20.11.2018

Höhle der Löwen: Battle der Löwen um Pfefferspray und Thermophor

Beim Staffelfinale von Die Höhle der Löwen kam es bei zwei Pitches zu einem Wettbieten. Zudem joggten die Investoren durchs Studio und gaben seit Kindertagen existierende Creme-Aversionen preis.
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Höhle der Löwen, Frank Thelen, Ralf Dümmel, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Georg Kofler
(C) MG RTL D / Bernd-Michael Maurer - Beim Staffelfinale von Höhle der Löwen gab es nach Kämpfen der Investoren auch enttäuschte VCs.
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Das Hamburger Startup “EinStückLand” verkauft Fleisch von Galloway-Rindern aus artgerechter Haltung. Gründer Hinrich Carstensen und Partnerin Lina-Louisa Kypke ermöglichen ihren Rindern, ganzjährig auf der Weide zu grasen und trennen Kälber nicht von der Herde. Ihr Ziel ist es ähnlich agierende Landwirte zu fördern und zugleich etwas gegen Fleischverschwendung und unnötige Rindertötung zu tun. Sie vermarkten die Rinder daher als Fleischpakete mit unterschiedlichen Produkten wie Rinderfond, Faschiertem, Gulasch, Rumpsteak, Bratwurst oder Filet. Erst wenn das Tier komplett verkauft ist, wird es geschlachtet. Für zehn Prozent Firmenanteile wünschten sich die Beiden bei Die Höhle der Löwen 200.000 Euro Investment.

+++ DHDL: “Daumenschrauben” und Gefahr beim Millionendeal +++

Gründer lehnen ab

Investor Frank Thelen war der Meinung, dass die Founder den Zeitgeist treffen, da immer mehr Menschen “genug” von der Massenhaltung hätten. Das Startup selbst existiert seit August 2017 und hatte bisher 815 Kunden und rund 170.000 Euro Umsatz pro Jahr. Mit der Bewertung des Online-Marktplatz waren die Investoren aber nicht zufrieden und Thelen und Carsten Maschmeyer stiegen als erste aus. Auch Ralf Dümmel sah sich als falscher Investor und verabschiedete sich. Georg Kofler hingegen sprach von “guten Synergien” und bot 200.000 für 35 Prozent Anteile. Das war den Gründern allerdings zu viel und sie lehnten ab.

Drei Angebote für Spray

Die nächsten Gründer bei Höhle der Löwen haben mit “Safaya” ein stylisches Mini-Abwehr-Spray, das in Deutschland als “Tier-Abwehr-Spray” deklariert werden muss, geschaffen. Es hat eine Reichweite von vier Metern und ist zudem mit einer 110db Alarmsirene ausgestattet. Die Founder Tahnee Laternser und Julian Straube wollten für 20 Prozent 100.000 Euro haben. Allerdings irritierte die Firmenstruktur die Jury: Straube hält 44 Prozent, während der Anteil der Ideengeberin Laternser bei nur zwölf Prozent liegt. Ein dritter Eigner hält die restlichen Anteile. Thelen und Maschmeyer stiegen aus. Georg Kofler, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel jedoch zeigten sich überzeugt und machten Angebote. Dümmels Vorschlag lag bei 100.000 Euro für 25 Prozent. Wöhrl hingegen bot die geforderten 100.000 Euro für 20 Prozent, während Kofler 150.000 für 30 Prozent plus einen Stand bei den kommenden zwei “Glow-Conventions” (Beauty-Convention in Europa, die zwei Mal jährlich in deutschen Großstädten stattfindet) ins “Schaufenster” stellte. Es half nichts und Dümmel bekam als “Multi-Channeler” den Deal.

Kein Deal für Fischtasche

Der nächste Pitch bei Die Höhle der Löwen kam von Caroline Hirt. Die Schweizerin hat mit “Realtrue” ein Modelabel entwickelt, das hochwertige Taschen aus echtem Fischleder herstellt. Gefertigt wird das Produkt aus der Haut des Arapaima aus dem brasilianischen Amazonasbecken, der in Südamerika auch Pirarucu heißt und mit bis zu viereinhalb Metern einer der größten lebenden Süßwasserfische ist. Die Luxuswaren von Realtrue entstehen in Handarbeit in Italien. Die Gründerin wollte 150.000 Euro für 30 Prozent Firmenanteile haben.

Die 2.000 Euro teure Handtasche ist ein nachhaltiges Produkt. Der Pirarucu wird von den Einhemischen am Amazonasbecken verspeist und verkauft. Die ledrige Haut wurde bisher weggeworfen. Hirt hat hier Potential erkannt: Die Gerberei in Rio de Janeiro, die die Häute bearbeitet, kauft direkt bei den Fischern und ermöglicht diesen ein Zusatzeinkommen. Aufgrund des heiß umkämpften Luxus-Markts in diesem Preissegment und der Abhängigkeit vom Fischvorkommen kam es jedoch zu keinem Deal.

