folge 4: Georg Kofler rastet bei “Social Startup” aus

In der vierten Folge der aktuellen Staffel von "Die Höhle der Löwen" ging es um Instant-Food, eine neuartige Nagelfeile und digitale Studienfinanzierung. Zudem konnte sich Investor Georg Kofler nicht im Zaum halten, redete sich in Rage und warf einem Startup "Heuchelei" vor.
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Höhle der Löwen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel, Frank Thelen, Judith Williams, Nils Glagau, deinestudienfinanzierung, LaRabollita, Instant, Georg Kofler
(c) TVNOW/Bernd-Michael Maurer - Bastian Krautwald, Alexander Barge und David Meyer präsentierten mit "deineStudienfinanzierung" eine Plattform, die das Investoren-Interesse erregte.
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Der Erste in der vierten Folge der aktuellen Staffel von “Die Höhle der Löwen” war Koch Fabian Zbinden. Der gebürtige Schweizer hat mit LaRibollita (mittlerweile in Instant Fresh umbenannt) ein Fertiggericht entwickelt.

+++DeineStudienfinanzierung: Höhle der Löwen-Deal platzt nach Drehschluss+++

Die Instant Meals enthielten keine künstlichen Konservierungsstoffe, seien glutenfrei und vegan, pitchte der Gründer. Die Zubereitung sei einfach: Wasser kochen, aufbrühen und umrühren. Nach vier Minuten könnten die Mahlzeit gegessen werden. Die Verpackung könne man zudem klimaschonend im Altpapier entsorgen. Der Gründer wollte 42.000 Euro für 20 Prozent Anteile.

LaRibollita: “Person vor Produkt”

Nach der Kostprobe, die allen Juroren mundete, meinte Carsten Maschmeyer, im Vergleich zu anderen Instant-Gerichten, sei LaRibollita “echtes Essen”. Der Gründer überzeugte mit seiner Einstellung und wurde vom Investor als Musterbeispiel für das Prinzip “Person vor Produkt” gelobt. Jedoch sah Maschmeyer Probleme mit der Skalierbarkeit und stieg aus. Georg Kofler fiel es schwer, sich zu verabschieden, jedoch konnte er “dem Gründer nicht helfen” und ging ebenfalls. Ralf Dümmel meinte indes, Zbindens Business sei ein “schweres Geschäft”, die 45 Tage-Haltbarkeit des Produkts wären ein Problem. Im Lebensmittelhandel seien im Sinne der Kühlketten-Lagerung die besten Plätze in Tankstellen oder Märkten hart umkämpft. Auch er ging ohne Deal-Angebot.

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(c) TVNOW/Bernd-Michael Maurer – Fabian Zbinden kämpfte um ein Investment für sein Startup “La Ribollita” (Instant Fresh).

Den Investor mal unterbrechen

Der Gründer gab nicht auf und pitchte weiter. Zbinden meinte, er könne sein Produkt auch “aus dem Kühlschrank” bekommen, wenn nötig, aber prinzipiell handele es sich um ein gesundes Produkt mit Vitaminen. Als Neo-Löwe Nils Glagau bereits ansetzte, sich ebenfalls als Investor zu verabschieden, unterbrach ihn Zbinden und argumentierte erneut in seinem Sinne. Dies brachte den Investor dazu, doch noch ein Angebot zu machen: 42.000 Euro für 20 Prozent Anteile – wie gefordert.

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Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl wollte ebenfalls dabei sein und beriet sich mit Glagau. Die beiden Löwen kamen schlussendlich mit einem neuen Angebot zurück: zweimal 13 Prozent für insgesamt 66.000 Euro. Der Gründer schlug ein. Deal für LaRibollita.

Sirplus: 11 Millionen Euro Bewertung

Die zweiten bei “Die Höhle der Löwen” waren Raphael Fellmer und Martin Schott. Mit Sirplus wollen sie den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung angehen. Das Unternehmen hat einen Onlineshop für abgelaufene, noch essbare Lebensmittel und sogenannte “Rettermärkte”, wo bereits abgelaufene, aber noch verwertbare Lebensmittel vor Ort erstanden werden können. Die Gründer wollten 700.000 Euro für 6 Prozent Anteile.

