18.01.2023

Glacier: Wiener Klimaschutz-Startup sichert sich Millionen-Investment für Deutschland-Expansion

Das Wiener Klimaschutz-Startup Glacier sichert sich für das weitere Wachstum und die Expansion nach Deutschland ein Investment in Millionenhöhe. Glacier Co-Founder und CEO Andreas Tschas hat uns mehr zu den Hintergründen der Finanzierungsrunde erzählt.
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Glacier
Die beiden Glacier Co-Founder Andreas Tschas & Rainhard Fuchs | (c) Mat Photo

Die letzte Finanzierungsrunde für Glacier wurde im Dezember 2021 kommuniziert, wobei sich sich das Wiener Klimaschutz-Startup damals in einer Pre-Seed Finanzierungsrunde 1,7 Millionen Euro an Kapital sichern konnte. Damals beteiligten sich unter anderem die beiden Woom-Bike Gründer Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka sowie Runtastic Co-Founder Alfred Luger. Mehr als ein Jahr später folgt nun die Seed-Finanzierungsrunde, die sich ebenfalls in Millionenhöhe bewegt, wie das Startup Mittwoch bekannt gab. Im Gegensatz zur Pre-Seed-Finanzierungsrunde wird diesmal allerdings nicht die exakte Summe kommuniziert.

Der Lead-Investor First Climate

Lead Investor der jüngste Finanzierungsrunde ist First Climate. Dabei handelt es sich um einen in Deutschland ansässigen Klimaschutz-Dienstleister, der Lösungen in den Bereichen CO2-Management und regenerative Energieversorgung für Unternehmen und öffentliche Auftraggeber anbietet. First Climate entwickelt und finanziert laut eigenen Angaben Klimaschutzprojekte auf der ganzen Welt. Zudem ist das Unternehmen auch in der Beratung tätig.

“First Climate berät seit 20 Jahren Unternehmen, darunter viele DAX-Konzerne, in Bezug auf Nachhaltigkeit und erhielt in der Vergangenheit immer öfter Anfragen zur Weiterbildung von Mitarbeiter:innen. Deshalb sind sie auf uns zugekommen, nachdem unsere beiden Offerings sich sehr gut ergänzen”, so Andreas Tschas, Co-Founder & CEO von Glacier.

Gemeinsam soll nun der strategische Markteintritt in Deutschland vorangetrieben werden. Olaf Bachert, CEO des Glacier Lead-Investors First Climate, ergänzt: “Glacier bietet: anwendungsorientiertes Klimaschutz-Wissen. Daher macht es für uns absolut Sinn, in Glacier zu investieren, und gemeinsam das Angebot innovativer Klimaschutz- Weiterbildungsprogramme weiter auszubauen.”

Glacier gewinnt hochkarätige Investor:innen

Neben First Climate beteiligen sich zudem zahlreiche bekannte Investor:innen, wie Business Angel Hansi Hansmann oder Busuu-Gründer Bernhard Niesner, der 2021 seine Sprachlern-App für 385 Millionen Euro an den US-EduTech-Riesen Chegg verkaufte und über große Expertise im Bereich EduTech verfügt. Dieser Umstand könnte künftig auch für den Ausbau der Weiterbildungsprogramme von Glacier nützlich sein, wie Tschas weiters ausführt.

Weiters mit an Bord ist neben Calm/Storm Ventures auch Frank Dopheide, der die in Düsseldorf ansässige Purpose Agentur human unlimited gegründet hat. Zuvor war Dopheide Sprecher der Geschäftsführung der Handelsblatt Media Group und verfügt laut Tschas ebenfalls über ein großes Netzwerk in Deutschland. Zudem beteiligte sich auch die deutsche Extremsportlerin Anja Blacha, die als jüngste Deutsche alle Seven Summits bezwang und als erste deutsche Frau am anspruchsvollen Achttausender K2 stand. Auch die Pre-Seed Investoren Alfred Luger und die Woom-Bike Gründer investieren erneut.

