11.10.2021

“Höhle der Löwen”: Gründer bewerten ihr Startup mit 50 Millionen Euro

In dieser Folge der "Höhle der Löwen" gab es die höchste Forderung der Löwengeschichte, Erdbeer-Currywurst und eine App für kleingedruckte Informationen. Zudem brachte ein Startup einen Löwen dazu, sich telefonisch beraten zu lassen.
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Höhle der Löwen, Scewo Bro
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer -Scewo Bro, ein treppensteigernder Rollstuhl in der "Höhle der Löwen".
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Die erste in der „Höhle der Löwen“ – die immer montags um 20.15 Uhr bei VOX sowie jederzeit auf Abruf über TVNOW.at zu sehen ist – war Katharina Bickel. Sie hat mit Catlabs ein Unternehmen für nachhaltiges und modernes Katzenzubehör gegründet. Aktuell befindet sich im Sortiment der Katzenspielzeuge die „Kuschelige Katze” und die „Flauschige Fledermaus” – beide Produkte sind aus natürlicher Schafwolle gefertigt und durch die wiederverschließbare Öffnung können frische Duftfüllungen wie natürliche Katzenminze oder Baldrianwurzel eingefüllt werden.

Sozialprojekt in Nepal

“So bleibt das Spielzeug lange interessant, denn die Duftfüllungen wirken euphorisierend auf die Katzen, sind eine schöne Unterhaltung und fördern den Spieltrieb”, zeigte sich die Gründerin überzeugt. “Mit Catlabs” möchte ich eine attraktive Marke aufbauen, die für modernes Katzenzubehör steht. Allerdings sollen die Produkte nicht nur gut aussehen, sondern auch Gutes tun. Deshalb habe ich mich von Anfang an für eine ethisch korrekte Fertigung entschieden und lasse meine Katzenprodukte in einem sozialen Projekt in Nepal in liebevoller Handarbeit herstellen.” Für 15 Prozent ihrer Firmenanteile forderte sie ein Investment von 75.000 Euro.

Catlabs, Höhle der Löwen
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Katharina Bickel präsentierte den Löwen mit Catlabs nachhaltiges Katzenspielzeug.

Bickel betrat das Studio, ein Babykätzchen eng im Arm anliegend, stellte ihre zwei Produkte vor und ließ die Löwen an ihre Duftnoten schnuppern. Sie berichtete zudem von einem Umsatz von 90.000 Euro. Ihr Entscheid zur Unternehmerin zu werden, hatte sich nach einer schweren Krankheit in den USA entfaltet, als sie rund ein halbes Jahr im Krankenhaus gelegen war.

Die Versicherung Maschmeyer

Multi-Investor Carsten Maschmeyer zeigte sich überzeugt, dass die Gründerin nicht ohne Deal das Studio verlassen würde. Er aber sei gegen Katzenhaare allergisch. Meinte zugleich jedoch, sie solle ihn nochmal ansprechen, sollte kein anderer Löwe oder Löwin einsteigen wollen.

Medienprofi Georg Kofler und LEH-Experte Ralf Dümmel tauschten Blicke und fanden danach einander wieder, um sich heimlich zu beraten. Zwischenzeitlich fühlte Familien-Investorin Dagmar Wöhrl bei Konzernchef Nils Glagau vor, der gleich meinte, das Branding der Gründerin wäre auf der Verpackung zu klein abgebildet.

Dümmel erklärte danach, er sei begeistert, aber um den richtig großen Schritt zu gehen, bräuchte man Partner wie ihn und Social Media Profi Kofler. Jener übernahm das Wort und bot für beide 75.000 Euro für 30 Prozent.

Eine Premiere

Glagau und Wöhrl ließen sich ebenfalls nicht lumpen und offerierten gemeinsam 75.000 Euro, allerdings für 20 Prozent Beteiligung. Nach der Beratung mit einem Mentor kehrte Bickel zurück und sorgte dafür, dass Dümmel und Kofler ihren ersten gemeinsamen Deal der Sendung unter Dach und Fach brachten.