5 Jahre Geldtsreik

Nach dem Pitch lobte Ralf Dümmel das Thema des Startups und wollte mehr von den Gründern wissen. CEO Raphael Fellmer erzählte, er hätte fünf Jahre im “Geldstreik” gelebt. Der Gründer habe aus Protest gegenüber der Verschwendung von Lebensmittel und als Erinnerung daran, dass weltweit 800 Millionen Menschen an Unterernährung leiden, in diesem Zeitraum kein Geld angenommen oder ausgegeben und als “Mülltaucher” davon gelebt, was andere (etwa Supermärkte) weggeschmissen hätten.

Die hohe Bewertung komme deshalb zustande, so Fellmer, da Sirplus im Vorjahr 1,2 Millionen Euro Umsatz mit über 100.000 Kunden erwirtschaftete, über ein starkes Wachstum verfüge und als Ziel in den nächsten fünf Jahren über 130 Millionen Euro Umsatz habe – und das bei geplanten 26 Millionen Euro Gewinn.

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TVNOW/Bernd-Michael Maurer – Investor Georg Kofler redete sich bei einem Startup ziemlich in Rage.

Eklat bei der “Höhle der Löwen”: “Moralaposteln als obergierige Kapitalisten”

Dies löste bei einem Investor Verärgerung aus. Georg Kofler störte sich am “moralisierenden Schöngerede vom Geschäftsmodell”. Er meinte, die Gründer würden nicht Lebensmittel retten, sondern ganz billig einkaufen und teurer Weiterkaufen. Es sei ein normales “kaufmännisches Geschäft”, ihr Auftritt jedoch wirke nach “Moralaposteln, die die Welt retten wollen”. Die Bewertung lasse die beiden Unternehmer als “obergierige Kapitalisten” erscheinen.

“Kein besserer Mensch”

Nach dieser Rage, stoppte Kofler nicht und hakte nach, ob Fellmer während des Geldstreiks Steuergeld angenommen oder öffentliche Zuwendungen bezogen hätte. Es schien, als ob er den jungen Mann demaskieren wollte. Der Gründer gab zu, mit dem erhaltenem Kindergeld die Krankenversicherung bezahlt zu haben. Dies brachte den Investor dazu, dem geknickten Founder an den Kopf zu werfen, er solle in seiner moralisierenden Art und Weise nicht so tun, als ob er ein besserer Mensch wäre. Er fände dies unglaubwürdig.

“Gieriger als der freie Kapitalist”

Und es ging weiter. Kofler schaffte es nicht, sich zurückzuhalten und ging erneut auf die Bewertung ein, die er als absurd bezeichnete. Sinngemäß meinte er, die Gründer würden etwas von “Geldstreik” erzählen und nun versuchen rasch zu Multi-Millionären zu werden. Das sei “gieriger als der freie Kapitalist”, der sich dazu bekenne. Er stieg aus.

Multi-Millionäre sind per Sie

Wo man jetzt ein Ende des Ausbruchs vermuten hätte können, irrte man als Zuseher erneut. Fellmer bedankte sich für das Statement und dutzte den Investor dabei. Dessen Reaktion: ” Wir sind nicht per Du. Unter Multi-Millionären ist man eine Weile per Sie”.

Bruch in der Erzählung

Maschmeyer ließ die Gründer danach nicht zu Wort kommen. Er fand die Aktionen des Gründers interessant, machte aber einen Widerspruch aus. Noch nie habe es in der Sendung ein Startup gegeben, dass davon sprach 26 Millionen Euro Gewinn zu machen. Das sei ein enormer Bruch vom Geldstreik zu dieser Zahl. Deshalb sei auch er raus. Und auch Dümmel verabschiedete sich.

Welt mit Geld verändern

Danach erklärte Fellmer, das weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel vernichtet würden. Es sei nicht möglich, dies alles mit “freiwilligem Engagement” zu retten. Es gehe dem Team nicht ums Geld, sondern darum die Welt nachhaltig mit Geld zu verändern. Das sah Glagau ein, die Bewertung sei aber abschreckend – die Gründer hätten scheinbar kein Interesse an Investoren, sagte er und war ebenfalls raus.