Glacier legt Fokus auf Climate-Education

Wie Glacier Co-Founder Andreas Tschas im Talk weiters ausführt, soll das frische Kapital in erster Linie in die Weiterentwicklung der Lernplattform investiert werden. Dahingehend möchte das Unternehmen künftig individuelle Learning Journeys anbieten. Die Inhalte reichen von Klimaschutz-Basiswissen für die gesamte Belegschaft bis hin zu Spezialthemen wie ESG-Reporting und -Regularien, Klimakommunikation, Anti-Greenwashing, Energie oder Kreislaufwirtschaft. Die Kurse werden online angeboten und können jederzeit abgerufen werden, wie Tschas erläutert. Mit dem Abschluss der sogenannten Climate Academy können Teilnehmer:innen direkt klimaaktive Schritte im eigenen Unternehmen umsetzen und so zur Dekarbonisierung und CO2-Vermeidung beitragen. Die erlernten Kompetenzen werden dabei durch ein Zertifikat bestätigt.

Die stärkere Ausrichtung auf digitale Bildungsinhalte könnte künftig auch in der weiteren Skalierung des Geschäftsmodells helfen. Seit dem Start im November 2020 adaptierte das Startup sein Geschäftsmodell mehrmals und versteht sich mittlerweile als ein “Climate-Education Startup”, das Bildungsinhalte im Bereich Klimaschutz vermittelt “Wir sind keine Event-Company, sondern in erster Line eine EduTech-Company”, wie Tschas im brutkasten-Talk betont. Ganz ohne Events wird Glacier, dennoch nicht auskommen. So soll es das Flagship-Event “Glacier Climate Week” auch 2023 wieder geben, wobei dies laut Tschas in leicht adaptierter Form erfolgen könnte.

Umsatz & Kund:innen von Glacier

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei das vierte Quartal 2022 das bislang umsatzstärkste Quartal in der Firmengeschichte gewesen, wie Tschas abschließend ausführt. Zudem liege der Fokus in erster Linie auf Corporates, da hier der Pain-Point im Bereich Klimaschutz noch stärker sei, als bei mittelständischen Unternehmen der Fall ist. Zu den Kund:innen des 2020 gegründeten Startups zählen namhafte Unternehmen wie die UniCredit Bank Austria, ÖBB, A1 Telekom, Infineon, ServiceNow und TPA.

Die wirtschaftliche Bedeutung in Bezug auf die Weiterbildung im Bereich Klimaschutz hebt auch Business Angel Hansi Hansmann hervor: “Die bereits sehr erfolgreiche Geschichte von Glacier zeigt, wie viel Potenzial im Klimaschutz steckt. Mitarbeiter:innen in die Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen aktiv einzubinden und diese durch Weiterbildung und die Aneignung der notwendigen Kompetenzen zu befähigen, wird aus Unternehmenssicht entscheidend sein.”


Tipp der Redaktion:

Den aktuellen brutkasten-Talk mit Andreas Tschas zu den Hintergründen der Finanzierungsrunde von Glacier gibt es auch als Podcast zum Nachhören.

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Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie
Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie

Der Anteil fossiler Energieträger bei Heizungen liegt im EU-Schnitt nach wie vor über 75 Prozent. Die Umrüstung muss aber in den kommenden 15 bis 20 Jahren erfolgen. Und dabei erfreuen sich Wärmepumpen immer größerer Beliebtheit. So ein System in einem bestehenden Gebäude zu installieren, kann das aber ganz schön aufwändig werden. EnerCube aus dem Salzburger Seekirchen am Wallersee setzt mit seinem Produkt hier an und wird dabei von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt.

Gesamte Anlage in einem Modul

“Die Installation, Planung und Koordination eines gängigen Wärmepumpen-Systems für ein Mehrfamilienhaus braucht vor Ort zwischen 200 und 500 Stunden. Mit unserem System sind es nur etwa 100 Stunden”, erklären die beiden EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl. Und wie machen sie und ihr aktuell sechs Personen starke Team das? “Wir bauen die gesamte Anlage inklusive Heizraum in ein einziges, bei uns im Werk vorgefertigtes Modul, das etwa so groß ist, wie ein Autoparklplatz und vor dem Gebäude installiert wird”, erklärt Sutterlüty. Es müsse also kein Platz im Gebäude geschaffen werden und man könne auch im Winter umrüsten.

