27.12.2022

Das waren 2022 die größten Investments in österreichische Startups

Das Investment-Jahr 2022 war von vielen Krisen betroffen. Nur zu Jahresbeginn konnten riesige Finanzierungsrunden abgeschlossen werden. Somit hält GoStudent mit 300 Mio. Euro weiterhin den Rekord für das höchste Investment in ein österreichisches Startup.
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© GoStudent, TTTech, PlanRadar, Waterdrop und byrd: David Mirzaei

Die Venture Capital-Branche stand im Jahr 2022 massiv auf der Bremse. Wann, ob und in welcher Höhe die nächste Finanzierungsrunde stattfinden wird, war vielfach ungewiss. Dementsprechend groß war die Angst und Unsicherheit, die Startups und Scaleups in diesem Jahr spürten.

Neben Krise, Krieg und Inflation hat aber eine weitere Herausforderung die österreichische Startup-Szene im zweiten Halbjahr 2022 stark geprägt – Massenentlassungen. War 2021 noch das Rekordjahr für Risikokapital, hat sich die Lage für Startups nun deutlich verändert. Das zeigt auch die vom brutkasten erstellte Tabelle mit den größten Investments des Jahres.

Zwei dreistellige Euromillionen-Summen in 2022

Dabei startete das Jahr für einige Startups ziemlich erfolgreich: Schon im ersten Quartal holten sich GoStudent, TTTech und PlanRadar großzügige Investments. Während das Wiener EduTech-Startup GoStudent (300 Mio. Euro) und TTTech (250 Mio. Euro) als einzige österreichische Unternehmen dreistellige Euromillionen-Summen sichern konnten, gaben sich zahlreiche weitere Startups aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krisensituation mit Investments im mittleren achtstelligen Bereich zufrieden. Dass die Finanzierungsrunden vom Vorjahr nicht übertroffen werden, war spätestens nach dem Start des Russland-Ukraine-Krieges klar. Die wirtschaftliche Unsicherheit durch gestiegene Energiekosten und Co. machte sich nach Kriegsbeginn nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Venture-Capital-Szene deutlich.

byrd sichert größtes Investment ab dem 2. Quartal 2022

Wie die Investmentssummen ab dem zweiten Quartal zeigen, betrug die höchste Finanzierung ab März 2022 “nur” 50 Mio. Euro. Über dieses frische Kapital durfte sich das Wiener E-Commerce-Logistik-Startup byrd im Mai dieses Jahres freuen, als es die von Cambridge Capital angeführte Series-C-Finanzierungsrunde abschloss. Nur eine Woche später folge Storyblock aus Linz mit einem 43 Mio. Euro Investment (der Dollar-Betrag in der Höhe von 47 Mio. US-Dollar wurde mit dem Euro-Kurs zum Zeitpunkt der Veröffentlichung umgerechnet).

Massenentlassungen statt Investments im zweiten Halbjahr

Unverkennbar wurden zwischen den Monaten Mai und September 2022 keine großen Finanzierungsrunden abgeschlossen. Die höchste Investmentsumme in dieser Periode ging an das Wiener FinTech-Startup Helu.io, das in seiner Series-A-Finanzierungsrunde zehn Mio. Euro sammelte. Dennoch bedeutet das nicht, dass sich in dieser Zwischenzeit in der Startup-Welt nichts getan hat.

Diesen Sommer füllten einige Kündigungswellen – sowohl von heimischen, aber auch von internationalen Unternehmen – die Schlagzeilen. Von Bitpanda, GoStudent, Coinbase sowie BlockFi über Klarna bis hin zu Outschool und Tesla – nach ihrer Hypergrowth-Phase sahen sich viele Scaleups in der VC-Krise zu Massenkündigungen gezwungen.

Die größten Investment-Runden in 2022 in Österreich (> 5 Mio. Euro)

Startup
Branche Investment in Mio. €
GoStudent
EduTech300
TTTech
Autonomous Driving250
PlanRadar
PropTech62
Waterdrop
FoodTech60
byrd
E-Commerce50
Storyblock
Content Management43*
mostly AI
AI21*
Ribbon Biolabs
BioTech18
Primcore
Open Source12,5
Prewave
AI11
Helu.io
FinTech10
Easelink
Mobility8,3
ToolSense
IoT8
Cleen Energy
Energie7
Sarcura
MedTech7
Eologix
6
Livin Farms
BioTech6
Coinpanion
Krypto5,5
Morpher
Blockchain5,2
Finabro
InsureTech5
smaXtec
AgriTech5
AdScanner
AdTech5

*Ungefähre Angabe in Euro. Die Original-Summe beträgt 25 Mio. US-Dollar.

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Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Das Unternehmen ilvi mit Sitz in Gleisdorf, Steiermark, digitalisiert mit seiner Hardware-Software-Kombination die Erfassung von Vitalwerten von Patient:innen. 2018 gab es dafür eine knapp siebenstellige Kapitalspritze unter dem Lead von eQventure. Wie nun der KSV (Kreditschutzverband) bekannt gab, wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt.

ilvi: Sanierungsplanquote von 20 Prozent

Es gibt 37 Gläubiger, elf Dienstnehmer:innen und rund 165.000 Euro Aktiva, bei 1,6 Millionen Euro Passiva. Das Unternehmen bietet eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplanvorschlages an.

Zu den Gründen für die Insolvenz zählen, dass die Umsatzerlöse der ilvi GmbH für das Jahr 2024 nicht erzielt werden konnten. Zudem wurde ein gewährtes Darlehen schneller verbraucht als ursprünglich angenommen. Eine weitere Darlehensvergabe war nicht möglich. Gespräche mit potentiellen Investoren führten ebenfalls zu keinem positiven Abschluss.

2018 gegründet

Zur Geschichte: Die ilvi GmbH wurde am 16. August 2018 von Erwin Berger und Christoph Kauer als Spin-off der Berger Medizintechnik GmbH gegründet. Nach mehreren Wechseln an der Spitze wird das Unternehmen seit dem 14. Mai 2024 durch Geschäftsführer Franz Salomon selbstständig vertreten.

Das Medtech fokussierte sich auf Softwareentwicklung im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich mobiler Datenerfassung im Gesundheitsbereich. Darauf basierend entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Medizintechnikprodukte.

Die mobilen Softwarelösungen hingegen zielen darauf ab, die Lebens- und Versorgungsqualität der Patient:innen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicherzustellen. Der “Personal Digital Assistant”, der Gesundheitswerte direkt am Krankenbett erfasst, via Bluetooth mit unterschiedlichen Geräten kommuniziert und Daten an das Krankenhaus-Informationssystem überträgt, soll die Arbeitsprozesse des Pflegepersonals digitalisieren und dadurch zugleich optimieren.

Fortführung von ilvi geplant

Die ilvi GmbH beabsichtigt das Unternehmen unter Umsetzung einiger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen: “Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann”, sagt Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Unternehmensinsolvenz Graz.

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