Kein Deal für Sirplus

Dagmar Wöhrl schließlich fragte nach, warum das Duo eigentlich in der Sendung sei. Man brauche Hilfe dabei, Sirplus “groß zu machen”, so die Antwort. Die Grand Dame der Pitch-Show meinte danach, mit mehr Ehrlichkeit in Sachen “Geld verdienen” und einer gänzlich anderen Attitüde hätten beide mit Sicherheit einen Investor gefunden. Auch sie verabschiedete sich als mögliche Investorin. Kein Deal für Sirplus.

Sirplus kein Sozialverein

Im Interview danach kamen beide Gründer auf ihre Pitch-Fehler zu sprechen und meinten, die Geschichte mit dem Geldstreik wäre eventuell zu viel gewesen. Sie zeigten sich sichtlich überrollt von der Tirade Koflers und erklärten, die Erwähnung des Gewinns von 26 Millionen Euro hätte eigentlich dazu gedient, den Investoren zu zeigen, dass Sirplus eine gewinnbringende Unternehmung wäre und kein Sozialverein. Sie selber hätten entschieden, 80 Prozent der Einnahmen in nachhaltige soziale Projekte und Vereine zu reinvestieren. “Wir wollen uns nicht bereichern”, so Fellmer.

Die Gründer, wie man im Nachspann des Auftrittes sehen konnte, hatten eine gänzlich falsche Einschätzung der Jury-Mitglieder. Sie dachten, so Fellmer abschließend, die Erwähnung des sozialen Aspektes würde die Investoren nicht interessieren, und dass deren Augenmerk bloß auf nackte Zahlen ausgerichtet sei. Ein grober Fehler, wie das Duo am Ende einsah.

Mia Mia: Nagelfeile mit Metall-Gitter-Struktur

Der nächste auf der “Höhle der Löwen”-Bühne war der Diplomingenieur Davor Petrovic. Der Wiesbadener hat mit Mia Mia ein Unternehmen aufgebaut, das eine ergonomische Nagelfeile produziert. Das Produkt sei dank der Metallgitter-Stuktur sowohl für Maniküre als auch für Pediküre geeignet, pitchte Petrovic.

Zufällig manikürt

Seine Produktidee fiel Petrovic bei der Arbeit in die Hände: beim Hantieren mit Bauteilen für Rauchwarnmelder entdeckte der Entwicklungsingenieur plötzlich seine spiegelglatten Fingernägel – offenbar durch ein spezielles Edelstahl-Metallplättchen zufällig “manikürt”. Der Entwicklungsingenieur wollte von den “Höhle der Löwen”-Juroren für die Vermarktung seiner Entdeckung 90.000 Euro für 25 Prozent Anteile haben.

Skeptische Wöhrl

Die neue (Hobel)-Methode, Nägel zu feilen, weckte besonders das Interesse von Beauty-Expertin Judith Williams. Sie inspizierte die im Studio frisch gehobelten Fingernägel von Dümmel und gab dazu Feiltipps. Sie erkannte, dass die Mia Mia-Feile nicht geeignet wäre, an die Ränder des Nagels zu gelangen. Der Gründer gab zu, dass dies genau der nächste Optimierungspunkt sei, den er angehen würde. Dagmar Wöhrl zeigte sich skeptisch gegenüber der Behauptung, dass Mia Mia auch für Hornhaut-Entfernung nutzbar sei.

Investierender Dümmel

Williams meinte danach, das Produkt müsse weiterentwickelt werden. Der Gründer eroberte aber die Herzen der Jury mit Humor und Visionen und bekam von Williams das gewünschte Angebot. Auch Ralf Dümmel wollte mitmischen und bot ebenfalls 90.000 Euro für 25 Prozent. Er bekam dann auch den Deal.

Medibino: Kissen gegen Kopfverformungen

Die vorletzte in der vierten Folge von “Die Höhle der Löwen” war Susanne Kluba. Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgin entwickelte mit ihrem Startup Medibino ein Babykopfkissen, das Schädel- bzw. Kopfverformungen bei Babys verhindern soll. Seit vielen Jahren behandelt die Ärztin Babys und Kleinkinder mit lagebedingter Plagiozephalie am Universitätsklinikum Tübingen. Das ergonomische Babykopfkissen soll Kopfverformungen durch eine gleichmäßige Druckentlastung entgegenwirken. Der Babykopfschutz bestehe zudem aus hochwertigen und hautfreundlichen Materialien, pitchte Kluba. Die Gründerin und ihr Team wollten von den “Höhle der Löwen”-Investoren 350.000 Euro für 20 Prozent Beteiligung.

