23.10.2018

Höhle der Löwen: “Eigentlich keine Lust mit euch zu reden”

In der achten Folge der aktuellen Staffel der Höhle der Löwen erregte der Auftritt der Gründer Frank Steinmetz und Christoph Hohl die Gemüter der Investoren. Weiters ging es diesmal um "relaxende Tierklänge", Saft aus Birken, Lauftracker und Kaninchen-Urin.
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Höhle der Löwen, Frank Thelen, Georg Kofler, Dagmar Wöhrl, Ralf Dümmel, Carsten Maschmeyer, Judith Williams
(C) MG RTL D / Bernd-Michael Maurer - Bei Höhle der Löwen wurde diesmal unter anderem ein Windelsensor vorgestellt.
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Kaninchenzüchter Sven und Sandra Arnold haben mit “Sanilu Clean” ein Produkt entwickelt, das die Käfige von Kleintieren säubern soll. Die Schweizer wollten bei Die Höhle der Löwen 60.000 Euro für zehn Prozent Firmenanteile. Nachdem das Reinigungsmittel den Schrubb-Vergleich mit Wasser bestanden hat und das Ehepaar beweisen konnte, dass ihr Mittel Urinsteinablagerung erfolgreich entfernt, ging es in die Vehrhandlungsrunde. Frank Thelen stieg als erster aus, Carsten Maschmeyer wünschte ihnen Erfolg, schloss sich Thelen aber an.

+++ HDL: “Den Schweiß der Edlen nicht wert” +++

Williams als stellvertretende Pitcherin

Am Ende blieb Ralf Dümmel über. Judith Williams drängte ihn dazu in das, laut Gründer, tierfreundliche Produkt zu investieren. “Ich besorge ihnen jetzt diesen Deal”, sagte sie zu den Pitchern. Dümmel zeigte sich unsicher und stieg trotz Überredungskünsten von Williams aus. Was wiederum zur Folge hatte, dass sich die US-stämmige Investorin erneut einklinkte und Dagmar Wöhrl mitnahm. Beide forderten gemeinsam 20 Prozent für 60.000 Euro. Es kam zum Deal.

Ein Windelsensor

“Curaluna” von Frank Steinmetz und Christoph Hohl ist ein Windelsensor, der Usern am Smartphone per Funkmodul Bescheid gibt, wenn Wickelzeit ist. Dabei richtet sich das Produkt nicht bloß an Eltern, die Babys wickeln müssen, sondern adressiert auch pfelgebedürftige ältere Menschen, die ebenfalls auf Windeln zurückgreifen müssen. Das Duo wollte 600.000 Euro Investment für zehn Prozent Anteile.

Pannen bei Vorführung

Allerdings gab es bei der Vorführung des Sensors Pannen. Die Löwen sollten in präparierte Windeln Flüssigkeit leeren, damit das System am Handy Alarm schlägt. Während es bei Gregor Kofler noch passte, ging bei Thelen und Wöhrl ebenfalls das Signal los, obwohl beide Investoren nichts getan hatten. Das Handy zeigte sogar an, dass die Probewindel von Wöhrl gewechselt worden wäre, obwohl das nicht der Fall war.

Ein wütender Investor

Nach diesem Fauxpas hielt Thelen ein Plädoyder für IoT und betonte, dass in heutigen Zeiten mit den möglichen Technologien das direkte Nachsehen, Fühlen oder Riechen der Windel sinnlos sei. Er finde die Idee der Gründer gut – die Umsetzung aber schlecht. Das Produkt müsse kleiner, flacher und biegsamer sein, zwecks Komfortabilität. Auch Kofler übte Kritik an den Foundern und fand die Bewertung abenteuerlich und stieg empört aus. Wöhrl stimmte zu und verabschiedete sich. Maschmeyer als letzter Höhle der Löwen Juror begann schlussendlich auch seine Meinung kundzutun: “Eigentlich habe ich keine Lust mit ihnen zu reden”. Das Thema jedoch wäre gut, so der Investor.