Currywurst-Liebe in der “Höhle der Löwen”

Beim nächsten Teilnehmer der “Höhle der Löwen” ging es um die Wurst. Seit 2010 steht Marco Peters mit seinem Foodtruck auf Festivals und Großveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen und wurde mit seiner Currywurst zum Geheimtipp. Sein Geheimnis: “Wir lassen unsere Currywurst bei dem örtlichen Metzger in einer hohen Qualität mit regionalem Schweinefleisch produzieren. Dazu eine leckere Currysauce aus Tomaten, Zwiebeln, Gewürzgurken und einer großen Portion Currywurst-Liebe.”

2019 wurde sein Produkt zur „Besten Currywurst in Nordrhein-Westfalen” gewählt und es folgten unzählige Aufträge. Dann allerdings kam die Corona-Pandemie und Peters verlor auf einen Schlag 250 Veranstaltungen: “Das hat uns erst einmal den Boden unter den Füßen weggezogen. Doch als Selbständiger ist Aufgeben keine Option”, sagte er.

Iss doch Wurscht, Höhle der Löwen
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Marco Peters packt bei Iss doch Wurscht Currywurst ins Glas.

Mit Iss doch Wurscht hat es der 49-Jährige geschafft, seinen “puren Currywurst-Geschmack” in ein Glas zu bekommen. Aktuell gibt es seine Kreationen in den Geschmacksrichtungen “Original Duisburger Currywurst mit klassischer Currysoße”, mit “Erdbeer-Currysoße” und einer “Kürbis-Mango-Soße”. Außerdem bietet er auch eine Veggie-Version an.

“Mit Beginn der Pandemie haben wir nahezu 100 Prozent unserer Einnahmen verloren. Wir können mit unserem Foodtruck seit weit über einem Jahr auf keiner Veranstaltung mehr stehen. Dies war für uns kein Zustand mehr. Wir mussten etwas ändern und haben alles auf eine Karte bzw. auf dieses Glas gesetzt. Für Sie vielleicht nur eine Currywurst im Glas, für uns die Existenz, um die wir gerade kämpfen”, erklärte Peters ernst. Sein Angebot an die Investoren lautete daher: 49.000 Euro für 49 Prozent der Firmenanteile.

Fressende Löwen

Der Gründer hatte während dem Pitch den Löwenhunger geweckt und machte sich danach an die Wildfütterung. Diese gelang fast ausnahmslos mit schmatzenden Investoren und lobenden Worten. Einzig Maschmeyer empfand die Wurst nicht knackig genug.

Dessen Kollegen tauchten jedoch weiterhin in große Schwärmerei über den Geschmack der Currywurst ein. Beauty-Queen Judith Williams meinte, selbst die Veggie-Version würde wie ein echtes Fleischlaibchen schmecken.

Corona-Hilfen noch nicht angekommen

Maschmeyer machte danach Corona-Staatshilfen zum Thema und betonte, dass zwar viel versprochen worden war, aber wenige etwas bekommen hätten. So auch Peters, wie man erfuhr, der bloß eine schriftliche Zusicherung auf finanzielle Hilfe erhalten habe. Ein Softwarefehler habe die Auszahlung verzögert. Auch Banken wären hierbei sehr hart und würden aufgrund des hohen Andrangs an Unternehmern nicht wirklich helfen, erklärte der Gründer und nahm mit seiner ehrlichen Rede über Probleme die Investoren emotional mit.

Nach einem kurzen Intermezzo über diverse Listungen stand Dümmel auf, trat an den Gründer heran und meinte, dessen Geschichte bewege ihn. Er reichte ihm die Hand, bot die gewünschte Summe, Hilfe beim Ausbau und sich als Partner an. Es kam zum symbolischen Handschlag, zu stehendem Applaus für Peters und zum Deal für Iss doch Wurscht.

Der Gartenarbeiter in der “Höhle der Löwen”

Der nächste Pitcher in der “Höhle der Löwen” hat bereits als Teenager durch Gartenarbeit sein Taschengeld aufgebessert. Später gründete Mike Bökenkröger sein eigenes Unternehmen “Bökenkröger Gartentechnik”.

“Gartenarbeit ist zeitintensiv, schwierig und das Allerschlimmste ist die gebückte Haltung. Das geht natürlich auf die Knochen und den Rücken”, teilte der 45-Jährige den Löwen mit. Mit seiner Leidenschaft für Motoren und seinem Erfindergeist entwickelte er daher eine handgeführte Motorhacke mit einem Schutzring für Nutzpflanzen – dadurch kann man den Boden nah an den Pflanzen kultivieren, ohne dass diese beschädigt werden.

