09.08.2024
GRÜNDUNG

Gründer:innen im Ausland: Rima Suppan über Gründung in UK

Ein anderer Markt, unterschiedliche Konsumbedürfnisse und neue Kulturen: Die Gründung im Ausland ist ein gewagter Schritt und manche Startups wagen ihn. Was treibt Founder:innen an, im Ausland zu gründen und ihre Unternehmen auf "fremden" Boden anzusiedeln? brutkasten hat bei Auslandsgründer:innen nachgefragt.
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Eine Frau sitzt auf einem Stuhl vo einem grauen Hintergrund
Rima Suppan Gründerin Peaches (c) Peachies

Dieser Beitrag ist Teil einer brutkasten-Serie zum Thema Gründen im Ausland. Weitere Beiträge behandelten Indien (mit Thomas Hebenstreit von The Shirt Dandy) und USA (mit Patricia Bubner von Orbillion Bio).


Windeln braucht es eigentlich überall auf der Welt, aber nicht überall lassen sich Peachies so gut vertreiben, vermarkten und annehmen wie in Großbritannien. Das erzählt Rima Suppan, die Gründerin der Premium Windeln im Gespräch mit brutkasten. Wir haben die Wienerin gefragt, was sie dazu bewegt hat, ihr Unternehmen in London anzusiedeln und ob sie Tipps für Gründer:innen hat, die dasselbe überlegen.

Rima Suppan über die Gründung in London

Rima Suppan hat Peachies gemeinsam mit der Amerikanerin Morgan Mixon in London gegründet. Mit Peachies entwickelten die beiden Babywindeln, die den Anspruch haben, nachhaltiger und passgenauer als ihre Produktgeschwister zu sein. Gutes Design und freches, stylishes Marketing dürften die Peachies Windeln von den herkömmlichen Produkten unterschieden. Davon zeugt auch die Website und die Selbstbeschreibung der Gründungsidee: “We found this unsexy, stale product and boldly set out to make the entire experience around nappy changes, dare we say, enjoyable“, schreiben sie auf britisch-lässig.

Im Juni 2023 erfolgte der Marktstart. Im Mai 2024 die großen Investment-Ankündigungen über Euro 1.6 Mio, brutkasten berichtete.

Suppan schwärmt für ihr Produkt, das wird im Gespräch bald klar. Dabei sind sie doch eher unscheinbar, die weißen Klassiker für Babies, die wohl nie aus der Mode kommen werden. Die Gründerin hat sich für dieses alltägliche Produkt entschieden, “weil wir gefunden haben, dass es im Markt zwar die großen Player gibt, diese aber wenig Anreiz für Innovation haben”, sagt Suppan.

Größerer Markt, mehr Zugang zu Investments

“Für uns hat Großbritannien vom Markt her Sinn ergeben, weil es ein großer und vielfältiger Markt ist”, erklärt Rima Suppan. Der Wirtschaftsraum der Insel ist riesig, fast 67 Mio. Menschen leben dort. Die Marktgröße alleine im Windelbereich im UK beziffert die Gründerin mit 1,2 Mrd. Pfund.

Neben der Größe des Marktes würde sich auch der Zugang zu Kapital und Investments als Vorteil für Großbritannien herausstellen. “Ich finde, dass es in England eine größere Bereitschaft gibt, in junge Unternehmen zu investieren. Die Risikobereitschaft ist schon größer”, sagt Suppan. Die auch erklärt, es gäbe eine starke Verbindung zwischen Investments und Vertrauen: “Wenn du bekannte Investor:innen hast, bekommst du Credibility.” Wie man die bekomme? Dafür hat Suppan auch einen Tipp: “Zuerst greifst du auf dein eigenes Netzwerk zurück und dann fängst du an, überall hinzugehen und von deiner Idee zu erzählen und dir Ratschläge zu holen.” So baue man im UK sein Netzwerk auf und schaffe Vertrauen, weiß die Gründerin.

Weniger Bürokratie: “Wir waren hier noch nie bei einem Notar”

Ein weiterer Vorteil der Gründung in London wäre der geringe bürokratische Aufwand für Unternehmen in Großbritannien, findet Suppan. “Wir waren hier noch nie bei einem Notar”, erzählt die Unternehmerin. “Damals waren es 25 Pfund und schon konnten wir eine Limited gründen. Wenn man das mit Österreich vergleicht, konnte das schon 35.000 Euro für eine GmbH ausmachen. Es war für uns einfach das schnellste in London zu gründen”, sagt Suppan. Sie findet durch die geringere Gründungsschwelle, wäre es einfacher Dinge erstmal auf den Boden zu bringen, “weil du einfach zuerst nicht zwei bis drei Monate mit Anwälten und Notaren zu tun hast”, sagt Suppan.

Vertriebskanal: Subscription-Business

Peachies werden über ein Abo-Modell bezogen. Das heißt Eltern bestellen und Peachies liefert regelmäßig Nachschub. Für das Unternehmen hat das den Vorteil, dass es einen erwartbaren Produktabsatz kalkulieren kann. Abo-Modelle dieser Art wären in Großbritannien bereits gang und gäbe, nicht so in Österreich, sagt Suppan: “Hier im UK gibt es einfach eine größere Affinität zu Subscription-Businesses und viel mehr Menschen, die ein Abo-Modell schätzen”, erklärt sie.