So sieht das Modul aus | (c) EnerCube

Bis zu 40 Wohneinheiten mit einer EnerCube-Einheit

Je nach Ausführung – EnerCube bietet drei verschiedene – können damit bis zu 40 Wohneinheiten beheizt werden – auch in voneinander getrennten Mehrparteienhäusern. “Durch eine optimierte Anordnung des Hydraulik- und Schichtspeichersystems, sowie den Einsatz hochwertigster Anlagenkomponenten, kommen wir auf 36 Prozent mehr Effizienz als durchschnittliche Systeme. Und mit einem FFG-geförderten und patentierten System haben wir den Schall um die Hälfte reduziert, damit die Anlagen selbst in eng bebauten Wohngebieten eingesetzt werden können”, erklärt Sutterlüty.

“Wir bleiben im B2B-Segment”

Aufgrund der Außeninstallation liegt der Fokus von EnerCube aktuell klar auf Mehrparteienhäusern im suburbanen Bereich. “Wir arbeiten aber auch an einer Lösung für den innerstädtischen Bereich”, verraten die beiden Gründer. Klar ist für sie aber: “Wir bleiben im B2B-Segment mit größeren Wohneinheiten. Dort ist unser System richtig skalierbar. Für Einfamilienhäuser gibt es schon kostengünstige Lösungen am Markt – da wollen wir nicht mitspielen. Bei großen Wohnanlagen tun sich andere Hersteller dagegen schwer mit standardisierten Lösungen.”

Großes Immobilienunternehmen erteilt Großaufträge

Und das Konzept geht wirtschaftlich auf. Im Februar 2023 gegründet, kommt EnerCube dieses Jahr auf zehn Module für insgesamt 200 Wohneinheiten – allesamt für ein bekanntes, großes Immobilienunternehmen. Im kommenden Jahr gibt es bereits Zusagen für Aufträge von über 30 Modulen. “Wir haben ein siebenstelliges Auftragsvolumen und sind Cashflow-positiv”, so Riedl.

Bis zu 80 Module im Jahr im EnerCube-Werk

Doch es gibt natürlich auch klare Wachstumspläne. Das maximale Produktionsvolumen in der Werkshalle in Salzburg liege bei 80 Einheiten pro Jahr, sagt der Gründer: “Wir haben auch schon Überlegungen für eine Produktionserweiterung.” Aktuell fertigt das Team seine Systeme hauptsächlich für Deutschland. Zielmarkt ist aber der gesamte DACH-Raum – und perspektivisch noch mehr.

“Ohne aws Preseed wäre das alles gar nicht möglich gewesen”

In der Finanzierung von all dem verzichtete EnerCube bislang auf klassische Startup-Investments. “Die Überlegung besteht aber für die Zukunft, um noch schneller skalieren zu können”, erklärt Riedl. Kapital von außen holte sich das Startup aber durchaus. “Wir haben das Material für unseren Prototypen über aws Preseed finanziert. Ohne das wäre das alles gar nicht möglich gewesen. So konnten wir schon aus der Garage hinaus das Produkt erfolgreich am Markt platzieren”, erzählen die Gründer.

Auch aws Seedfinancing und hilfreiche Workshops für EnerCube

Mittlerweile hat EnerCube auch eine aws-Seedfinancing-Förderung über die Programmschiene Innovative Solutions in Anspruch genommen, um den Ausbau voranzutreiben. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Und auch sonst half die aws dem Startup in mehreren Bereichen weiter, wie Sutterlüty sagt: “Die Workshops waren für uns sehr hilfreich, etwa beim Thema IP. Das hat uns einen klaren Anreiz gebracht, Patente einzureichen und dieses Thema stärker anzugehen.” Denn auch bei der Weiterentwicklung des Produkts, hat EnerCube noch einiges vor.

*Disclaimer: Das Porträt entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws).

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