Hackboe
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Mike Bökenkröger erfand mit Hackboe eine handgeführte Motorhacke.

Das Herzstück von Hackboe ist das selbst entwickelte Getriebe. “Ein Innovationsgetriebe, das einzigartig in diesem Bereich ist. Damit haben wir jetzt die Möglichkeit, die hohe Drehzahl von z.B. 7.000 Umdrehungen auf maximal 500 Umdrehungen zu reduzieren. So kann man das Kultivieren der Pflanzen erst möglich machen. Die Unkrautbeseitigung geht ganz einfach und vor allem ohne Chemie”, erklärte der Gründer weiter. Außerdem wurde mit dem Hackboe die sogenannte Steinschlagprüfung bestanden, womit erstmalig die verschiedenen Bürstenaufsätze auch offiziell genutzt werden dürfen. Für den Ausbau der Vertriebs- und Marketingaktivitäten, benötigte Bökenkröger 150.000 Euro und bot 20 Prozent seiner Firmenanteile an.

Nach dem Pitch und einer kurzen Fragerunde, meinte Williams sie könnte dem Gründer ewig zuhören, aber wäre die falsche Partnerin. Maschmeyer als Gartenliebhaber würde zum Kunden werden, wie er preisgab, als VC würde aber nicht investieren. Für Dümmel war der Preis von rund 900 Euro pro Hackboe zu hoch, zudem wäre das Gartengerät nicht “endverbrauchertypisch”. Auch er ging ohne Angebot.

Georg Kofler sinnierte über den Zusatznutzen von Hackboe, sah aber für ihn als “Direct to Consumer”-Investor keinen Investment-Case. Glagau erkannte ebenfalls eine Zielgruppe für Bökenkröger, bei der er nicht helfen könne. Kein Deal für Hackboe.

Die App für Kleingedrucktes

„Wir möchten mehr Sicherheit und Transparenz in den Lebensmittelmarkt bringen”, sprach Victoria Noack als nächste in der “Höhle der Löwen”. Und erklärte: “Rund 24 Millionen Menschen in Deutschland sind aufgrund von Allergien, Unverträglichkeiten oder ihrer Diät auf eine gewisse Ernährung angewiesen. Das ist mehr als jeder Vierte.”

Für die Betroffenen kann der Supermarkt-Einkauf allerdings oft zu einer Herausforderung werden, weiß sie. Die Zutatenliste findet sich zwar kleingedruckt auf den Produkten, doch trotzdem kann es zu Überraschungen kommen. Besonders Allergiker müssen jedes einzelne Produkt genauestens auf ihre Inhaltsstoffe überprüfen.

HealthMe, Höhle der Löwen
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Victoria Noack bietet Usern mit HealthMe” eine Analyse-App für Lebensmittel.

HealthMe, ein digitaler Einkaufsassistent, soll hier Abhilfe schaffen. Über die App geben die Nutzer:innen ihre persönlichen Unverträglichkeiten ein, anschließend wird der Barcode des gewünschten Produkts gescannt und die App gibt direkt Auskunft darüber, ob es verträglich ist. Zeigt die App eine Unverträglichkeit an, werden alternative Produkte empfohlen.

“HealthMe ist nie um eine Antwort verlegen. Die integrierte Datenbank umfasst Millionen von Produkten”, machte die 25-Jährige ihre Erfindung schmackhaft. “Für diese App habe ich mein komplettes Studium-Konto geplündert, um sie zu programmieren. Denn ich wusste, dass sie für viele Menschen eine Hilfe sein kann.” Ihre Forderung: 250.000 Euro für 17,5 Prozent Beteiligung.

Nach der Vorstellung erklärte Noack, dass eine Freundin der Grund für ihre Idee gewesen wäre. Jene hatte sich, geplagt von vielen Allergien, im Supermarkt stets schwergetan die richtigen Lebensmittel zu finden. Die App kostet rund 3,5 Euro für sechs Monate, bei bisher 2700 Downloads, die die Gründerin nahezu ohne Marketing erreicht habe.

