10.06.2025
NACHHALTIGE KI

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

Künstliche Intelligenz (KI) ist das federführende Thema schlechthin, wenn man heute über Innovation spricht. Allerdings schwingt dabei immer die umweltbelastende Frage des Energieverbrauchs mit. FiveSquare aus Linz scheint da mit Karli, seinem Large Language Model (LLM), einen Weg gefunden zu haben.
/artikel/go-karli-go-green-wie-ein-linzer-startup-co%e2%82%82-neutrale-ki-betreibt
Die FiveSquare-Gründer Hans-Peter Pichler und Patrick Haidinger | (c) FiveSquare
Die FiveSquare-Gründer Hans-Peter Pichler und Patrick Haidinger | Foto: Antje Wolm

Nicht unbedingt im Radio, wie es eine Liedzeile der Ersten Allgemeinen Verunsicherung aus 1984 mutmaßt, aber dennoch hier erwähnenswert: Karli von FiveSquare sieht sich als die Linzer Antwort auf den vieldiskutierten KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI – wie brutkasten berichtete. Die Gründer hinter dem KI-Projekt Hans-Peter Pichler und Patrick Haidinger richten sich ausschließlich an B2B-Kunden und wollen als in Österreich gehostete Lösung vor allem mit Datensicherheit punkten.

Karli als CO₂-neutrales Modell

FiveSquare hat für Karli allerdings kein eigenes KI-Sprachmodell entwickelt, sondern setzt auf bestehende Sprachmodelle von Drittanbietern. „Wir verwenden verschiedene Open-Source Modelle, welche wir gezielt weiterentwickelt und finegetuned haben. Durch eine spezielle Architektur können wir mehrere Modelle effizient zusammenführen, um so die Performance noch zusätzlich zu verbessern“, hieß es 2023 auf Anfrage vom Startup. Heute rühmt man sich damit, eines der ersten CO₂-neutralen betriebenen LLMs (Large Language Model) Europas zu sein.

„KI wirkt auf den ersten Blick wie Magie: Fragen rein, Antworten raus – und das in Sekunden. Was aber oft übersehen wird, ist der massive Ressourcenverbrauch im Hintergrund. Rechenzentren mit tausenden GPUs [Anm.: Grafikprozessoren], die Tag und Nacht laufen, um Sprachmodelle wie Karli zu trainieren und zu betreiben. Dazu kommt der immense Kühlungsbedarf und der Stromverbrauch – sowohl für die Hardwareherstellung als auch den laufenden Betrieb“, schreibt das Startup auf seiner Seite.

Laut einer Studie der University of Massachusetts Amherst könne allein das Training eines großen Sprachmodells mehr als 280.000 kg CO₂ verursachen – das entspreche etwa fünfmal dem CO₂-Ausstoß eines durchschnittlichen Autos über seine gesamte Lebensdauer.

Zwei zentrale Wege für Nachhaltigkeit oder: Nur wenn man muss…

Deswegen hat sich FiveSquare von Anfang zum Ziel gesetzt, ihre Systeme und Prozesse so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Konkret bedeutet das, dass der gesamte Betrieb der Linzer mit 100 Prozent Ökostrom laufe, zertifiziert aus erneuerbaren Quellen wie Wasser- und Windkraft sowie Solarenergie. Zudem nutze der Rechenzentrumspartner eww ITandTEL grüne Kühlung und Strom und sei ISO 50001-zertifiziert. Das ist ein internationaler Standard für Energiemanagement und unterstützt Unternehmen dabei, ihren Energieverbrauch zu optimieren und die Effizienz kontinuierlich zu verbessern.

Das Startup hat dabei zwei zentrale Wege ausgemacht, wie ein Large Language Model (LLM) wie Karli einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann: Erstens gilt es, saubere Energiequellen zu nutzen. Bei FiveSquare kommt der Strom für alle AI-Agents und Services ausschließlich aus erneuerbaren Energien. In Zukunft plane man sogar, an den Standorten selbst Strom zu erzeugen.

Doch der Betrieb sei nur die halbe Miete. Genauso entscheidend erweise es sich, die KI-Systeme effizient zu betreiben: „Unsere Modelle werden so optimiert, dass sie auch auf kleinerer Hardware performant laufen – das spart Energie. Zudem setzen wir auf intelligente Load-Balancer und dynamische Skalierung, sodass unsere Server nur dann auf voller Leistung laufen, wenn sie es wirklich müssen“, präzisiert das Startup weiter.