TVNOW/Bernd-Michael Maurer – Die “Löwen” nehmen den Babykopfschutz “Medibino” genau unter die Lupe.

Rückenlage oder nicht Rückenlage

Das Kissen von Medibino sei verstellbar und wachse sozusagen mit dem Baby mit, sagte die Gründerin. Die Erfindung ist patentiert und seit 2018 als Medizinprodukt zugelassen. Neben dem Kinderbett könne der Babykopfschutz auch im Kindersitz oder Kinderwagen angewendet werden. Dagmar Wöhrl merkte jedoch gleich an, dass Babys nicht unbedingt auf dem Rücken schlafen sollten. Dem widersprach die Gründerin mit einer offiziellen Studie zur optimalen Lage von Babys. Von der pedriatischen Gesellschaft aus den USA kam 1992 die Empfehlung, Babys in Rückenlage liegen zu lassen, um die Gefahr des plötzlichen Kindstod zu minimieren, erklärte sie.

Kein Deal für Medibino

Nachdem diese Thematik besprochen war, stieg zunächst Nils Glagau aus. Er zeigte sich skeptisch aufgrund der neuen Erkenntnisse und fand in Wöhrl eine Nachahmerin. Zwei Investoren waren damit draußen. Die Gründerin betonte daraufhin ihre Kompetenz und dass sie sich mit dem Thema über ein Jahrzehnt beschäftigt und darin habilitiert habe. Ralf Dümmel verließ den Lage-Diskurs und stieg aufgrund der zu hohen Firmenbewertung aus. Georg Kofler empfand das Produkt als “sinnvoll und liebenswert”, Medizinprodukte seien aber nicht sein Feld. Auch er ging ohne Investment.

Am Ende blieb Carsten Maschmeyer über, der selbst einmal Medizin studiert hatte. Er lobte die Dental- und Human-Ärztin “als Charakter”, jedoch sei diese Erfindung wenig innovativ. Auch er stieg aus und Medibino blieb bei “Die Höhle der Löwen” ohne Investor über.

Digitale Studenfinanzierungs-Erleichterung

Den Abschluss der vierten Folge von “Die Höhle der Löwen” bildeten David Meyer, Alexander Barge und Bastian Krautwald. Die Berliner kreierten mit DeineStudienfinanzierung eine digitale Plattform, die bei Studierenden Klarheit bei der Studienfinanzierung schaffen soll. Sie soll Studierende unter anderem bei der Antragstellung unterstützen, um Verschuldungen während des Studiums zu vermeiden. Umfasst werden dabei folgende Punkte: Überprüfung des Anspruchs auf BAföG, Studienkredit und Bildungsfonds Brain Capital, Berechnung der Höhe eines BAföG-Anspruchs, Formblätter erhalten und einreichen, und online Verträge unterschreiben.

+++ Finanzierung per Bootstrapping: Eine Anleitung für Neo-Gründer +++

Halbe Million Euro gesucht

In Deutschland hätten im vergangenen Jahr 250.000 Studierende ihr Studium aufgrund mangelnder finanzieller Mittel abgebrochen. Das führten die Gründer unter anderem auf Unwissenheit und die Bürokratie zur Beantragung von finanziellen Mitteln zurück. Sie wollten von den “Höhle der Löwen”-Juroren für ihre Online-Antragshilfe eine halbe Million Euro für 12,5 Prozent Beteiligung.

Williams’ Studienabbruch

Dagmar Wöhrl hatte Probleme, die Idee aufzugreifen und stieg gleich am Anfang aus. Der Rest zeigte sich interessiert. Ralf Dümmel wollte seine Kollegen schocken und tat so, als ob er investieren möchte, wusste aber zu seinem Leidwesen nicht, wie er dem Trio helfen könne. Williams erzählte von ihrem Studienabbruch aufgrund einer Krankheit und den finanziellen Hürden, es danach wieder aufzunehmen. Sie erkenne die Sinnhaftigkeit der Plattform, stieg aber aus, da ihr das Know-How fehle, sagte sie.