Für Dümmel war das Risiko zu groß sich auf die App einzulassen. Kofler wollte wissen, wieviel Noack an Marketingbudget benötigen würde. Ihre Planung von rund 50.000 Euro schienen ihm zu wenig, deshalb blieb er ohne Angebot. Während auch Williams ausstieg, gesellte sich Maschmeyer zu Glagau und beriet sich zwecks Offerte. Das Ergebnis: Das Duo sah großes Potential in dem Bereich, lobte die Sofort-Diagnostik der App und bot 250.000 Euro für 30 Prozent Beteiligung.

Nach einer kurzen Beratung kehrte die Gründerin mit einem Gegenangebot wieder. Sie wollte beide Löwen mit 26 Prozent ins Startup locken. Deal für HealthMe.

Ein Startup, das 50 Millionen Euro wert ist

Der Abschluss der “Höhle der Löwe” hatte es in sich. Das Gründer-Trio Thomas Gemperle, Pascal Buholzer und Bernhard Winter präsentierten den Löwen das Produkt Scewo BRO, einen treppensteigenden Elektrorollstuhl. Dafür forderten sie die höchste Investitionssumme in der Geschichte der Sendung: fünf Millionen Euro für zehn Prozent der Firmenanteile.

Das entspricht einer Unternehmensbewertung von 50 Millionen Euro. “Wir haben den wohl coolsten Elektrorollstuhl der Welt entwickelt. Scewo BRO ermöglicht es Rollstuhlfahrern, im Alltag eine riesige Freiheit zu erlangen. Denn er überwindet Grenzen und Hürden, an denen viele andere Rollstühle scheitern”, erklärte Gemperle.

(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Investorin Dagmar Wöhrl probierte den treppensteigenden Elektrorollstuhl von “scewo Bro” aus.

Zu der größten technischen Innovation des Startups zählt die Treppensteig-Funktion. “Mit dem Scewo BRO haben wir den ersten alltagstauglichen Rollstuhl geschaffen, der selbständig Treppen hoch- und runtersteigen kann”, sagte Winter. “Auf der Treppe selbst ist das Gerät sehr stabil und der Sitz positioniert sich immer waagerecht.” Über das iPhone oder die Steuerkonsole und den Joystick kann der Rollstuhl gesteuert werden.

Insgesamt stehen fünf verschiedene Modi zur Auswahl, neben dem Treppen- und dem Fahr- auch ein Höhenverstellmodus, der es den Rollstuhlfahrenden ermöglicht, auf Augenhöhe zu sprechen. Diese Modi geben den Benutzer:innen auch die Freiheit, über jedes Gelände zu fahren. Die großen Räder bewältigen den Gründern nach Pflastersteine und Waldwege und das auch ohne Rumpfstabilität. Das Bild der Rückfahrkamera wird automatisch auf der App angezeigt, denn Rollstuhlfahrer:innen können sich oft aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung nicht drehen und rückwärts schauen.

Bis zu 87 Zentimeter nach oben

Und noch einen Wunsch ihrer Kund:innen wolle Scewo BRO erfüllen: “Schon beim alltäglichen Einkauf ist es schwer, an die Produkte im oberen Regalbereich zu kommen. Jedes Mal benötigen sie dabei Hilfe von anderen Leuten. Diese Hilfe bekommen sie jetzt von uns”, schloss Buholzer den Pitch ab. “Denn mit denselben Motoren, die wir bereits für das Treppensteigen benutzen, können wir den Sitz auf bis zu 87 Zentimeter Höhe hochfahren.” Für den “Tesla unter den Rollstühlen” machten die Schweizer den Löwen das oben erwähnte und höchste Angebot der Sendungsgeschichte.

Die Vorführung des Rollstuhls sorgte im Studio für großes Staunen und Faszination, besonders als die Gründer zeigten, wie ihre Erfindung Treppen hochsteigt. Als dann auch noch ihre “auf Augenhöhe-Funktion und ihre Supermarkthilfe” vorgestellt wurden, verglichen die Löwen Scewo mit einer Idee aus einem Science-Fiction-Film.

Die folgende Sprachlosigkeit überwand Dümmel, der durch ein dreimaliges “wow” seine Begeisterung ausdrückte, während Wöhrl den Rollstuhl gleich ausprobierte. Sie resümierte danach mit den Worten “einfach zu bedienen, dynamisch und sensibel”.