Als zweiten wichtigen Schritt sieht man es als Aufgabe, den eigenen Kund:innen zu helfen, deren Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Beispiele dafür:

  • AI-Agents analysieren Produktionsdaten, um Maschinen effizienter zu betreiben – das reduziert Ausschuss und Energieverbrauch.
  • Im Gebäudemanagement hilft man beim Energie-Monitoring: Wo wird zu viel Strom oder Wasser verbraucht? Welche Geräte sind ineffizient?
  • In der Logistik plant FiveSquare Routen optimierter; mit der einfachen Rechnung: weniger Kilometer, weniger CO₂.
  • Im Büroalltag automatisiert man langwierige Prozesse, wodurch nicht nur Zeit, sondern auch Rechen- und Stromleistung gespart werde.

Karli und die Zertifikate

Da es aber trotz dieser Maßnahmen (in Koordination mit dem EU AI Act) noch keine hundertprozentig klimaneutrale KI gibt – und sich einige Emissionen nicht vermeiden lassen, etwa bei der Hardwareproduktion oder durch externe Partner, auf die man keinen direkten Einfluss hat – setzen die Karli-Entwickler zusätzlich auf Zertifikate, um CO₂ zu kompensieren.

„Diese Zertifikate unterstützen Umweltprojekte weltweit, die aktiv CO₂ aus der Atmosphäre entfernen – etwa durch Aufforstung, Renaturierung von Mooren oder die Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern“, heißt es. „Für uns ist das kein ‚Freikaufen‘, sondern eine verantwortungsvolle Ergänzung zu unseren eigenen Maßnahmen.“

Deine ungelesenen Artikel:
17.06.2025

PORR-CEO: „Irgendwann wird der Kranfahrer eine IT-Fachkraft sein“

Digitalisierung, Klimaziele und künstliche Intelligenz verändern den Bau von Grund auf. PORR-CEO Karl-Heinz Strauss spricht über die Chancen des technologischen Wandels – und darüber, warum nachhaltiges Bauen mehr ist als ein Trend.
/artikel/porr-ceo-irgendwann-wird-der-kranfahrer-eine-it-fachkraft-sein
17.06.2025

PORR-CEO: „Irgendwann wird der Kranfahrer eine IT-Fachkraft sein“

Digitalisierung, Klimaziele und künstliche Intelligenz verändern den Bau von Grund auf. PORR-CEO Karl-Heinz Strauss spricht über die Chancen des technologischen Wandels – und darüber, warum nachhaltiges Bauen mehr ist als ein Trend.
/artikel/porr-ceo-irgendwann-wird-der-kranfahrer-eine-it-fachkraft-sein
Karl-Heinz Strauss ist seit 2010 CEO bei PORR. © Astrid Knie

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von Juni 2025 “Neue Welten” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Seit mehr als 150 Jahren mischt die PORR die Bauwelt auf – in Österreich und weit darüber hinaus. Seit seiner Gründung 1869 war das Unternehmen an zahlreichen Bauprojekten beteiligt, etwa am städtischen Ausbau oder an der Entwicklung der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode.

Doch wie sieht eigentlich die Baustelle der Zukunft aus? Werden wir bald nur noch Robotern beim Arbeiten zusehen? Karl-Heinz Strauss, CEO der PORR, hat darauf eine klare Antwort: „Roboter werden nie Menschen auf der Baustelle ersetzen können.“ Was er stattdessen erwartet, ist ein Zusammenspiel: „Die Zukunft sieht eher so aus, dass sich unsere operativen Mitarbeitenden das Know-how zum Einsatz von Robotern aneignen.“ Automatisierung ist also kein Ersatz, sondern ein Werkzeug.

Die PORR testet bereits robotergestützte Technologien – etwa im Bereich Bohren – und arbeitet eng mit Startups zusammen. Vieles befindet sich noch in der Pilotphase, doch die Richtung ist klar: Smarte Maschinen sollen den Menschen unterstützen, nicht ersetzen. „Auch unsere Geräte werden immer intelligenter; irgendwann wird der Kranfahrer oder die Kranfahrerin eine IT-Fachkraft sein“, sagt Strauss.

Die Baudokumentation wird von PORR bereits digitalisiert. © MW Architekturfotografie

Doch auch der Klimawandel stellt die Branche vor tiefgreifende Veränderungen. „Klimawandel und Energiewende sind starke Wachstumstreiber in den nächsten Jahren“, so Strauss. Digitalisierung und Dekarbonisierung gelten bei der PORR längst nicht mehr als Herausforderung, sondern als Chance. Mit ihrer „Green and Lean“-Strategie setzt die Unternehmensgruppe auf intelligentes Wachstum und nachhaltige Lösungen. Digitale Methoden und eine neue Effizienz im Planen und Bauen treiben nicht nur Innovation voran, sie helfen auch, Kosten zu reduzieren und Projekte wirtschaftlicher umzusetzen.