Thelen: “Digitalisierung von Dokumenten eine Herzensangelegenheit”

Tech-Investor Frank Thelen nannte die Digitalisierung von Dokumenten eine “Herzensangelegenheit”, in die er viel Geld und Zeit investiert habe. Er fände, es brauche mehr Leute, die in Ruhe studieren könnten. Bezüglich der hohen Firmenbewertung erzählten die Gründer von einer bereits getätigten Finanzierungsrunde zu einer Bewertung von drei Millionen Euro. Dabei seien Investoren wie Christian Gaiser, Kaufda-Gründer oder Lucas von Cranach, CEO & Founder von Onefootball.

Der “bescheidene” Georg beim fünften “Höhle der Löwen”-Pitch

Thelen war beeindruckt und warb für sich als Partner mit seinem Netzwerk und Tech-Team. Jedoch wollte er 20 Prozent für 500.000 Euro haben. Medien-Investor Georg Kofler nannte sich in der Selbst-Darstellung bescheidener als Thelen und bot schlicht 500.000 Euro für 15 Prozent Anteile.

Vorteil, einen Thelen zu haben

Die Gründer kamen mit einem Gegenangebot zurück. Aufgrund des bestehenden Investorenkreises könnte man für die halbe Million nicht mehr als 15 Prozent abgeben. Es gebe bestehende Absprachen. Thelen meinte, wenn er 17,5 Prozent Anteile bekäme, würde er den Investoren die Vorteile seines Einstiegs schon noch erläutern. Halbe-Million-Deal für die DeineStudienfinanzierung.

Anmerkung der Redaktion: Wie wir vom Gründer-Trio erfuhren gelang die Vereinbarung mit den Bestandsinvestoren letztendlich nicht – mehr dazu hier!


⇒ LaRibollita

⇒ Sirplus

⇒ Mia Mia

⇒ Medibino

⇒ DeineStudienfinanzierung

⇒ DHDL-Folgen zum Nachsehen auf TVNOW

⇒ DHDL

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v.l. Die beiden Founding Partner Laurenz Sim- bruner und Lukas Püspök | (c) Tina Herzl

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen und der angekündigten Rückkehr seiner „America First“-Politik ist die Debatte über die Technologiesouveränität in Europa neu entfacht. Unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ hat Trump zudem angekündigt, die Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas massiv ankurbeln zu wollen. Gleichzeitig ist Europa in zentralen Industrien wie der Solar- und Batterietechnologie stark von China abhängig. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, welche Marktchancen europäische Climate-Tech-Startups im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China künftig haben.

Diese Frage beleuchten wir aus Investorensicht im Gespräch mit Lukas Püspök und Laurenz Simbruner – sie sind Founding Partner des Wiener Venture-Capital-Fonds Push, der gezielt in Health-Tech- und Climate-Tech-Startups investiert. Püspök leitet zudem das gleichnamige Familienunternehmen, das einer der größten Windkraftbetreiber Österreichs ist.


Wie schätzt ihr die aktuelle Finanzierungslage für Startups aus Investorensicht ein?

Laurenz Simbruner: Die erwartete deutliche Verbesserung bei Dealchancen blieb 2024 aus. Viele hatten die Hoffnung, dass der Markt wieder stärker anzieht, aber das war eher eine vorsichtige Prognose als Realität. Stattdessen erlebten wir ein Jahr, das stark im Zeichen selektiver Investments stand – Flight to Quality und ein klarer Fokus auf Unit Economics und den Weg zur Rentabilität. Besonders Top-Teams und Serial Entrepreneurs hatten es beim Fundraising leichter. Im Bereich Climate-Tech war weiterhin Finanzierung da, vor allem von neueren Fonds, die bereits 2021 und 2022 geraist wurden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen von Ernüchterung.