Scewo sollte leistbar sein

Danach brachte Kofler den Preis ins Spiel. Rollstühle sollten ja im sozialen Raum auch einkommensschwachen Menschen zur Verfügung gestellt werden. Die Gründer bejahten dies, meinten, dass es ihr Ziel sei, nicht teurer zu sein, als andere herkömmliche E-Rollstühle mit Treppensteigfunktion. Der übliche Preis für derartige Gerätschaften liege zwischen 26.000 und 36.000 Euro. So auch ihrer. Sie wären bereits mit Krankenkassen in Gesprächen, um eine leistbare Finanzierung für Kunden zu ermöglichen. Über Einzelfallentscheidungen wäre das patentierte Gerät auch bereits komplett finanziert worden.

Dümmel sprach über die große Möglichkeit von Scewo Menschen zu helfen mobiler zu werden. Er aber wolle nicht investieren. Für Dagmar Wöhrl war die geforderte Summe einfach viel zu hoch. Kofler wollte wissen, wie die Gründer auf eine Bewertung von 50 Millionen Euro kämen, bei einem bisherigen Umsatz von bisher rund 466.000 Euro.

Die Gründer argumentierten mit dem Potential, dem Markt und Tausende von eingetrudelten Anfragen. Zudem wollten sie mit ihrer Firma die Mobilität verändern, mit Putzrobotern oder einen “Last Mile”-Delivery-Roboter, sowie eine Light-Version für ältere Rollstuhlfahrer.

Kofler: “Größenwahnsinnig geworden”

Kofler zeigte sich nach diesen Aussagen davon überzeugt, dass die Gründer “größenwahnsinnig” wären. Aber im konstruktiven Sinne des Wortes. Man könne ruhig dem Weg der Gründer folgen, allerdings würde das fünf bis acht Jahre brauchen, meinte er, bis man dort sei, wo es sich rentiere. Das wäre ihm zu lang.

Formel 1 Weltmeister Nico Rosberg nannte die Founder Genies, auch die Bewertung wäre zeitgemäß. Er wäre gerne Teil der Reise, aber nicht zu der Forderung. Mit viel Bedauern stieg der ehemalige Rennfahrer aus.

Carsten Maschmeyer hatte sich bis dahin ruhig verhalten. Und überraschte damit, dass er sich einmal telefonisch beraten müsse, wie es sonst Gründer täten. Am Ende holte ihn Kofler etwas ungeduldig zurück und hörte, wie alle anderen im Studio, was sein Kollege zu sagen hatte.

Das Erwachsenwerden der “Höhle der Löwen”

Der Auftritt des Scewo-Teams sei ein Beweis, so der Investor, dass die “Höhle der Löwen” erwachsen geworden wäre und die “Gründungsszene und Startup-Welt” vom Feinsten. Die Gründer wären eine Innovationsbombe. Man könne aber auch etwas “zu gut” machen. Zu viele Funktionen, die alle hervorragend wären”, hätten für einen zu hohen Preis gesorgt. Scewo sei kein Tesla für Rollstühle, sondern ein Rolls-Royce.

Maschmeyer befürchtete, dass es in diesem Segment zu wenige “Luxus-Fahrer” gebe und stieg aus. Kein Deal für Scewo.

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Markus Lang im Rahmen der invest.austria conference | brutkasten / martin pacher

Die Forderung nach einem Dachfonds besteht in Österreich seit längerer Zeit. Während in anderen europäischen Ländern vergleichbare Fondsmodelle bereits etabliert wurden, fehlt es in Österreich bislang an einer solchen Struktur. Ein Dachfonds funktioniert als Fund-of-Funds, bei dem das Kapital in verschiedene Venture-Capital-Fonds investiert wird, die wiederum gezielt in heimische Startups und Technologieunternehmen investieren.

Hierzulande setzt sich invest.austria im Rahmen ihrer Vision 2030 für die Schaffung eines Dachfonds ein, um den Kapitalzugang für Startups und etablierte Unternehmen zu verbessern. Auch bei der jüngsten invest.austria-conference am vergangen Mittwoch in Wien stand dieses Thema im Zentrum der Diskussion (brutkasten berichtete).