Statt Investor einen Partner gewonnen

“Man Upgrader”von Frank Hard ist eine Tagespflege mit Weichzeichner-Soforteffekt für Männer, der Hautunreinheiten und Müdigkeit durch eine leichte Tönung verdeckt. Hard bot zehn Prozent Firmenanteile für 75.000 Euro an. Nach einer Diskussion über Männer- und Frauenprodukte und deren geschlechterspezifische Verwendung und das, laut Thelen, gelungene Design, kam von Kofler ein Angebot. Er wollte 49 Prozent für 150.000 Euro. Der Investor wollte mit dem Gründer das Unternehmen groß aufbauen. Maschmeyer erzählte indes von seinem Hass auf Cremes seit Kindesbeinen und wie er stets davon lief, wenn es seitens der Mama hieß, “bitte eincremen”. Auch meide er lieber die Sonne, anstatt seine Haut mit Sonnernschutz zu bedecken. Schlussendlich und trotz großer Differenz zur ursprünglichen Hoffnung ging Hard auf den Deal-Vorschlag von Kofler ein.

Durchs Studio gejoggt

Bei “Tonefit” handelt es sich um einen Walkinggürtel, der per eingelassenen Griffen mit Bremswiderständen den Einsatz von Stöcken oder Gewichten ersetzen sollen. Durch Vorwärtsstoßen und Rückwärtsziehen des Kraftwiderstands sollen Arme und Oberkörper beim Laufen mittrainiert werden. Das Ehepaar Diana und Michael Failer wollte 200.000 Euro Investment für 20 Prozent Firmenanteile haben. Nach dem Pitch und Austesten des Produkts von Judith Williams, Carsten Maschmeyer und Frank Thelen, inklusive Probelauf durchs Studio, kam ein Angebot. Dümmel wollte für die geforderte Summe 30 Prozent Anteile. Es kam zum Deal.

Thermophor hält länger

Die Wärmflaschen von “Troy”, dem Startup von Benjamin Ohmer und Volker Junior sollen im Vergleich zu anderen Thermophoren den Vorteil haben, dass sich die Wärme schneller senkt und der Anwender sich weniger leicht verbrennen kann. Zudem sollen sie dank der Latentwärmespeicherung etwa doppelt so lange warm bleiben. Das Gründerduo wollte für sein Startup 200.000 Euro für 15 Prozent Beteiligungsquote haben.

“Besser als Ralf”

Investor Dümmel war von den Merkmalen des Produkts begeistert und bot 200.000 Euro für zwanzig Prozent Anteile. Kofler hingegen startete seine Angebot mit dem Worten “unvergleichlich besser als das vom Ralf” und wollte 26 Prozent für 300.000 Euro haben – bot dafür allerdings auch zusätzlich eine bedingungslose “working capital-Linie” als Zwischenfinanzierung im Wert von 200.000 Euro.

Doch es blieb nicht beim Löwen-Zweikampf: Dagmar Wöhrls Vision für “Troy” enthielt eine internationale Komponente und die Investorin und Ex-Miss Germany führte ihre Kontakte zu Haushaltsartikel- und Badezimmer-Hersteller Fackelmann ins Feld. Sie bot zudem auch die geforderte Summe. Daraufhin verbesserte Dümmel seine Offerte und stellte klar, dass auch er “working capital” zur Verfügung stellen würde. Dies blieb zwecklos. Wöhrl bekam schlussendlich vom letzten Pitch des Jahres den Zuschlag und ein sichtlich enttäuschter Dümmel gratulierte ihr mehr oder weniger zähneknirschend zum Deal.

Höhle der Löwen kehrt 2019 wieder

Insgesamt wurden in diesem Jahr von den Investoren über zehn Millionen Euro in Startups investiert. Für die nächste Staffel, die 2019 ausgestrahlt werden soll, ist bei der Höhle der Löwen ein neuer Investor in Aussicht. Nils Glagau wird fester Bestandteil der Gründer-Show. Er ist Geschäftsführer des Familienunternehmens “Orthomol”, welches Mikronährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel produziert. Darüber hinaus fördert seine Firma Startups aus den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Trotz anders lautenden Medienberichten, Mutmaßungen und Gerüchten rund um das weitere Mitwirken von Frank Thelen und Judith Williams an der TV-Sendung, soll es sich, aus aktueller Sicht, bei Glagau um keinen Ersatz sondern um eine Ergänzung handeln. Genaueres wird jedoch es nächstes Jahr bekannt gegeben.


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Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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