Wie äußern sich diese Anzeichen der Ernüchterung im Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Noch vor zwei Jahren waren die Erwartungen hoch – viele Pitch Decks gingen von extremen Energiepreisen aus, und selbst kleine Einsparungen durch Softwarelösungen wurden als äußerst wertvoll angesehen. Heute sind die Energiepreise in Europa zwar leicht erhöht, aber weitgehend normalisiert. Das führt zu einer gewissen Normalisierung der Nachfrage nach spezifischen Lösungen. Doch der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt: Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin dringend notwendig, und das Potenzial für neue Technologien ist groß. Besonders Boom-Technologien wie Batterien bleiben gefragt. Allerdings erschweren die wirtschaftliche Situation in Europa und der geopolitische Druck zwischen China und den Vereinigten Staaten die Entwicklungen in der Clean-Tech- und Climate-Tech-Branche.

Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt.

Laurenz Simbruner: Interessant ist auch die Entwicklung bei den Investitionsvolumina: Nach einem Anstieg über drei Quartale gab es zuletzt wieder einen Rückgang. Besonders Deals im Bereich künstliche Intelligenz ziehen hier Aufmerksamkeit auf sich, da viele Mega-Rounds ein Drittel des Investitionsvolumens in Anspruch nehmen. Unsere beiden Bereiche Klima und Gesundheit bleiben jedoch noch immer unter den Top-Verticals. Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie. ESG-Monitoring oder reine Energiemonitoring-Lösungen reichen nicht mehr aus – es geht darum, die großen Probleme anzugehen. Beispielsweise spielt die Steuerung zwischen Energieproduzenten, Speichern und Abnehmern eine zentrale Rolle, und hier kann Software Effekte erzielen.

Lukas Püspök: Die Komplexität im Energiebereich steigt enorm, die neue Energiewelt ist wesentlich vielschichtiger und dynamischer als früher. Das schafft ein ideales Umfeld für neue Technologieunternehmen, die mit ihrer Agilität und Innovationskraft Lösungen bieten können, die traditionelle Akteure oft nicht schnell genug umsetzen. In diesem Feld ergeben sich fast zwangsläufig große Wachstumschancen für neue Technologieunternehmen. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind so groß, dass es fast nicht anders kommen kann.

Welche Chancen bestehen für Startups im Energiebereich angesichts der dominanten Marktposition Chinas im Hardwarebereich?

Lukas Püspök: Ja, tatsächlich sind die meisten wesentlichen Technologien mittlerweile fest in chinesischer Hand. Bei Wärmepumpen könnte Europa noch eine kleine Chance haben, aber auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Wechselrichtern: Vor einigen Jahren hatten auch die europäischen Hersteller noch eine gewisse Relevanz am Weltmarkt, heute spricht jedoch fast jeder nur noch über Huawei und ein paar andere, die ihre Dominanz klar ausbauen konnten.

Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach aufhalten lassen. China hat ein enormes Production-Know-how aufgebaut. Die Unternehmen dort sind in Forschung und Entwicklung sowie im Bau großer Produktionsanlagen extrem stark geworden. In Europa wird es sehr schwierig, dieses Niveau schnell zu erreichen.

Die USA gehen einen anderen Weg: Mit dem Inflation Reduction Act fließt viel Kapital in den Aufbau von Produktionskapazitäten, was den USA möglicherweise Vorteile verschafft. In Europa fehlen vergleichbar starke Investitionsanreize und langfristige Strategien, wie sie in China und den Vereinigten Staaten umgesetzt werden.

Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es für europäische Startups im Energy-Tech-Bereich keine Chancen gibt. Es gibt zahlreiche Felder, in denen sie erfolgreich sein können – von der Ausgleichsenergie über das Energiekostenmanagement bis zur Batterieoptimierung und Implementierung, um nur ein paar zu nennen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten zur Wertschöpfung.

Wenn jedoch jemand in Europa eine neue Solarzelle entwickeln möchte, ist Skepsis angebracht, ob eine solche Entwicklung hier wirklich konkurrenzfähig in die Massenproduktion gehen kann. Deshalb liegt unser Fokus ohnehin nicht auf Hardware. Sie kann zwar eine Rolle spielen, aber der Hauptwert sollte immer aus der Softwarekomponente kommen – auch wenn das im Energy-Tech-Bereich manchmal herausfordernd ist.

Welchen Investitionsfokus verfolgt Push im Energiebereich?

Lukas Püspök: Unser Fokus liegt immer auf Asset-Light-Ansätzen, selbst bei Projekten mit Hardwarekomponenten. Wir sind offen, auch Hardware anzusehen, aber der wesentliche Wert wird in Europa öfter durch Software geschaffen, seltener durch herausragende Hardwareentwicklung und Produktion.