„Zum Beispiel nutzen wir Tools, die Planung, Ausführung und Nachbereitung von Bauprojekten effizienter machen und Soll-Ist-Analysen schon während der Projektausführung ermöglichen“, erklärt der CEO. „Wir nutzen 3D-Maschinensteuerungssysteme, Drohnenvermessung und Laserscanning und vieles mehr. Und natürlich haben wir auch Apps in der digitalen Toolbox – das geht schon in Richtung papierlose Baustelle“. Bei der PORR habe man mittlerweile das richtige Verhältnis aus Automatisierung, digitaler Transformation und Effizienzsteigerung sowie Mitarbeiterförderung erarbeitet.

Auf der PORR-Baustelle kommt ein Vermessungsroboter zum Einsatz. © PORR

Großes Potenzial für die Zukunft sieht die PORR in Building Information Modeling – kurz: BIM. Es geht um einen integrativen, digitalen Prozess, der Bauprojekte über ihren Lebenszyklus hinweg begleitet. Grundlage ist ein intelligentes Datenmodell, das sämtliche Informationen eines Bauwerks bündelt. Das spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern minimiert auch Leerläufe und Fehlerquellen. Besonders effizient wird es an der Schnittstelle zu künstlicher Intelligenz: „Die KI kann zum Beispiel anhand der Daten eines BIM-Modells in Sekundenschnelle erheben, wie viel recyclingfähiges Material ich in meinem Gebäudebestand habe oder wo die nächsten Sicherheitsbegehungen stattfinden müssen“, erklärt Strauss.

Für die PORR ist das mehr als eine Technologie; es ist ein strategisches Werkzeug auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Denn wer seine Bauwerke digital darstellt, kann sie effizienter und ressourcenschonender errichten. Die Verbindung von Gebäudedaten und lernenden Algorithmen dürfte in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen – nicht nur für die Wirtschaftlichkeit von Projekten, sondern auch für ihre Öko-Bilanz.

Tiefgreifender Wandel

Rund 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen gehen laut UN-Angaben auf den Gebäude- und Bausektor zurück. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Kann Bauen überhaupt im Einklang mit Umwelt und Klima funktionieren? Strauss antwortet darauf: „Jedes nachhaltige Bauwerk greift zwar in die Natur ein, trägt aber positiv dazu bei, dass die Klimaerwärmung reduziert wird. In der gesamtheitlichen Betrachtung sind diese Eingriffe notwendig und auch richtig“. Nachhaltiges Bauen bedeute nicht, Eingriffe zu vermeiden, sondern sie verantwortungsvoll und zukunftsgerichtet zu gestalten. Tatsächlich vollzieht sich in der Branche ein tiefgreifender Wandel: Bauvorhaben werden zunehmend ganzheitlich hinsichtlich Energieeffizienz, Ressourcenschonung und ihrer langfristigen Auswirkungen auf Ökosysteme bewertet.

Klimarisiken wie Hitze oder Hochwasser verändern zudem die Anforderungen an Infrastrukturprojekte. Im Tiefbau braucht es heute nicht nur technisches Know-how, sondern auch klimaresiliente Konzepte. Investitionen in Brücken, Straßen und Schienen dienen nicht nur der Mobilität, sondern auch der Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. „Ziel ist, die Nachhaltigkeit des Gesamtbauwerks im gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über den Betrieb bis zum Rückbau zu betrachten“, so Strauss. Ein zentrales Mittel dabei ist der Einsatz von Recyclingbaustoffen – Ziegel, Beton und Asphalt werden auf vielen Baustellen bereits wiederverwertet.

Darüber hinaus arbeitet die PORR an Lösungen für schwer recycelbare Materialien wie Gips, Styropor oder Mineralwolle, oft in Zusammenarbeit mit Partnern aus Forschung und Industrie. „Wir recherchieren laufend im Bereich klimafreundlicher Baustoffe und Digitalisierungslösungen. Es gibt auch Dauerbrenner, wo die ganze Branche auf der Suche nach Lösungen ist – zum Beispiel, wie man den Klinker im Zement einsparen und so CO2 reduzieren kann“, erläutert Strauss abschließend.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Go Karli, go green: Wie ein Linzer Startup CO₂-neutrale KI betreibt