Im Interview mit Markus Lang, Partner bei Speedinvest und Board Member von invest.austria, sprachen wir über eine mögliche Ausgestaltung eines solchen Fondsmodells und die potenziellen Auswirkungen auf das österreichische Innovationsökosystem.


brutkasten: Warum brauchen wir aus deiner Sicht einen Dachfonds in Österreich?

Markus Lang: Ein erfolgreiches Ökosystem braucht zwei Dinge: Kapital und Talent. Während Österreich zweifelsfrei über viel Talent verfügt, gibt es im Bereich Kapital noch deutlichen Aufholbedarf, insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und globalen Märkten. Ein Dachfonds würde institutionelle Investoren verstärkt motivieren, in Venture Capital und Private Equity zu investieren, und so mehr Kapital, das in heimische Unternehmen fließt, freisetzen. Unser zukünftiger Wohlstand wird entscheidend davon abhängen, ob wir Hightech in Österreich ausreichend finanzieren können. Dazu zählen nicht nur Startups, sondern auch etablierte Unternehmen. Ein bewährtes Mittel, wie wir im europäischen Vergleich sehen, sind diese Dachfonds-Konzepte (Fund-of-Funds). Mit staatlicher Unterstützung setzen sie einen Stimulus, damit in weiterer Folge privates Kapital in den Markt fließen kann.

Du sprichst den staatlichen Support an. Wie müsste dieser deiner Meinung nach erfolgen? 

Für mich ist entscheidend, dass ein Management-Team vorhanden ist, das nach wirtschaftlichen Kriterien weitgehend frei agieren kann. Wichtig ist, dass das Fundmanagement die Entscheidungen so treffen kann, wie institutionelle Anleger es erwarten, und dass die öffentliche Einflussnahme minimal bleibt.

Eine Möglichkeit wäre ein finanzielles Commitment der öffentlichen Hand, um diesen Fonds zu ankern, ohne ihn allein zu tragen. Ebenso wichtig wäre ein Setup, das einerseits die Interessen der Steuerzahler wahrt, andererseits aber attraktiv genug ist, um institutionelle Anleger und Fondsmanager anzuziehen. Es gibt in Europa zahlreiche erfolgreiche Beispiele – mit dem nötigen Willen und etwas Rücksicht auf österreichische Besonderheiten ließe sich so ein Modell auch hier umsetzen. Aber dafür braucht es Mut – und die Infrastruktur, also der institutionelle Rahmen, muss jedenfalls von der öffentlichen Hand gesetzt werden.

Aktuell wird sehr viel darüber diskutiert, wo dieser Dachfonds am besten angesiedelt werden soll. Unter anderem wird dabei die Austria Wirtschaftsservice (aws) ins Spiel gebracht. Wie siehst du das?

Das österreichische Startup-Ökosystem wäre nicht dort, wo es heute ist, ohne die Austria Wirtschaftsservice (aws). Sie ist zweifellos einer der wichtigsten Unterstützer für Startups in Österreich. Für mich ist es essenziell, dass das Fondsmanagement nach marktwirtschaftlichen Kriterien entscheidet. Entscheidend ist schlussendlich, dass man hier mit dem Mindset eines Fund-of-Fund-Managers herangeht und nicht wie eine Förderbank agiert. Wenn dieses Mindset und die nötige Handlungsfreiheit in der aws, der ÖBAG oder einer neuen Entity gegeben sind, dann ist der Standort egal – Hauptsache, es wird professionell und marktnah geführt.

Wie viel staatliche Einflussnahme kann ein Dachfonds vertragen?  

Eine perfekte Lösung, bei der der Staat involviert ist, aber keinerlei Einfluss nimmt, ist unrealistisch. Es ist nicht ehrlich, staatliche Unterstützung zu fordern und zugleich vollständige Unabhängigkeit zu erwarten. Ich glaube jedoch fest an ein Modell, in dem Staat und private Investoren in einer Public-Private-Partnership zusammenarbeiten, da es auf vielen Ebenen sinnvoll ist. Der Staat stellt den institutionellen Rahmen und aus meiner Sicht auch ein Ankerticket für den Dachfonds, die Mehrheit des Kapitals kommt jedoch von privaten Investoren. Wenn man ein solches Projekt richtig aufsetzt, hat es nicht nur nachhaltig positiven Einfluss auf das Tech-Ökosystem in Österreich, sondern verdient der Republik auch gutes Geld. Hierfür gibt es international unzählige Beispiele auch aus anderen kleineren europäischen Ländern wie Portugal oder den baltischen Staaten.