Laurenz Simbruner: Das liegt auch daran, dass wir als Tech-Investoren darauf achten, wie leicht Folgefinanzierungen gesichert werden können. Bei reinen Hardware-Investments stoßen wir auf Widerstände: Rund drei Viertel der potenziellen Investoren sagen bei „Hardware only“ Nein. Das erhöht das Risiko, dass eine Anschlussfinanzierung scheitert oder man alternative Finanzierungsquellen wie strategische Investoren oder Family Offices anstreben muss.

Was muss Europa tun, um im Energiebereich Technologiesouveränität zu erlangen?

Lukas Püspök: Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn es langfristige, klare Policies ähnlich wie die anderen großen Wirtschaftsräume umsetzt. China hat mit seinen Fünfjahresplänen schon vor Langem begonnen, grüne Technologien und Batterien strategisch zu fördern, und unterstützt seine Unternehmen auf vielen Ebenen. Die USA setzen auf den Inflation Reduction Act, der klare Impulse für die Industrie bietet. Im Vergleich dazu wirkt Europa mit seinen Initiativen wie dem Green Industrial Deal fast zurückhaltend und politisch fragmentiert, was große Schritte erschwert.

Wir brauchen diese Klarheit in der europäischen Politik, um unsere Industrie zu halten und wettbewerbsfähige, günstige Energie zu sichern. Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden, und auch für Europa ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Manche Stimmen sprechen sich zwar für mehr Kernenergie aus, aber der gänzlich fossilfreie Ausbau bleibt das Ziel; besonders, da Europa keine großen natürlichen Ressourcen besitzt. Wir müssen so viel wie möglich selbst in Europa erneuerbar produzieren.

Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen und setzt sich für fossile Energieträger ein. Inwiefern ist das eine Gefahr für den europäischen Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Die aktuellen Entwicklungen in den USA stellen für den europäischen Climate-Tech-Sektor aus meiner Sicht keine allzu große Gefahr dar. Wenn die USA erneut aus dem Klimaabkommen austreten und die Schiefergas- und Schieferölproduktion steigern, wird dies zwar Auswirkungen haben, doch Europa wird weiterhin konsequent auf Zukunftstechnologien setzen. Diese klare Haltung stärkt das europäische Ökosystem und zeigt eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber globalen politischen Veränderungen. Insgesamt halte ich den Wahlausgang für die Klimabemühungen für sehr bedauerlich – für die Chancen der europäischen Climate-Tech-Unternehmen aber nicht für eine fundamentale Gefährdung.

Laurenz Simbruner: Viele Climate-Tech-Lösungen dienen primär der Kostenreduktion und der Produktivitätssteigerung. Der Kundennutzen steht dabei im Vordergrund, z. B. durch geringeren Verbrauch oder höhere Effizienz. Die Entscheidung für solche Innovationen ist oft wirtschaftlich motiviert und nicht rein ideologisch. So spielt auch in den USA der wirtschaftliche Nutzen eine entscheidende Rolle – und erneuerbare Technologien wie Photovoltaik setzen sich langfristig durch, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind.

Lukas Püspök: Letztlich zeigt sich: Technologien setzen sich dauerhaft nur dann durch, wenn sie einen entsprechenden Kundennutzen bringen. In vielen Fällen sind aber Anschubfinanzierungen notwendig, um Technologien wie Photovoltaik zu etablieren und günstige, nachhaltige Lösungen weltweit zu fördern. Der große Photovoltaikboom auf österreichischen Dächern begann weniger aus Umweltgründen oder weil plötzlich jeder grünen Strom wollte; vielmehr wollen wir uns im Lichte der hohen Kosten und der Abhängigkeit von Importen wirtschaftlich absichern. Dieses Prinzip zeigt sich auch in den USA: Zwar könnte man mehr Öl und Gas fördern, und in gewissem Umfang wird das leider auch passieren, aber in vielen Fällen ergeben andere Energieformen wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die USA werden PV, Windkraft und Batterien weiter stark ausbauen, hauptsächlich, weil sie in der Stromproduktion zu fast konkurrenzlos günstigen Technologien geworden sind.


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