Sie und ihre Co-Gründerin haben sich während der Studienzeit in London kennengelernt, wo sie gemeinsam eine Art Verein, den “Entrepreneurship and Innovation Club“, geleitet haben. An englischen Universitäten sind “Student Clubs” üblich. In diesen tun sich Studierende von Theater über Sport bis eben hin zu Entrepreneurship ihren Interessen gemäß zusammen. Das verbindet über Studienfächer und wissenschaftliche Disziplinen hinweg und fördert den Austausch der Studierenden über den Prüfungsstoff hinaus.

Nicht alles rosig, sondern sehr teuer im UK

Trotz der beschriebenen Vorteile sei Großbritannien dennoch eine Herausforderung. Der Brexit hat den Markteintritt in den größeren europäischen Markt erschwert. Startups, die Produkte in die EU exportieren wollen, tun klug daran, eine EU-Gründung anzustreben, rät Suppan. “Es ist einfach komplexer geworden und wenn wir in die EU verkaufen wollen, dann ergibt Gründung in einem EU-Land einfach Sinn”, sagt sie.

Suppan selbst ist nach wie vor in Wien ansässig und zwar weil: “Die Lebenshaltungskosten in London sind einfach extrem hoch, darum macht es für mich noch immer Sinn zu pendeln”, sagt Suppan.

Gründer:innen rät sie, sich darüber auch im Klaren zu sein, dass man auch bei sehr guten Englisch-Kenntnissen in London eventuell an Sprachgrenzen stößt, “besonders bei rechtlichen Dokumenten oder im Einstellungsprozess, wo es auf jedes Detail ankommt”, so die Unternehmerin.

Außerdem, das weiß die Unternehmerin, herrsche in London starker Wettbewerb um spezialisierte Arbeitskräfte. Viele attraktive Startups sind dort angesiedelt und buhlen um interessierte Mitarbeiter:innen. Um in diesem Markt um Talent wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten Startups in London ihren Mitarbeiter:innen viele Vorteile bieten um sich für eine Einstellung zu entscheiden.

*Anmerkung: Seit 1.1. 2024 gilt eine minimale Stammkapitaleinlage von 10.000 Euro.

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Neuer CEO bei CycloTech: Marcus Bauer (c) CycloTech

Mit Vorfreude blickt Bauer auf seine neue Aufgabe: „CycloTech ist für mich ein Unternehmen mit beispielloser Innovationskraft. Die CycloRotor-Technologie bietet Möglichkeiten, die die Luftfahrt nachhaltig verändern werden“. Der neue CEO freue sich darauf, „gemeinsam mit dem Team an dieser spannenden Zukunft zu arbeiten, die Entwicklung neuer elektrischer Antriebe voranzutreiben und die Luftmobilität zu revolutionieren“.

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Der künftige CEO Marcus Bauer bringt über 20 Jahre Erfahrung in Führungspositionen mit. Zuvor war er unter anderem bei internationalen Unternehmen wie Airbus, Siemens und Rolls-Royce tätig. Laut Presseaussendung begleitete er in seiner Karriere bereits „zahlreiche technologische Durchbrüche“.

Mit seinem „technischen Know-how“, seiner „strategischen Führungsstärke“ und seinem „Innovationsgeist“ gilt Bauer als ideale Besetzung für die CEO-Position. Seine Aufgabe wird es sein, CycloTech in der Wachstumsphase zu unterstützen und das Unternehmen zu einem bedeutenden Akteur in der Luftfahrtindustrie zu entwickeln.

Kinsky bleibt trotz Rücktritt im Unternehmen

Nach sieben Jahren im Unternehmen übergibt Hans-Georg Kinsky nun seine Position als CEO. Stolz blickt er auf den Erfolg der letzten Jahre zurück: „Die Entwicklung der CycloRotor-Technologie war eine faszinierende Reise, und ich bin dankbar für die engagierte Zusammenarbeit unseres Teams. Mit Dr. Marcus Bauer als neuem CEO sind wir bestens aufgestellt, um unsere Vision einer nachhaltigen, elektrischen Luftmobilität weiter zu realisieren“.

Im Jahr 2016 übernahm Kinsky als Gesellschaftervertreter die Rolle als CEO. Unter seiner Leitung entwickelte sich CycloTech zu einem bedeutenden Anbieter von Antriebssystemen für die Luftfahrt. Nach seinem Rücktritt bleibt er dem Unternehmen als Beiratsmitglied erhalten.

CycloTech entwickelte Modell für fliegende Autos

Das Linzer Startup CycloTech bezeichnet sich selbst als weltweit führendes Unternehmen für Antriebssysteme in der Luftfahrt, die auf dem Voith-Schneider-Prinzip basieren. Es entwickelte ein elektrisch betriebenes 360°-Schubvektor-Antriebssystem. Dabei ermöglichen elektrisch angetriebene CycloRotoren eine direkte Variation der Schubkraft in Größe und Richtung auf einer vollständigen Kreisbahn. Damit unterscheidet sich das System von herkömmlichen Flugzeugantrieben (Düsen, Propeller, Rotoren), die nur Schub in eine Richtung erzeugen können.

Erst Anfang November präsentierte CycloTech einen Prototypen eines Fluggeräts, den „BlackBird“ – brutkasten berichtete. Dieses Konzept soll zukünftig die Entwicklung fliegender Autos mit einem neuartigen Antriebssystem ermöglichen. Langfristig verfolgt das Unternehmen das Ziel, individuelle Luftmobilität in den Alltag zu integrieren.

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