Wenn es um die populärsten Tools im Arbeitsalltag der Startup-Szene geht, dürfte ChatGPT jedenfalls im Spitzenfeld liegen. Insofern ist die für den gestrigen Montag angesetzte Produktankündigung von OpenAI durchaus mit Spannung erwartet worden. Im Vorfeld hatte das Unternehmen nur angekündigt, dass es “manche ChatGTP- und GPT4-Updates” vorstellen würde. Tatsächlich präsentierte OpenAI dann ein neues “Flagship-Modell”, wie sie es selbst bezeichneten: GPT-4o. Das kleine “o” im Namen des Modells steht dabei für “omni”.
Das Sprachmodelle biete “eine Intelligenz auf GPT-4-Niveau”, sei aber “viel schneller” und sei besser im Umgang mit “Text, Audio und Video”, kündigte OpenAI dabei an. Die auffälligste Verbesserung: Die Spracheingabe. Auf dieser lag auch der Schwerpunkt der Präsentation am Montag, bei der OpenAI-Mitarbeiter:innen sich mit der KI direkt unterhielten und fließende Gespräche führen konnten. Das Modell wird aktuell ausgerollt und war am Dienstag auch bereits für User:innen in Österreich verfügbar.
Echtzeit-Videodialoge mit ChatGPT geplant
Nach Angaben von OpenAI ist GPT-4o auch besser als jedes bisherige Modell darin, Bilder zu verstehen. Als Beispiel nennt das Unternehmen Speisekarten in anderen Sprachen: Mit GPT-4o könne man ein Bild hochladen und sich dann mit dem Modell per Spracheingabe unterhalten, um etwas über die angebotenen Speisen zu erfahren oder auch Empfehlungen zu erhalten.
Weitere Updates sollen es ermöglichen, sich mit ChatGPT in Echtzeit per Video zu unterhalten. GPT-4o kann auch im Coding eingesetzt werden – etwa, indem man Code in die Kamera hält und das Sprachmodell diesen erläutert. Analog dazu könnte das Modell auch beim Erklären von Mathematik-Aufgaben verwendet werden.
GPT-4o nicht nur in Bezahlversion
Eine Überraschung gab es business-seitig: Denn das neue Modell soll auch Gratis-Nutzer:innen von ChatGPT zugänglich gemacht werden. Bisher war das im März 2023 vorgestellte GPT-4-Modell nur für zahlende Kund:innen zugänglich. Nutzer:innen der Gratis-Version stand nur das schwächere Modell GPT-3.5 zur Verfügung.
Dies ändert sich nun. Zahlende User:innen erhalten jedoch höhere Nutzungs-Limits. Entwickler:innen, die GPT-4o über eine Programmierschnittstelle (API) nutzen, stellt OpenAI eine doppelt so hohe Geschwindigkeit bei halben Kosten verglichen mit dem bisherigen Spitzenmodell GPT-4 Turbo in Aussicht.
In der Folgewoche hatten wir an dieser Stelle schon das Bitcoin-Rekordhoch thematisiert, das unmittelbar nach den Wahlen in den USA erreicht worden ist. Seither ging es weiter deutlich nach oben - zwischenzeitlich sogar über die 90.000-Dollar-Marke. Auf 7-Tage-Sicht liegt der Bitcoin-Kurs 18 Prozent im Plus. Und das nach einer bereits starken Vorwoche, die schon einen klaren Kursanstieg gebracht hatte.
Der Hintergrund ist klar: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik, nach dem Donald Trump die Präsidentschaftswahl für sich entschieden hatte. Trump hatte sich im Wahlkampf als Bitcoin- und Krypto-Befürworter positioniert. Dabei hatte er auch immer wieder den Kurs der Biden-Regierung kritisiert. Die Börsenaufsicht unter dem von Biden eingesetzten Behördenchef Gary Gensler war insbesondere in den vergangenen beiden Jahren scharf gegen viele Akteure aus der Branche vorgegangen.
