27.11.2015

Gründungsmotive anhand von runtastic und shpock

Die Übernahme von Shpock durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted sowie des Fitness-App-Anbieters Runtastic durch Adidas hat Österreich den Sommer 2015 bewegt.
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Seit ihren Startup-Exits in Millionenhöhekennt man die beiden heimischen Gründer über Österreichs Landesgrenzen hinaus: Katharina Klausberger, die Co-Gründerin des mobilen Flohmarkts Shpock, und Florian Gschwandtner, der mit seinen drei Studienkollegen Runtastic ins Leben gerufen hat.

Bei einem Hintergrundgespräch zusammen mit Oliver Holle, der den Frühphasen-Investor-Fonds Speedinvest 2 gegründet hat, verrät Klausberger, dass Shpock sogar die Möglichkeit gehabt hätte, nach Kalifornien zu ziehen – bereits nach sechs Wochen habe man das Vorhaben allerdings abgebrochen. „Man muss wissen, wo der richtige Ort für einen ist, um zu gründen”, meint sie rückblickend. “Kalifornien hat für uns zum damaligen Zeitpunkt keinen Sinn gemacht.” Das Valley sei vergleichbar mit der Szene hierzulande, wo sich jeder kennt. Vertrauen muss man sich da wie dort erarbeiten.

Gründungsmotiv: Menschen

Für Gschwandtner ist vor allem die Qualität der Leute ausschlaggebend. “Die Frage sollte eher sein: Warum nicht Österreich? Bei uns hat auch einfach nichts dagegen gesprochen, hier zu gründen”, meint er. Die Loyalität und Disziplin der Mitarbeiter sei in Österreich selbstverständlich, anderswo, wo Headhunting Angebote täglich im E-Mail-Posteingang landen, sei dies nicht so. “Nicht jeder muss in die Großstadt ziehen – der Traum, ins Valley zu gehen, gilt nicht für jeden”, meint Gschwandtner.

Die Qualität der Menschen sei auch eines der Gründungsmotive für den Speedinvest-Fonds gewesen. „Ich weiß das aus meiner Zeit als Unternehmer. Unsere Techniker waren fleißig, genau, pünktlich, schnell. Wir haben uns im internationalen Vergleich kein einziges Mal verstecken müssen”, meint Holle. In Österreich finde man viele erfolgsversprechende Startups, die teilweise gerade erst am Schlüpfen sind. Der Frühphasens-Fonds Speedinvest 2 soll als Startup-Booster das Ecosystem unterstützen. Ein gutes Projekt aus Österreich habe durchaus einen Bonus. “Es wäre aber völlig falsch, zu glauben, dass man erfolgreich als rein österreichischer Fonds sein kann”, meint Holle. Denn so wie heimische Startups einen weltweiten Maßstab setzen müssten, verhält sich das bei den Investoren gleich. “Nur dann können wir auch Österreich als Hub voranbringen.” Er weiß, dass viele erfolgreiche Gründer zurückkommen, um Startups hierzulande zu fördern. Auch Klausberger und Gschwandtner sind als Investoren aktiv.

+++ Weiterlesen: Florian Gschwandtner, Katharina Klausberger und Oliver Holle im Gründertalk +++

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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