Was das Management angeht, ist weniger entscheidend, wo der Fonds angesiedelt ist, sondern wer ihn führt. Entscheidend ist, dass erfahrene Personen aus dem privaten oder halböffentlichen Fundmanagement das Mandat und die Freiheit haben, ihre hohen Standards zu halten, ohne in einen starren regulatorischen Rahmen zu agieren, der die Flexibilität des Fonds einschränkt.

Der European Investment Fund (EIF) ist ein hervorragendes Beispiel: Er verwaltet öffentliches Geld, hat aber unter institutionellen Anlegern einen hervorragenden Ruf und gilt als Qualitätsindikator. Bei Speedinvest haben wir erlebt, wie der Prozess mit dem EIF als Gütesiegel bei privaten Anlegern wirkt – auch wenn er manchmal langwierig ist. Diese Mischung aus öffentlichem Engagement und privatem Qualitätsanspruch ist entscheidend für den Erfolg eines solchen Fonds.

Die Grundintention eines Dachfonds in Österreich sollte die Stärkung des heimischen Startup-Ökosystems sein. Ein zu starker nationalstaatlicher Fokus könnte jedoch die Attraktivität für Investoren mindern, oder? 

Es gibt verschiedene Modelle, die die Balance finden müssen zwischen der Freiheit, die ein privater Fundmanager braucht, und den Anforderungen, die mit der Investition von staatlichen Geldern verbunden sind. Ein privater Fundmanager muss genügend Flexibilität haben, um Investoren an Bord zu holen, denn das Produkt muss attraktiv sein. Gleichzeitig ist es verständlich, dass bei einem Beteiligungsvehikel, in das auch Steuerzahlergeld fließt, ein Interesse besteht, dieses Kapital innerhalb Österreichs zu investieren.

In Europa gibt es unterschiedliche Modelle. In größeren Ländern wird ein Ansatz genutzt, bei dem ein Fondsmanager vom Dachfonds etwa zehn Millionen Euro erhält und sich im Gegenzug verpflichtet, über die Laufzeit des Fonds dieselbe Summe im jeweiligen Land zu investieren. Dies ermöglicht es Fonds aus anderen Ländern auf das Kapital zuzugreifen, solange sie eine überzeugende Investmentstrategie vorweisen und die Investition in Österreich tätigen. Gleichzeitig wird man das nicht so 1:1 in Österreich umsetzen können, weil der Markt noch sehr klein ist und eine solche Regel wohl Fondsmanager zu sehr einschränkt. Ein anderer Ansatz wäre, die “Österreich-Komponente” über den Standort der Fondsmanager zu definieren und damit Österreich als Fondsstandort zu positionieren. 

Hierbei gibt es oft unterschiedliche Ansichten: Private Fondsmanager bevorzugen ein breiter gefasstes Modell, während die Politik eher auf ein stärker Österreich fokussiertes Modell drängt. Ein Kompromiss wäre notwendig, um beide Seiten zufriedenzustellen. Den “Wachstumfsfonds Deutschland” verwaltet durch die KfW Capital könnte man aber als Blueprint heranziehen und dann mit ein paar Änderungen für die Eigenheiten des österreichischen Marktes schnell umsetzen.

Auf der invest.austria-Konferenz wurde unter anderem von erfolgreichen Dachfonds-Modellen in anderen europäischen Ländern gesprochen. Warum gibt es in Österreich bis dato noch keinen Dachfonds?

Am Ende des Tages – und das wurde auch auf der Konferenz im Panel deutlich – ist die Initialzündung für die Umsetzung eines solchen Modells eine, die von öffentlicher Seite kommen muss. Aktuell gibt es zur neuen Regierungsbildung ein positives Momentum und wir wollen auch weiterhin alles daran setzen, um das Konzept voranzutreiben. 