Doch Risikokapital von Maschmeyer

Maschmeyer, der bei pflege.de beteiligt ist, wusste, dass er für die Gründer eine große Chance sei, attestierte ihnen aber “völlige Gedankenlosigkeit” oder “Gier bishin zur Grenze der Unverschämtheit”. Jedoch erzählte der Investor in weiterer Folge emotional über seine verstorbene und zuletzt pflegebedürftige Mutter, wo er sich ein ähnliches Produkt gewünscht hätte. Obwohl er sauer auf den Auftritt beider Gründer war, bot er 50.000 Euro Starthilfe als reines Risikogeld, um “Curaluna” gemeinsam zu entwickeln. Nach der Testphase in Pflegeheimen und einem fertigen Patent würde der Investor auf die gewünschten 600.000 Euro hochfahren, jedoch 25.1 Prozent dafür wollen. Steinmetz und Hohl stimmten zu.

Birkensaft aus Estland

Anne -Liis Theisen hat mit “Ösel Birch” ein Startup gegründet, das Birkensaft produziert. Die Estin wollte 60.000 Euro für 20 Prozent Anteile des Familienunternehmens, das den fermentierten Birkensaft in diversen Geschmacksrichtungen produziert. Nach der Kostprobe der kaloriearmen Getränke, wurde das Problem besprochen, dass das Birkenanzapfen in nur zwei Wochen im Frühjahr geschehen müsste. Diese Einschränkung der Produktion war für Wöhrl der Grund auszusteigen. Williams gab den Rat, sich auf nur eine Geschmacksrichtung zu konzentrieren. Theisen kämpfte mit Argumenten, wurde von der Jury gelobt, bekam aber kein Investment.

Hochfrequente Klangwellen

“Relaxopet” vom Hypnose-Therapeut Frank Bendix ist eine Erfindung, die Tiere in tiefe Entspannung versetzen soll. Das mobile Gerät funktioniert mittels hochfrequenter Klangwellen. Hinter den hörbaren Melodien befänden sich noch sechs für das menschliche Ohr unhörbare Klänge, die für das tierische Gehör wahrnzunehmen wären. Es sei auch möglich “Relaxopet” derart einzustellen, sodass nur das Tier “beschallt” wird. Der Gründer wollte 100.000 Euro für zehn Prozent.

Zwei Angebote für Relaxopet

Bendix hat seine Erfindung bisher für Hunde, Tiere und Pferde konzipiert und plant ein weiteres Addon für Vögel. Der Umsatz von “Relaxopet” betrug in den letzten fünf Monaten rund eine Million Euro. Dagmar Wöhrl bot exakt die gewünschte Summe. Auch Dümmel fand den Gründer, der als Einzelkämpfer 22.000 Stück verkauft hat, beeindruckend und bot 100.000 Euro für 15 Prozent. Er bekam mit dem schlechteren Angebot dennoch den Zuschlag.

App für Laufdaten

Die letzten Pitcher bei Höhle der Löwen waren Benjamin Bruder und Patrick Haas  mit “Tracktics”. Einer App, die beim Fußball bestimmte Lauf-Leistungsdaten aufzeichnet und darstellt. Die Gründer wollten eine Million Euro für acht Prozent. Der Tracker, der per elastischem Gürtel direkt am Körper getragen wird, überträgt die Daten (etwa Heatmap) per App auf Smartphone oder Tablet.

Von Mini-Real Madrid genutzt

Laut Gründern seien sie das meistgesmutze Tracking-System in der DACH-Region auf Fußballplätzen und würden sogar von der “Fundacion Real Madrid Fußballschule” genutzt. Da sich das Gerät nur auf die läuferischen Qualitäten bezieht, stieg bei der Jury der Zweifel über die Sinnhaftigkeit auf. Wöhrl stieg als erste aus. Die Gründer bezogen sich daraufhin auf den Netzwerk-Effekt im Fußball und kämpften um ihre Bewertung. Sie brachten zusätzlich den “Gamification-Aspekt” ein, bei dem sich Team-Kameraden um bessere Leistungen “battlen” könnten. Kofler bot danach die Million für 35 Prozent. Die Gründer schlugen allerdings überzeugt aus.


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Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

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