15.04.2021

Deutschlands Top-HR-Experte: “Der Fachkräftemangel wird mit voller Wucht zurückkommen”

Im Vorfeld der NEW WORK EXPERIENCE hat Gero Hesse, einer der führenden Köpfe für Personalwesen im deutschsprachigen Raum, dem Brutkasten ein Interview geben. Darin erläutert der HR-Experte, worauf sich Unternehmen im Bereich "Employer Branding" künftig einstellen müssen.
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kooperation

Gero Hesse ist Managing Director von Territory Embrace, der Employer Branding-Einheit der führenden deutschen Kommunikations- und Werbeagentur Territory. Zudem wurde Hesse in Deutschland bereits mehrmals zu den “40 führenden Köpfen im Personalwesen“ gewählt und ist als solcher gefragter Speaker rund um das Thema “Employer Branding”. Neben seiner Tätigkeit bei Territory betreibt Hesse einen mehrfach ausgezeichneten Blog und Podcast namens Saatkorn, der Inspirationen für eine bessere Arbeitswelt liefern soll.

Am 20. April wird Hesse bei der diesjährige NEW WORK EXPERIENCE in Hamburg zu Gast sein, die den Zuschauern dieses Jahr komplett digital angeboten wird. Unter dem Motto “Make it work!” werden Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Human Resources die aktuelle Entwicklung der New Work-Bewegung aufzeigen. Zudem gibt es spannende Vorträge und Diskussionen zu relevanten Themen aus der Arbeitswelt.

Im Vorfeld der NEW WORK EXPERIENCE hat der brutkasten mit Hesse ein Interview zum Thema Corona-Krise und New Work geführt. Darin erläutert der HR-Experte, worauf sich Unternehmen im Bereich “Employer Branding” künftig einstellen müssen.

Im Zuge der NWX21 moderierst du eine Talkrunde zum Thema Unternehmenskultur mit dem Titel “Ohne die Pandemie wäre Deutschland noch im Dornröschenschlaf”. Welche Thematiken werdet ihr ansprechen? 

Gero Hesse: Wir sprechen insbesondere darüber, wie die Corona-Situation Themen rund um New Work regelrecht katalysiert hat. Örtliche und zeitliche Flexibilität, Diversität, neue Führung oder die ganze Purpose-Diskussion sind im Kontext New Work ja nichts Neues und waren auch vor der Krise bereits in vielen Organisationen auf dem Vormarsch. Ehrlicherweise wurden die Themen allerdings auch von vielen EntscheiderInnen noch als “nice to have” gesehen. Die Krise hat diese Perspektive deutlich geändert, was man am Besten derzeit natürlich am Themenfeld Flexibilität erkennen kann.

Welche Auswirkung hat die Corona-Krise auf die Unternehmenskultur bzw. die Arbeitswelt?

Gero Hesse: Viele Entwicklungen der letzten Jahre sind durch den enormen krisenbedingten Veränderungsdruck in den Fokus geraten. Remote Arbeiten ist eben in diesen Zeiten ein Muss – und zwar überall, wo es von den Arbeitsabläufen her möglich ist.

Wir erkennen darüber hinaus, dass remote Arbeiten sehr viel mit Vertrauen zu tun hat und alte Kontrollmechanismen nicht mehr funktionieren. Insofern hat die Krise massive Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt, wir erleben einen deutlich Ruck zu einer notwendigen Vertrauenskultur, verbunden damit, dass partizipativ gesteuerte Systeme deutlich anpassungsfähiger sind und dass wir die komplexen Herausforderungen einer globalen Wirtschaft mit divers zusammengesetzten MitarbeiterInnenstrukturen deutlich besser lösen werden können als mit den Monokulturen der Vergangenheit.

Braucht es Krisen und externe Faktoren, um einen Strukturwandel in den eben genannten Bereichen voranzutreiben? Und wenn ja, warum? 

Gero Hesse: Ja, weil sich das Wirtschaften an externen Faktoren, nämlich den Marktbedingungen orientiert. In unserem Kontext vor allem am Arbeitsmarkt, der jahrzehntelang ein Arbeitgebermarkt war und sich in den letzten Jahren so nach und nach zum Arbeitnehmermarkt entwickelt.

Die Krise hat ja die dort bereits vorhandenen Entwicklungen nun deutlich verschärft, auch wenn der Arbeitsmarkt aktuell natürlich unter der Krise leidet, insbesondere in bestimmten Branchen wie der Gastronomie oder dem Tourismus. In vielen anderen Arbeitsmarktsegmenten erleben wir trotz der gerade währenden Krise eine ungebrochene Nachfrage nach Talenten, wie beispielsweise das IAB Arbeitsmarktbarometer gerade im März auch wieder gezeigt hat.

Die eigentlich zugrunde liegenden Megatrends sind der technologische Fortschritt oder anders ausgedrückt, die notwendige digitale Transformation und der demografische Wandel. Beide Trends erleben wir schon seit Jahren, quasi schleichend voranschreitend. Ich bin mir sicher, dass wir nach der Krise erleben werden, dass der Fachkräftemangel mit voller Wucht zurück kommt. Und dass spätestens dann auch deutlich wird, dass die “neuen” Errungenschaften von individualisierterem Arbeiten nicht wieder verschwinden werden.

Stichwort: Home Office & Co. Wird diese neue Arbeitsform auch nach der Corna-Krise weiterbestehen oder werden wir in alte Verhaltensmechanismen zurückfallen?  

Gero Hesse: Auch wenn aktuelle Studien und Umfragen zu belegen scheinen, dass viele Unternehmen nur zu gern zurück zu alten Verhaltensmechanismen in der Zukunft wollen: ich glaube nicht daran, dass sich diese Unternehmen in einer von einem deutlich stärkeren Fachkräftemangel als noch vor der Krise betroffenen Marktumfeld durchsetzen werden können.

Denn warum sollte eine Fachkraft bereit sein, in einem autoritären System, welches auf die individuellen Bedürfnisse keine Rücksicht nimmt, arbeiten zu wollen, wenn es andere ArbeitgeberInnen gibt, die viel moderner aufgestellt sind?

Es nennt sich schließlich Arbeitsmarkt und ich glaube, dass sich langfristig die modernen Ansätze durchsetzen. Zumal in der Krise bewiesen wurde, dass produktives Arbeiten auch remote sehr gut funktioniert.

Was war dein bisher größten Learning, das du im Zuge der Corona-Krise gemacht hast?

Gero Hesse: Dass Vertrauen der wichtigste Wert überhaupt ist. Gerade in Krisenzeiten.


Disclaimer: Der Brutkasten ist Medienpartner der NWX.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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