Ich bin überzeugt, dass eine zentrale Frage unseres wirtschaftlichen Wohlstands davon abhängt, ob wir Schlüssel-Talente im Tech-Bereich nach Österreich holen, hier halten und Unternehmen aufbauen. Es geht nicht nur um Startups, sondern auch um Innovation in etablierten Unternehmen.

Frankreich ist hier ein inspirierendes Beispiel. Innerhalb weniger Jahre ist das Land von einer Randposition zu einem der europäischen Innovationszentren geworden. Durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Kapitalbereitstellung und Regulierung hat Frankreich gezeigt, dass ein starkes Ökosystem entstehen kann. Heute wollen alle, die im Tech-Bereich tätig sind, in Frankreich präsent sein. Das zeigt, dass man nicht 50 Jahre braucht, um hier Fortschritte zu erzielen – wenn man das Thema ernst nimmt und mutig ist.

Mit invest.austria lobbyiert ihr mit der Vision 2030 politisch für den Dachfonds. Welches Feedback habt ihr bisher von Seiten der Politik erhalten?

In den letzten sechs Monaten haben wir mit allen politischen Parteien gesprochen. Das gehört zu den Kern-Aufgaben von invest.austria. Ich denke, es ist sinnvoll, mit allen im Parlament vertretenen Parteien ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Insgesamt standen alle Parteien dem Thema offen gegenüber. Natürlich gibt es Unterschiede in der Tiefe des Verständnisses, die Parteien bringen je nach ihrer bisherigen Auseinandersetzung mit dem Thema unterschiedliche Perspektiven mit.

Grundsätzlich findet jeder das Thema spannend, aber die langfristige Bedeutung, die Investitionen in fünf oder zehn Jahren für den Wirtschaftsstandort Österreich haben können, ist noch nicht bei allen vollständig angekommen – das ist ein Punkt, den wir noch verdeutlichen müssen. Dennoch sehe ich durchweg positive Signale. Letztlich wird es darauf ankommen, wie das Regierungsprogramm aussieht und wer im Finanz- sowie im Wirtschaftsministerium sitzt.

In Europa wird vielfach das Fehlen des viel besagten IPO-Fensters beklagt. Wie bewertest du aktuell die Situation?

In Europa waren IPOs in den letzten zehn Jahren eher ein Randthema, wenn es um Liquidität und Exits geht. Erfolgreicher waren oft Unternehmensverkäufe an etablierte Unternehmen, was die wichtige Rolle von Startups für Innovation unterstreicht. Startups schaffen direkte Innovation, indem sie eigenständig wachsen und Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig bringen sie durch Übernahmen Innovation in traditionelle Unternehmen, was langfristig ebenfalls zur wirtschaftlichen Dynamik beiträgt.

Ich denke, dass Trade-Sales in absehbarer Zukunft in Europa eine wesentliche Rolle spielen werden. Dennoch brauchen wir dringend harmonisierte Kapitalmärkte und eine echte Kapitalmarktunion. Es wäre großartig, wenn die neue EU-Kommission Themen wie die Kapitalmarktunion als zentrale Priorität setzt – erste Anzeichen deuten darauf hin. Es gibt enorme Hürden, etwa sprachliche und kulturelle Unterschiede, aber meine Frage ist immer: Was ist die Alternative? Aufgeben ist die schlechteste aller Alternativen und das funktioniert in einer zunehmend globalisierten Welt immer schlechter.

Die US-Wahlen sind geschlagen. Donald Trump wird der neue US-Präsident. Wie wird sich dies deiner Meinung nach auf den europäischen Wirtschafts- und Innovationsstandort auswirken?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Europa in Zukunft stärker auf sich selbst gestellt sein wird. Der Wahlkampf deutete bereits darauf hin, dass eine „America-first“-Politik kommen wird, die wenig weltoffen ist. Das bedeutet, dass Europa umso entschlossener, schneller und autonomer agieren muss – insbesondere in Bereichen wie Technologieführerschaft, Kapitalmarktunion und Investitionen in Technologie. Ohne solche Maßnahmen riskieren wir, als Verlierer aus dieser Entwicklung hervorzugehen. Der Druck auf Europa wird weiter steigen, und wie es heißt: „Unter Druck entstehen Diamanten.“ Vielleicht kann dieser Druck in schwierigen Zeiten dabei helfen, schneller zu Lösungen zu kommen.


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