Gensler wird nun abgelöst werden, so viel ist klar. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Die Stimmung in der US-Kryptobranche könnte so beschrieben werden: Jede andere Person ist besser als Gensler. Die Hoffnung ist aber natürlich, dass möglicherweise sogar eine explizit krypto-affine Person den Posten erhält. Noch ist dies aber offen. Wie auch vieles andere, was die neue Trump-Regierung angeht.
Aber es geht nicht nur um die Regierung. Denn gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen wurden auch zahlreiche Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus neu gewählt. Und Auswertungen der US-Kryptobörse Coinbase zufolge reüssierten dabei viele Kandidat:innen, die der Branche aufgeschlossen gegenüber stehen (siehe Crypto Weekly #151). Dies erhöht die Chancen, dass die Regulatorik in den USA in den kommenden Jahren günstiger für die Branche werden wird.
🤔 Wann knackt Bitcoin die 100.000-Dollar-Marke?
Zusammenfassend kann man sagen: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik - und damit auf bessere Zeiten. Wirklich Konkretes weiß man aber noch nicht. Der Markt ist aktuell also primär von Hoffnung getrieben. Diese ist durchaus berechtigt, aber eben auch mit viel Unsicherheit verbunden. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich nach und nach zeigen, was alles Realität werden wird. Die Position des Chefs der Börsenaufsicht wird dabei sicherlich eines der zentralen Themen sein. Aktuell preist der Markt aber einfach eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo ein.
Mit zwischenzeitlich über 90.000 US-Dollar hat sich der Bitcoin-Kurs auch schon der immer wieder beschworenen Marke von 100.000 Dollar angenähert. Im Bullenmarkt von 2021 entstand etwa der Social-Media-Trend, dass Bitcoiner:innen ihre Augen in ihren Profilbildern durch Laseraugen ersetzen - und zwar, so die Ankündigung, bis der Bitcoin-Preis 100.000 Dollar erreiche.
Im damaligen Cycle war allerdings dann bei knapp über 70.000 Dollar Endstation - und ein “Kryptowinter” brach an, der auch den Bitcoin-Kurs massiv nach unten drückte. Im Zuge des Debakels rund um die Pleitebörse FTX sank er bis auf deutlich unter 20.000 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt schien die 100.000-Dollar-Marke völlig unerreichbar.
Zwei Jahre später sieht die Situation ganz anders aus. Nach dem bereits starken Jahr 2023 mit einem Plus von rund 150 Prozent ging es 2024 noch einmal weiter nach oben. Schon im März wurde der Höchststand aus 2021 überschritten. Im November dann neuerlich. Dazwischen lag kein spektakulärer Bullenmarkt, der die Schlagzeilen dominierte - aber nach und nach rückte die 100.000er-Marke plötzlich näher.
🤭 Warum die Antwort darauf egal ist
Mit einem Bitcoin-Kurs von aktuell knapp unter 90.000 Dollar bräuchte es nur noch einen Kursanstieg von etwas mehr zehn Prozent. Und einen solchen kann es am Kryptomarkt durchaus schon einmal an nur einem (starken) Tag geben. Dass die Marke in den nächsten Wochen überschritten wird, ist also durchaus wahrscheinlich.
Zeigen wird sich dann aber auch wieder einmal etwas anderes: Dass es sich bei allen vielbeschworenen und genau beobachteten Kursschwellen um völlig willkürlich gewählte Marken handelt, deren Überschreiten in Wirklichkeit keine große Bedeutung hat. Klar, ein Bitcoin-Kurs über 100.000 Dollar ist schon ein Statement und zeigt natürlich auch, wie etabliert Bitcoin mittlerweile ist. Aber das tut ein Bitcoin-Kurs von 99.741 Dollar oder von 102.743 Dollar genauso. Zusammenfassend könnte man also sagen: Die 100.000er-Marke wird früher oder später erreicht werden - es bedeutet nur nichts.
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